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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.05.1933
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1933-05-18
- Erscheinungsdatum
- 18.05.1933
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- Deutsch
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114, 18, Mai 1933, Redaktioneller Teil Börsenblatt f. b. Dtschn Buchbanbel. Wendungen für Werbezwecke aus den bekannten Gründen ver bieten, Daraus ergibt sich die Forderung, die an sich für den laufenden Geschäftsbetrieb aufzuwendenden Kosten, also etwa Miete, Gehälter, Druckkosten nsw,, nach Möglichkeit für Werbe zwecke mit auszunutzen, Stichworte wie: Schaufenster, Verkaufs gespräch, Briefwechsel, genügen dem Fachmann, um zu wissen, an was hier gedacht wird. Für den Absatz verhältnismäßig leicht zu erreichen ist die oben zuerst genannte Gruppe, die an sich schon den Wunsch nach Buchbesitz hat. Viel schwieriger ist die Erziehung zur Gewohn heit des Bücherkaufens bei der zweiten Gruppe, Aber erst wenn sie ganz erschlossen ist, wird die Kluft zwischen dem tatsächlichen und dem möglichen Markt überbrückt. Man mag zweifeln, ob die Erziehung dieser Gruppe Aufgabe des Sortimenters ist. Sicherlich wird er das auch nicht allein können, sondern der Unterstützung von Schulen, insbesondere auch der Hochschulen, Verbänden und anderen Faktoren, man denke an die Rolle der Presse, bedürfen. Aber aus ganz nüchternen kaufmännischen Erwägungen wird man dem Buchhändler raten müssen, sich überall da mit einzuschalten, wo an der Erfüllung dieser Aus gabe gearbeitet wird und noch mehr dort, wo sie noch nicht in Angriff genommen wurde. Vielleicht liegt es vielfach auch nur an den traditionellen äußeren Formen des Buchabsatzes, daß diese Gruppe bisher noch nicht völlig ersaßt wurde. Man denke an die Hemmungen, die viele einfache Menschen davon abhal ten, den üblichen Buchladen, der in Aufmachung und Jnnen- sphäre dem sogenannten Gebildeten angepaßt ist, zu betreten. Fassen wir unsere kurzen Anregungen zusammen, Absatz gestaltung heißt für den Sortimenter Marktschaffung. Der vor handene Markt ist verhältnismäßig klein, der mögliche Markt in seiner Größenausdehnung unbekannt, jedenfalls aber weiter, Erschließung und Schaffung des Marktes sind Aufgaben, deren Lösungen nur auf Grund der gegenwärtigen wirtschaftlichen Gegebenheiten möglich sind. Eine verstärkte Anwendung der persönlichen Werbung unter Erweiterung ihres bisherigen Wir kungsbereiches durch Umstellung auf neue Formen scheint zweck mäßig, Als gelöst kann die Frage der Absatzgestaltung nur dann angesehen werden, wenn die Grenzen des möglichen Marktes unter einem Aufwand von Kosten erreicht werden, der hinter dem erzielten Ertrage zurückbleibt. Die Wirtschaft und ihre Ziele sind nicht Selbstzweck, Der Sortimentsbuchhandel hat gewiß höhere Aufgaben, als zu rech nen und zu kalkulieren. Aber nur, wenn der Sortimenter auch Kaufmann ist und kaufmännisch denken kann, wird er in der Lage sein, seine national- und kulturpolitischen Ziele zu er reichen, Als Mittel hierzu mögen die unter obigem Titel ge gebenen Anregungen dienen und verstanden werden, Kantate 1933. Um nicht bis zur Veröffentlichung des Stenographischen Protokolls warten zu müssen, bringen wir schon heute die in der Hauptversammlung >des Börsenvereins gehaltenen Begrü ßungsansprachen des Herrn Sächsischen Kultusministers vr. Hartnacke und des Herrn Oberbürgermeisters vr. Goer- deler nachstehend im vollständigen Wortlaut: K u l t u s m i n i st e r v r. Hartnacke: Festliche Versammlung! Meine sehr geehrten Herren! Als In haber des Amtes, dem Bildung und Kultur im Sachsenlande anver- traut worden sind, habe ich die Ehre, heute ein Wort zur Be grüßung an Sie in den weißgrllnen Grenzpfählen zu richten. Ich spreche auch im Namen der übrigen Ehrengäste, vor allem im Namen der Sächsischen Negierung und zumal des Wirtschafts ministeriums, das Ihnen ja allen als warmherziger und bewährter Betreuer, nicht nur des sächsischen, sondern auch des deutschen Buchhandels bekannt ist. Der deutsche Buchhandel schwingt — ich möchte sagen: um zwei Pole, um Kultur und um Wirtschaft. Eine eigenartige Stellung zwischen Ideal und Löben charakterisiert ihn. Das Gedeihen des Buchhandels als Wirtschaftszweig ist nicht Selbst zweck, ebenfalls nicht Alleinzweck. Als höchster Sinn wird von Ihnen allen empfunden die Kulturaufgabe. Aber sie ist nur lösbar bei wirtschaftlicher Sicherung und bei besserer wirtschaftlicher Siche rung, -als sie heute leider gewährleistet ist. Aus dieser Verwoben heit der beiden Dinge, Kultur und Wirtschaft, mögen Sie es ver stehen, daß heute einmal der Volksbildungsminister zu Ihnen spricht, der auch den Gesetzen der Wirtschaft unterworfen ist. Kantate, ein tiefer Sinn, daß Ihre Versammlung an diesem