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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.06.1911
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1911-06-08
- Erscheinungsdatum
- 08.06.1911
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- Deutsch
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6886 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 130. 8. Juni 1911. Schafte der. das als Spaltleder am häufigsten Verwendung findet. Ostindisches Schafleder, Bockleder genannt, ist aus dem gleichen Grunde wie das ostindische Ziegenleder wenig haltbar. Beide Sorten (Bockleder und Vocksasfian) sollen nach den Feststellungen der Kommission oft schon nach einem Jahre dem »roten Verfall« ausgesetzt sein. Außerdem werden noch Schweinsleder (naturfarbig oder gelbbraun gefärbt), Rindleder (ohne Narben), besonders für Lederschniltarbeiten, und Seehundleder mit kleinen natürlichen Narben für Bucheinbände benutzt. Die Ausführungen des Korreferenten, Prof. vr. Hans Paalzow, der in seinem Urteile die Ansichten und Schluß folgerungen Prof. Loubiers über das Leder vollinhaltlich be- stätigte, find für den Verleger von besonderer Wichtigkeit, weil sie ergänzend auch die für Original-Verlegerbände viel häufiger verwendeten Einbandstoffe (Kaliko, Kunstleder und Überzugspapiere) und deren Haltbarkeit in den Kreis der Betrachtungen einbezogen. Nach der kritischen Beurteilung des Referenten besitzt der gewöhnliche deutsche Kaliko, der bekanntlich ein Baum- wollgewebe ist, das mit einer aus Kleister oder Leim und Farbe bestehenden Masse überzogen wurde, nur eine geringe Haltbarkeit, die auch durch Zerreißproben von dem König lichen Material - Prllfungsamt (Gr.-Lichterfelde) bestätigt ist. Im Gegensatz zu diesem deutschen Kaliko steht das eng lische Kunstleiuen (^.rtllnev) mit mehr als doppelt so großer Festigkeit, trotzdem auch dieses Kunst leinen lediglich aus Baumwolle gefertigt wird. Der Grund für die Minderwertigkeit des deutschen Fabrikats liegt ausschließlich in den absichtlichen Bemühungen der heimatlichen Industrie, tunlichst billige Ware auf den Markt zu bringen; keinesfalls trägt eine Rückständigkeit der Kalikofabrikation die Schuld an dem geringeren Wert ihrer Erzeugnisse. Über die sogenannten Kunstleder (Leder-Ersatzstoffe), die unter den verschiedensten Namen im Handel sind, fällt Professor vr. Paalzow kein besonders günstiges Urteil. Diese Stoffe, deren Abwaschbarkeit in der Regel besonders hervor gehoben wird, sind gleichfalls Baumwollgewebe, auf die eine verhältnismäßig dicke, jedem einzelnen Fabrikat eigentümliche Masse aufgetragen wurde. Diese Masse besteht aus einer Mischung von Farbe und verschiedenen chemischen Stoffen, wie z. B- Zelluloidlösung, Leinöl, Glyzerin, Kampfer, Zapon usw. Auf diese Weise entstehen u. a. die Handels marken: Skytogen, Dermatoid, Granitol, Saxonia-Leinen, Viktoria-Leder usw. Die dicke Appretur, die sich überdies von dem Grundstoff leicht loslöst, vermehrt nur sehr wenig die Haltbarkeit des Gewebes. Andere Bibliothekare äußerten sich weit günstiger über diese Ersatzstoffe, die allerdings aus künstlerischen und ästhetischen Gründen bei der Buchausstattung zu vermeiden sind, weil sie Leder Vortäuschen sollen und doch nur Gewebe sind. Besonders in viel benutzten Volksbibliotheken sind befriedigende Erfahrungen mit verschiedenen Arten dieser Stoffe gemacht worden, und auch ihre Abwaschbarkeit ist in diesen Fällen als nicht zu unterschätzender Vorteil in die Erscheinung getreten. Für Leihbibliotheken und Leseinstiture können diese Erfahrungen zu nutzbringenden Schlußfolgerungen führen. Als einen schwerwiegenden Nachteil der in Deutschland jetzt für Einbandzwecke verwendeten Überzugpapiere (Bunt papiere) bezeichnet Professor vr. Paalzow die Tatsache, daß zu ihrer Herstellung ein zu geringwertiges Grundpapier benutzt wird. Aus haltbarem, kräftigem Papier gefertigte Buntpapiere scheuern sich längst nicht so schnell ab, wie dres auch durch die Erfahrungen mit den früher auf Büttenpapier hergestellten Tunk- und Kleisterpapieren augenfällig erwiesen ist. Neben der