Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.03.1896
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 05.03.1896
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18960305
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-189603057
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18960305
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1896
- Monat1896-03
- Tag1896-03-05
- Monat1896-03
- Jahr1896
-
452
-
453
-
454
-
455
-
456
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
452 Nachrichten aus dem Buchhandel. 58, 5 März 1896. -Unsere Väter erduldeten die Unruhen und unaufhörlichen Störungen einer Republik, Despotismus und Knechtschaft der absoluten Monarchie, — sie wendeten sich von beiden ab, und indem sie ihre Vorteile ineinander schmolzen, bildeten sie ein System, das den Neid und die Bewunderung der ganzen Welt erregt» oder Sidney Smiths Bruchstück aus der Rede über den Widerstand des Hauses der Lords gegen die Reformbill (S. 305) oder eine 11 Zeilen umfassende Probe aus einer Rede vr. Herbsts im böhmischen Landtage oder S, 352 vr. Unger gegen den Föderalismus. (1870.) -Sie versichern, daß Sie auf dem Wege der Verfassung Vor gehen werden. Gehen Sie aber auf diesem Wege, wie Sie ihn verstehen, vor, dann kann ich das Ende Voraussagen; das heißt, auf dem Wege der Verfassung die Verfassung aus dem Wege schaffen, d. h. die Verfassungsmäßigkeit als Mittel billigen und die Versassungswidrigkeit schließlich zum bewußten oder unbe wußten Ziele nehmen, d. h. mit der Verfassung gegen die Verfassung operieren- oder S. 418 Kaiserin Maria Theresia an den Hofrat von Posch (1766) -Er wird daraus ersehen, warum ich wegen der Pfarre so lange zurückgehalten. Sowohl über dieses als auch über das resolvierte Referat verlange ich Seine Meinung und Seinen Rat, und zwar also, daß, wenn ich auch etwas konträr resolviere, ich ihm befehle, allzeit dagegen zu repräsentieren, bis ich es zweimal resolvicrt. Alsdann kann er schweigen, nicht aber eher.» oder im II. Bande einige je 5 bis 6 Zeilen lange Ausschnitte aus Nietzsche, und so noch bei vielen anderen Stücken, denen man die Ehre, in einem solchen Buche vertreten zu sein, mit gewichtigen Gründen streitig machen könnte. Hier ist in dem Bestreben, eine möglichst reiche Auswahl zu treffen, des Guten etwas zu viel gethan. Eine Ungleichmäßigkeit nur ist mir ausgefallen, daß nämlich bei der Verwertung für die »beste Prosa« die Spalten der »Neuen Freien Presse« recht ausgiebig benutzt worden sind, nicht als ob die aufgenommenen Aufsätze von Witt mann, Speidel, Goldbaum u. a. nicht wirklich zu stilistischen Meisterleistungen gehörten, sondern, wie wenn ausschließlich die Wiener Neue Freie Presse »Meisterprosa« böte, und sonst keine andere deutsche Zeitung; wenigstens daraus zu schließen, daß keine benutzt wurde. Eine mehr pangermanische Berück sichtigung hätte den Nutzen und Wert des Buches nur er höht, allerdings die Mühe der Herausgeber in entsprechen dem Maße gesteigert. Störend wirkt nur, daß in jedem der nbgedruckten Stücke die Kraftstellen oder vermeintlichen Kardinalpunkte gesperrt gedruckt sind, eine typographische Hervorhebung und Jnter- preiierung, die sich in den Originalen durchaus nicht findet. Ueberblicken wir zum Schlüsse kurz die gebotenen Proben. Den Beginn machen gekürzte Abschnitte aus G. Schwabs Sagen des elastischen Alterthums, Grimms deutschen Sagen, Herder und Lessing, Turgenjews Gedichten in Prosa. So weit mir gegenwärtig, scheinen zumeist die bedeutendsten Stücke ausgewählt. Ungern vermißt man den Abdruck einiger Märchen aus den Grimmschen Kinder- und Hausmärchen, sowie aus der späteren doch recht ansehnlichen Märchenlitte- ratur. In der Abteilung »Roman und Novelle« begegnen wir sehr Verschiedenwertigem. Neben Björnson, Keller, C. F. Meyer, Storm und Frcytag, denen dieser Teil seine schön sten Stücke verdankt, auch Bulwer und nicht glücklich gewählte Abschnitte aus Sealsfield. Stärker betont hätte ich gern neuere deutsche Litteratur, Ebers, besonders Keller, Dahn und Fontane, gesehen. Der dritte Abschnitt »Rede« bringt eine große Fülle sonst selten zugänglichen Materials, und die Zusammenstel lung ist wirklich dankenswert. Von Cicero und Demosthenes an bis