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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.02.1927
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- 1927-02-03
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- 03.02.1927
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Xo 28, 3. Februar 1927. Redaktioneller Teil. Einem in der Wochenschrift »b.e Orapouillot« erschienenen Artikel über dies Gebiet seien einige Illustrationen zu diesem bibliophilen Spekulationsbetrieb entnommen. So wird die ganz gewöhnliche Extra ausgabe eines Proustschen Romans aus dem Jahre 1913, die damals drei Franken kostete, heute mit 600 bis 700 Franken bezahlt. Ein unlängst zu 80 Franken herausgekommenes »Leben von Balzac« notiert jetzt rund 400 Franken, und derart weiter für eine große Zahl von Werken. Die Steigerung der Preise ist nicht, wie man oft glaubt, auf Machenschaften der hauptsächlichen Buchhändler zurückzusührcn, sondern auch hier maltet das Gesetz von Angebot und Nachfrage; werden etwa nur tausend Exemplare einer Vorzugs-Ausgabe hcrgestellt und haben dreitausend Liebhaber subskribiert, dann ist die Hausse unvermeidlich. Das; bei diesen Verhältnissen der Buchhändler manchmal keinen leichten Stand hat, ist einleuchtend; er muß für seine Kundschaft oft lange voraus eine bestimmte Zahl subskribieren, ans das Risiko hin, daß dies oder jenes Werk ein Fehlschlag ist und ihm dann liegen bleibt. Meist aber wird zu wenig subskribiert, und dann muß der Buchhändler, um seine Kunden befriedigen zu können, oft das Buch von den spekulativen Käufern zurückkausen, natürlich zu höherem Preis; der Ortginalpreis war etwa 100 Franken, der spekulative Käufer verlangt 150, der Buch händler schlägt für sich ebenfalls 50 Franken drauf, und der neue Käufer muß also den doppelten Preis bezahlen. Eine diesen Betrieb regulierende zentrale Stelle soll es nicht geben, der eine Buchhändler wird eine Luxusausgabe nicht los, der Buchhändler nebenan bezahlt zur gleichen Zeit für das gleiche Werk schon den höheren Preis. Im Gebrauch der Fachausdrücke hat ebenfalls eine Verschiebung stattgefunden, die für manchen Leser von Interesse sein wird. Vor dem Kriege war jene Ausgabe die »Original-Ausgabe«, die keine An gabe der Auflagenhöhe aufwies, das heißt »Original-Ausgabe« und erste, ans gewöhnlichem Papier hergestellte Ausgabe waren identisch; neben ihr bestand die Luxusausgabe in den wenigen, aus gutem Papier gedruckten Exemplaren, sehr oft nicht mehr als zehn. Heute besteht für eine große Zahl von Werken die Original-Ausgabe lediglich in der Luxus-Ausgabe; so ist etwa bei Albin die nicht numerierte Alfa- Ausgabe als die Originalausgabe zu betrachten, bei der llouvells lievus b'ranyai^ ist es die Lafuma-Ausgabc, sodaß es eine gewöhn liche Original-Ausgabe oft gar nicht mehr gibt. Im allgemeinen kann man sagen, daß hinsichtlich des Fachausdruckes »Original-Ausgabe« eine große Unsicherheit eingerissen ist, andere Verleger verstehen unter diesem Wort wieder etwas gänzlich anderes. Der sehr rührige Verleger Bernard Grasset hatte die glückliche Idee, »Original-Ausgaben« zu sechstausend Exemplaren und nume riert herzustellen, die sogenannten »Oaüiers vert8«, und ohne dafür zu garantieren, daß er die betreffenden Werke nicht in irgendeiner ande ren Art ein zweites Mal herausgeben werde. Grasset hatte dabei großes Glück, die erste Nummer dieser »6adier8 vert8« war die be kannte »Uarie Okapckelaine« von Hemon, die der Verleger sehr billig erwarb. Der Riesenerfolg der gewöhnlichen Ausgabe dieses Romans wirkte natürlich