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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.11.1897
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 15.11.1897
- Sprache
- Deutsch
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266, 15. November 1897. Nichtamtlicher Teil. 8475 sollen nun, wo die Taxe herabgesetzt werden soll, beseitigt werden. Der Apotheker Rathke in Tempelburg hat an seine Kollegen ein »Achtung! Selbsthilfe!- überschriebenes Cirlular versandt, in dem er diese auffordert, an ihre Kunden ein von ihm zu beziehendes Rundschreiben zu versenden, das neue »Lieferungsbedingungen« enthält. Darin wird u a. die Einführung der Barzahlung angezeigt: »Werden gegen sofortige Barzahlung zu handelnde Handverkaufsartikel und Spezialitäten dennoch »auf Konto« verlangt, so tritt je nach Länge des verlangten Zieles ein entsprechender Aufschlag ein.« Von Rabatt kann gar keine Rede mehr sein, und hier auf bezüglich heißt es in den übrigens für das Publikum nicht bestimmten Erläuterungen zu den Bedingungen folgender maßen: »Giebt denn »eine« Behörde uns Rabatt? Giebt ein Rechtsanwalt bezw. Notar uns Rabatt, wenn wi, denselben zu etwas verpflichtet haben? Giebt einer unserer Lieferanten in Drogen, Utensilien oder Apothekerwaren uns Rabatt, als den durch die Zahlungsbedingungen, die jeder Preisliste vorangeschickt sind, festgesetzten Zahlungsdiskont? Giebt uns ein Handwerker einen regulären Rabatt von 10—15—25 Prozent auf seine berechtete Forderung? Giebt uns eine Kommune Rabatt auf unsere Steuerrate? — Warum wollen »wir« denn gerade die Thoren sein, nur aus kindischer Furcht vor einem oder dem andern vielleicht unkollegial denkenden und handelnden Kollegen, diesen folgen und uns ruinieren? — Unlautere Konkurrenz ist bei ihrer Geschäftsführung leicht mal auf faulem Pferde zu ertappen, man besiegt erstere durch strenge Pflichterfüllung, Gewissen haftigkeit, musterhafte Geschäftsführung und Lieferung end- giltig doch — das habe ich erfahren! Das »scheinbar« ein fältigste Publikum ist klug genug, um zu Gunsten des Rechtes sich endgiltig doch für die solide Geschäftsführung zu begeistern und an ihr dann festzuhalten! »Jeder Rabatt ohne Ausnahme in jeglicher Form, auch das in manchen Gegenden vielleicht noch üb liche »Zugeben« — kleine Aufmerksamkeiten, wenn sie nicht zur Regel werden, selbstverständlich ausgenommen — hat einen unmoralischen Hintergrund und kann nur aus Kosten seiner Kollegen, der Reellität der zu liefernden Waren, durch, wenn auch nur im beschränkten Maße, Ver nachlässigung übernommener Pflichten, oder durch irgend eine »verschleierte Mache- seinen Darbringern wirkliche Früchte bringen!« Bei seiner Frage nach Leuten, die dem Apotheker Rabatt gewähren, hat der für das Wohl seines Standes besorgte Schreiber den Buchhändler vergessen. Hier hätte er sagen müssen: Ja, es giebt noch einen so guten Menschen, der auch mir Rabatt giebt und der auch durchaus keine Barzahlung verlangt, sondern einen Kredit von einem ganzen oder mehreren Jahren! Aber die Buchhändler sollten sich auch bessern und nur Geschäfte mit einem »moralischen Hintergrund-, d. h. ohne Rabatt machen. Wie gerne thäten sie es, wenn sie es könnten! Wir freuen uns aber, nun einen Stand zu kennen, der das Rabattgeben verwirft und die Barzahlung eingeführt wissen will. Machen wir uns diese Erkenntnis gleich zu nutze bei dem Vertrieb der neuen Arzneitaxe und ihrer Kom mentare! -r. Von den Pariser Bouquinisten. l'Lergl. Börsenblatt Nr. 257.) Die Pariser Bouquinisten, diese für gewöhnlich so harm lose und friedliche Menschengattung, befinden sich seit kurzem in hochgradiger Erregung. Wenn sie stärker an Zahl wären, so würde Paris vielleicht um eine Revolution reicher sein. Sie sollet» aus ihrem durch langjährige Tradition geheiligten Lic:rmdicchMiel,.