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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.10.1898
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- Erscheinungsdatum
- 20.10.1898
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- Deutsch
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244. 20. Oktober 1898. Nichtamtlicher Teil. 7789 fassung und so hoher koloristischer Schönheit emporgeschwungen, daß weitere Kreise des Publikums auf seine Schöpfungen aufmerksam wurden. Bald gehörte Chsret zu den erklärten Lieblingen der Pariser, und sein Erfolg veranlaßte zahlreiche Künstler der verschiedensten Richtungen, sich der bisher miß achteten Kunst der Straße zuzuwenden. Nachdem die Künstler sich mit den Prinzipien des Plakat stiles vertraut gemacht hatten, lag es nahe, sie auch auf die Dekoration der Buchumschläge anzuwenden und diese dadurch zu kleinen Jnnenplakaten für die Auslagen der Buchhand lungen zu machen. Wie gesagt, der Gedanke lag sehr nahe, und er ist auch thatsächlich alsbald verwirklicht worden, so daß man die Anfänge der modernen eoavsrtnrs illustiss in den Beginn der achtziger Jahre zu verlegen hat. — Ich habe zwei Plakate kleinen Formates neben eine der größeren Um schlagszeichnungen Chsrets gehängt. Sie werden sofort er kennen, daß die von dem Künstler befolgten Dekorations prinzipien bei beiden Arten von Arbeiten genau die gleichen sind, daß er den Buchumschlag ganz plakatmäßig stilisiert. Ebenso wie Chöret sehen auch die meisten andern fran zösischen Künstler den Buchumschlag lediglich als eine Spiel art des Plakates, als Miniaturaffiche an; ja man kann diese plakatmätzige Manier geradezu als das gemeinsame Kenn zeichen der französischen oonvsrturs» illastrds« bezeichnen. Ich begnüge mich hier damit, diese Thatsache zu kon statieren, und behalte mir vor, im weiteren Verlaufe meines Vortrages zu untersuchen, ob dies stilgemäß, ob dies vor allem praktisch ist. Ich kann selbstverständlich nicht in eine Würdigung der Leistungen der einzelnen französischen Um schlagskünstler eintreten. Ich beschränke mich darauf, anzu führen, daß, wie auf dem Gebiete der Affiche, so auch auf dem des Buchumschlages die glänzende und eminent natio nale Kunstweise Chsrets die zahlreichsten Anhänger gefunden hat; daß aber auch alle übrigen Richtungen der französischen Kunst vertreten sind, so der Realismus durch Thsophile Steinlen, den genialen Schweizer, so die Karikatur durch ihre glänzendsten Namen — Caran d'Ache, Jossot, Jbels Vallotton, Toulouse-Lautrec, Forain. Auch Grasset, der Führer der kunstgewerblichen Bewegung in Frankreich, und die Anhänger seiner Richtung, die Giraldon, Berthon, Ver- neuil haben Buchumschläge geliefert. Den Japonismus ver tritt Georges Auriol, den Symbolismus und die Dscadence- malerei am glänzendsten Alphon se Mucha, der Moreau der Affiche und des Briefumschlags. Während der industrielle Leinwandband in Frankreich neben dem Briefumschlag eine ziemlich untergeordnete Bedeu tung hat, erfreut er sich in Nordamerika einer großen Ver breitung, und die dortigen Leistungen sind meist sehr ge schmackvoll, wenn auch stark von England beeinflußt und selten ganz originell. Die künstlerische Umschlagszeichnung beschränkt sich daher im wesentlichen auf die periodischen Zeit schriften, die meist allmonatlich erscheinen, in Amerika weit zahlreicher sind als in Europa und einen großen Teil des Bildungs- und Unterhaltungsbedürfnisses des amerikanischen Volkes decken. Natürlich will sich keine Zeitschrift von der anderen in irgend einer Beziehung den Rang ablaufen lassen, und infolgedessen wurden einige von Eugen Grasset für Spezialnummern von Harpers Llitgurliw in den Jahren 1889—1892 entworfene Umschläge die Veranlassung, daß seitdem zahlreiche amerikanische Monatsschriften mit beständig wechselnden, meist ganz plakatmäßigen Umschlägen erscheinen, die großenteils auch besonders gedruckt als Asfichen für die betreffende Nummer verwendet werden. Der bedeutendste amerikanische Umschlagskünstler ist L. Rhead, neben dem be sonders Penfield und Bradley Erwähnung verdienen. Noch jüngeren Datums als in Amerika ist die Be wegung in Deutschland; ihre Anfänge fallen erst in das Jahr 1894. Freilich hatten schon vor dieser Zeit Menzel und Klinger Notentitel, hatte R. Seitz Umschläge zu der Wagner-Festschrift »Bayreuth« und zu kunstgewerblichen Fach zeitschriften und Vorlagewerken, hatte Otto Hupp seine Münchener Kalender geschaffen. Aber alle diese Leistungen blieben zu vereinzelt, um nachhaltig wirken zu können. 