Tage stattfindet. Jubilate, jauchzet, singet. Ich glaube, das wurde hier schon von dem verehrten Herrn Vorsitzenden erwähnt, es gibt keinen reinen Anlaß zum Jubeln und zum Singen. Nach einer Richtung ja, können wir jubeln: über das, was in den letzten Wochen in Deutsch land sich ereignet hat. Das deutsche Volk hat sich auf sich besonnen. Es hat sich frei- gemacht vom undeutschen Gedanken. Es hat sich freigemacht von der Bindung, daß man aus Parteien ein Volk aufbauen könnte, daß es eine Synthese gäbe zwischen gesund und krank, zwischen Aufbau und Zerstörung, zwischen deutsch und undeutsch. Man hatte nicht erkannt, daß die einzige Synthese, aus der ein neuer Aufbau zu schaffen ist, die Synthese zwischen national und sozial ist. Wir haben uns durchgerungen zur vaterländischen Bejahung. Wir haben uns befreit von der Verneinung, der vornehmen Objektivität, die zu allem ja sagt, auch zur volksfremden und volksfeindlichen Bil dung. Es ist gelungen, ein lebendiges Verhältnis zu uns und den Dingen zu gewinnen, aber nicht nur ein fest stehendes Verhältnis, sondern ein aktives und ein wertbetonen des Verhältnis, d. h. eine Bejahung und eine Anerkennung von Werten wie Würde, Kraft, Volkheit, Scham, Sitte, Geradheit, Echtheit und Schlichtheit. Wie weit es in dieser Beziehung an manchen Stellen gefehlt hat, ist in dieser Versammlung ganz gewiß bekannt. Alles verstehen, heißt alles verzeihen. Das erwachte deutsche Volk will nicht, daß ihm Literaten seine Sitten zersetzen, daß ihm schwache Sentimentalität das Mark zer stört, daß ihm die Begriffe von Recht und Gerechtigkeit verboten werden, daß Zucht und Gehorsam und Ehrfurcht untergraben wer den und die Achtung vor Staat und Eltern, daß ihm der Begriff des Heldentums verächtlich gemacht wird. Darum tanzet und singet und seid froh, daß dieser Ungeist überwunden wird. Ein Anlaß zum Jubeln ist in der anderen Beziehung, in der Frage der wirtschaftlichen Sicherheit leider noch nicht möglich, und hier bleibt uns die Hoffnung auf baldige Besserung. Wirtschaft ist nicht der Sinn des deutschen Buchhandels. Aber ohne wirtschaft liche Gesundung geht es nicht. Selbsthilfe muß kommen, in aller erster Linie durch die Selbsthilfe der Beteiligten. Es ist nicht mög lich, daß man die Hilfe nur von der öffentlichen Hand erwartet. Das Wort Ankurbelung ist ja in den letzten Jahren sehr oft ausge sprochen worden, aber es hat noch einen anderen Sinn: ob man an die öffentliche Hand denken oder an die private Wirtschaft nicht zu hohe Anforderungen stellen darf. Man erwartet allein das Heil von der öffentlichen Hand; die Wirtschaft kann aber nicht aus der öffentlichen Hand allein leben, denn öffentliche Hand, das ist Steuerkraft, und die Steuerkraft ist begrenzt. Der Buchhandel ist ganz gewiß mehr als die anderen Zweige der Wirtschaft auf die öffentliche Hand angewiesen, und wenn eine Linderung der wirt schaftlichen Not eintritt, wird das allererste sein, daß die wissen schaftlichen Etats wieder gestärkt werden und damit eine Säule ge stärkt wird, auf der der deutsche Buchhandel ruht. Die Selbsthilfe ist aber das, worauf in allererster Linie die Kräfte gerichtet sein werden im Rahmen der Aufgabe des Buchhandels: als Vermittler der wichtigsten Kulturgüter, als Träger eines völkischen, verant wortungsvoll bewußt erzogenen Standes. In diesem Sinne wird der Buchhandel alles daransetzen, die Kräfte neu zu beleben, die den Buchhandel tragen. Der Bücheruinsatz ist keine Konstante, er kann durch Tüchtigkeit des Buchhändlers, durch Belesenheit, durch Fleiß und Werbetätigkeit erhöht und gestärkt werden, besonders wenn -er aufgebaut ist auf echter Kenntnis wahrer deutscher Dichtung und Literatur. Ich glaube, wenn Ihr Blick darauf gerichtet ist, dann wird damit eine wesentliche Stützung der Werbung gegeben sein, das Verantwortungsgefühl wird neue Kraft und Nahrung gewin nen, und die Befreiung von der Bevormundung durch auswärtige Literatur und Presse wird dem deutschen Buchhandel eine bessere Zukunft bahnen. Es kommt nicht darauf an, Umsatz als solchen zu erzielen, sondern Güte und Trefflichkeit in der Literatur, im deutschen Buch werden eine anregende Geltung herbeiführen. Es sind allerlei Ausschreitungen zu bekämpfen. Die Buch- gemeinschaften sind eine schwere Gefahr nicht nur für den Buch händler, sondern auch in ihrer uniformierend barbarischen Wirkung für die deutsche Literatur (Beifall), sic sind entweder abzudrosseln oder voll einzubauen in das System des deutschen Buchhandels, und damit ist eine ernste Gefahr für den deutschen Verlag zu beseitigen oder einzuschränken. Ferner, das Buch gehört nicht ins Warenhaus (Beifall). Das Buch darf nur beim Buchhändler gekauft werden, nicht jeder Be liebige darf sich dem Büchcrverkauf oder -verleih widmen dürfen. 363
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