Voraussetzung eines genügend kräftigen Grundpapiers ist die Forderung aufzustellen, daß für Bunt papiere nur lichtechte Farben benutzt, und daß bei der Her- tellung keine Säuren verwendet werden, die das Papier tark angreifen. Sehr einleuchtend ist auch weiterhin der Vorschlag des Referenten, für gute Buntpapiere nicht ein weißes oder hellfarbiges Grundpapier zu wählen, dessen Heller Ton schon bei geringen Verletzungen der Oberfläche ausfallend zum Vorschein kommt, sondern jeweils ein in der Masse gefärbtes Grundpapier zu verwenden, dessen Farben ton ungefähr der vorherrschenden Farbe der Oberfläche ent- pricht. Die Nutzanwendungen, die der Verlagsbuchhandel aus den wertvollen Ergebnissen der Kommisstonsarbeit ziehen kann, sind, wie im Vorstehenden dargetan werden sollte sehr vielseitig. Zu Originaleinbänden sollte der Verleger in seinem Interesse nur dauerhaftes Leder verwenden, das durchaus nicht immer teurer zu sein braucht als leicht vergängliche Sorten; er sollte auch nicht jeden beliebigen Farbenton ver langen, sondern nur lichtechte Farben, die ohne Anwendung chädlicher Säuren erzielt werden können, vorschreiben. Ebenso wird der Verleger bei der Entscheidung über die Stoffe zu einen Leinenbänden und über Buntpapiere die wissenschaft lichen Ergebnisse der Kommiffton der deutschen Bibliothekare mit Vorteil zu Rate ziehen. Ein Werdegang unserer Schrift. Friedrich Soennecken, der bekannte Stahlfedersabrikant, ist seit vielen Jahren einer der eifrigsten Kämpfer gegen die Fraktur. Es war zu erwarten, daß er zu dem jetzt wieder ein- mal jo maßlos brodelnden Antiqua-Fraktur-Gezänk das Wort ergreifen würde. Er tut das in einer Broschüre über den »Werdegang unserer Schrift« (Selbstverlag des Verfassers), die die Unbrauchbarkeit der Frakturzeichen beweisen soll. Man muß ihm das Kompliment machen, daß er mit sehr großem Fleiß und nicht weniger großer Geschicklichkeit aus einer Unzahl historischer Schristformen die Zeichen aufgespürt hat, die seine vorgefaßte Meinung zu begründen scheinen. Man verspürt ersichtlich die Mühe, die es gekostet hat, aus dem reichen Formenarsenal der Fraktur gerade diese verknautschten und kränklichen Lettern herauszusuchen, und man möchte an einen so guten Schriftkenner, wie es Soennecken doch ist, die Frage richten, warum er mit soviel Eifer immer neben die bekannten und schätzbaren Formen gegriffen hat. Es geht doch nicht an, eine ganze Gattung zu verdammen, weil sie in sich einige chlechte Glieder aufzuweisen hat. Man beweist geschichtlich nicht, daß alle gekrönten Häupter grausame Tyrannen sind, weil zu ihnen ein Nero gehörte; man beweist auch nicht, daß die Kirche eine lasterhafte Institution ist, weil es irgendwo und irgend wann einmal schlechte Mönche und zweifelhafte Nonnen ge geben hat. Die Kronzeugen Soenneckens gegen die Fraktur: Wolffgang Fugger oder Michael Baurenfeind sind, wie er selbst mitteilt, überzeugte Antiqua-Freunde, und wenn ihre Frakturzeichen nicht die sonst übliche schöne Deut lichkeit haben, so mag es eben daran liegen, daß sie im Vergleich zu anderen eben nur äußerliche Beziehungen zu dieser Schrift hatten. Bliebe noch der Nürnberger Schreibmeister Johann Neu- törfser, der, was niemand bestreiten kann, ein Kalligraph von erstaunlichen Fertigkeiten gewesen ist. Gewiß, seine Initialen, ich betone Initialen, sind und wollen nichts anderes sein als Ornamente. Soennecken, der sich ja auf das Schreiben versteht, wird zweifellos zugeben, daß es Federornamente sind von ver blüffender Geschicklichkeit, die, ganz abgesehen von ihrem Buch stabenzweck, von einem künstlerischen Eiprit zeugen, den seit Jahr hunderten unsere Ornamentik nicht mehr aufzuweisen hat. Aber was will ein so spielerischer Ornamentist über oder gegen eine so reich entwickelte Erscheinung wie die Fraktur sagen?! Soennecken glaubt die Fraktur erledigt zu haben mit der schweren Unterscheidbarkeit von n und u. Mir scheint, daß es kein trefflicheres Mittel zur Unterscheidung dieser Zeichen gibt, als den u°Haken, den auch das Dürersche u trägt. Ich glaube,
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