außerordentlich auf den Erfolg der besseren Ausgabe ein. Weiter hatte Grasset die smarte Idee, diese 6aüier8 vert8 in ver schiedener Auflagenhöhe herauszugeben, sodaß der bibliophile Samm ler immer befürchten mußte, dieses oder jenes Werk mit kleinerer Auf lage nicht mehr zu erhalten, das heißt, diese Befürchtung veranlaßte ihn zum raschen Kauf. Man kann natürlich über das Moralische dieser Methode verschiedener Ansicht sein . . . Nach dem schon weiter oben erwähnten Artikel sollen die älteren Schriftsteller von den plötzlich heraufgeschossenen Massen der Neo- Bibliophilen keinen Nutzen haben; es werden die jüngeren und jüng sten Schriftsteller auf diesem Gebiet bevorzugt, diejenigen, die sich als »große Nummern« gewissermaßen entpuppen können. Auch herrschen auf dem bibliophilen Gebiet weit weniger die Massenautoren, sondern die mehr esoterischen, mehr eigenartigen Schriftsteller, Paul Valöry von der Akademie ist hier das beste Beispiel. Was schließlich die Beziehungen dieser Neo-Bibliophilie zu den Schwankungen des französischen Franken angeht, so hat sich bis heute die Befürchtung oder der Wunsch, die Nevalorisation der heimischen Währung werde stark reinigend oder verheerend einwirken, nicht erfüllt; von einer ernsthaften Krise des Luxus-Verlags in Frankreich ist nichts oder noch nichts zu verspüren. In diesem Zusammenhangs verdient auch die Einrichtung der »Okkiee cke Iüvr68«, eine in Frankreich meines Wissens noch recht junge Angelegenheit, einige Worte. Es ist dies eine jetzt schon von mehreren Revuen für ihre Leser einge richtete Stelle, von der aus man in bequemster Weise und ohne Neben kosten ständig mit den gewünschten Büchern beliefert werden kann. Durch diese »Okkiee« wird man über die Neuerscheinungen und auch über die bibliophilen Werke unterrichtet. Insgesamt tragen diese »0kkie68« sicherlich stark zur Belebung des Büchermarktes bei; gerecht fertigt auf jeden Fall sind sie dadurch, daß die französische Buchhand lung meist nicht im gleich reichhaltigen Maße assortiert ist wie etwa die deutsche. —r. Paris, Dez. 1926. Dom Offsetdruck. Der Offsetdruck hat auch in vielen Buchdruckereien bereits seinen Einzug gehalten, sogar in Betrieben, wo die notwendigen Voraus setzungen zu einer einigermaßen günstigen Prosperität dieser im allgemeinen durchaus nicht billigen Anlage mehr oder weniger fehlen. Direktor Otto Krüger hat wohl nicht unrecht, wenn er in dieser Hinsicht in seinem Buche »Die lithographischen Verfahren und der Offsetdruck« (Verlag F. A. Brockhaus, Leipzig) schreibt: »«Freilich, wenn der Buchdrucker sieht, wie im Ofssetverfahren Autotypien und Mehrfarbendrucke auf den ordinärsten Papieren anscheinend mühe los und ,ohne Klischees' gedruckt werden, dann scheint der Offset« druck eine höchst einfache Sache zu sein, und gar schnell wird oftmals der Entschluß zur Einführung des Verfahrens gefaßt. Für die meisten Buchdrucker bedeutet das aber einen Sprung ins Dunkle. .... Der Buchdrucker, der sich mit der Absicht trägt, den Offsetdruck einzu- führen, sollte zuvor an Hand des Buchdruck- und des Osssct-Minimal- preistarifs recht viele Berechnungen der einzelnen Arbeiten vor nehmen. Er wird dann verhältnismäßig bald cheraussinden, welche Arbeiten im Offsetdruck und welche im Buchdruck rationeller herzn- stellen sind, und er wird sich dann selbst ein Urteil darüber bilden können, ob die Einführung des Offsetdrucks für seinen Betrieb wün schenswert ist oder nicht.