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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.01.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-01-27
- Erscheinungsdatum
- 27.01.1920
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Redakttoneller Teil. X- 21, 27. Januar 1920. vergebens gewesen, daß die vielen Menschen nicht nutzlos ge- opseri, daß Friede, Gluck und Segen unserem Volke beschicken sein mögen. So sind stets die Berichte des Vorsitzenden bei den Versammlungen zu Mannheim, Karlsruhe, Landau ausgeklun- gen, und noch im vorigen Jahre in Ofsenburg, als wir doch schon recht Pessimistisch waren, glaubten wir uns noch der Hoss- nung hingeben zu dllrscn, daß uns ein annehmbarer Frieden beschicken und daß der Feind nicht unsere Grenzen überschreiten würde. Diese Hoffnungen sind leider allesamt nicht in Erfüllung gegangen, wir haben nicht nur Elsaß-Lothringen verloren, große Gebiete im Osten und Norden sind dem Feinde ausgeliefert, an eine Vereinigung mit Deutsch-Österreich, von der wir iräumien, ist nicht zu denken, und weile Strecken des Reiches, so das ganze linke Rheinufer, sind vom Feinde besetzt. Unsere Pfalz, die wir im Vorjahre wieder enger an unfern Verband gekettet haben, ist in den Händen der Franzosen, und selbst aus badischem Boden übt der Franzmann seine Herrschaft aus, und was das heißt, weiß nur der, welcher diese Vergewaltigung am eigenen Leibe empfindet. Baden ist Grenzland geworden, und was dar bedeutet, wer den wir im Lause der nächsten Jahre noch deutlich zu spüren haben; vor allem dürfen wir nie vergessen, daß unser ganzes Land im Bereiche der französischen Geschütze liegt, und daß es jeden Tag wieder ein Tummelplatz der Feinde werden kann, wie im 17. und 18. Jahrhundert. Was damals diese Lande er- buidei, davon künden die Burgen aus den Höhen, melden uns die Chroniken der Städte, vom Odenwald dis zur Schweizer Grenze sind Städte und Dörfer mehr als einmal vom Feinde zerstört, ist die Kultur vernichtet worden. Aber auf jene trüben Zeiten waren bessere gefolgt, und seit hundert Jahren hatte kein fremdes Krtcgsvolk mehr deutschen Boden betreten. Wir waren ein mächtiges, tüchtiges, aber auch ein gefürchtetes und gehaßtes Volk geworden. Wir konnten stolz auf unsere Entwicklung sein, auf die Blüte von Handel und Ge werbe, Technik und Wissenschaft, aus unfern Reichtum, aus unser Heer und unsere Marine, wir waren es vielleicht zu sehr, wir hielten uns für tüchtiger und vortrefflicher, als wir es waren, und daher kam unser jäher und furchtbarer Fall. Wären wir ge schlagen worden, hätten wir nach verlorenen Schlachten unser Land dem Feinde überlassen müssen, so hätten wir uns damit absinden müssen, aber daß wir, ein unbesiegter Volk, durch Ver räterei, durch geheime Wühlarbeit, durch Bestechung zusammen- brechen, daß wir unser Selbstvertrauen verlieren, daß wir feige und mutlos alles >m Stich ließen, alles zerstörten, das ist das furchtbarste Geschick, das ein Volk treffen kann. Das ist der Fluch, daß wir vielfach zu wenig deutsch dachten und fühlten, daß einem großen Teile unseres Volkes der Begriff Vaterland etwas fremdes geworden war, daß wir zu sehr von Völkerver brüderung, von Internationalismus träumten, daß sich dieser zersetzende Geist in der Presse, in der Literatur überall bemerk bar machte, daß ein großer Teil unserer Jugend von diesem Geist beseelt war und leider noch ist, einem Geist, der dem deut schen Charakter nicht angeboren ist und den wir leider dem fremden Einschlag verdanken, der immer stärker wird und zer setzend auf allen Gebieten, in allen Parteien wirkt. Gerade wir im Buchhandel hätten vielleicht diese Gefahr ahnen können, machte sich doch eine gewisse Literatur immer mehr und mehr bemerkbar. Einsichtsvolle haben auch versucht, sie zu bekämpfen, ich erinnere an unser liebe» Mitglied Herrn Ackermann, Konstanz, der furchtlos aus diesen Eiterherd gewiesen hat, aber leider auch fruchtlos, denn es würde eine Hcrkules- arbeit sein, hier durchzudringcn, und der Buchhändler ist weder ein Herkules, der den Mist in der Literatur völlig auskehren, noch ein Siegfried, der den giftigen Drachen, der unser Volk verdirbt, erschlagen kann. Der Unglückstag des 9. November, der uns nach der Ansicht der jetzigen Machthaber zwar das Heil, die Er lösung von der Tyrannei bringen sollte, hat uns, darüber sind sich wohl die meisten Deutschen jetzt einig, einen Zusammenbruch gebracht, der sich täglich mehr und mehr bemerkbar macht. Unser! Handel ist in Gefahr, ganz vernichtet zu werden, unsere