Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.06.1908
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 06.06.1908
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19080606
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190806067
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19080606
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1908
- Monat1908-06
- Tag1908-06-06
- Monat1908-06
- Jahr1908
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
^ 130, k. Juni 1908. Nichtamtlicher Teil. «örsm«l»tt». d. »tlch». «»«,»»»,I. 6317 das rein Bnchhändlerische, die Geschäfts- und Wirtschafts geschichte des Buches lammen dabei zu schlecht weg. Kapp hat rom Wort Buchhandel zu stark die erste Silbe betont, während von Hase den Nachdruck auf die beiden letzten Silben gelegt wissen wollte. Das war der erste Zwiespalt der Gefühle. Dazu kam eine zweite Schwierigkeit: die Un gleichheit in der Setzung einer Zeitgrenze in den einzelnen Abschnitten des ersten Bandes. Die Druckgeschichte der Städte, die im fünfzehnten Jahrhundert angefangen haben zu drucken, läuft zum Teil bis in die zweite Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts, das -Außere des Buches» in der Buchbinderei bis zum Ende des sechzehnten Jahrhunderts, der -buchhändleriiche Geschäftsbetrieb» teilweise bis zum Schlüsse des achtzehnten, die »Frankfurter Messe» bis zum Beginne desselben Jahrhunderts, die »Bücherzensur» bis ins letzte Viertel des siebzehnten, die -Frank furter Bücherkommisston» bis ins achtzehnte Jahrhundert, der »Nachdruck» bis 1788 — die Anfänge Leipzigs aber fehlen ganz. Wo hatte also der zweite Band ein zusetzen? Für jeden bedenklichen und gewissenhaften Be arbeiter eine Frage von gewaltiger Tragweite. Herr von Hase neigte sich je länger desto mehr der Ansicht zu, daß wegen zu laxer Betonung der Betriebsformen und der Geschäftsgebräuche und wegen der verschiedenen Zeit grenzen ein bloßer, unmittelbarer Anschluß an das Vorher gehende weder rätlich, noch überhaupt möglich sei, und machte sich infolgedessen damit vertraut, das ganze Werk von Grund aus neu zu schreiben. Einer »gründlichen» Dar legung des Buchwesens im Handschristenzeitalter (»Vorzeit» bis etwa 1150) sollte in einem zweiten Kapitel dis von 1150—1563 angesetzte -Jugendzeit», d. h. das Buch im Wander-, Markt- und Meßverkehr, folgen. Auch die erste Hälfte des III. Abschnitts <»Mittlere Zeit» oder -Meßbetried» von 1561—1764), die mit dem Westfälischen Frieden zu schließen gehabt hätte, wäre in der Hauptsache noch eine Verbesserung des bereits von Kapp Gebotenen ge wesen. Kurz, der Bearbeiter, doch nicht bloß »nebenbei» beschäfligter Leiter einer großen Firma mit zahlreichen Inter essen und sonstigen Verpflichtungen, vergrößerte und erschwerte sich die gestellte Ausgabe selber und hatte dann natürlich auch sehr bald unter der Wahrheit des alten Wortes zu »interne» Mitarbeit I)r. W. Köhlers, der von Gera »6 boo nach Leipzig übersiedelte, zu wenig. Endlich, nach einem mühseligen Jahrzehnt, entschloß sich Herr v. Hase unterm 16. Juli 1803, nur die Zeit bis 1764 sich reservieren zu wollen, die neuere Zeit aber (1765 ff.) und die Gegenwart einem anderen auszuliefern. Dieser andere wurde in Or. Johann Goldfriedrich gewonnen. Mit vorbildlichem Eifer und einem Verständnis, das ich — ich bekenne das nachträglich gern — dem Philosophen gar nicht zugetraut hätte, stürzte sich der »neue Herr» in das wogende Meer. Schon am 1. Oktober 1903 war er im stande, eine umfangreiche »Denkschrift, betreffend die Be arbeitung einer Geschichte des Deutschen Buchhandels der neueren Zeit» (gedruckt als Beilage zu Nr. 42 des Börsen blattes vom 20. Februar 1804) der Historischen Kommission zu überreichen. Noch schüttelte ich damals den Kopf zu manchen Sätzen dieses Programms und hegte schwere Be fürchtungen ob seines Gelingens. Aber die Historische Kom mission hatte das rechts Zutrauen zum rechten Manne. Am 15. November 1903 wurde eine entsprechende Ver einbarung mit vr. Goldfricdrich getroffen. Und schon am 30. Januar 1904 konnte Goldfriedrich über seine Vor arbeiten für die Zeit von 1765 bis 1825 einen ersten »Bericht» erstatten (gedruckt auf S. 1673 u. f. des eben zitierten Börsenblatts). Frisch hatte er das Amt erfaßt; Börsenblatt skr den Deutschen Buchhandel. 