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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.09.1889
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 25.09.1889
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- Deutsch
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Nichtamtlicher Teil. 224, 25. September 1889. Nichtamtlicher Leit. Photographische Jubiläums - Ausstellung zu Berlin. Im Jahre 1727 entdeckte ein deutscher Arzt, Johann Hein rich Schulze, die Lichtempfindlichkeit der Silbersalze. Er ließ das Sonnenlicht durch eine dunkle Schablone, in welcher Buchstaben ausgeschnitten waren, auf einen silberhaltigen Niederschlag fallen und sah, wie durch das Licht die Buchstaben auf dem Nieder schlage schwarz wiedergegeben wurden. Die Entdeckung, die Schulze gemacht, wurde aber nicht weiter verfolgt und im Laufe der Jahre vergesse». Erst Dagnerre gelang es festzustellen, daß auch ein kurzdauernder, noch unsichtbarer Lichteindruck auf Jod silber durch Räucherung in Quecksilberdämpsen sichtbar gemacht werden kann. Am 19. August 1839 fand unter dem Vorsitze Chevreuls die denkwürdige Sitzung der französischen Akademie im Palais Mazariu statt, in der Arago alle Einzelheiten der Da- guerrotypie bekannt gab. Mit Recht gilt also der 19. August als der Geburtstag der Photographie. Die fünfzigjährige Wieder kehr dieses Tages würdig zu feiern, veranstalteten die »Deutsche Gesellschaft von Freunden der Photographie«, die »Schlesische Gesellschaft« und der »Berliner Fachverein zur Förderung der Photographie« im Gebäude der Kriegsakademie zu Berlin eine Ausstellung. Wenn diese Ausstellung auch keinerlei Ansprüche auf an nähernde Vollständigkeit erheben kann, so war sie doch so viel seitig, wie keine andere bisherige Ausstellung und brachte auf allen Gebieten hervorragende Leistungen zur Anschauung. Das reiche Material war in 9 Hauptgruppen gegliedert: 1. Die geschichtliche Ausstellung. 2. Wissenschaftliche Photographie. 3. Photographischer ' Pressendruck, Reproduktionen und Aetzungen. 4. Porträt-Photographie. 5. Momentbilder, Genrebilder. 6. Landschaft und Architektur. 7. Apparate. 8. Photokeramik. 9. Litteratur. Die von Professor H. W. Vogel in einem allerdings nicht sehr günstigen Raume angeordnete historische Ausstellung gab in einer Reihe ausgewählter Probebilder eine Uebersicht des Ent- wickelungsgangcs der Photographie seit Dagnerre (zum großen Teil ans den Sammlungen der königlichen Technischen Hochschule). Neben der ersten von Dagnerre nach Deutschland gesandten photogra phischen Camera niit seiner Handschrift und seinem Siegel hingen Da- guerrotypen, die Dagnerre selbst, Kunsthändler Sachse, Pro fessor Schellbach, Professor Moser u. a. ausgenommen. Besondere Beachtung verdiente ein kleines Bild Kaiser Friedrichs als sech zehnjähriger Prinz in der Uniform des 1. Garde-Regiments zu Fuß, das der damalige Lehrer des Prinzen, Professor Schellbach, wohl der älteste Liebhaber-Photograph in Deutschland, im Jahre 1847 gemacht hat. Die Talbotypie ist durch einige Aufnahmen von Löcherer in München aus den vierziger Jahren vertreten (Bilder von Wilhelm Kaulbach, Peter Heß und Fr. Hansstängl). Es sind dies Photographieen aus Papier, die durch Ausnahme negativer Bilder auf lichtempfindlichem Jodsilberpapier mittels der 6amora obsoura und darauf erfolgter Lichtkopie zur Erzeugung des positiven Bildes, hcrgestellt wurden. Aus dem Talbotschen Verfahren (Lichtkopic der Negative auf Silberpapier) hat sich das moderne Lichtpausverfahren entwickelt, das namentlich zum Kopieren von Zeichnungen dient. Das Eiweißnegativ-Verfahren nach Niepce de St. Victor und das Kollodiumverfahren nach Fry und Archer, das Kollodiumtrockeuverfahren nach Warnecke (1876) waren durch eine Anzahl von Photographieen vertreten; an diese schloß sich das heute allgemein übliche Gelatineverfahren, das durch eine Stufenfolge anschaulich dargestellt war. Alle jene Verfahren hatten den Nachteil, daß die verschie denen Farben nicht gleichwertig wiedergegeben wurden. Die ge wöhnlichen Platten sind hauptsächlich nur für Blau und Violett empfindlich; jahrelange Versuche Professor Vogels führten zur Entdeckung des sarbenempfindlichen Verfahrens. Die Auf nahmen auf Gelatine-Eosinsilberplatten, die auch für grüne, gelbe und rote Strahlen empfindlich sind, geben sehr viel wahrheitsgetreuere Bilder: man konnte dies am besten bei zwei verschiedenen Auf nahmen nach einem Bilde von Douzette (Sonnenuntergang) be obachten. Während auf der Photographie, die nach altem Ver fahren ausgenommen war, die Sonne überhaupt nicht zu sehen war, konnte man sie mit den umgebenden Wolkenpartieen aus den »ach dem Vogel - Oberncttcrscheu Verfahren aufgenommenen Bilde genau unterscheiden. Hieran schlosse» sich eine Auswahl von Blättern zur Er läuterung des Positivverfahrens, der Spektralphoto graphie, der astronomischen Photographie und der älteren photographischen Druckverfahren, auf die wir bei den einzelne» Abteilungen zurückkommen werden. Die wissenschaftliche Photographie, die zweite Haupt abteilung, gliederte sich in 4 Gruppen: 1. Astronomie, Meteoro logie und Spektrum; 2. Medizin, Mikroskopie, Botanik; 3. Jn- genieurphotographie, Projektionsbilder, Meßausnahmen und 4. Verschiedenes. Bei der unendlichen Fülle des Stoffes sei hier nur auf das Hauptsächlichste hiugewiesen. Das Königliche Astrophysikalische Observatorium zu Potsdam, das Lyck-Observatorium auf dem Mount Hamilton in Kalifornien, die Leiter der Sternwarte des Harvard College, die Gebrüder Pickering, hatten Aufnahmen vom Monde, der Sonne, Sternen und Sternnebeln ausgestellt. Besonders erwähnt sei eine Photo graphie der Gebrüder Henry zu Paris: ein Teil vom Sternbilde des Schwans. Es ist dies eine Probe der in Aussicht ge nommenen photographischen Spezialkarte des Himmels, über die ein gerade jetzt in Paris tagender Kongreß, der von der dortigen Sternwarte einberufen ist, zu beschließen hat. Die Vorarbeiten zu dieser Riesenarbeit sind beendet; es soll jetzt ein einheitliches Maß für die Größe der Platten sestgestellt, und die Verteilung der einzelnen Teile des Himmels nach Zonen au die einzelnen Sternwarten endgiltig bestimmt werden. — Staunenerregend sind die photographischen Aufnahmen akustischer und elektrischer Schwingungskurven von Siemens L Halske in Berlin nach der von vr. Frölich angegebenen Methode. Die Vokale der mensch lichen Stimme, der durch ein Telephon geleitete elektrische Strom versetzen eine Gummimembran, bezw. die Telephonmembran in Schwingungen, die dann photographiert werden. Professor Kayser in Hannover, Professor Rowland in Balti more, Simony und Professor Vogel hatten Spektralaufnahmen ausgestellt. Ein für Spektraluntersuchungen ganz besonders sorg fältig hergestelltes Gitterspektrum mit einem Gitterhohlspiegel mit ungefähr 110000 Linien (25 000 auf den Zoll!) fand sofort einen Käufer in Professor Kayser. — Professor Cohn in Breslau, der berühmte Augenarzt, hatte einen neuen Apparat ausgestellt, eine Rhomboöder-Kamera eigener Konstruktion, mit deren Hilfe es möglich ist, durch ein einziges Objektiv gleichzeitig zwei gleich große Bilder nebeneinander erscheinen zu lassen, so daß Objekte aller Art zu gleicher Zeit beobachtet und photographiert werden könne». Diese Kamera eignet sich ganz besonders zu medizi nischen und naturwissenschaftlichen Aufnahmen, namentlich dann, wenn die Photographieen durch das Loch eines Spiegels ausge nommen werden müssen (z. B. eines Augen-, Ohren-, Kehlkopf spiegels re.). Von wie großer Wichtigkeit die Photographie für die
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