einst so! glänzende Industrie brich! mehr und mehr zusammen, es werden Handel und Gewerbe Lasten auferlegt, die schließlich alles ver- nrch.en werden; durch die Besetttgung der Aurorilät, die Aus lösung des Heeres ist eine Unsicherheit entstanden, die jeden Tag wieder die schlimmsten Folgen zeitigen kann; wir gehen einem Winter entgegen, der furchtbar werden wird; Heizung, Beleuch tung fehlt, Lebensmittel werden sehr knapp werden, obwohl die Getreide-, Obst- und Kartoffelernte im allgemeinen gut war. Die Arbeitsunlust ist das schwierigste Problem unserer Tage, und das Heer der Arbeitsscheuen, das noch ständig wächst, bringt uns um unsere Ersparnisse, um unfern Verdienst, um Haus und Brot. Wenn nicht bald eine Diktatur kommt, die sich soviel Autorität erzwingen kann, daß wieder gearbeitet wird, geht alles zu- gründe. Wohl nie ist ein Wort angebrachter für unsere Zeit gewesen, als Carlyles »Arbeiten und nicht verzweifeln» oder Lhotzkys »Arbeiten, nichts als arbeiten«. Im deutschen Buchhandel haben diese Worte stets Widerhall gefunden, der deutsche Buchhändler ist in seiner großen Mehr- zahl stets ein Arbeitstier gewesen und wird es bleiben, und wir sind stolz darauf; trotz der Schwere der Zeit, trotz der Un- sicherheit der Lage ist der deutsche Buchhändler unablässig be müht gewesen, seinen Platz, den er sich im Geistesleben der Well errungen hat, zu behaupten. Sorglose Stunden haben wir aber wahrlich nicht gehabt, der Buchhandel hat Erschütterungen durch gemacht, macht Erschütterungen durch und wird Erschütterungen durchmachen, die sehr leicht seinen Ruin herbeiführen können. Die Stellung Leipzigs als Mittelpunkts des deutschen Buch, Handels, wie sie sich auf der Bugra I9l4 so stolz Icnnzeichnete, ist aufs schwerste bedroht; die Lohnforderungen der Angestellten, ich will hier nicht erörtern, ob sie berechtigt waren oder nicht, sind in ihren Folgen von der schwerestwiegenden Bedeutung für den ganzen deutschen Buchhandel; die Leipziger Spesen weiden immer größer und größer und werden eine immer stärkere Ab wanderung von Leipzig zur Folge haben. Sache der Kreis- und Ortsvcreine muß es-sein, dies zu verhindern; wir können Leipzig als Mittelpunkt des Buchhandels vorerst nicht entbehren, und es würde eine Katastrophe im Buchhandel geben, wenn die großen Kommissionsfirmen, und dies stand nahe bevor, ihren Betrieb überhaupt schließen und ihren sämtlichen Kommittenten kündigen würden. Es ist Tatsache, daß die übrigen Leipziger Kommis- sionssirmen nicht in der Lage gewesen wären, diese große Zahl von Kommittenten aufzunehmen, was dieses aber, abgesehen von dem finanziellen Zusammenbruch vieler Handlungen, bedeuten würde, muß man sich vor Augen führen. Bei neuen unerfüll baren Forderungen der Angestellten müßte man sich allerdings mit der Tatsache abzufinden suchen. Jetzt rächen sich diese Ring- btldungen, die der Sortimenter schon seil langem mit Bangen beobachtet hatte und die sich leider auch mehr und mehr im Ver lag bemerkbar machen und eine Gefahr für das Sortiment zu werden drohen, aus jeden Fall aber ein unbehagliches Gefühl auslösen. Schon im Vorjahre betonte ich, daß der Buchhandel in einer Umwandlung begriffen sei, daß das L cond.-Lager mehr und mehr schwindet, daß sich in der großen Hauptsache das Lager nur noch aus bar bezogenen Artikeln zusammensetzl und daß der Sortimenter sich gezwungen sieht, stets mit großen Bar mitteln zu arbeiten. Mehr und mehr ist die Vierteljahrsrechnung etngcfiihrt, in gewisser Weife, ebenso wie der veränderte a cond.- Bezug, ein Vorteil, wenn nicht die Verschlechterung des Rabatt» und der Bezugsbedingungen damit Hand in Hand gegangen wäre, obgleich der Verlag durch die sofortige oder in kurzen Fristen erfolgende Bezahlung seiner Lieferungen unstreitig große pekuniäre Vorteile hat. Nun wird vielfach, sowohl vom Verlag aus wie auch in der Presse, hervorgehoben, das Sortiment mache glänzende Geschäfte, erziele Umsätze, wie es sie früher nie gekannt, und mache dadurch erheblich höhere Gewinne.es sei daher geradezu frevelhaft, wenn es neue Tcuerungszuschläge beantrage. Diese Behauptung klingt aus den ersten Blick ganz überzeugend, und sehr viele, nur nach dem Schein urteilende Sortimenter sogar, stimmen ihr zu. Die ganze Rechnung hat aber ein Loch oder vielmehr recht viele Löcher. Gewiß, der Gesamtumsatz ist größer, das wird niemand ableugnen können; cs mag auch für manch« Geschäfte stimmen, dab der Barverkauf jetzt an einem einzelnen Tage besser
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