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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.02.1931
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- 1931-02-19
- Erscheinungsdatum
- 19.02.1931
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42, 19, Februar 1931, Redaktioneller Teil, Börsenblatt f. b. Dlschn Buchhandel. Zur Hundertjahrfeier der Universitätsbibliothek zu Berlin. Von vr, Kurt Karl Eberlein. Am 20, Februar 193l feiert die Universitätsbibliothek zu Berlin in der anmutigen Rokokoaula der Friedrich-Wilhelm- Univcrsität ihr hundertjähriges Dasein, Da geziemt es, der Ju bilarin sichtbare Glückwünsche darzubringcn und ihren Lebens lauf zu erzählen. Wie es zuweilen alten Damen geht, die in ihrer Jugend ein »häßliches Entlein» waren, aber im ehrwürdi gen Alter immer schöner erscheinen, so geht es auch diesem Ge burtstagskind, das heute den ganzen Reiz eines edlen und reichen Wesens verkörpert. Ich möchte also kurz erzählen, wie dies be wegte hundertjährige Leben verlief. Als nach dem Medcrbruch Preußens in tiefer Not und Armut Friedrich Wilhelm III, das berühmte Staatsprogramm erließ, das alle Hoffnung der Reform in dem bekannten Satz aussprach: -Der Staat muß durch geistige Kräfte ersetzen, was er an physischen verloren hat» — vielleicht gilt diese Weisheit heute noch —, als die Reforni der höheren wissenschaftlichen Anstalten und die Gründung der Berliner Universität lkilO erfolgt war und als wider Erwarten das wissenschaftliche Leben und Trei ben dieser neuen Hochschule aufblühte, da stellte sich bald her aus, daß die Königliche Bibliothek (K, B.) den neuen Anforde rungen an eine Universitätsbibliothek nicht genügte. Daran änder ten auch Schleiermachers neues Reglement und das 1820 einge richtete Jonrnalzimmer der Dozenten in Friedrichs des Großen -Kommode» am Opernplatz wenig. Man beschloß deshalb, den Studierenden nach dem Wiener Vorbild eine eigene kleine Fach bibliothek zu schaffen, um zugleich die K, B, zu entlasten, ihre Dubletten zu verwenden und die in der Universität ausgestapelten Freiexemplare der Verleger besser zu nützen. Der vom Ober bibliothekar Willen gut beratene Rektor Klenze beantragte also am 25, Februar 1829 im Ministerium diese wichtige Präsenz bibliothek, Minister v, Stein und Vortragender Rat Schnitze hal fen befürwortend weiter, und der König genehmigte am 20, Fe bruar 1831 die Gründung der Universitätsbibliothek (N, B,), Als ein Kind der großen Bibliothek fand die neue U, B, ihre erste Wohnung im 1, Stock der Kommode in dein Dublettenzimmer des Pavillons an der Behrenstraße, und hier lebte und wuchs diese Notschöpfung, bis der Fußboden cinzubrechen drohte, so überfüllt waren Wände und Regale, als man 1839 auszog. Da nicht nur die Universität, sondern auch die K, B, die Herren waren, denen das Stiefkind dienen sollte, ging zwar der Instan zenweg über Rektor und Senat, aber der jeweilige Oberbiblio thekar der K, B, war Leiter und Patron der U, B, Der erste Direktor war also ihr wahrer geistiger Vater, Geheimer Regie rungsrat Prof, Ui, August Wilken, der bewährte »Historiograph des Preußischen Staates», und sein Schwiegersohn, 4>r, M, E. Pindcr, später Knglers Nachfolger im Kultusministerium, war Kustos, Am 27, Januar 1832 ist die neue Bibliothek mit 1668 Bänden betriebsfertig. Der Zuwachs wird durch Ankäufe, Zu weisungen, Geschenke, durch den Austausch der llnivcrsitätsschrif- ten, der Schul- und Gclegenheitsschriftcn, zu denen noch der Kappschc diplomatische Apparat kommt, so stark, wie schon gesagt wurde, >830 erscheint der gedruckte systematische Katalog, der 1842 ein Supplement erhält. Man bezieht das neue Heim, das von 1830—54 beibehalten wird, den sogen, Adlerschen Saal des Maurermeisters Adler, das von Schintel in bürgerlichem Klassi zismus erbaute, für Veranstaltungen gedachte Durchgangshans Unter den Linden 76 über der Durchfahrt zur Neuen Wilhelm straße, Da oben in dem großen, etwas zugigen, aber Hellen Saal über der Bicrwirtschaft waltet und haust nun der treffliche unbe zahlte Volontär 1)r, H, Th, Bruns, ein seiner Kopf und ein be kannter Cellospicler, der neben dem Büchersaal ein Zimmerchen und darüber eine Schlaflogc als Dienstwohnung hat und ganz allein als Herr und Nachtwächter aus dem Logenbett in den nächtlichen Saal hinabsieht — wie er uns erzählt — mit den Gefühle» des Goetheschcn Balladenritters auf die nächtliche Zwergcnhochzeit, Hier empfängt er den schöngeistigen Kreis sei ner Freunde und von dem Balkon