75. Jahrgang. fröhlich wurde man schon beim bloßen Zuschauen. Am 16. März 1904 kam der Vertrag zustande. Man merkte: dahinter steckt ein Feuergeist. Nur »frei» war er noch nicht ganz; in vielem Betracht noch zu abhängig von Hases Programm, seinen Vorarbeiten und den Richtlinien, die der zweite Band geben mußte. Dennoch gedieh die Arbeit am dritten Band famos. Da, ein neuer Schlag: Ende 1905 erklärte vr. von Hase sich außer stände, das Zwischenstück zwischen Kapp und Goldfriedrich zum vereinbarten Termin abzuliefern. Was tun? Zuversichtlich übernahm am 25.Januar 1906 der ein zig in Betracht kommende Ersatzmann, eben unser Goldfriedrich, auch diesen peinlichen Rest in eigene Regie. Damit war er auch »frei», ganz frei geworden. Obwohl einige Partien des bereits weit vorgeschrittenen dritten Bandes begreiflicher weise nunmehr stark umgearbeitet werden mußten, brachte dieser Zauberkünstler in Sloffdurchdringung und -bemeisterung es fertig, die Darstellung der gesamten Fortsetzung von 1650 bis 1825 in zwei Raten Ende 1905 und Ende 1906 druckfertig abzuliefern und neben der Korrektur des vor liegenden Bandes (1907) den letzten so zu fördern, daß der Abschluß bis Ende des lausenden Jahres sicher zu er warten steht! War es also zuviel behauptet, wenn ich von -personifizierter Tatkraft» sprach? Das vordem Versäumte ist durch Goldfriedrich mit einem Schlage wieder eingebracht. Dies die äußere Geschichte des zweiten Bandes, der aus technischen Gründen die Entwicklung des deutschen Buch handels, hierin mit vielem Glück an den Kappschen Stand punkt anknupfend, nur bis zum Beginn der klassischen Lite raturperiode führt. Ich mußte diese -Prähistorie» etwas ausführlich erörtern, um das hohe Verdienst des Verfassers an seiner Tat (im schönsten Sinne des Wortes) in das rechte Licht zu stellen. Nun noch einige Worte über den Inhalt des Buches. Sicherlich könnte man manches anders anfassen, anders gruppieren, anders ausführen. Aber alle Bedenken und eigensüchtigen Nörgeleien müssen, meine ich, fein schweigen angesichts der so raschen und so tüchtigen Gesamtleistung. Aus dem Ungewissen heraus! das ist unbedingt schon ein schöner Trost. Er wird aber direkt zum Glücksgefühl ge steigert, wenn man — wie gesagt: unter freiwilligem Ver zicht auf einige unerfüllt gebliebenen, aber auch nicht gerade ausschlaggebenden Sonderwiinsche — über Goldfriedrichs -Geschichte» das Urteil fällen darf: eine prächtige Arbeit. Der Mann weiß, was er will. Philosophisch geschult (was heutzutage nur sehr wenige Gelehrten von sich behaupten können), ist Goldfricdrich stets in der glücklichen Lage, den rechten Wertmaßstab an die wechselnden Erscheinungen zu legen; nicht im Schlosserschen Sinn etwa, sondern im Grotenfeltschen. Aus dem ihm in ungeheuerer Fülle zu- strömenden Material weiß der Verfasser (das bewies er schon in seiner »Denkschrift») überall die richtige Auswahl zu treffen. Damit hatte er'sozusagen schon die Hälfte des zu durchmessenden Weges gewonnen. Er versinkt nicht im Stoffmeere, sondern durchfurcht es als Herrscher. Und dabei arbeitet er in den weitaus meisten Gebieten direkt aus den Quellen heraus; erst wenn die urkundlichen Nachweise ver sagen, verwertet er die gesicherten Ergebnisse früherer Einzel darstellungen und verarbeitet seine -Zettelmosaik« zu einem harmonischen Gesamtbilde. So verbindet er die Rankesche Kunst in der Stoffauswahl mit Lamprechts Methode, auch rein wirtschaftliche und unpersönliche Dinge zu beseelen. Mit dem, woran O. von Hase gescheitert ist, der An knüpfung an den ersten Band, quält sich Goldfriedrich nicht lange ab. Auf wenigen Seiten wird die Verbindung mit dem 1886 abgerissenen Faden geschickt wieder hergestellt, Einteilung und Übersicht direkt angeschlossen. In dem 74 Seiten starken zweiten Kapitel, überschrieben »Der Bücher- 822
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder