V 41. 19. Februar I9IY Fertige Bücher Was ist das Leben? ^)?a< ist daS Leben? Eine Melodie, Die jeder spielt auf seine eigne Weise Der fingt, der summt, der pfeift, der trommelt sic. Der schreitundbrttllt, ein andrer brummt sie leise. Auswendig weiß sie Adel, Bürger, Bauer. Und überall erklingt ist daS Leben? Oft ein schweres Amt Mit niedrem Lohn und bergehoher Pflicht. ES zu versehen, bleiben wir verdammt, Obgleich dazu die Kraft uns meist gebricht Und Urlaub nie; selbstbeidem triftigsten Grunde Wird er verschoben bis zur Sterbestunde 'Wo« ift da« reden! Eine große Zeitung, Die massenweise täglich ausgetragen, Zu zielbewußter, schlauer Irreleitung Zn ungelösten wichtig ernsten Fragen. Der Redakteur, der Drucker und Verweser Belügen alle die geduld'gen Leser. ^VaS ist das Leben? Entwurf nur und Skizze, Woran wir täglich ändern und berichten Nach Stimmung, Fassung, Standpunkt, Siye Und je nachdem wie wir das Ding belichten. BiS dann der „Meister", unsrer Arbeit satt. Zur Mappe legt das ganz verfehlte Blatt **Ü?aS ist daS Leben? Fahrgelegenheit Zu hohen Zielen, die von ferne winken Wir fahren loS, doch schon nach kurzer Zeit Schläft ein der Kutscher und die Pferde hinken. Ganz langsam geht's, gezogen wie von Schnecken Und endlich bleibt im Dreck der Wagen stecken ^2?aS ist daS Leben? Oft nur bittrer Lohn Auf wahres Recht und freie Menschenwürde Nur Zwang und Knechtschaft aller Mühe Lohn. Für Fleisch und Schaffen immer neue Bürde .Dem Tüchtigsten und Besten freie Bahn" Bleibt für die Meisten ewig leerer Mahn. ^2?aS ist daS Leben? Rede nur um Rede Von hoher Kanzel tätlich losgelaffen: .,Du darfst! Dusollst! Dumußt!" So lautet jede: Doch nie ein Wort, wie man eS anzufassen. Vor jedem Amen donnert's dann: „Bei Strafe!" Und eingeschüchtert stehn wir wie die Schafe. ^VaS ist das Leben? Eine Zspfelmüye, Die unS gezogen tief auf Aug und Ohren, Daß nicht zu arg uns schrecken Schlamm u Pfütze Zn die der Zufall uns hierher geboren. Die Quaste lustig ums Gesicht unS baumelt Und fröhlich dumm man harmlos weitertaumelt ^2^aS ift das Leben? Oft ein trübeS Bild, Schlecht im Entwurf, in Zeichnung, Untermalung; Zn Farbengebung Pinselführung wild' Und doch verlangt d.„Meister"strengBezahlung. Er drängt uns auf die wüste Schmiererei, Kein Widerspruch, kein Entschluß steht uns frei. ^Ü?aS ist daS Leben? Nur ein ew'ges Warten Ein stilles Lösten, daß es besser werde, Bis wir erkannt, daß wir vergeblich harrten- Und stumm uns sehnen weg von dieser Erde. Dann bauen auf den Limmel all die Frommen... Ob sie wohl einst auf ihre Rechnung kommen?! Aus ^2?aS ist das Leben ^ Nichts als ein Versprechen, Das unS das Schicksal stets „auf morgen" gibt. Gleich mit dem Vorsatz doch sein Wortzu brechen Und ganz zu handeln wie es ihm beliebt Von A bis Z Verheißung nur und Phrase Mit Eid- und Wortbruch führt's uns an der Nase. ^VaS ist daS Leben? Ewiges Rätselraten Mit falscher Lösung und verfehlten Schlüssen. Mit wenig Vorteil und mit reichem Schaden. An Fremden arm und kärglich an Genüssen. Und wer die Lösung doch einmal gefunden, .Wird um den Preis am Ende noch geschunden ^^2?aS ist daS Leben? Eine Tenne meist, Wo leeres Stroh man immer wieder drischt. Wo Dürre herrscht und hungrig bleibt der Geist Weil keine Nahrung ihn belebt, erfrischt. Mit solchem Drusch man sich die Zeit vertreibt.. Mas Wunder dann wenn leer die Scheuer bleibt?! ^Ü?aS ist das Leben? Nichts als Seifenblasen. Die groß und klein vor unserm Blick entstehn. Buntschillernd locken und vor unfern Nasen Zn Nu zerplatzen und in Nichts vergehn Dann bläst gleich andre uns des Schicksals Pfeife, So wohlfeil ist ja Wasser, Luft und Seife. Was ift das Leben? Aphorismen von Maximilian Rudolph Schenk Das Werk umfaßl I I Bogen, hat grüne» Teja-Bezug und Goldprägung 'Preis gebd. M. 7.50 ord., M. 5.50 no. ^ Partie 11/10 Exemplare (Einband netto) ^ ^ (Zettel anbei) Kurt Vieweg s Verlag, Leipzig Postscheckkonto 59295