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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.03.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-03-26
- Erscheinungsdatum
- 26.03.1920
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- Deutsch
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- Saxonica
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65. 26. Mär^ 1926 Redaktioneller Teil. — nicht etwa ln der Amtstätigkeit, sondern nur in einer öffentlichen Volksversammlung — für die Ncpnkilik eingetretcn, so wäre er sicher entlassen worden. , ^ ^ F (Sehr wahr! bei der Sozialdemokratischen Partei - Nnfe rechts: Und heute?) Heute ist auch der Lehrer wie jeder andere Beamte als Privatperson in religiöser und politischer Beziehung völlig frei. Die Negierung darf cs aber unter keinen kimständen dulden, das; die republikanische Staatsform in irgendeiner Schule angegriffen und die monarchische Gesinnung gepflegt wird. In dieser Beziehung mns; sie unnachgiebig sein. (Sehr richtig! bei der Sozialdemokratischen Partei) Schon aus diesem Grunde allein kann sic es nicht dulden, das; die bisherigen Geschichtsbücher, die nach ihrer Anlage und nach ihrem In halt die monarchische Gesinnung pflegen, weiter im Klassennntcrricht benutzt werden. Ihre Anschaffung darf von Schülern und Schülerin nen nicht mehr verlangt werde»; es muh dafür gesorgt werden, das; die Schüler und Schülerinnen, die von diesem Ncchte Gebrauch machen, deshalb in keiner Weise geschädigt werden. Cs mns; auch angcordnet werden, daß noch vor Ostern den Schülern und Schülerinnen mitgeteilt wird, das; niemand gezwungen ist, sich die bisher vorgeschriebcnen Lehr bücher für Geschichte zu kaufen. (Sehr gut! bei der Sozialdemokratischen Partei) Darauf kommt es besonders an, wenn der Crlas; nicht bloß ans dem Papier stehen soll. Herr Kollege Di-. Boelitz fürchtet von dem Erlas; das Einreißen einer Verwilderung, ja der Anarchie des Geschichtsunterrichts. Diese Anarchie ist meiner Meinung nach längst in den Schulen cingcrissen. Anarchie besteht darin, das; der gesetzmäßig geäußerte Wille der ge setzmäßig Herrschenden nicht beachtet wird. Und da mus; mau doch sagen, das; gerade an den höheren Schulen sehr viel grundsätzliche Sabotage gegen die Ncpublik getrieben wird. (Hört, hört! und Sehr wahr! links) Die sittliche Freiheit besteht darin, daß innerhalb der gesetzmäßigen Schranken jeder nach seinem eigenen Gewissen verfahren kann; und diese sittliche Freiheit steht auch nach den, Erlaß der Negierung, den Geschichtslchrerir zu Gebote. Es wird fiir diese recht nützlich sein, wenn sie einmal gezwungen werden, über die Methodik ihres Unter richts selbst gründlich nachzndeuken. Der Herr Ministerialdirektor hat ja in seinen glänzenden Aus führungen Mittel und Wege-genug gezeigt, wie man sich als Lehrer helfen kann. Der Wert des bisherigen Geschichtsunterrichts ist mir persönlich so problematisch, daß ich der Meinung bin. es wäre auch nichts verloren, wenn für die Übergangszeit der Geschichtsunterricht ^anz wegfiele ^ (Hört, Hort! und Zurufe rechts) — Nein, nicht alles, aber dieser bisherige Geschichtsunterricht hat die Leute nur verdummt. Es ist nun charakteristisch, daß der Vorstoß gegen die Beseitigung der bisherigen Lehrbücher für Geschichte hauptsächlich unter Hinweis auf Schädigung gewerblicher Interessen erfolgt. Dieselben Leute — ich behaupte nicht, daß Herr Kollege Di- Boelitz zu diesen gehört —, die ohne Czewissensbedenkcn zu einem Kriege ihre Zustimmung geben oder gar Hetzen, von dem sie genau wissen, daß Millionen ihrer eigenen Landsleute dadurch in unsägliches Elend der mannigfachsten Art ge stürzt werden, diese Leute machen gegen die notwendigsten Fortschritte Front, iveun dadurch GcwerbSintcressen geschädigt werden. Es ist ja bekannt, daß nicht nur die Berlagsbuchhändler, sondern auch viele mit ihnen liierte Lehrer, Oberlehrer usw. durch die Anfertigung von Lehr büchern ungemein viel Geld verdienen. Ebenso bekannt ist cS, daß die Eltern im allgemeinen viel zu viel Geld für die Lehrmittel bezahlen und daß besonders die Beamten mit ihrem meist kärglichen Einkom men schwer geschädigt werden, wen,! sie versetzt werden und ihre Kinder an dem neuen Orte ganz neues Schulmaterial brauchen. Besonders die höheren Mädchenschulen zeichnen sich in diesem Punkte, und znmr wieder ganz besonders auf dem Gebiete des CleschichtsunterrichtS aus, wenn auch in anderer Beziehung anzuerkcnnen ist, daß die Lehrbücher für Geschichte, wie sie an Mädchenschulen gebraucht werden, im allgcmci- neu wohl besser sind als die für Knabenschulen. Ein Eingreifen wäre hier längst nützlich gewesen und ist heute unbedingt notwendig. Herr Kollege l)r. Boelitz spricht von der drohenden Vernichtung von Mil- lioneuwcrten. Material geht doch auf keinen Fall vcrroren, sodaß volkswirtschaftlich kein Verlust entsteht. Ideelle