« Da nun weite Kreise über das Wesen des Offsetdrucks noch zu wenig unterrichtet sind, so ist ein elementarer Überblick wohl am Platze. Es sei «aber gleich bemerkt, daß es weder beabsichtigt noch möglich ist, im Nahmen einer kurzen Abhandlung das weite Gebiet des Offsetdrucks erschöpfend zu behandeln. Es kann sich daher nur um eine allgemeine bzw. einfiihrende Übersicht handeln. Der Erfinder der Ofifsetpresse ist der amerikanische Stcin- druckereibesitzer I. W. Rubel ans Sntherford (New Jersey). In Deutschland wurde der Offsetdruck im Jahre 1907 durch den in Niles (Ohio) ansässigen Deutschamerikaner (Österreicher) Kaspar Hermann eingeführt, der gleichfalls als Erfinder «der Offsetpresse gilt. Seine von der Maschinenbaugesellschaft Zweibrücken erbaute Guinmidruck- presse wurde unter dem Namen »Triumphpresse« in Leipzig (Quer straße 4) ein halbes Jahr lang praktisch vorgesührt. Die erste Offset- presfe wurde bei C. G. Röder in Leipzig ausgestellt. Zunächst sei betont, daß der Offsetdruck, mit dem zu Beginn dieses Jahrhunderts die «ersten praktischen Versuche gemacht wurden, schon lange nicht mehr in den Kinderschuhen steckt, sondern daß er stramm marschiert und sich überall einbürgert. ,Offsetdruck bedeutet Absetzdruck; statt des amerikanischen Namens vff-set ist Gummidruck wohl die passendste Bezeichnung. Während Buch- und Steindruck sich als unmittelbares Druckverfahren kennzeichnen, da hier direkt von der Schrift oder vom Stein auf -das Papier gedruckt wird, kann man beim Offsetdruck nur von «einem mittelbaren Druckverfahren sprechen. Der Offsetdruck ist ein chemisches Verfahren, da die Annahme der Farbe auf dem Gegen satz von Fett und Wasser beruht. Die Druckplatte muß ständig feucht s^in, wenn die fetten Farbwalzen darüber rollen. Als Flachdruck kennzeichnet sich das Verfahren dadurch, daß das Druckbild, also die Zeichnung oder die Schrift, «weder tief noch erhaben auf der Druck platte steht, sondern infolge des chemischen Verfahrens aus der Platte aufliegt bzw. haftet. Mittels Umdruck oder photographischer Über tragung gelangen Zeichnung oder Schrift auf die Zinkdruckplatte, die den Lithographiestein ersetzt. Der Abdruck erfolgt von der Zinkplatte auf das den eigentlichen Druck auf das Papier vermittelnde G u m m i - t u ch seitenverkehrt bzw. spiegelvcrkehrt und von diesem auf das Papier seitenrichtig bzw. leserichtig. Mit dem photographischen Gummidruck kann der Offsetdruck nicht verwechselt werden, da ersterer ein Kopier verfahren ist und als »Druck« nicht angcsprochen werden kann. Beim Offsetdruck handelt es sich also nicht um eine Atzung, sondern lediglich um eine Übertragung. Das Verfahren ist daher insoweit immerhin weniger kostspielig. Mit Hilfe des Nastcrversahreus können Photographien, Ton- und Halbtonbilder auf die «Offsetzinkplatte über tragen werden. Ein Atzen ist nicht erforderlich. Die Zwischenschaltung des Gummituchs ist an sich nun nicht neu; beim Blcchdruck ist das Gummituch schon lange in Gebrauch. Das beim Offsetdruck zur An Wendung gelangende weiche glattgoschliffene Gummituch nimmt zuerst den Abdruck von der Zinkplatte auf und «überträgt ihn dann in einer geradezu verblüffend scharfen Weise selbst auf «die rauhesten und härte sten Papiere., Die glatte Oberfläche des Gummituchs ermöglicht die vollkommen scharfe Abnahme «des Druckbildcs («den Druck) von der Druckplatte; die Weichheit des Gummituchs bürgt dafür, daß der Druck durch die mehr oder weniger vorhandene rauhe Oberfläche des Papiers nicht beeinträchtigt wird. Selbst die allerfcinsten Striche und die feinsten Rasterätzungen (Autotypien) werden tadellos iibertragen. 141
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