Bismarck, Döllinger, E. Curtius, Zimmermann und Sueß, — eine glänzende Reihe oratorischer Meister. Daß sich be sonders hier der äußerst geringe Umfang einzelner Stücke empfindlich geltend macht, wurde schon hervorgehoben. Das dritte Buch »Brief« führt uns alle Gattungen desselben vor, einen Abschnitt aus der Bulle Papst Bonifacius' VIII., aus der Korrespondenz Dantes, der Herzogin Elisabeth Charlotte, der verschiedenen gekrönten Häupter, dann auch aus bekannten Sammlungen, aus dem Goethe-Schillerschen, W. v. Humboldt- schen, Heineschen, Moltkeschen und Billrothschen Briefwechsel. Die erste Abteilung des zweiten Bandes enthält Schil derungen von Landschaften und Naturbildern. — Der schöne Bericht über Rom, aus Moltkes Reisetagebuch, ein den gleichen Gegenstand behandelndes Bruchstück aus Gregorovius' kleinen Schriften, Reisebilder von Victor Hehn, »Indien« aus dem Tagebuche der Reise des Erzherzogs Franz Ferdinand von Oesterreich-Este, das den Prinzen als einen außerordent lich formgewandten und sprachbeherrschenden Stilisten zeigt, dann natürlich ein Feuilleton aus der Neuen Freien Presse, Winterreise im Süden von Hugo Wittmann und einiges aus Sealfields Prairiebildern gehören zu den wirklichen Muster stücken dieses Abschnittes. — Die Schilderung von Ereignissen und Zuständen wird uns an Aufsätzen von Thukydides (die berühmte Schilderung der Pest zu Athen), von Macaulay, Arneth, Varnhagen von Ense, Sybel und Ranke (Karl V. ich Kloster) und mit Recht in reichlicher Auswahl aus den histo rischen Werken Schillers gezeigt. Besonders reichlich sind uns »Charakteristiken« geboten.' Statt des gekürzten Aufsatzes von Thiers über Hannibal hätte ich lieber die unvergleichliche Darstellung Mommsens gesehen. V Daß dieser Meister in dem getreuen Erfassen und Abschildern einer heroischen Gestalt nicht fehlen durfte, war natürlich. Die berühmte Charakteristik Sullas und Julius Cäsars legen Zeugnis von seiner Kunst und der hohen Vollendung histo rischer und anschaulicher Darstellung ab. Vertreten sind dann ! noch Giesebrecht, Lübke, Ranke (von dem die Charakteristik Franz' I. aus dem ersten Bande der französischen Geschichte verdient hätte ausgenommen zu werden), K. v. Noorden (Karl XII.), Arneth, Aresin, Scherer u. a. Recht gut ent fallen könnte der Ausschnitt aus Engels Geschichte der eng- I lischen Litteratur über Defoe, ebenso Brandes' Aufsatz über I Iwan Turgenjew, statt dessen Zabels Charakteristik viel eher I hätte berücksichtigt werden sollen. Den Schluß bilden dann. I wie auch in den folgenden Abschnitten, viele Feuilletons und I Leitartikel aus der Presse, von denen allerdings einige, be- I sonders die von W. Goldbaum verfaßten, zu den schönsten I Stücken des Buches gehören. I Das fünfte und letzte Buch, wieder reichlich mit Zeitungs- I ausschnitten gewürzt, bietet als hervorragendste noch nicht ge- I nannte Namen Strauß, Humboldt, Nietzsche, Buckle, Taine I (lange nicht reichlich genug vertreten), Riehl, Rümelin, Speidel I und Nordau. I Nur einen der Meister der Prosa habe ich nicht oder I nur ganz unzulänglich vertreten gefunden; das ist Emile Zola. I Seine Schlachtenbilder aus »l-a vöbäols«, seine Kranken aus I »Lourdes«,seine erschütternden Gemälde des Hungers und derNot I aus »Germinal,« seine große Epopos des Geldes aus »I/argsvt« I hätten nicht fehlen sollen, ebenso nicht einige Schilderungen I Pierre Lotis, vielleicht aus dem »Uöobsnr ä'IÄMäs« oder,»Nov I trtzi-8 Vve8«, eine der psychologisch vertieften Scelenanalysen I von Bourget, die sauber ausgeführten Pastellbilder des jüng- I sten Akademikers Jules Lemaltre. Doch es ist unbegründet, > darüber mit den Verfassern rechten zu wollen. Wenn alles, I was die verschiedenen Rezensenten Schönes in dem Buche I vermissen, ausgenommen werden sollte, mußten es nicht I zwei, sondern zehn Bände werden. Und das Beste ist doch, I daß die Herausgeber eine Anregung gegeben haben, die I hoffentlich auf fruchtbaren Boden gefallen ist: »es möchten I der Meister tiefe Gedanken und formvollendete Aus- I gestaltungen nachhaltigen Eindruck bei allen denen I Hervorrufen, welche sich der Gabe reizvoller Mit- I sempfindung berühmen dürfen!« (Fortsetzung folgt.) I
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht