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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.10.1908
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 03.10.1908
- Sprache
- Deutsch
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^ 231, 3. Oktober 1808. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 10715 wenigstens die Landschaft, in das Gebiet der Kunst, — ge radezu wunderbar harmonierten. Man weiß, wie viel sich Haesssl jederzeit darauf zu gute tat, daß er der »Entdecker« des Schweizer Dichters war, den große deutsche Verleger abgelehnt hatten. Ein Mensch, der Meyer nicht kannte oder Haessels Bewunderung nicht teilte, kam bei diesem böse an, und dem Schreiber dieses Aufsatzes ist ein Auftritt unvergeßlich, wo der alte hitzige Herr einen Besucher, der ihm ein Manuskript anbot und das Examen, das mit ihm in puncto Meyer-Belesenheit angestellt wurde, nicht bestand, buchstäblich hinauswarf. Der Dichter war für die enthusiastische Bewunderung seines Ver legers nicht unempfänglich, da er überzeugt sein durfte, daß sie echt und frei von Hintergedanken war. Er schätzte über dies Haessels gesundes Urteil und künstlerisches Feingefühl und berücksichtigte häufig genug dessen allerdings mit großer Vorsicht geäußerten Wünsche nach kleinen Abänderungen in Inhalt und Form seiner Arbeiten. Auch seine literarischen Pläne, unter denen gerade die am häufigsten besprochenen nie zur Ausführung gelangt sind, teilte er dem Freunds rückhaltlos mit, weil er bei ihm volles Verständnis dafür erwarten durfte. Diese Pläne sind, vom literargeschichtlichen Stand punkt betrachtet, das Wertvollste an den Meyerschen Briefen, und man bedauert nur, daß man die Haesselschen Antworten darauf nicht zur Hand hat. Überhaupt darf man nicht übersehen, daß das Brief schreiben dem Verleger mehr lag als dem Dichter. Man hat Meyer nicht ohne Berechtigung einen Spätling der Renaissance genannt. Ein Epistolograph im Sinne der Renaissance war er jedoch nicht: seine Briefe find mit wenig Ausnahmen schnell hingeworfene Äußerungen, auf die weder in der Disposition, noch in der Form besondere Sorg falt verwandt ist. Umgekehrt liebte es Haessel, aus einem Briefe an Meyer eine Haupt- und Staatsaktion zu machen, und die, deren Konzeption in eine glückliche Stunde fiel, waren mitunter kleine epistolographische Kunst werke. In der Form konnte er sich nie genug tun, jedes Wort wurde immer im Hinblick auf die Möglichkeit eines Mißverständnisses sorgfältig abgewogen und das Ganze wohl zwei- oder dreimal umgeschrieben, ehe der Brief zur Absendung gelangte. Während sich Meyer meist auf das Literarisch - Geschäftliche beschränkt und nur ab und zu mit einer knappen, aber immer treffenden Bemerkung eine Persönlichkeit charakterisiert oder ein Zeitereignis streift, gefiel sich Haessel in der behaglich ausgemalten Schilderung persön licher Erlebnisse. Ein harmloses Reiseabenteuer, ein Spazier gang, die Unterredung mit einem alten Bauernweiblein auf der Landstraße wurden in seinen Briefen zu novellistisch ausgeschmückten Episoden, bei denen das Landschaftliche, die Luftstimmung und die Beleuchtung einen breiten Raum ein- nahmen. Ich habe mich, wenn er mir seine Briefe an Meyer, bevor er sie in den Umschlag steckte, zu lesen gab, nie des Eindrucks erwehren können, als hege er im Stillen die Hoffnung, seine Korrespondenz möge später einmal ver öffentlicht werden. Nun, diese Hoffnung ist noch nicht in Erfüllung gegangen, und wir sind einstweilen darauf an gewiesen, uns die brieflichen Äußerungen unseres alten Freundes aus den Antworten Meyers zu rekonstruieren. Ein paar Proben werden dartun, daß dies durchaus nicht so schwer ist. Beginnen wir mit einigen Stellen, die auf politische Ereignisse Bezug haben. Es ist schon angedeutet worden, wie sehr die