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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.09.1905
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- Erscheinungsdatum
- 20.09.1905
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- Deutsch
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8260 Nichtamtlicher Teil. 219, 20 September 1906. Jahrbuch begann, abzuschließen. Eine ganze Wand voll Zettel kästen zeigte er mir noch vor einiger Zeit, als ich ihn be suchte. Wenn ich nicht irre, hatte er bereits zur Bibliographie der einzelnen Stücke Shakespeares, ihrer Quellen, Über setzungen, Bearbeitungen, kritischen Beurteilungen in Büchern, Broschüren, Zeitschriften usw. etwa 18 000 Zettel vollendet, und er sprach damals die Hoffnung aus, daß die Shakespeare- Gesellschaft seine Arbeit drucken lassen würde. »Wer weiß, ob ich das Ende der Arbeit erlebe«, sagte er damals trübe und ahnungsvoll! — Seine literarische und bibliophile Arbeit galt außer Shakespeare noch zwei deutschen Großen der Dichtkunst und Literatur, Goethe und Schiller. Er kannte die Werke beider in ausgedehntem Maße und beherrschte die Forschung über beide deutschen Nationaldichter auf das eingehendste, zumal er mit den ersten Gelehrten auf diesem Gebiete, Salomon Hirzel, Gustav von Loeper, Wendelin von Maltzahn, dann später mit den Forschern der Schererschen Schule in persön lichem und geschäftlichem Konnex stand. Gleich seinem ge lehrten Kollegen in Leipzig, vr. Salomon Hirzel, dessen wunder bare, einzige Goethe-Sammlung die dortige Universitäts bibliothek als Erbteil erhalten hat, veröffentlichte Albert Cohn eine Reihe von hübschen Einzel- und Privatdrucken aus der Goethe-Literatur. So gelang es ihm, die wunderbaren Briefe Goethes an die geistreiche Marquise Branconi, die »schöne Fee von Langenstein«, zu erwerben, die dann in Hoffmann von Fallerslebens »Findlingen« erschienen, aber auch von Cohn als Sonderdruck verschenkt worden sind. Eine weitere seiner Publikationen ist das Heftchen »Ungedrucktes«, das in einem bunten Strauß ein Dutzend Schiller-Briefe, Briefe seiner Frau und seiner Familie, mehrere Briefe, Billets und Gedichte von Goethe, sowie je ein Schreiben von Kant und Jean Paul mit sachgemäßen Erklärungen dar bietet. Ferner hat Cohn einen unbekannten Bogen der ersten Ausgabe von Schillers »Räubern« ausgefunden, der während des Drucks bereits vom Dichter unterdrückt worden war und bei der Ausgabe des Buchs in milderer Fassung zur definitiven Veröffentlichung gelangte. Zu den Bücher schätzen des Goethe- und Schiller-Archivs in Weimar hat Cohn seine ganze Goethe-Sammlung, zu denen des Schiller- Museums in Marbach seine große, einzigartige Schiller-Samm lung geliefert. Nur von zwei Hauptbeständen seiner mit großer Liebe und Sachkenntnis zusammengebrachten eignen Bibliothek ver mochte er sich bei Lebzeiten nicht zu trennen. Zuvörderst besaß er einen büchertechnischen, bibliographischen Hand apparat, eine Sammlung von Büchern über Bücher, wie sie wohl nur wenige Buchhändler, wenige öffentliche Biblio theken oder Sammler ihr eigen nennen mögen. Hierzu ge hörte die gewaltige Reihe von Quartheften, die den Katalog des Britischen Museums bilden, ein Bücherverzeichnis, das ungebunden 2000 Mark gekostet hat. Noch kostbarer aber war vielleicht seine Werther-Sammlung, die an Büchern und Drucken vielleicht an dreihundert Bände, an Kupfern, Bildern und Kompositionen aber fast alles, und zwar in kost baren Exemplaren, enthielt, was der merkwürdige Goethesche Jugendroman an Jllustrationsmaterial hervorgerufen hat. Diese Werther-Sammlung umfaßt alle Ausgaben von Goethes Werk, von Anfang der Originalausgabe an, in allen Varietäten der Drucke, alle irgendwie wichtigen Original ausgaben und Nachdrucke, die Übersetzungen in alle Sprachen, die zahlreichen