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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.04.1916
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- 1916-04-22
- Erscheinungsdatum
- 22.04.1916
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Nr. 03. ^ m-,s, s, IIÄKj,»« »M. S,«ik«i>j«Il,ch- ! ^lAMümLLMUW'^U^ö'eSMN Leipzig, Sonnabend den 22. April 1916. 83. Jahrgang. Des Ostersestes wegen erscheint die nächste Nummer Dienstag den 25. April. Redaktioneller Teil» Shakespeare in Quart und Folio. Ein bibliophiles Gedenkblättchen von Friedrich Schiller. Buchhändler in Wien. Der junge Goethe sagt durch den Mund Clärchens: Glücklich allein ist die Seele, die liebt; der alte Goethe, der so viel Liebe gespendet und genossen hatte, äußert sich: Glücklich ist nur der Sammler. Meinte er auch die Sammler von Zigarettenspitzen, Briefmarken, Taschenuhren, Spazierstöcken und anderen ähnlichen Objekten oder dachte er hauptsächlich oder ausschließlich an die ihm schon vom Vaterhaus, schon von den Zeiten des Grafen Tho- rane so sympathischen Sammler von Kunstgegenständen, Bildern und Büchern? Fragt man die Buchersammier, die Bibliophilen — von den Bibliomanen, den Büchernarren, wollen wir gar nicht reden —, so erfährt man, daß das Glücksgefühl, entsprechend de» Worten Schopenhauers »die Beschränkung beglückt«, von der Bescheidenheit abhängt. Mit Recht sagt ein englischer Fachmann am Shakespeare-Tage darf man doch Wohl englisch zitieren —: Tko pisasurs cksriveä kram oollootinK books is a pioasuro timt never pulis, a jox kor «vor. — Nur darf man nicht die Sterne begehren; man darf nicht Sehnsucht haben — es sei denn, man wäre ein amerikanischer Milliardär, ein Beherrscher der Petroleum- oder der Stahlindustrie — nach einer Bibel von Gutenberg (unter 200 000 Mark nicht zu denken), einem Psalter von Fust und Schösser oder einer First folio-Ausgabc von Shake speare ! Von Shakespeares Dramen erschien zu seinen Lebzeiten die Hälfte (18 von 38) in Einzeldrucken in Quartformat (guartos ge nannt); wir kennen diese Theaterstücke unter einem ganz kurzen Titel, z. B. Der Kaufmann von Venedig — Tke Uorakant ok Von!««; auf der ersten Quartausgabe war jedoch zu lesen: »Tke mvst Oxooilont Historie ok tke Norekant ok Vonive, «itk tbo extreme Orneltx ok 8kvkx:k tke ckerv tv varcks tke saick dlerekaut vuttiog' a just pounck ok bis ktesk and tke obtaininZ ok kortia kv tke ekviee ok tbree Okests«. — Man sieht, daß dieser Titel eine kurze Darstellung des dramatischen Inhalts gibt; nicht minder ist dies der Fall bei »Heinrich IV.«, der sich unter fol gendem Titel cinführt: »Uistorz- ok Ilonr/ tke kourtk, «itk tke kattle ok Lkrervsburie betrveen tke Lin§ and I.orä Ilenrv Uerez- «dtk tke nummerous ooneeites ok 8ir ckokn kalstakk, nerrlz- cor- revteck«; ferner »Mie mvst pleasant and exeeiient oonceiteä Oo- meäie ok 8vr ckokn Valstakko sack tke meiris Vikes ok Vinäsor«. - über die drucktechnische Ausstattung dieser guartos gibt es nur eine Stimme: sie zeichnen sich, schreibt ein Fachmann, unvorteil haft aus durch schlechtes Papier, unschöne Typen und nachläs- gen Druck; von »Romeo und Julia« heißt es, daß es Wohl der schlechteste Druck ist, durch den je ein Meisterwerk seinen Einzug in die Welt gehalten habe; die Type war zuerst ganz leidlich lesbar, wurde aber während des Druckes noch durch eine viel kleinere