Verluste werden meiner Meinung nach dabei auch nicht zutage treten. ES bleiben nur die Gewinnverluste für eine beschränkte Anzahl von Personen, denen ein großer Fortschritt für die Gesamtheit und auch Ersparnisse für viele Eltern mit beschränktem Einkommen gegenüberftcheu. Vir ersuchen daher das Ministerium, unter keinen Umständen sei nen Erlaß zurlickzunehmeu. ES wird nichts schaden, ivenn in dieser Zeit des Überganges der Geschichtsunterricht ohne Lehrbücher erteilt wird. Desto größer wird die Möglichkeit sein, die neuen Lehrbücher ganz nach dem Wunsche der fortgeschrittenen Schulmänner zu gestalten ilnd auch gleich in der neuen Rechtschreibung herauszugeben. (Lachen rechts) Zum Schluß möchte ich nun die Forderungen verlesen, die der Bund entschiedener Schnlrcsormcr für die Erneuerung des Geschichts unterrichts ausgestellt hat: Es ist verboten, Lescstücke, Gedichte und Anekdoten zu behan deln, die darauf angelegt sind, die Einzelpcrsönlichkcit — losge löst von der Zeit — mit einem Nimbus zu umgeben. Von einem Geschichtsunterricht ist in Sexta und Quinta (4. und 5. Schuljahr der Lyzeen) abzusehcn. In der Quarta (6. Schuljahr der Lyzeen) u»erdcn im Geschichtsunterricht die Biographien solcher Persönlichkeiten der neueren Zeit dargestcllt, die sich auf irgendeinem Hauptgebiet der menschlichen Kultur arbeit als Führer ihrer Zeit erwiesen haben. Die Mittelstufe (Oberstufe der Lyzeen) beschäftigt sich nur mit der Neuzeit und soll sich historisch-politische und kulturelle Kenntnisse erwerben; die Oberstufe (die Oberlyzeeu und verwandte Anstalten) behan delt die gesamte europäische Kultnrentwicklnng unter soziologi scher Vertiefung. Zum Zwecke einer völligen Umgestaltung der Lese- und Ge schichtsbücher sind amtliche Kommissionen zu bilden, deren Mit glieder auf ein Jahr vom Unterricht zu beurlauben sind, und die völlig neue Entwürfe für Lesebücher und Geschichtsbücher ein zureichen haben. Unter diesen Arbeiten werden die geeigneten amtlich cingcführt. Ich empfehle diese Vorschläge dem Ministerium zur dringenden Erwägung. (Bravo! links) (Fortsetzung folgt.) Rath. Philipp, kidllotliecs SckemIKIIIsns Ein V-:. zetchnls der Ausgaben und Übersetzungen des Peter Schlemthl. Nebst neun unveröffentlichten Briefen Cha- missos und einer Einleitung. Mil 6 Bildbeilagen. Berlin >919. Verlag von Marlin Breslauer. Es wurden 299 Stücke hcrgeflcllt. davon 40 in einer Vorzugsausgabe auf Büttenpapier. 4". 9L S. (Biographien und Studien. Hcrausgegcben von Marlin Breslauer. I.) Ladenpreis Pappdd. ./k 40.—, 30.- no. Die neue Lammt,mg mild mit dieser sorgfältigen Arbeit Raths auf das oortcilhasieste eröffnet. Tie enthält drei sehr gründliche und anregend geschriebene Aussätze über die Ausgaben, die Übersetzun gen und die .Illustrationen des Peter Schien,ihl. neu» unveiösstniltchie Briese Ehamissos, die bis auf einen (au K. Reimer und S. Hirzels an seinen Perlener Lchrag gerichtet sind, und endlich die Bibliographie, die die bis 1918 erschienenen Ausgaben »nd Übersetzungen des Peter Schic,»ihl, insgesamt 188 Nummern, verzeichnet. Dabei zeigt sich wieder, >v,c sehr die hiugcbeude, liebevolle Tätigkeit des Sammlers solchen Arbeite» zustatten kommt: von den beschriebene,, Ausgaben sind die Iveitaus meisten im Besitze des Verfassers, Für uns Buchhändler sind von besonderem stntercsse die Briefe tlhamissos an stohaun Leon hard Lchrag in Nürnberg. Tiefer war auch der Verleger stougu, s, der offenbar die Verbindung vermittelt hat. Die erste Auslage des Schle- mihl erschien bei ihm >814, die ziveite erst 1827, also ziemlich spät für ein so erfolgreiches Buch, das alsbald zu einer Art europäischer Be rühmtheit gelang« ,var. Dabei betrug die Auslagczahl vermutlich nicht mehr als 739 vrcmplare. Das war damals für solche Bücher eine beliebte Ziffer: auch khamissoS Gedichte erschienen in 7öv Exemplare», -Was die Honorare betriff!-, schreibt Chamisso, -so überlasse ich solche gänzlich ,Ihrer Bestimmung, Zch habe nicht die Börse des Krane», und freue mich desto mehr an dem Klange des Goldes, wenn es sich ereignet, dass ich ihn z» hören bekomme — aber das ist keineswegs der Ton, dem ich nachgche.- Beim Erscheinen der 8. Auflage (1888) wäre cs beinahe z» einem Zerwürfnis gekommen. Reimer und Hirzei, die Znhabcr der Aeidmannschen Buchhaudlung, »feine jungen Freunde., wie Ebamisso sic nennt, hatten inzwischen dessen Gedichte verlegt und den Wunsch geäußert, auch den Lchlemihl zu besitzen. Dem „rsprüng. itchen Verleger gegenüber war cl» solches Ansinnen damgls so mistsich wie heute. Schräg zeigte sich den» auch ziemlich »erbittert -, aber der noblen Sinnesart EhamissvS gelang es bald, den Frieden wieder her- Lnsteilen. Zn der Gesamtausgabe sollte Schlemihl »nur als integrieren- der Theis des grösseren Ganzen, nicht aber für sich getrennt angeboie« 277
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