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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.06.1911
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1911-06-03
- Erscheinungsdatum
- 03.06.1911
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- Deutsch
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6752 Börsenblatt <. d. Dtschn. Buchhandel. Künftig erscheinende Bücher. 127, 3. Juni 1911. (Z) Soeben erscheint: Der Liebes-Bazillus von Otto ter Narr. Nebst Anhang: Der Monismus als Völker- und Religions-Friedens-Idee. Llmsang 20 Bogen; geh. 3 M., geb. 4 M. Dieses allen Frauen und Jungfrauen gewidmete Buch ist von einem mit klaren Augen ins Leben blickenden, warmherzigen Menschen geschrieben und behandelt die Gesamtheit aller der Fragen, wie sie sich aus dem Verhältnis der beiden Geschlechter zueinander herausgebildet und bis auf die Gegenwart entwickelt haben. Hie und da durchleuchtet von köstlichem Humor, doch stets getragen von hohem sittlichen Ernst, stets dezent und nie frivol, behandelt das Werk alle die Volksgesundheit und Gesamtheit bedrohenden und schädigenden Zustände sehr offen, doch immer der Be deutung des Gegenstandes entsprechend sittlich ernst und geleitet von dem Bestreben, die Mittel und Wege zur Besserung zu weisen. Der Verfasser spricht schlicht und offen über Geschlechtsrechte der Frauen, pathologisches Frauenrecht, die Frau als Trägerin des Weltalls, als indirektes Kriegsmittel, das Frauenrecht im B. G.-B, die Strafe der Frauenver- sührer, Mutterschutz und Mutterrechte, das Vierkinder - System, Säuglingskasernen, über Notfrauenrecht und den Krebsschaden der öffentlichen Häuser, über das Zweikinder-System, sowie den Monismus und seine Konsequenzen. Das Buch ist wohl geeignet, ernste Menschen zum Nachdenken über die besprochenen Fragen anzuregen, wie auch Hypochonder für eine Zeit lang ihre Grillen vergessen zu machen; die Briese an den Präsidenten von Frankreich sowie an den Heiligen Vater in Rom, worin der Autor diese um Förderung des Weltfriedens und um Aufhebung des unnatürlichen Zwangs- Zölibats der Geistlichen bittet, sind wahre Kabinettsstücke. Wir setzen noch das Urteil der bekannten Zeitschrist Leuten hierher; Posprekte zur Unterstützung der Propaganda stehen auf Wunsch zur Verfügung. Wir bitten die Herren Sorti menter, sich rührig für dieses Werk zu verwenden und die sehr günstigen Bedingungen aus dem Verlangzettel zu ersehen! Verlag für Literatur, Kunst u. Musik. Leipzig, am 3. Juni 1911. Die Leuten sagen: Für zwei Arten von Menschenkindern habe ich von jeher eine entschiedene Vorliebe gehabt: für Helden «nd Hofnarren. Ja, in meinem Geiste neigt sich die Wage des Urteils sogar zugunsten des klugen und hochherzigen Narren, der ein gut Teil Heldentum in seiner Brust trägt und dessen verhüllte Weisheit mehr Segen stiftet, als Faust und Schwert des rasselnden Kämpfers. Otto ter Narr gehört zweifellos der Klasse besagter Spaßmacher bei Seiner Majestät dem Publikum an, und er ist wahrlich keines seiner wertlosesten Exemplare! Mag immerhin die Menge sich grinsend an den Schnurren und scheinbaren Lockerheiten des stattlichen Bandes ergötzen: dem Tieferblickenden wird sich bald die Wahrheit erschließen, daß eine Fülle von Wissen, Phantasie und Herzenswärme hier unter dem Mantel der Komik, des Humors verborgen wurde. Warum? Einfach weil der abgehetzte oder blasierte Mensch unserer Tage den schweren, wuchtigen Ernst unverkleidet nicht verträgt und ihn nur im Schleichhandel, als Konterbande gelten läßt. In der Ent- sagung, die der Verfasser geübt hat, als er seine innige Überzeugung weltklug in humoristischer Form verbarg, erblicke ich nicht zuletzt das Verdienst seines Werkes. Ein ehrlicher Freund der Frauen, ein tiefer Bemitleide: ihres Loses spricht aus dem „LiebeS-BazilluS", ja fast möchte ich sagen ein Frauenlob, denn manchmal überschätzt er doch das Mißgeschick des weiblichen Geschlechts, indem er das natürliche Hilfsmittel seiner Träume und Dämmerungen zu gering einjchätzt. Aber auch in dieser Übertreibung wirkt er sympathisch, da gerade hier die leidenschaftliche Anteilnahme am Schicksal der Frauenwelt doppelt leuchtend hervorzuckt. Was er über Doppelmoral, Notfrauenwesen (bei aller Neigung zur Para doxie I), Härten und Einseitigkeiten der Gesetze schreibt, was er in kühnen Entwürfen über Läuglingskasernen und Erziehungsheime fordert, sein schöner und ehrlicher Zorn über die Brutalität der Männer, seine nur in der Form grotesken, im Kern so menschenfreundlichen und des praktischen Sinnes keinesweg entbehrenden Briefe an den Präsi denten Von Frankreich und den Papst werden von dem richtig gewürdigt werden, der die Einbildungskraft als die kräftigste Triebgewalt für die Staatskarosse wie für den Pegasuswagen des Poeten erkannt hat. In der zu kraft vollen Reformvorschlägen befähigten Menschenliebe liegt die Stärke des Verfassers, weit weniger in der theoretischen Konstruktion seines Monismus, die etwas schulmäßig uns schablonenhaft anmutet. Mag die Unerbittlichkeit des tat sächlichen Lebens Sätze wie: „lieber Tausende unehelicher Kinder, als ein Dutzend DirnenI" ack absnrcknm führen — der Unbefangene wird nur hohe Achtung und Sympathie für das Trachten und Können von Otto ter Narr empfinden, der hier in einem groß angelegten Versuche nicht nur wohlfeile „Liebe", sondern auch das, was millionenmal seltener ist, Achtung und Würde ins Frauendasein tragen will!
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