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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.11.1923
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1923-11-10
- Erscheinungsdatum
- 10.11.1923
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- Deutsch
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schäftsführer in Potsdam er ist. Die seiner Obhut anvertrante Potsdamer Tageszeitung hat er in seiner Entwicklung vom kleinen Intelligenzblatt bis zur modernen Tageszeitung mit großer Sorg falt betreut. Ein Schwede Ehrendoktor der Berliner Universität. — Die philo sophische Fakultät der Berliner Friedrich Wilhelms-Universität hat den Reichsbibliothekar vr. Isaak Collijn, den verdienten schwedischen Historiker, der bereits seit Jahren Mitglied der Kommission für den Gesamtkatalog der Wiegendrucke ist und so auch an einem großen deut schen Werke mitarbeitet, zum Ehrendoktor ernannt. Dem Reichs bibliothekar Collijn verdankt Deutschland die großen Sendungen schwe discher Bücher der letzten Jahre, welche von ihm der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft zur Verteilung an die deutschen Bibliotheken überwiesen worden sind. övreAsaal. tOhne Verantwortung der Redaktion,' tedoch unterliegen alle Einsendungen den Bestimmungen über die Verwaltung des Börsenblatts.) Jur Erhaltung des deutschen Sprachgebiets. Der Vertreter eines großen deutschen Verlags gab in einem Bericht an sein Haus folgende Aufklärungen und Anregungen: »Mit den Besuchen in Wien bin ich zu Ende, und ich möchte zum Schluß noch einigen Gedanken Ausdruck geben, die sich mir im Laufe der Wiener Wochen aufgedrängt haben. Es ist nicht von der Hand zu weisen, daß die Stimmung unter den Wiener Sortimentern eine dem deutschen Verlag feindliche ist. Sie ist ganz anders als im Früh jahr 1922, als ich das letzte Mal dort war. Damals bat Österreich, in den deutschen Staatenbund ausgenommen zu werden; es sah zum großen deutschen Bruder auf und flehte, daß er es nicht weiter sinken lasse, und damals bekam ich für eine Mark noch 60 öster reichische Kronen. Von alledem ist nichts mehr zu spüren. Sie ivollen ans eigenen Füßen stehen, nur österreichischen Verlag ver kaufen und sind damit ziemlich weit gekommen. Ein Sortimenter sagte mir mit Stolz, daß er eine Woche gehabt habe, in der sein Verkauf 80°/, aus österreichischem Verlag bestanden hätte. Woher dieser Umschwung? frage ich mich. Er kommt wohl daher, daß es der deutsche Verlag an diplomatischer Geschicklichkeit fehlen lieh, Schwierigkeiten zu umgehen oder zu Überdrücken, und so das ge samte österreichische Sortiment verärgerte. Da drängen sich aus meinem vielbewegtcn Leben unwillkürlich Vergleiche auf. Ich habe in England mit besonderer Bewunderung immer die Lritisb blmpiro Lonksrsness verfolgt, wo die wider sprechendsten Interessen zu berücksichtigen waren: Neu-Seelanö gegen Australien, Süd-Afrika gegen Kapkolonie usw-, und wo immer volle Übereinstimmung erzielt wurde. Und warum? Weil die englische Negierung mit dem Grundsatz zur Sitzung ging: Die Einheit des britischen Weltreiches muß auf alle Fälle gewahrt bleiben, — wir sind bereit, dem Opfer zu bringen, — und ferner, weil es diesen Gedanken auch auf die Vertreter der einzelnen Kolonien, meist deren Premierminister, zu übertragen gewußt hatte. Vor allem aber auch, weil sich die britische Staatskunst stets bewußt war: was sind die Hauptpunkte der ganzen Sachlage, und sie die Kontrolle über diese Punkte durch geschicktes Verhandeln stets in der Hand zu behalten wußte. Zwischen der englischen Negierung und den deutschen Ver legern ist nun eine gewisse Ähnlichkeit vorhanden, auch der deutsche Verlag hat die verschiedensten, sich oft widersprechenden Interessen des gesamten deutschen, leider zerstückelte» Sprachgebiets zu ver treten. Was für Österreich gut ist, paßt nicht für die Schweiz; die Deutschen in Siebenbürgen haben andere Wünsche als die in Estland und Livland. Das deutsche Sprachgebiet im Elsaß muß anders be handelt werden als das in Polen und der Tschechoslowakei nsf. Hat aber der deutsche Verlag die diplomatische Geschicklichkeit besessen, alle diese Sprachgebiete zu einen? Ist er je mit dem Gedanken zu Werke gegangen: Die Einheit des deutschen Sprachgebiets muß aus alle Fälle gewahrt werden, und wir sind bereit, dem Opfer zu bringen? Hat der deutsche Verlag es je verstanden, diesen Gedanken in den einzelnen Sprachgebieten zu verbreiten? Ich muß alle diese Fragen verneinen. Wenigstens da, wo ich hingekommen bin, Schweiz, Österreich-Ungarn, Tschechoslowakei, Rumänien, war das Sortiment keineswegs mit dem deutschen Verlag zufrieden. Überall Klagen, und was ich jetzt