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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.10.1898
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 27.10.1898
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- Deutsch
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8020 Nichtamtlicher Teü. 250, 27. Oktober 1898 dürfte in der Mehrzahl der Fälle Vorkommen, der Käufer wird sich das Umbinden ersparen, die Bogen an der Seite aufschneiden und das Buch nach geschehener Benutzung in den Schrank stellen. War er nun berechtigt, sich über den Goldschnitt zu freuen, der sich jederzeit so leicht vom Staube befreien läßt, so hat er alle Ursache, sich über die nicht beschnittenen, ganz ungleichen und noch obendrein erst von ihm ausgeschnittenen Seiten zu ärgern, weil in großen, sich des Staubes und Rußes in besonderem Grade erfreuenden Städten diese rauhen Blätter in ganz kurzer Zeit verschmutzen. Noch langweiliger für den Käufer ist es natürlich, wenn er nicht nur an den Seiten, sondern auch noch obendrein oben aufzuschneiden hat, und fangen die an den Seiten auf geschlitzten, ungleichen Bogenteile Schmutz, so thun es erst recht die weich und bei manchen Papiersorten geradezu wollig gewordenen, sagen wir, Aufschnitte, die ihre Schmutzfarbe, haben sie diese erst ein bis zwei Jahre geschluckt, nie wieder abgeben, mag man die Bücher abklopfen, oder nach amerika nischer Vorschrift mit Sandpapier glatt reiben Wie ganz anders verhält sich dagegen ein gut be schnittenes oder womöglich mit einem guten Schnitt, Gold oder Farbe, versehenes Buch! Leicht geht der Staub herunter und selbst wenn, ganz gegen die Vorschrift, einmal der Schnitt abgewischt statt abgewedelt werden sollte — natürlich nur nicht feucht —, so werden die Bücher nicht da von zu leiden haben. Von einem anderen Gesichtspunkte aus ist die Beschneide frage bei Zeitschriften zu betrachten Wer unbeschnittene Bücher nicht durchblättern, sondern wirklich lesen will, sei er Fachgelehrter oder nur Litteraturfreund, der nimmt sich ent weder die Zeit und Mühe, einen ganzen Band Hintereinander weg aufzuschneiden, oder er schneidet Bogen für Bogen auf und überlegt vielleicht bei dieser Gelegenheit, was er im vor hergehenden gefunden; er wird überhaupt zu einer wirklichen Lektüre Zeit haben. Anders liegt die Sache bei Zeitschriften, die heutzutage meistens durchflogen werden müssen, und bei diesen ist der unbeschnittene Zustand, in dem sie meistens verkauft werden, für jeden eine Qual, der nicht Rentier, Pensionär oder dgl. ist, also für den, der beschäftigt oder gar viel beschäftigt ist. Ich rede nicht von den leider vielen Menschen mit ungeschickten Händen, wie sie in Gelehrtenkreisen angeblich als berechtigte Zugabe sich finden, obwohl genug Fachgelehrte ersten Ranges beweisen, daß Ungeschicklichkeit nicht Eigenschaft des Gelehrten zu sein braucht, nein, ich rede von der gewöhnlichen Menschengattung, für die der Tag 24 Stunden hat und davon nur 8—10 zur Arbeit, obwohl sie 12 nötig hätten. Schon in deren Interesse möchte man den Herren Verlegern zurufen: Habt Erbarmen mit den Arbeitbeladenen und mutet ihnen nicht zu, daß jeder Einzelne dieselbe Arbeit des Ausschneidens ausführen soll, die doch in wenigen Minuten mit der Maschine vom Buch binder gemacht werden kann. Für diejenigen, die an der altväterischen Poesie des Papiermessers in sentimentaler Weise hängen, könnte ja eine gewisse Anzahl von unbeschnittenen Exemplaren aufgehoben werden. Natürlich war hier über haupt nur von starken Zeitschriften-Heften die Rede, denn andere, bei denen lerder häufig trotz ihrer Bogenzahl weder Zwirn noch Leim geopfert wird, kommen nicht in Betracht, weil man bei ihnen die Bogen und Blätter Umschlägen kann — Daß Marston's Frage in England mit seiner praktisch angelegten Bevölkerung Staub aufwirbeln würde, war zu erwarten, und in der That enthalten die Nummern 1683 und folgde. von kublist-ers' 6ireulsr eine ziemliche Anzahl von Antworten. Hören wir, was deren Schreiber zu sagen