und schlechter gegossene Type ersetzt und das Werk überdies durch alle möglichen Arten von Mißverständnissen und Druckfehlern entstellt. Sieben Jahre nach Shakespeares Tode erschien (1823) die erste Gesamtausgabe seiner Dramen, »ach ihrem Format die Folio genannt, herausgegeben von zwei Freunden und Schau spielkollegen des Dichters, Heminge und Condell; der Titel lau tete : dir. iVikiam Kkalrespeares eomsdies, kistories and tragedies, Uublisked aeeordinZ to tkö true original oopies. Es folgte so dann 1632 die zweite, 1664 die dritte, 1685 die vierte Folio ausgabe, wobei stets mehr Druckfehler und unechte Stücke sich einschltchen. Die Frage, wie Shakespeares Dramen auf uns gekommen sind, hat schon Generationen von Gelehrten beschäftigt (Faust: Auch was Geschriebenes forderst du Pedant?). Nichts Geschrie benes ist von Shakespeare geblieben bis auf sechs Unterschriften betreffend Hauskaufakte, Hypothek, Testament. Auf dem 12. sächsi- schen Neuphilologentage hat am 8. Juni 1913 der Leipziger Universttätsprofessor vr. Max Förster die bisherigen Ergebnisse der Forschung ungefähr in folgender Weise zusammengesaßt: Zu Shakespeares Zeiten war ein Buch- oder Lesedrama überhaupt ein Unding. Der Dramatiker schrieb nur für die Bühne; er ver kaufte seine Tramenmanuskripte der Bühne (d. h. einer der vielen Schauspieltruppen) für etwa 5—6 L und erhielt außerdem von gewissen Ausführungen noch Tantiemen. Im besonderen bemerkt Professor Förster, daß Shakespeare als Schauspieler und Mitaktionär der Bühne ein direktes Interesse daran hatte, seine Einnahmen aus den Aufführungen nicht durch die Druck legung schmälern zu lassen. Als unumstößliche, unzweifelhafte Tatsachen gilt folgendes: Shakespeare hat nichts getan, um seine Dramen zum Druck zu befördern, er hat nie die Korrekturbogen seiner Dramen gelesen; kein einziges Drama ist in Shakespeares Originalhandschrist erhalten. (Mit gehobenem Gefühl denken wir hier an die im Weimarer Archiv anfbewahrten Originalhand schriften der Dramen unserer Dichterfürsten.) Wie sind nun Shakespeares Stücke auf uns gekommen? Die Antwort lautet: Andere haben die Stücke Shakespeares drucken lassen. Und des halb stehen wir vor der etwas betrübenden Tatsache, daß uns alle Stücke Shakespeares nur in Bllhnenbearbeitungen überliefert sind, und daß wir stets mit der Möglichkeit rechnen müssen, Shakespeare selbst könne anders geschrieben haben, als wir jetzt den Text lesen. Das alles ändert nichts an der Tatsache, daß ein englischer oder amerikanischer Bibliophile — die andern Nationen kommen als Mitbewerber nicht recht in Betracht — keine höhere Sehn sucht kennt, als einen Shakespeare in Quart oder Folio sein eigen zu nennen, es wäre denn, daß seine Sportneigungen noch größer sind als seine Verehrung für Shakespeare. Ein solcher Angler- cnthusiast bezahlte 1912 bei einer Bücheranktion bei Sothebh in London für die erste Ausgabe von Waltons »Oompieat Angler« 15 000 «kk, während gleichzeitig eine, allerdings unvollständige erst« Folioausgabe Shakespeares aus dem Jahre 1623 für die Bagatelle von 10 000 «kk abging, und die seltenere dritte Folioaus gabe aus dem Jahre 1664 bei dieser Gelegenheit 11 000«kk erzielte; von dieser Auflage soll die Mehrzahl der Exemplare in dem großen Londoner Brande im Jahre 1666 zugrunde gegangen sein. 461
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