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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.04.1933
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- 1933-04-08
- Erscheinungsdatum
- 08.04.1933
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X- 84, 8. April 1933. Redaktioneller Teil Börseniilatt f. d. Dtschu Buchhandel. bandes zurückführen. Dort aber, wo diese Zerschlagung und Auf lösung nicht mehr möglich sei oder gleichzeitig einen unproduk tiven Verlust an Werten nach sich ziehen würde, müsse die direkte Staatskontrolle einsetzen bis zur völligen Verstaatlichung. Die »Deutsche Allgemeine Zeitung« bemerkte eben sehr richtig, daß es sicherlich heute keinen Wirtschastsvcrband gäbe, der es mit der mächtigsten Regierung, die wir seit Jahrzehnten gehabt hätten, zu verderben wünsche. Aber die Sachen würden sich nach wie vor hart im Raume stoßen, und die natürlichen Gegensätze müßten sich auch weiter melden. Es wäre ein großer Fehler, das Ver bandswesen nun schematisieren und einheitlich von oben leiten zu wollen. Die ständige Fühlungnahme mit dem wirtschaftenden Menschen und seinen Sorgen, auf die Hitler -und Goebbels mit Recht so großen Wert legten, könne nur gelingen, wenn genügend Freiheit herrsche, die zur Mitarbeit und zur Hervor-bringung neuer Gedanken von unten herauf ansporne. Im Hauptausschuß des Deutschen Industrie- und Handelstages hat dieser Tage Präsi dent Grund u. a. ausgesührt: »Wir wissen uns in der Betrachtung der großen Wirtschastsfragen mit dem Reichskanzler eins. In diesem Sinne habe ich dem Reichskanzler in persönlicher Aus sprache erklärt, daß die von uns vertretenen Unternehmer von Industrie und Handel, Schiffahrt, Banken und Verkehr sich vor behaltlos zur freudigen Mitarbeit am nationalen Staat bekennen und -bereit und -entschlossen sind, an den Aufgaben der Erholung und Kräftigung der gewerblichen Wirtschaft Deutschlands mit zuarbeiten, daß die Handelskammern gleichermaßen bereit und entschlossen sind, ihre wirtschastspolitische Arbeit und Beratung mit allen Kräften zum Besten der Nationalwirtschaft unter Hintanstellung von Einzelinterefsen weiterzuführen. Diese Be kundung des Willens zur Mitarbeit hat der Reichskanzler mit Dank und Zustimmung entgegengenommen«. Präsident Grund betonte dann aber das Erfordernis, daß den Handelskammern überall die Möglichkeit erhalten werde, die ihnen übertragenen öffentlichen Aufgaben gesetzmäßig zu erfüllen. Die Landwirt schaft hat inzwischen im übrigen den Weg zu ihrer berufsständi schen Vertretung bereits gesunden. Die aus Einladung des Prä sidiums des Reichslandbundes zusammengetretene Leitung des agrarpolitischen Apparates der NSDAP, und der diesem einge gliederten nationalsozialistischen Bauernschaften sowie dieSpitz-en- vertretungen der Vereinigung der Deutschen Christlichen Bauern vereine und anderer Bauernverbände haben soeben eine Gemein schaft zur Schaffung der durch freien Entschluß zu gründenden einheitlichen Standesvertretung des gesamten deutschen Bauern tums und zur Durchführung der endgültigen organisatorischen Regelung bis spätestens 1. Januar 1934 gebildet. Reichskanzler Hitler wurde gebeten, der Schirmherr der Gemeinschaft zu sein und dadurch dem Einigungswerk seinen besonderen Schutz zu verleihen. Der große Einigungsgedanke des gesamten Berufs standes soll durch -die unmittelbare eindeutige Verknüpfung mit der Person des Staatsführers klar und offen aus den Niede rungen des für die Träger des neuen Deutschland überwundenen Parteidenkens herausg-ehoben werden. Der Reichskanzler hat sich bereit -erklärt, der Schirmherr der neuen Reichsführergemein- schast zu sein. Nach einem Artikel von Oberpräsident Frhr. v. Lüninck im »Tag« ist es ein Beweis für den einmütigen Ein- heitswillcn des deutschen Bauerntums, daß nach Wegfall der parteipolitischen Hemmungen die staudespolitischen Verbände als bald aus freiem Entschluß den Weg zueinander und zur Einheit gefunden haben. Leitmotiv des Aufbaues und der Arbeit müsse sein: Die Willensbildung von unten her, organisch erwachsend aus -dem scholl-engebundenen Mut und Willen des Bauernstandes selbst, in korporativer Gliederung -bis zur Spitze der Reichs bauernschaft, die ihrerseits sich bewußt sei, nicht -liberalistische Interessenvertretung, sondern dienendes Glied der nationalen Volksgemeinschaft zu sein. Die Umstellung in der Leitung des Rcichsverba-ndes der Deutschen Industrie dient ebenfalls der Gleichschaltung., Nach neueren Pressemeldungen haben außer dem geschäftsführenden Präsidialmitglied Kastl weitere fünf Herren der höheren Beamtenschaft des Reichsverbandes ihre Posten niedergelegt; Herle wird jedoch auch weiterhin Geschäftsführer des Reichsverbandes bleiben. Beachtlich sind die Ausführungen, mit denen der nationalsozialistische »Angriff« diese Vorgänge be 256 gleitet hat. Nach seiner Ansicht ist mit der Gleichschaltung im Reichsverbaud der bisher dort vorherrschende wirtschaftliche Libe ralismus überwunden; an seiner Stelle werde die Weltanschauung des Nationalsozialismus ausschlaggebend sein. Von nun a-b werde auch im Reichsverband unbedingt -das Primat der Politik herrschen. Automatisch erfolge auch eine Gleichschaltung der bisher getrenntla-ufenden Unternehmer- und Arbeiterpolitik. Um die Gegensätze in der Wirtschaftspolitik zwischen Industrie und Landwirtschaft zum Ausgleich zu bringen, würden »Kon klaven« nicht mehr nötig sein. Schließlich würden auch die scharfen wirtschaftlichen Gegensätze zwischen Industrie und Handwerk weitestgehend beseitigt werden. Man -könne daher wohl sagen, daß die -Gleichschaltung des Reichsverbandes eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine Überbrückung aller Interessenten- und Klassengegensätze im deutschen Wirtschaftsleben gewesen sei. Au- zufchließen sind die Vorgänge in der Hauptgemeinschaft des Deut schen Einzelhandels. Der neue kommissarische Leiter der Haupt- gemeinschaft Hilland hat -im Pressedienst des Einzelhandels einen Aufsatz veröffentlicht: »Neue Wirtschaftsführung«, in dem er u. a. ausführt, man habe zunächst die Hauptgemeinschaft selbst mit den nationalsozialistischen Wirtschaftszielen gleichge schaltet und sei augenblicklich dabei, die Durchorganisation der ihr angeschlossenen Unterverbände durchzuführen mit dem Endziel, die Hauptgemeinschaft später -in der nationalsozialistischen Be rufs- und Standesvertretung zur Spitze einer Zwangsorganisa tion zu machen. Selbstverständlich sei, daß auch in den Handels kammern das Einzelhandelsinteresse in Zukunft stärker vertreten sein müsse. Zu dieser Gleichschaltung ist wohl noch ein kurzes erläutern des Wort am Platze. Man -irrt wohl, wenn man annimmt, es käme dabei nur auf den Austausch von ein Paar Persönlichkeiten und einige äußerliche organisatorische Maßnahmen an. Tatsächlich handelt es sich doch wohl um mehr, um etwas grundsätzlich anderes. Man darf, meine ich, nicht überhören, daß die national sozialistische Bewegung von je ganz besonderes Gewicht darauf gelegt hat, daß es bei ihr um die Weltanschauung gehe. Der Kern aber dieser nationalen Weltanschauung, wie sie insbesondere von Moeller van den Bruck geformt worden -ist, liegt in der Forde rung, daß nicht der Einzelne, sondern das Ganze, -das Volk, sein Staat das Wertbestimmende sei. Das gilt insbesondere nun auch für das Verhältnis des Staates als des umfassendsten Männer bundes zu allen anderen Vereinigungen, denen sich der Mann anschließen mag, sei es nach beruflichen, klassenmäßigen oder -irgend -welchen anderen Interessen. Weil der Staat unbedingten Anspruch auf den ganzen Mann erheben und seiner unter allen Umständen sicher sein -können muß und will, kann er es nicht dulden, daß andere Bereinigungen welcher Art -immer, die er an sich nicht ausschließt oder verbietet, ihre Mitglieder dem Staat entziehen oder in einer Weise ihrerseits beanspruchen, -die sie mit -ihren Pflichten Staat und Volk gegenüber in Konflikt bringen können. Daher insbesondere die schlechthinnige Ab lehnung aller internationalen und geheimen Verbindungen. Da her aber eben auch die Forderung der »Gleichschaltung«, die sichert, -daß jede Bereinigung so geführt wird, daß sie sich mit dem Staatswill-en in Übereinstimmung -befindet, -daß jedenfalls Konflikte von vornherein ausgeschlossen bleiben. Unter dieser Voraussetzung kann sich der Staat dann viel weiter entlasten, als das sonst möglich wäre, und vieles wieder der Selbstverwaltung überlassen, was er jetzt in eigene Regie genommen hat, ja nehmen mußte, wenn er überhaupt seinen Willen durchsetzen wollte. So lange diese -Gleichschaltung noch nicht erledigt ist und die Regierung noch stark in Anspruch nimmt, -ist an den Angriff großer wirtschaftlicher Ausgaben wohl noch nicht zu denken. Es ist auch anscheinend au-s rein formalem Gebiet noch mancherlei geplant. Nach einer Beröfsentlichung in -der Frankfurter Zeitung vertritt z. B., was auch den Buchhandel interessieren wird, der Ministerialdirektor Freisler vom Preußischen Justizministerium den Standpunkt, daß in der Frage der F i r m e n w a h r h e i t endgültig Wandel geschaffen werden müsse. Es seien Erwägungen im Gange, daß unter Anlehnung an die in England in Kraft be findlichen Bestimmungen die Gesellschaften und Firmen, deren Nanien nicht mehr mit dem Namen des wirklichen Besitzers iden-
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