Anschauungen der beiden Männer ge rade aus diesem Gebiete voneinander abwichen. Daß der Dichter hier der Weitsichtigere war und sich als Prophet er wies, geht aus folgendem Abschnitt eines Briefes hervor, der am 5. August 1866, also wenige Tage nach dem Abschlüsse des Nikolsburger Friedens, geschrieben worden ist: . . . Niemals sind die Gemüther so aufgeregt u. der Rechts sinn so getrübt gewesen, wie in diesen Tagen Ich mag Ihnen meine Auffassung der Dinge nicht mittheilen, auch wenn sie mit der Ihrigen nahe Zusammentreffen sollte, da ich um nichts einen Punkt berühren möchte, der Sie schmerzte; was bei der gegen wärtigen Zerklüftung der Meinungen zu vermeiden schwer ist. Nur zweierlei erlaube ich mir zu bemerken. Ihre persönliche Lage scheint mir durch die Ihrem engeren Vaterland wahrscheinlich zugewiesene Stellung nicht verschlimmert. Sie bewahren eine gewisse Unabhängigkeit u. nehmen zugleich an einem größeren Staatsverbande Theil, was Ihnen bei mancher Einbuße materiellen u. ideellen Vortheil bringen wird. Ich muß Ihnen sagen, daß ich mir vorstelle, einmal die schwere Gegenwart überwunden, werde Sachsen und Leipzig vielleicht einen Ausschwung nehmen, der Sie mit den Gcwaltthaten der Politik u. des Kriege« wo nicht versöhnen, doch Sie dieselben weniger unleidlich finden lassen wird. Gegenwärtig sind wir es, an denen die Reihe ist, Sorge zu haben. Das noch schwankende Loos der deutschen Südstaaten ist für uns von höchster Bedeutung. Wir hoffen, wenigstens noch einen Länder gürtel zwischen uns u. der neuen nordischen Großmacht zu gebildete Klasse (denn das Volk ist wohl anders gesinnt) den Anschluß an Preußen durchsetzen würde, und die Weigerung Bismarks nicht ernstlich gemeint wäre. Sie sehen, das ist sehr egoistisch: aber ist es nicht alle Politik? Und zehn Tage bevor der Friede zwischen Preußen und Sachsen zustande kam, schreibt Meyer: Es soll mich wundern, was Sie zu der jetzigen Lage sagen. Warum schließt Ihr König nicht Frieden? Macht es ihm Die Ereignisse der Jahre 1870/71 werden in Meyers Briefen kaum mit einem Worte berührt, dagegen entlockt das tragische Geschick des siechen Kaisers Friedrich dem Dichter Äußerungen tiefsten Mitgefühls. Dann aber glaubt man Haessels Brief vor Augen zu haben, wenn man bei Meyer unterm 28. Januar 1888 liest: ... ich gestehe, daß ich mich für Baron Roggenbach, der sich hier angekaust haben soll, ebensowenig als für Geffken be geistern kann. Lassen Sie sich doch in Teufels Namen von Bismark zu einer großen und herrschenden Nation machenl Und am 12. Februar desselben Jahres: . .. Was die deutsche Jugend betrifft, so wirkt eben eine große Persönlichkeit mehr aus sie, als Theorien, und auch unsre deutschen hiesigen Professoren, die keine Jünglinge mehr sind, Sie sollten sehen, wie sie (die Professoren) sich zu fühlen an fangen, während sie ihr deutsches Vaterland früher gelegent lich verleugneten. Doch freilich außen ist's immer schöner als innen, und auch ich, wenn ich die Schweizer so oft bei Ihnen draußen rühmen höre, erstaune über unsere Tugenden, während ich in der Nähe unsere Kleinlichkeiten sehe u. unsere Steuern (just morgen) zahle, die 2mal so groß sind als die Ihrigen . . . Endlich, am 15. Februar 18S0: . . Ihr gegenwärtiger Kaiser gefällt mir geradezu, das sollen Sie wissen. Und am 23. Februar 1891: . . Daß Ihnen der junge Kaiser je länger je lieber wird, freut mich herzlich. Nicht wahr: bei der pol. Zerrissenheit unter Ihnen ist ein außer und über den Parteien Stehender unentbehrlich? Bei einem starken monarchischen Bewußtsein aber ist der Kaiser großartig unparteiisch u. sucht die Gerechtigkeit. Den weiteren Textproben, die sich auf buchhändlerische Dinge beziehen, möchte ich einige kurze Andeutungen über 1399»
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