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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.10.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 03.10.1908
- Sprache
- Deutsch
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- LDP: Zeitungen
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19081003
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10714 «SrlE-tt I. d. Dttchn, «uchh-»ld-l. Nichtamtlicher Teil ^ SSI, 3. Oktober 1SÜ8. Normalrabatt, sei es ganz, sei es nur für einen Teil Ihrer Veröffentlichungen, einzuführen gedenken,- Es erhellt daraus, daß wir durchaus nicht von radikalen An schauungen ausgegangen, sonderen in unserem Ersuchen be dachtsam und maßvoll gewesen find. Der Vorstand des Verlegervereins betont, daß ihm ein gutes Verhältnis zwischen Verlag und Sortiment von jeher sehr am Herzen liegt, bedauert aber, daß wir es ihm schwer machen, die Mitglieder seines Vereins für die berechtigten In teressen des Sortiments zu erwärmen. Wir meinen, daß der vereheliche Vorstand hier grundlose Befürchtungen hegt. Durch unser Vorgehen hoffen wir nicht nur dis Interessen des Sortiments, sondern auch die des ganzen Buchhandels wahr genommen zu haben. Die Notlage des Sortiments und das gänzlich Ungenügende des Rabatts von 25 Prozent ist all gemein anerkannt. Schon hat der Kreisverein Ost- und Westpreußen öffentlich erklärt, daß seine Mitglieder sich für Bücher, die nur mit 2b Prozent rabattiert würden, nicht mehr verwenden könnten. Das Vorgehen des Mitteldeutschen Verbandes im vergangenen Jahre besagte im Grunde das selbe, Schon beantragen buchhändlerische Korporationen beim Bors eure! eins ^Vorstand die Berechtigung, ihre Verkaufs preise für Schulbücher selbständig feststcllen zu können. Das sind drohende Anzeichen ernster Zustände, Sollen solche Erklärungen und Anträge sich noch mehren? — Indem wir auf den ersten Teil unserer heutigen Ausführungen zurück verweisen, äußern wir die Überzeugung, daß die deutschen Verleger die Gesamtlage des Buchhandels ins Auge fassen und beherzigen werden. Wenn nicht ernste Gefahren herauf beschworen werden sollen, muß der Übergang zur Rabatt erhöhung mit allen Mitteln gewidert und beschleunigt werden. An den Vorstand des Verlegervereins richten wir die Bitte, mitzuhelfen, daß dem Sortiment zuteil wird, was ihm nottut und worauf es Anspruch hat, nämlich an Stelle des Rabattes von 2b Prozent ein solcher von so Prozent. Der Vorstand des Verbandes der Kreis- und Ortsvereine im Deutschen Buchhandel Hermann Seippel, Justus Pape, Otto Meißner, Conrad Ferdinand Meyers Briefe an seinen Verleger. Die Verlagsbuchhandlung H, Haessel in Leipzig, die nach dem im Jahre 1901 erfolgten Tode ihres Begründers in einen gewissen Stillstand verfallen war, seit einiger Zeit aber ihre alte, rllhmlichst bekannte Tätigkeit mit frischen Kräften und unter anerkennenswerter Berücksichtigung der Bedürfnisse und Anforderungen einer neuen Zeit wieder ausgenommen hat, veröffentlicht soeben in einer zweibändigen, außerordent lich geschmackvoll ausgestatteten Ausgabe die »Briese Conrad Ferdinand Meyers nebst seinen Rezensionen und Aufsätzen, herausgegeben von Adolf Frey, Mit vier Bildern und acht Hand schristproben«, Das stattliche Werk ist, was bei der Bedeutung des großen Schweizer Novellisten und Lyrikers wohl nicht erst hervorgehoben zu werden braucht, nicht nur ein unschätz- barer Kommentar zu Meyers Werken, auf deren Ent stehungsgeschichte es« interessante Streiflichter wirft, sondern auch eine wahre Fundgrube für die Kenntnis des literarischen Lebens in der zweiten Hälste des vorigen Jahrhunderts, Von den Korrespondenten, an die Meyers Briefe gerichtet sind, seien nur Georg und Friedrich von Wyß, Felix Bovet, Francois Wille, Emil und Adolf Frey, Edmund Dorer, Joseph Victor Widmann, Carl Spitteler, Alfred Meißner, Hermann Lingg, Paul Heyse, Betti Pavli und Otto Brahm genannt. Was aber dem Buche einen ganz besonderen Wert verleiht, ist der in den ersten Band aufgenommene vollständige Briefwechsel Meyers mit seinem großen Lands mann Gottfried Keller, ein merkwürdiges Dokument dieser bei aller gegenseitigen Hochschätzung so kühlen Dichter beziehungen, Alles das würde jedoch eine ausführlichere Würdigung der Briefsammlung an dieser Stelle noch nicht rechtsertigen, wenn das Werk nicht auch eine große, nahezu vollständige Serie von Briefen Meyers an seinen Verleger und Freund Hermann Haessel enthielte. Diese Briefe sind von dem Verlage speziell für die Bibliothek des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler separat gedruckt und mit einem Porträt und den Handschriftproben zu einem 214 Seiten starken, schön gebundenen Bande vereinigt worden, ein dankenswertes Opfer, das geeignet erscheint, die heutzutage bis zum Überdruß wiederholte Phrase vom mangelnden Idealismus des Buchhandels gründlich zu widerlegen. Wenn dieses Beispiel Nachahmung fände, würde voraussichtlich der Streit um das Pflichtexemplar bald verstummen, Haessel hatte die Bekanntschaft des damals noch ganz unbcrühmten Dichters bei Gelegenheit einer Schweizerreise im Sommer 1885 gemacht und sich erboten, seine Gedichte zu verlegen. Sie erschienen unter dem Titel »Romanzen und Bilder« erst im Jahre 1869, zugleich mit einer Titel auflage der schon 1864 bei Metzler in Stuttgart veröffent lichten Balladen, Beide Männer, die von da an bis zum Tode des einen eng verbunden bleiben sollten, standen schon auf der Höhe des Lebens, beide waren Charaktere von scharfem Gepräge und in mehr als einer Hinsicht voll kommene Gegensätze, Haessel, der sich durch eigne Kraft aus dürftigen Verhältnissen zu einer geachteten Stellung und, was ihm mehr bedeutete, zu einer geistigen Individualität mit umfassenden Kenntnissen, feurigem Temperament und lebhaftem Rechtlichkeitsgefiihl emporgearbeitet hatte, verbarg unter einer gern zur Schau getragenen bescheidenen Zurück haltung ein starkes Selbstbewußtsein, dessen leiseste Ver letzung er schwer, ertrug, nicht leicht verzieh und nie vergaß. Zu der äußern Schroffheit gesellte sich ein ungemein weiches Gemüt, das Haessels entschieden rationalistische Auffassung religiöser Fragen milderte, ihn dafür aber auch politische Vorgänge, die seinem anfangs sächsisch-parlikularistischen, später deutsch-freisinnigen Standpunkte widersprachen, desto schwerer, beinahe als persönliche Kränkungen, empfinden ließ, Conrad Ferdinand Meyer dagegen stammte aus einem begüterten, altvornehmen Schweizer Geschlecht, hatte die Not des Lebens nie erfahren und war in der glücklichen Lage, sich als gänzlich unabhängiger, durch keinerlei Rücksichten be schränkter Mann lediglich der Tätigkeit und den Studien zu widmen, auf die ihn seine Neigungen hinwiesen. Er war durch und durch Aristokrat, trotz seiner republikanischen Staatsbürgerschaft ein rückhaltloser Freund des monarchischen Prinzips, ein Verächter der Menschheit als Masse und be sonders des »Volkswillens«, ein Einsamer, der jeden An näherungsversuch mit eisiger Kälte ablehnte und dessen Selbstbewußtsein, wenn es auch aus einer andern Wurzel entsprang, dem seines Verlegers nichts nachgab. Beide waren Starrköpfe, nur mit dem Unterschied, daß der Starrsinn bei Haessel als Feuer, bei Meyer als Eis zutage trat. Wie ist es nun möglich gewesen, daß diese beiden Männer die Be ziehungen zueinander mehr als dreißig Jahre ohne ernsten Konflikt — an kleinen Reibungen hat es wohl nie gefehlt! — haben aufrecht erhalten können? Die Antwort auf diese Frage muß wohl lauten: Weil sie eine unerschütterliche Hochachtung vor einander hatten und weil sie in ihren Kunstanschauungen — für beide gehörte auch die Natur,
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