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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.03.1906
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 22.03.1906
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- Deutsch
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3008 MchtamMchcr Teil. ^ 67, 22. März ISO«. Aus der Bücherwelt Frankreichs. Plauderei von Ernst Schrnersahl. Einen Kampf gegen den Schmutz in Wort und Bild, wie er erfreulicherweise in Deutschland jetzt so nachdrücklich geführt wird, scheint man in Frankreich nicht zu kennen. Es würde hier auch ein Kampf gegen Windmühlen sein, ohne Aussicht auf den geringsten Erfolg. Der Durchschnitts-Franzose, die große Masse, hat einen andern Geschmack als der Deutsche und Engländer, und dem muß naturgemäß auch der Buchhandel, will er sich über Wasser halten, Rechnung tragen. Der Franzose sucht in seiner Lektüre etwas Realistisches, Pikantes, die Sinne Reizendes. Ein Anblick, den man in deutschen Großstädten doch nur hier und da hat, nach dem man in London fast vergeblich suchen wird, der bietet sich dem Auge in Paris auf Schritt und Tritt. Macht man eine Wanderung durch die Stadt, sei es über die großen Boulevards, sei es durch abgelegene Stadtteile und kleine Seitengassen, und achtet man auf die Hunderte von Zeitungskiosken und mehr oder weniger bedeutenden Buchläden, — die größer» wirklichen Buchhandlungen liegen außerhalb meiner Betrachtung — so wird man fast immer dasselbe Bild vor sich haben. Um die seil gebotene Ware dem Passanten vor Augen zu führen, benutzt man außer den Schaufenstern noch umfangreiche Stellagen, die vor dem Laden auf dem Straßenpflaster, meistens unter dem Schutze eines Zeltdachs, aufgebaut werden. Und was erblickt man in der Auslage? Nebeneinander oder in Stapeln aufgebaut Romanbände, die sich entweder durch schlüpfrigen Text oder durch widerwärtige Illustra tionen auszeichnen. In letzterer Art leisten einige Verleger geradezu Staunenswertes und haben sich durch ihre Verlagswerke einen diese literarischen Machwerke durch farbenprächtige und auffallende Umschläge, aus denen man meist schon auf den Inhalt schließen kann, unangenehm bemerkbar. Oftmals sind es allerdings auch nur die Umschläge, die dem Geschmack des Publikums Rechnung tragen; der Inhalt dagegen ist mehr oder weniger harmlos und fade. Der Kenner freilich geht auf diese Lockungen nicht ein; er liest ein oder zwei Kapitel beim jedesmaligen Passieren des Bücherladens, und opfert seine 3 Frcs. erst dann, wenn er ge funden hat, daß der Inhalt wirklich das birgt, was das Titel blatt verspricht. Da die Ware, wie oben erwähnt, offen auf der Straße feilgeboten wird, so scheut sich natürlich auch die Jugend nicht, an diesen Vertriebsstätten geistiger Nahrung Halt zu machen und ab und zu auch, wenn vom Taschengeld genügend zusammen gespart wurde, eins dieser »prächtigen Bilderbücher- zu erstehen. Bei den Zeitungskiosken ist das Bild nur wenig anders. Statt der Romanbände sind es hier die auf gleicher Stufe stehen den Zeitschriften, die in langer Reihe nebeneinander prangen, großer Teil trägt den aufgedruckten Vermerk: »Nur in geschlossenem Zustand und nicht an Kinder zu verkaufen.- Wer das Titelbild sieht und diesen vielsagenden Satz gelesen hat, ist sich über den Inhalt dieser »Kunstzeitschristen« schon im klaren. »Kunstzeitschristen!« — man möchte fast lächeln. Vielfach sind die Abbildungen so mangelhaft ausgeführt, daß man dabei an alles andre, nur nicht an Kunst denken kann. Indessen findet man die Worte »Für Künstler!- bei einer ganzen Reihe dieser Publikationen dem Titel hinzu- gesügt. Ob die betreffenden Herren Verleger dies aus Reklame tun oder nur, um nicht mit den Gesetzen in Konflikt zu geraten, weiß ich nicht; letztere Vorsichtsmaßregel dürfte hier kaum notwendig sein. In den letzten Jahren wachsen derartige Blätter wie Pilze aus der Erde und finden reißenden Absatz. Daraus läßt sich wohl am sichersten folgern, daß 99 Prozent davon nicht an die Kreise abgesetzt und nicht für die Zwecke verwandt werden, für die sie laut Angabe der Herausgeber bestimmt sind; andern falls müßte Frankreich eine hübsche Anzahl Künstler beherbergen. Bedauerlicherweise bleibt diese Schmutzliteratur nicht innerhalb der französischen Grenzen, sondern gelangt auch in großen Mengen ins Ausland. Jeder Pariser Kommissionär wird bezeugen können, daß der Export hierin durchaus nicht unbe deutend ist, daß vielmehr Ungarn, Österreich, Rußland und auch Deutschland gute Absatzgebiete dafür sind. Oftmals sind diese Publikationen beim Publikum vielleicht gar nicht bekannt; da^gibt es dann aber sogenannte Kollegen, die dieser Unkenntnis zu be gegnen wissen, und die sich speziell mit dem Vertrieb solcher Die Zahl der Bücher, die in Frankreich im Laufe des Jahres Araxbis äs 1a braves-, auf 12416; das sind 277 mehr als im Jahre 1904. Die Zahl der neu erschienenen Musikalien wird mit 6197 (gegen 6429 im Jahre 1904) angegeben, die der Stiche, Lithographien und Photographien mit 738 (189 weniger als im Jahre 1904). Um jedoch die ungefähre Zahl der wirklichen Büchererscheinungen, getrennt von Flugschriften, Dissertationen 2000 bis 3000 Titel in Abzug bringen. Im letzten Jahre betrug des Ministeriums des Innern gemacht wurden, genau 2858 Titel. Das erklärt sich dadurch, daß erstere sämtliche Druck erzeugnisse verzeichnet, ohne die literarische Bedeutung der ein- Tagtäglich wird über Tourcoing eine ziemlich beträchtliche Anzahl Bücher oder andre Artikel des ausländischen Buch-, Kunst- und Musikalienhandels in Frankreich eingeführt. Das spezielle Bahnhofs-Kommissariat kontrolliert die Ankunft der Waren und die deutschen Chromolithographien; sie machten ein Gewicht von nicht weniger als 11086 lrx aus. Den zweiten und dritten Platz nehmen Schulbücher in französischer Sprache mit dem ansehnlichen Gewicht von 9 858 lr§ und Schulbücher in toten Sprachen mit 3141 trx ein. Klischees in Kupfer und Stahl erscheinen mit 1 455 irx und verschiedene Druckschriften mit Blankoseiten mit l 096 Irx- Das Gewicht der im Ausland gedruckten und von dort eingeführten Musikalien beläuft sich auf 760 das belgischer Journale auf 593 lr§; an letzter Stelle endlich stehen die Bibliotheks- bände mit 420 Diese verschiedenen Artikel des Buchhandels gelangten nach Frankreich mittels 553 Kollis, die 263 administrative Protokolle nötig machten. Für die lebhafte Zeit der zweiten Hälfte des Dezember er gibt sich nach der Statistik folgendes Bild: 150 Schulbücher in toten Sprachen, 595 Schulbücher in französischer Sprache, 80 lcx Musikalien, 475 Chromos, 120 irx Bibliotheksbände, 80 lrx Klischees, 510 irx Druckschriften mit Blankoseiten und 15 lrx belgische Journale, die zusammen in 38 Kollis enthalten waren und 12 administrative Protokolle erforderten. Was die Ausfuhr an Büchern in französischer Sprache betrifft so belief sich diese während der ersten 10 Monate des Jahres 1905 aus 23 854 Zentner, und zwar verteilt sich dies auf die verschiedenen Länder wie folgt: Belgien 7 640; England 2 952; Deutschland 1 757; Schweiz 1 477; Algerien 1375; Italien 718; Brasilien 510 und andre Länder zusammen 7 425. Die Bücher in fremden oder toten Sprachen, die während desselben Zeit abschnitts von Frankreich ausgeführt wurden, erreichten das Ge wicht von 3 780 Zentner. — Vor nicht allzu langer Zeit verlautete gerüchtweise, das das Schicksal der historischen Bücherstände an den Usern der Seine besiegelt wäre, und daß damit Paris einer seiner Eigentümlich, keilen beraubt werden solle. Dem scheint jedoch nicht so zu sein; vielmehr bietet sich dem Auge nach wie vor dasselbe malerische Bild, das wohl jeder, der Paris besucht und die Seine kreuzt, sich einprägen wird. Die Bücherstände oder vielmehr die Bücherkästen ruhen auf den Quaimauern und erstrecken sich auf etwa 1'/, Meilen vom 6s>rs ä'Orlsang bis zum ^aräin äes klantes. Im allgemeinen ist ein Kasten gleich dem andern, wenn einige sich auch in Aus- stattung und Größe ab und zu ein wenig hervortun. Soweit sie Bücher in sich bergen, handelt es sich in der Hauptsache um anti-
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