des Saales sieht er die histo rischen Ereignisse der Stadt, den Leichenzug Friedrich Wil helms Hl,, den Einzug des königlichen Nachfolgers und bald den Barrikadenbau der Revolution vor dem Haus, Schließlich wird er doch bestallter Kustos, kommt 1850 mit dem Kollegen Pinder in die K, B,, und ihre Nachfolger sind der nicht unbekannte, aber sehr eingebildete Theodor Mundt, a, o, Professor der Literatur geschichte in Breslau, Herold des »jungen Deutschland» und Gatte der Romanfabrikantin Louise Mühlbach, und der vr, Koner, Wilken war 1840 gestorben; Georg Heinrich Pertz, der berühmte aber schwierige Historiker und Monumeuta-Redak- teur war nach dem Interim Epikers 1842 Direktor geworden, und das kann nicht gut gehen mit dem selbstherrlichen Mundt, der bald offenen Widerstand leistet und nach peinlichem Krach 1857 in den Ruhestand muß. Dies gibt die Veranlassung zur Einsetzung einer Aufsichtskommission der Universität und zum Eintritt der Hilfsarbeiter Bonell und Ascherson, die beide ihren Weg machen. Man war inzwischen schon wieder umgezogen, Zu stand und Kosten des Adlerschen Saales und der reiche Zuwachs legen 1849 den Gedanken einer Verschmelzung mit der K, B, nahe, der auch 1863 und 1885 trotz des überzeugenden Gut achtens von Pertz wieder erwogen wird. Von 1854 bis 73 wohnt nun die U, B, in der Taubenstraße 29, in einem dem Kultus ministerium gehörigen Hause, als Zwischenwohner im Erdge schoß und im obersten Stockwerk in engen Räumen — Koner unten, Mundt oben, die sich beide weder sehen noch sprechen —, und man muß nicht nur den häuslichen Kleinkrieg, sondern so gar peinliche Diebstähle dank eines unvcrläßlichen Hausdieners erleben. Das Unmögliche dieser Behausung wird klar und 1871 bis 73 wird auf dem Grundstück Dorothecnstraße 9 nach Plänen des Bauinspektors Spicker der Neubau errichtet, der zwar ge schmackvoll, aber so eng ist, daß man schon nach dem Einzug 1874 nicht genug Sitzplätze und kein Jonrnalzimmer hat. Inzwischen war Pertz zurückgetreten, und sein tüchtiger Mitarbeiter Koner wird 1873 »mit eigener Verantwortung» Herr des neuen Hauses und der selbständigen Bibliothek, die endlich nach langen Kämp fen die Bevormundung durch die K, B, gelöst hat. Bis zu seinem Tode (1887) erreicht Koner vielerlei: die Selbständigkeit der N, B,, die er zu einer öffentlichen Provinzial bibliothek entwickeln will, neues Reglement, neue Beamte, neuen Zuwachs und Ausbau, Dann folgen als Interim zwei Jahre unter Generaldirektor Wilmanns 1887—89, aber mit Erman setzt 1890 eine neue bedeutende Aera ein, denn er ist ebenso Per sönlichkeit wie sein berühmter Referent Althoff, der zu den Grün dernaturen des kaiserlichen Renaissancisnius gehört. Nun wird die Bibliothek zur dienenden »Vorratskammer» der Universität, Reformen und Reglement, Handapparat — Hausbibliothek, Standortkatalog, Zettelkatalog, Lesesaalkatalog, Sichtung und Säuberung, internationaler Austausch der Akademie- und Uni- versitätsschriftcn, wertvoller Zuwachs, aber auch Ausscheiden der Handschriften und der mit Handschrift versehenen Bücher, all dies wird möglich, 1897 werden Hilssräume in der Dorothecn- straße 5 geschaffen, 1910 wird das Haus Dorotheenstraße 10 dazugenommen, und als 1901 Erman als Direktor der U, B, nach Breslau geht, findet sein Nachfolger Francke, Abteilungs direktor der K, B,, 1902 eine große Bibliothek, aber noch Arbeit genug vor. Mit klarem Blick setzt er seine neue Reform ein, denn er will vor allem eine wissenschaftliche Bibliothek, Der alphabe tische Bandkatalog wird durchgeführt und die schöne Literatur ausgenommen, die Apparate werden gepflegt, und die Mitarbeit der Frau wird, wie wenn das selbstverständlich wäre, ohne wei tere Worte herangezogen, 1903 werden die ersten weiblichen Hilfs arbeiter eingestellt, Prüfungen und Zeugnisse für Damen angcord- net. Der Bibliothekszug der Frau beginnt, der heute zur sozialen Frage gehört, 1006 schafft Francke die Auskunftsstelle, >912 die Kurse zur Einführung in die N, B,, die Ausleihzimmer-Biblio- thek, im Lesesaal die Aufstellung der Buchhändler-Auswahl sendungen, Und wieder muß ein größeres Haus bezogen werden, 1910 zieht die Bibliothek in den Ostslügel des Neubaus Univer sitätsstraße 7 um, der auf dem sogenannten Akademieviertel er richtet wurde, in ein Provisorium, bis die neue U, B, fertig- gestellt ist. Ein reicher Zuwachs verschiedener Art — ich er wähne nur das Material des Sonntagvereins »Tunnel über die I4S
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