wissen. E. W. Coates schreibt, er habe oft die Reisenden der größten Häuser in dieser Angelegenheit befragt, aber nie eine befriedigende Antwort erhalten Coates kommt zu dem selben Schlüsse wie ich, daß nämlich unbeschnittene Bücher den Staub mehr schlucken als beschnittene, und daß sie eine Plage für Leser und Bibliotheken sind, welch letztere die Bände erst aufschneiden müssen oder aufschneiden lassen müssen, ehe sie sie dem Publikum zukommen lassen können Selbstverständlich seien Luxusausgaben und dergleichen nicht gemeint, aber in Bezug auf Romane glaube er, könne es kaum zwei verschiedene Ansichten geben. W. Brown meint unter anderem, es gebe keinen Grund dafür, daß politische Revuen und Magazine unbeschnitten verkauft werden sollten. Dazu komme aber noch, daß gar mancher Artikel nur deshalb nicht gelesen werde, weil der Käufer nicht Zeit gehabt habe, die Hefte aufzuschneiden, und das sei sicherlich schlimm für die Verfasser. Die wahren Bücherfreunde liebten es, die Bücher künstlerisch geformt zu sehen, aber sie bildeten nicht die Hauptmasse des lesenden Publikums, sie würden bei weitem überwogen durch solche Leser, die in Büchern und Magazinen nur eine Quelle der Unterhaltung und Erholung sähen. Litteratur von bleibendem Werte kaufe der Bücherfreund am liebsten in künstlerischer Ausstattung, d h. unbeschnitten; aber von Werken der Tages- litteratur, die vielleicht eine Auflage von 50 000 Exemplaren rechtfertigten, nähmen 40 000 ihren Weg in die Leihbiblio theken, und diese 40 000 müßten einzeln ausgeschnitten werden! Die meisten Sortimenter glaubten, die Verleger wüßten am besten, welche Form sie ihren Büchern zu geben hätten; aber nicht selten würde deren Absatz durch einen ab stoßenden oder häßlichen Einband ungünstig beeinflußt. Als praktischen Ausweg schlägt er vor, Exemplare beschnitten und andere unbeschnitten in den Handel zu bringen Es würde sich dann zeigen, daß Novellen für die Gesellschaft, Nach- schlagebücher, Augenblickslitteratur, Magazine und Revuen selten, wenn überhaupt, unbeschnitten verlangt werden würden- A W. Tuer ist offenbar einer aus der alten Schule, denn obwohl er zugiebt, daß das Papiermesser sterben muß, findet er doch, daß ein Buch mit einzeln ausgeschnittenen Bogen besser, aristokratischer aussieht als ein »guillotiniertes«. Er erwähnt dann ein oben mit Goldschnitt versehenes, an den Seiten aber unaufgeschnittenes Buch, das der Buchbinder für eine Kleinigkeit ausgeschnitten habe! Ja, warum geschah dies denn nicht gleich da, wo der Goldschnitt hergestellt wurde? »Experience« erklärt energisch: Auf die Frage giebt es nicht zwei verschiedene Antworten, denn das Publikum liebt seine Bücher und Magazine beschnitten zu haben. Vielleicht hingen die wenigen alten Aesthetiker, nach deren Erziehung alles altmodisch sein müsse, an der Idee, ein Buch sei nicht gut, wenn sein Papier nicht rauh und ungeglättet wie Hand papier sei. Er hätte in derselben Woche, in der die Frage aufgeworfen sei, zwei Fälle ihm ausgesprochenen Mißfallens erlebt. Ein Herr, dem er eine Ansichtssendung geschickt habe, habe ihm gesagt: »Sie haben mir ein gewöhnliches Exem plar des und des Buches geschickt, mit unbeschnittenen Rändern, haben Sie keine bessere Ausgabe?« Ein anderer Kunde habe auf die Frage nach dem Preise eines Buches für 4 s. 6 ä. geäußert: »Was, 4 e. 6 6. für ein nicht einmal fertig ge machtes Buch? Was ist der Preis einer guten Ausgabe?« Kurze Zeit vorher habe ein Landkunde ihm einige Bücher als unfertig zurückgeschickt, weil sie unbeschnitten gewesen seien- Vielleicht sagten die Altmodischen, jene verstünden nichts von Büchern; aber jene seien eben die ausschlaggebenden Faktoren des lesenden Publikums. Und noch von einer anderen Seite betrachtet Experience die Frage. Er sagt, gesetzt den Fall, daß er eben erschienene Sechs-Schilling-Novellen zum Wiederverkauf beziehe, solle er ein Exemplar durch Ausschneiden verderben, um den Inhalt kennen zu lernen? Nein, er begnüge sich da-
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