1894 begann aber der Verlag von A. Langen in München seine Ausgaben moderner Romane mit Umschlägen zu versehen, deren erste von französischen Künstlern — Chsret, Forain, Steinlen — stammten, denen sich bald auch Deutsche, vor allen Th. Th. Heine zugesellten Einen weiteren Anstoß gab die Plakatbewegung, die wie in Frankreich wegen der ver meintlichen Gleichheit der Aufgabe zahlreiche Künstler zum Entwurf von Umschlägen veranlaßte, und von Bedeutung wurde schließlich die Gründung der Wochenschrift »Jugend«, die bekanntlich für jede ihrer Nummern ein besonderes, meist stark plakatmäßiges Titelblatt entwerfen läßt. Unter den Verlegern, die die Bewegung gefördert haben, stehen für den Buchhandel A. Langen in München, S. Fischer und Schuster L Loeffler in Berlin, für den Musikalienhandel Heinrichshofen in Magdeburg und A. Schmidt in München obenan, denen sich seit kurzem auch Michow in Charlotten burg zugesellt hat. Bei der kurzen Dauer der Bewegung ist es selbstverständlich, daß die deutschen Umschläge in ihrer Gesamtheit bei weitem nicht ein so vollständiges Spiegel bild von unserem Kunstleben geben können wie die franzö sischen von dem ihrer Heimat. Doch sind erfreulicher Weise schon zahlreiche hervorragende Künstler mit zum Teil sehr bedeutenden Leistungen hervorgetreten, so Klinger und Stuck, so Greiner und Unger, so Seitz und Seder, Hupp und Doepler, Sattler und Lechter, Fidus und Heine, Eckmann und Hirzel. Ich kann natürlich auch hier nicht in eine Würdigung von Einzelleistungen eintreten, dagegen möchte ich an einige Arbeiten, die mir in der einen oder andern Beziehung weniger gelungen erscheinen, einige Bemerkungen allgemeiner Natur knüpfen. Zunächst aber wollen wir noch einen Blick auf die Entwicklung der Bewegung in den übrigen Ländern werfen. In Oesterreich wirkt schon seit mehreren Jahren Heinrich Lefler als Umschlagskünstler ersten Ranges, neben dem Kolo Moser mehrfach glücklich hervorgetreten ist. Weiteren Umfang hat die Bewegung aber erst in letzter Zeit angenommen, und man kann nicht sagen, daß sie bisher viel Erfreuliches zu Tage gefördert hat. Die meisten Arbeiten stehen unter dem Einfluß des bizarren Stilismus, der gegenwärtig in Wien grassiert und in der Zeitschrift »Vsr ssoram« die selt samsten Blüten treibt. In Italien, Spanien und der Schweiz ist wenig Bemerkenswertes zu finden; auf die vorwiegend ornamentalen holländischen und belgischen Arbeiten werde ich am Schluß memes Vortrages noch zu sprechen kommen. In Schweden haben sich einzelne bedeutende Künstler gelegentlich mit Glück auf dem Gebiet des Buchumschlages versucht, vor allem Carl Larsson, Schwedens größter Monumentalmaler; in Norwegen hat der Landschafter Holmboe eine umfassende Thätigkeit entfaltet. Bei weitem die erste Stelle unter Len skandinavischen Ländern nimmt aber Dänemark ein. Hier wirken zwei Spezialisten des Buchumschlages, G. Heilmann, der bekannte Maler der Kopenhagener königlichen Porzellan manufaktur, der in seinen Porzellanen wie in seinen Buch umschlägen das naturalistische Tier- und Pflanzenornament bevorzugt, und Haus Tsgner, der feinsinnige Illustrator, der sich gern an historische Stilsormen, besonders Empire und Rokoko, anlehnt. Bel dem hohen Stande des dänischen Buch- bindereigewerves hat natürlich auch der industrielle Leinwand band bereits eine sehr hohe Stufe der Entwicklung erreicht Auch hier stehen Heilmann und Tsgner, die Sie unter den ausgestellten Arbeiten mehrfach vertreten finden, neben 1036'
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