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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.07.1911
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1911-07-19
- Erscheinungsdatum
- 19.07.1911
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- Deutsch
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- Saxonica
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Zk 165, IS. Juli 1SI1. Nichtamtlicher Teil. GörsKülLll f. d. DtzchU. vuchhaAö«5. 8405 verlangen und seinerseits erfüllen wolle, beweist ihr an den Konkursverwalter gerichtetes Schreiben vom 3. September 1910, in dem sie ihrerseits eine bestimmte Erklärung des Konkursverwalters verlangten, beweist aber auch die dilatorische Antwort des Konkursverwalters, aus welcher zu entnehmen ist, daß der Konkursverwalter die abzugebende Erklärung erst von einem cinzuholendcn Be schluß der Gläubigerversammlung abhängig machen wollte. Gerade das letztere zeigt am deutlichsten, daß der Konkurs verwalter vor dem 8. September 1S10 das Verlangen der Erfüllung noch nicht zum Ausdruck gebracht hat, somit auch durch konkludente Handlungen nicht zu erkennen gegeben haben kann. Da somit der Konkursverwalter durch sein Nichtant worten auf das Schreiben vom 3. September 1910 das Recht, aus Erfüllung des Verlagsvertrages zu bestehen, ver loren hat, hat er es späterhin auch auf die Klägerin nicht übertragen können. Die Klage ist daher mit Recht vom Vorderrichter, welchem der Senat in allen seinen Ausfüh rungen beitrilt, abgewiesen. Die Berufung mußte hiernach zurückgcwiesen werden.« 8. IV. Buchhändlers Lehrjahre. Ein Beitrag zur Geschichte des Buchhandels und zur Kulturgeschichte überhaupt. Zugleich eine Charakterschilderung von Wilhelm Hertz und Ferdinand Springer. (Fortsetzung zu Nr. ISS, ISS u. 184 d. Bl.) Wurde sich Springer des Nutzens der Kleinarbeit bald bewußt, verstand er es Ballen auszupacken, Bücher auszu zeichnen, Pappen und Makulatur auszustreichen, die Bind fäden je nach ihrer Stärke zusammenzubinden und zu Knäueln zu wickeln, die Bücher noch den Angaben des Chefs zu versenden und immer von neuem in die Welt zu senden, die Listen der Zeitschriften zu führen und bei der Aus lieferung des Verlages zu helfen, so sagte ihm doch der Ver kehr mit der vornehmen Sortimentskundschaft viel mehr zu. Stets war er aus dem Sprung, bedienend einzugreifen, und verstand es meisterhaft, den älteren Lehrling hier ziemlich kaltzustellen. Eine natürliche Redegabe unterstützte ihn in der Bedienung der Kunden nicht unwesentlich, und wenn es einmal haperte — und wo geschähe dies nicht! —, da war er denn auch nicht gerade verlegen, und schließlich war der ältere Kollege dann immer noch gut und auch gutwillig genug, ihm ratend und helfend zur Seite zu treten. Aber er wurde ein flotter Verkäufer und wußte sich insbesondere bet den jungen Damen in Gunst und Ansehen zu setzen. Andrerseits behagte ihm das Einholen von Sortiment mit dem sogenannten Suchbuch gar nicht, und den zwei maligen Gang nach der Bestellanstalt haßte er mit be sonderer Inbrunst. Der Chef wußte eben nicht oder wollte nicht wissen, was es mit diesen Gängen bei Regen, Schnee und Frost auf sich hatte, und es darf wohl behauptet werden, daß dieser Teil seines Erziehungssystems zu berechtigten Be anstandungen Anlaß geben konnte. Indes waren diese Gänge nun einmal eingeführt, und zudem hatten sie sich mehr oder minder unbewußt zu einem Übeln Umfang ausgewachsen. Aber ihre Tage waren nun doch gezählt. Springer kam eines Tages mit einem Dienstmann ge trottet, der die vielen Beschlüsse insbesondere von der Firma Gustav Hempel mit der ewigen Fortsetzung von Zimmer manns Wundern der Urwelt trug. Der Dienstmann erhielt von ihm aus Eigenem seine Entlohnung, er aber vom Chef ein Gesicht, das auf Sturm deutete. Am nächsten Tag ein Börsenblatt sttr den Deutschen Buchhandel. 7S. Jahrgang. gleiches, nur daß selbiger Dienstmann aus der Portokasse befriedigt wurde. Wiederum bezwang der Hochgebietende seinen Unmut meisterhaft, die Krisis aber wurde nunmehr unabwendbar. Tage vergingen, Springer aber ließ den größten Teil der Beischlüsse auf der Bestellanstalt liegen; dort lagerten ihm die Wunder der Urwelt gut genug. Dann aber kam er bald darauf bei einem furchtbaren Regenwetter wieder mit dem Dienstmann zur Seite, der einen riesigen Haufen Pakete, alle mehr oder minder naß und durch triefenden Straßenschmutz verschönt, zusammengeschnürt trug: sie waren ihm, Springer, in der Charlottenstraße vor der Buchhandlung W. Weber in den Kot gefallen. Eine gute Ausrede ist zwar drei Batzen wert, aber das Donnerwetter, das über den Ärmsten losbrach, war auch nicht Übel. Die Entlassung ins elterliche Haus war natürlich das erste und mindeste, was in Aussicht gestellt wurde, und alle Angestellten taten, als wären sie höchst gespannt, wie die Katastrophe enden werde. Der Chef sprach dann kein überflüssiges Wort mehr, die Gehilfen zeigten sich sehr reserviert, der ältere Lehrling, dem der Kopf wie immer gleich mitgewaschen wurde, dachte sich bei emsiger Arbeit dies und das, und Ferdinand tat, indem er den schon er wähnten unnatürlichen Ernst aufwies und einen Kopf wie ein Professor machte, ein gleiches. Da tat sich die Laden tür auf, Vater Julius Springer trat ein und grüßte wie immer mit seinem seriösen Baß: Guten Abend, meine Herren! und dann, zum Chef gewandt, gleichfalls wie immer: Guten Abend, Wilhelmus! (Er hätte auch und vielleicht noch besser Wilhelme sagen können.) Dabei ließ ec nach seiner Gepflogenheit lächelnd die Augen über uns alle und das Geschäft schweifen und trat zum Freunde. Der aber dankte kühl und gemessen und lud ihn in sein Privatkonto!, wo eine lebhafte Auseindersetzung folgte. Jener heftig und aufbrausend, dieser gemessen und kühl. Nach einer ge raumen Weile tat sich die Tür wieder auf: Guten Abend, Wilhelmus! und Guten Abend, meine Herren! Bei dem Gruß an uns aber lachte der alte Springer auf ganz ab sonderliche Art den Gehilfen zu und empfahl sich. Von seiten des Chefs, der sich aber offenbar weidlich ärgerte, erfolgte kein ^weiteres Wort mehr, doch am nächsten Tag nachmittags wandelte einer der Laufburschen nach der Bestellanstalt. Dabei verblieb es fortan, und zwar mit vollem Recht. Nach solchen Vorkommnissen wurde gearbeitet, daß die Hände nur so flogen. Man hatte zwar ohnehin immer sein Pensum, aber es war ratsam, zu zeigen, daß der Tag zum Schaffen und nur zuweilen die Stunde zur Tollheit da war. Es war oft eine gewisse Ableitung der schwülen Atmosphäre wünschenswert, und die brachten am wohltuendsten liebe Besuche beim Chef. Da war eine so wunderschöne wie junge und liebenswürdige Base des Herrn, Frau Susanne R., der er mit ritterlicher Galanterie begegnete und die ihm im Nu die Falten auf der Stirn glättete. Sie war in der Tat der Helle Sonnenschein und hinterließ ihn; auf ihre Fürbitte hätte er wohl den schwersten Verbrecher begnadigt. Anders ihr Herr Gemahl, der sicherlich die Lehrlinge verpetzte, wenn er ihnen auf ihren Gängen mit der Erstlingszigarre im Munde begegnete. Er war ganz Staatsanwalt in Ilions Mauern und außerhalb. Springer, der wenigstens damals ein schwacher Raucher war, begehrte bei einer dieser Denun ziationen nicht ganz mit Unrecht ktäftig auf und ließ es sich nicht nehmen, daß er auf der Straße doch wohl rauchen dürfe und diese Anzeigen nicht recht fair seien. Das wurde ihm dann auch ferner nicht bestritten. Ebenso willkommen waren die Besuche der bejahrten Alwine Frommann, die sich, wenn das Gedächtnis nicht trügt, nach berühmtem Muster damals Allwina schrieb, die Schwester Friedrich Frommanns 1092
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