Parodien und die kaum zu übersehen mög liche Gelegenheitsliteratur über und zu Weither, dessen Name fast ein ganzes Jahrhundert lang immer wieder in der poetischen Literatur als »vielbeweinter Schatten« herauf beschworen wird. Alle Gegenschriften und Rezensionen von Werthers Leiden zeigte mir Albert Cohn in köstlichen, fast neuen Exemplaren, ebenso die Übersetzungen ins Englische, Französische, Holländische, Italienische und Neugriechische u a. m. Das hübscheste Büchlein hiervm war wohl die üanzösische Übersetzung von dem jungen Schweizer George Deyverdun, Maastricht 1776, die die zierlichen Chodowieckischen Kupfer der zweiten Originalausgabe enthält. Der Übersetzer hatte das kostbar gebundene Büchlein mit einer handschriftlichen Widmung an Chodowiecki versehen. — In den Werther- Jllustrationen waren neben den hypersentimentalen englischen und deutschen Stichen aus dem Ende des achtzehnten und dem Anfang des neunzehnten Jahrhunderts auch ganz rohe Holzschnittbilderbogen aus der Werther-Zeit vorhanden, ganz im Stil der Neuruppiner Bilderbogen unsrer Kinderzeit, die wohl als Guckkastenbilder oder Jahrmarktsblätter gedient haben mögen. — Auch die reiche Abteilung über Weither auf der Bühne hat allerlei Kuriosa: Weither in mittelalter lichem Ritterkostüm, Charlotte neben ihm im ausgeschnittenen Kleid mit großem Stuartkragen, beide in hochdramatischer Pose, wie nach einer großen Oper gezeichnet. Bekanntlich grassierte zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts in Eng land eine reine Werther-Manie. Man kleidete sich nach der Tracht der Werther-Zeit, und eine lange Reihe von Ab bildungen gibt Szenen aus dem Roman wieder. Am be liebtesten waren die Bilder der Szene, in der Lotte ahnungs los dem jungen Boten Werthers die Pistolen Alberts über gibt, in zahllosen Variationen wurde dieses Bild gezeichnet, geschnitten und gestochen. Daß auch deutsche Kunsthändler auf diese Manie der Engländer spekulierten, zeigte ein Blättchen aus Cohns Sammlung mit der englischen Unter schrift: rllotts ssivlnq tbs Listols to ^Vortbsrs bog« — nach dem weichen 6 in dem Worte »Pistole« zu urteilen und dem Buchstabenschnitzer bog für bo/, dürfte der ausübende »Künstler« dieses Blattes eher in Pirna als in London zu Hause gewesen sein. Gelegentlich meines erwähnten Besuchs sagte mir Cohn, er habe die Absicht, diese Werther-Sammlung, die in einer so reichen Vollständigkeit jetzt nicht mehr zusammenzubringen sein dürfte, »von Todes wegen« dem Frankfurter Goethe- Hause zu vermachen. Ob er diese lobenswerte Absicht aus geführt hat, weiß ich nicht. Jedenfalls wäre zu wünschen, daß sie in ihrem wissenschaftlichen und kulturgeschichtlichen Zusammenhang vereinigt bliebe, um der Sache willen, und um das Andenken eines trefflichen Bücherfreundes, eines hervorragenden gelehrten Forschers für alle Zeiten zu be wahren. Vom Buchhandel in Amerika. Konkurrenz und Preisunterbietung. Kampf der Verleger gegen Schlenderer. Angesichts der heutigen Handelszustände mag man die Frage stellen: Was ist die eigentliche Bedeutung des Wortes »Konkurrenz«? Bei athletischen Spielen und beim Sport ist dem Worte »Konkurrenz« von jeher seine wirkliche Bedeutung gegeben; denn in einer Kraftprobe zwischen zwei sich gegenüberstehenden Parteien liegt ein wahrer Wettbewerb, wahre Konkurrenz, da jede Seite ihr Bestes hergeben wird, um durch Kraft und Geschicklichkeit den Gegner zu über treffen. Dieselbe Bedeutung hat das Wort auch im Geschäfts leben oder sollte es wenigstens haben. Manche sind aber leider andrer Ansicht. N. N. bietet heute ein beliebiges Buch für 20 ^ an; sein Konkurrent hält es für notwendig, am Tage darauf dasselbe Werk für 19 anzuzeigen. Nun fragen wir: ist das Konkurrenz? Sicherlich nicht! Preisunterbietung ist
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