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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.10.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-10-09
- Erscheinungsdatum
- 09.10.1920
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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v»rse»»latl f. d. Dtsch«. Buchhandel. Redaktioneller Dell. X- 229. 9. Oktober 1920. exemplarc sehr häufig deshalb entgehen, well sl« im Börsenblatt fiir den Buchhandel nicht angezeigt werden. Zwei wertvolle Kunstzeitschristen: »Eos. Dreimonatsschrift für Dichtung und Kunst-, und »Marsyas- sind, obwohl im Berliner Verlag er schienen, nicht an die Staatsbibliothek abgeliefert worden. Von besonderer Bedeutung auch für die wissenschaftliche For schung sind die geheimen, beschlagnahmte» oder aus dem Buch handel zurückgezogenen Bücher; sie sind ein Material, wie es nur die Deutsche Bücherei vermöge ihrer engen Beziehungen zum Buchhandel zusammcnbringen kann. Welches Interesse die Wis senschaft an solchen Seltenheiten hat. lehren Arbeiten wie die durch Hans von Müller in der »Zeitschrift für Bücher freunde- und in der »Deutschen Rundschau- 1918 veröffentlich ten Untersuchungen über »Lessings unterdrückte Schrift gegen Jöcher». Das Gleiche lehren aber auch die täglichen Erfahrun- gen des Auskunftsburcaus. dessen Suchlisten Dutzende solcher un terdrückten Bücher und verlorengegangencn Bruchstücke enthalten. So wurde beim Auskunftsdureau schon im Anfänge seines Be stehens gesucht: Grisar. Hartmann, Doeumenta poullticia s»ec. XII L XIII. Durch die ausgezeichnete Mitarbeit der Universi täts-Bibliothek München gelang es, festzustellen, daß der Titel dieses unvollendeten Tiroler Bullars lauten sollte: Diplomat» pootiticl» »aoc. XII kt XIII. und daß nur 8 Bogen und l Fasc. in Innsbruck bei Wagner gedruckt wurden, die aber wieder makuliert worden sind; nur Prof. Grisar selbst besitzt noch ein Exemplar. Die Deutsche Bücherei wäre in der Lage, eine ganze Reihe von Beispielen solcher zurückgezogenen Bücher, gerade aus der jüng sten Vergangenheit, die ihr aber anverlraul wurden, zu nennen und damit ihre positiven Erfolge auf diesem Gebiete nachzuweisen. Auch unter den von der Deutschen Bücherei bestimmungs gemäß gesammelten amtlichen Drucksachen befindet sich eine Reihe von Veröffentlichungen, die von Rechts wegen auch in unseren wissenschaftlichen Bibliotheken nicht fehlen dürfte. Aufmerksam gemacht durch die Deutsche Bücherei, werden natürlich die in Be tracht kommenden Bibliotheken versuchen, solche wichtigen Ver öffentlichungen nachträglich zu beschaffen. Ihr bisheriges Feh len zeigt aber deutlich, wie sehr die systematische Werbetätigkeit der Deutschen Bücherei, die jedem Auftauchcn einer solchen Druck schrift irgendwo in der Literatur <u. a. auch in der Tagespresse) sofort und mit allen Mitteln ihrer Organisation nachgeht, den analogen Einrichtungen der staatlichen Bibliotheken, bislang we nigstens, überlegen ist. Das positive Maß an Leistungen, das die Dculsck>e Bückprei in den acht Jahren ihres Bestehens zustande gebracht hat, wird schon ersichtlich aus der Tatsache, daß nicht weniger als 22 Werke, die durch die Suchlisten 296—413 des Auskunftsbureaus ver gebens in unseren öffentlichen Bibliotheken gesucht worden sind, sich jetzt, nach dem vor einigen Monaten erfolgten Anschluß der Deutschen Bücherei an das Auskunftsburcau. als in Leipzig vor handen Herausstellen. Da die Deutsche Bücherei sich entschlossen hat, solche Werke, die sich nur in ihren Beständen haben ermitteln lassen, auch nach auswärts zu verleihen, so wird dadurch der Prozentsatz an unauffindbarer deutsck)er Literatur erheblich her abgesetzt und der Wissenschaft unter Umständen ein wesentlicher Dienst geleistet. Wie uns die monatlichen Zeitschristcnzugänge der Deutsche» Bücherei zeigen, enthält das in der Deutschen Bücherei zusam menströmende Material viel sogenannte kleine Literatur, deren Sammlung. Vervollständigung nnd Katalogisierung für die wis senschaftlichen Bibliotheken einen erheblichen Aufwand an Ar beitskraft bedeuten, der nicht immer in rechtem Verhältnis zu ihrer Wichtigkeit zu stehen scheint. Die wissenschastlichc Bedeu tung solcher Drucksachen ist aber den beiden großen Staatsbiblio theken so recht durch ihre Kricgssammlungcn zum Bewußtsein gekommen. Die Kriegs- und Revolutionszeit hat «ine solche Fülle derartiger Veröffentlichungen entstehe» lassen, daß sich ihnen die Notwendigkeit der Werbearbeit und die Ein. richtung von Werbestellen neben den für den Ankauf und die Einziehung der Pflichtexemplare und amtlichen Drucksachen bestimmten Stellen als unentbehrlich auf<> drängte. Die Zeitgeschichte wird dem künftigen Geschicht- I2IS schreibe! nur dann völlig erfaßbar sein, die Zusammenhänge der Ereignisse nur dann in objektiver Klarheit dem Auge des Fvr- scherz bloßgelegt werden, wenn der Wissenschaft auch die kleine Literatur zur Verfügung gestellt werden kann. Schon sllr die frühere Zeit, so die Bewegung von 1848 und den Krieg 1879/71, hat sich bei späterer wissenschaftlicher Bearbeitung ergeben, wie »ncnlbehrltch ihr diese Drucksachen sind, auch scheinbar unbedeu tende. wie Plakate, Einblattdrucke. Fahrpläne usw. Wer den wis- senschaftlichen Wert der kleinen Literatur bezweifelt, lasse sich durch den in der »Deutschen Rundschau- 1914 veröffentlichten Aufsatz des Hallenser Geschichtsprofcssors Fester: -Die Genesis der Emser Depesche- belehren. Dort sagt Fester an einer Stelle: »Ohne die glückliche Erhaltung des Julifahrplans aus Jahrgang I87V von Hendschels .Telegraph' wäre das (d. h. die Feststellung, wann diplomatische Kundgebungen frühestens in den Händen der Empfänger sein konnten) nicht möglich gewesen-, und an einer andern Stelle bedauert er. daß die Kurlisten des Badehotels Klumpp in Wildbad nicht erhalten seien. Man wende nicht ein. daß für die Aufbewahrung dieser kleinen Literatur wie Fahrplänen. Plakaten, Kurlisten u. 8. durch die Bü chereien Vvn Behörden, von Vereinen, durch Spezialbibliotheken wie die des Patentamts, die Bibliothek deutscher Privat- und Manuskriptdrucke u. a. hinreichend Sorge getragen würde. Spe zialbibliotheken suchen zwar auf engbcgrenztem Gebiete alles zu erwerben, was ihnen wichtig zu sein scheint, aber ihre Vermch- rung beruht auf äußerlichen, vom Zufall abhängigen Umständen. Die restlose Erfassung aller Erscheinungen ist auch innerhalb eines kleinen Sammelgebietes, wie der von technischen oder kaufmän nischen Vereinen, industriellen Werken und Firmen herausge- gebcnen Zeitschriften, nur möglich an einer Stelle, deren Organi sation sich nicht bloß auf dem Buchhandel aufbaut, sondern die auch die ausdrückliche, durch keine Nebenaufgabe behinderte Pflicht hat, alle Erzeugnisse des deutschen Buchdrucks zu erfassen und bei sich zu sammeln, und das ist — solange wir kein Reichs- pflichtexemplargesetz haben — die Deutsche Bücherei. Und nun vergesse man schließlich auch noch eins nicht: die großen Verluste, die der Leihbetricb unserer wissenschaftlichen Bibliotheken notgedrungen im Gefolge hat und die sich gerade in der jüngsten Zeit — infolge der zunehmenden Unsicherheit des Verkehrs, der sinkende» Moral unseres Volke? u. a. Ursachen — in erschreckender Weise gemehrt haben. Wir weiden daraus nicht die Folgerung ziehen, daß unsere großen wissenschaftlichen Büchersammlungen in Präsenzbibliotheken umgewandelt werden müssen, denn das wäre ein Rückschritt, der für unsere Wissen schaft von verhängnisvollen Folgen sein könnte. Wohl aber werden wir mit um so größerem Nachdruck darauf Hinweisen, daß auch dieser Umstand das Bestehen einer Anstalt verlangt, die — von einzelnen Ausnahmen abgesehen — grundsätzlich daran festhält, ihre Bücher nicht aus dem Hause zu verleihen. Nur da durch wird dem Untergange unschätzbarer Werte vorgebcugt, nur dadurch wird erreicht, daß vielgebrauchte Werke an einer Stelle Deutschlands in einem Zustande erhalten bleiben, der ihrem in neren Werte entspricht. Gewiß ist cs richtig, daß nach A. v. Harnacks Worten »ein Bibliotheksbuch, das zerlesen wird, ein würdigeres Los gefunden hat als ein Buch, das .in Schönheit lebt', aber niemals gelesen wird-; aber ebenso berechtigt ist die Forderung der unversehrten Erhaltung solcher Bücher, damit auch die Nachwelt aus ihnen Nutzen ziehen kann und damit die zcr- lescnen Bücher auf Grund der gut erhaltenen Exemplare ent weder ganz ersetzt <z. B. durch anastatischcn Neudruck) oder teilweise (durch Photographie einzelner Seiten) wicderherge- stcllt werden können. Die dargelegten Erwägungen haben die Vertreter des deut schen Bibliothekswesens zu dem übereinstimmenden Urteil ge führt, daß die Deutsche Bücherei in ihrer jetzigen Selbständigkeit bestehen bleiben mutz, und nicht der letzte Grund für unsere Stel lungnahme ist das Interesse, das die Wis. senschast an der Sammelarbeit der Anstalt !hat. Solche Auswege und kleinen Mittel zu ihrer Erhaltung, wie die Verschmelzung mit der Leipziger Universitätsbibliothek,
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