in Österreich hören mußte, rüttelt schon stark att den Grundpfeilern der deutschen Spracheinheit. Der Schaden, den hier einzelne Eigenbrödler-Verleger angerichtet haben, ist unbe rechenbar. Da drängt sich mir eine andere Frage auf: Warum treibt der Deutsche immer auseinander, statt der Einigung zuzustreben? Die englische Regierung z. B. gibt einen Gedanken heraus, fast einen Beschluß oder wie man es nennen will, und verfolgt ihn mit Ge schick. Dabei saugt sie die Teilnahmslosen oder Widerstrebenden nach und nach in den Gedankenkreis aus, überzeugt sie, zieht sie zu sich hinüber. Uns geht diese Fähigkeit anscheinend ganz ab, wir kenne» da nur die Politik der Reitpeitsche oder des Stiefelabsatzes, und was jetzt in der Zeit der bittersten Not in Deutschland geleistet wird, darüber schüttelt das Ausland nur traurig und tiefbetrübt den Kopf. Es beginnt, an dem Verstand des deutschen Volkes zu zweifeln. Wenn wir Deutschen doch lernen möchten, welche Macht wir besitzen, wie die Welt zittern würde, wenn die deutsche Stimme von der Wolga bis Emden, vom Elsaß bis Livland ein großer Ge danke beseelte, wenn wir vereint nach einem Ziele strebten! Aber leider, wir sind in der Politik noch zu sehr getrennt. In der Lite ratur aber sind wir noch geeint; noch ist der deutsche Verlag der Mittelpunkt des deutschen geistigen Lebens und hat die Zügel in der Hand. Er muß dafür sorgen, daß das deutsche Sprachgebiet nicht verfällt, und er darf nicht Fehler begehen, wie sie die jetzigen deut schen Negierungen begehen, durch Eigenbrödelei den stolzen schöben Bau ins Wanken zu bringen. Er muß mehr die Politik des Her- überziehcns, des Aufsaugens in seine Ideen gebrauchen, und er muß in den einzelnen Sprachgebieten den Gedanken der Opferwilligkeit und der Mitarbeit zu verbreiten wissen. Er muß endlich den deut schen Einheitsgedanken in der Literatur verbreiten und die deutschen Stämme geistig einen, denn erst wenn die völlige geistige Einigung vorhanden ist, kann sie und muß sie politisch zur Gestaltung kom men, wird dann aber auch jede Belastungsprobe anshalten. Es hat jetzt den Anschein, als ob die Einheit des deutschen Ge dankens aus noch tieferer Not hervorgehen sollte; mag dem sein, -wie es will, jedenfalls ist ein geistiger Aufbau, ein geistiger Halt, eine geistige Führung ebenso nötig dazu, und der deutsche Verlag hat die hohe Aufgabe, sie herbeizuführen. Denn die germanische Welle wird und muß einst wiederkommen; arbeiten wir daran, daß es bald geschieht. Ich bitte Sie daher, sehr geehrter Herr . . . . , in Ihren Kreisen, besonders in der Gesellschaft für Auslandsbuch handel, darauf hinzuwirken, daß diese Gesichtspunkte nicht aus dem Auge verloren werden, daß vor allem das deutsche Sprachgebiet nicht zerfällt und der deutsche Einheitsgedankc verwirklicht wird.« Moral und Geschäft. Kapitalisten, die durch Beschaffung besserer Produktionsmittel zu Kapitalisten geworden sind, gehören zu den Grundlagen der Gesell schaft. In Wahrheit nennen sie gar keinen Besitz ihr eigen; sie ver walten unr Besitz zum Wohl der anderen. Kapitalisten, die durch de» Handel mit Geld zu Kapitalisten geworden sind, sind ein tempo räres unentbehrliches Übel. Während früher der Kunde den Verkäufer mit seinen Aufträgen beehrte, hatten die Verhältnisse sich so geändert, daß der Verkäufer dem Kunden eine Ehre erwies, wenn er seine Aufträge erfüllte. Das ist für das Geschäftsleben von Übel. Jedes Monopol ist, wie jede Profitjägerei, von Übel. Das Fehlen der Notwendigkeit, sich an zustrengen, ist für das Geschäftslebcn stets schädlich. Das Ge schäfts leben ist niemals so gesund, als wenn es sich, dem Huhne gleich, einen gewissen Teil seiner Nahrung z u s a m m e n k r a tz e n muß. Die Gier nach Geld ist das sicherste Mittel, nicht zu Geld zu kommen. Löhne und Gehälter sind eigentlich weiter nichts als rin be stimmter, im voraus bezahlter Gewinnanteil. Wer richtig lebt, leistet auch richtige Arbeit. Ich kanu gar nicht genug betonen, daß es keinen ungünstigeren Zeitpunkt für das Borgen gibt, als wenn die Banken glauben, daß man borgen muß. Gleichzeitig möchte ich, daß wir ein wenig über die Frage Nach denken, ob unser gegenwärtiges Geldsystem nicht geradezu eine Prämie auf das Borgen ausschreibt, und den Banken dadurch eine viel zu große Rolle im Wirtschaftsleben ein- r ä u m t. Die Bankleute spielen in der Industrie eine viel zu große Rolle. Privatim geben das die meisten Geschäftsmänner zu, offen tun sie cs selten aus Furcht vor ihre» Bankiers. Es gehört weniger dazu, durch Gclbmanipulatiouen als durch produktive Arbeit ein Vermögen zu erwerben. Der erfolg-
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