ÄLb!:güiia. Stammquartier auf dem linken Ufer der Seine vertrieben werden. Ihr Herrschaftsbereich erstreckt sich vom Pont-Saint- Michel bis zum Pont-Royal, wo sie auf den Quaimauern der Seine in ununterbrochener Reihenfolge ihre Schätze in den von Wind und Wetter geschwärzten Bücherkästen auf gestapelt haben. Just durch dieses Revier wird künftig der neue Schienenstrang der Orlsans-Bahn gelegt werden, nach dem die Deputiertenkammer kürzlich die Verlegung des Oclsans- Bahnhofes auf den Platz des ehemaligen, bekanntlich seit den Tagen der Kommune in Trümmern liegenden Rechnungshofes am Quai d'Orsay genehmigt hat. Die Bouquinisten werden auswandern und entweder nur vorläufig oder auf immer an der Brustwehr des rechten Ufers Posto fassen müssen. Da gegen sträuben sie sich auf das heftigste Der Sozialist Vi- viani hat sich ihrer auf der Rednertribüne der Kammer angenommen, sie selbst haben eine mit vielen Unterschriften bedeckte Petition an den Pariser Stadtrat gerichtet. Alles das wird ihnen nicht viel helfen, und das Dampfroß wird ihre Raritätenkästen über den Haufen werfen. Der Bouquinist fühlt sich nur auf dem linken Ufer wohl und wird sich nicht so leicht dazu verstehen, die Brücken zu überschreiten. Zwar begegnet man hier und da auch auf dem rechten Stadtteil einigen Bouquinisten, so auf dem ChLtelet-Platz, beim Pont-Neuf und beim Louvre Aber diese vereinzelten Büchertrödler haben nicht das echte Aussehen und scheinen im Exil zu leben. Der wahre, klassische Bouquinist bewohnt das linke Ufer, gerade so wie das Jnstitutsmitglied von ehedem. Dort sind die starken Wurzeln seiner Kraft, dort versieht er die kahlen Ufermauern der Seine mit einem eigenartigen architektonischen Zierat. Der Handel mit alten Schmökern hat sonst nicht viel Poetisches an sich. Aber der Pariser Büchertrödler, der ihn unter freiem Himmel betreibt, weiß ihn mit einem gewissen Reiz zu umkleiden. Wie anders in London, wo der Handel mit alten Büchern zwar ganze Straßen einnimmt, sich aber in dumpfen Läden verbirgt, in denen die Anhäufung der Scharteken einen nichts weniger als angenehmen Geruch ver brechet. Die Pariser Quais dagegen mit ihren Bäumen, ihrer wunderbaren Perspektive, ihrem Hellen, in der Seine wieder strahlenden Sonnenschein verleihen den alten Bänden ein verschönerndes Relief. Man sollte meinen, es könnte den Bouquinisten einerlei sein, ob sie ihre Ware auf der linken oder der rechten Ufer mauer feilbieten. Aber sie wollen von einer Verlegung ihres Marktes auf das andere Ufer schlechterdings nichts wissen und erklären, daß das rechte Ufer den Tod ihrer Industrie bedeute. Sie schieben dies hauptsächlich auf die alteinge wurzelten Gewohnheiten ihrer Kundschaft. Der bouquwsnr sucht den bouquill beim bouquioists des linken Ufers und nirgends anderswo Die Bouquineure, diese Bücherwürmer oder, um sie höflicher zu bezeichnen, diese einsammelnden Bienen, werden sich nach der Aussage der Bouquinisten nie und nimmer daran gewöhnen, ihrem Wild, das sie bisher auf dem linken Ufer gejagt haben, auf dem rechten Ufer nachzuspüren. Man muß sie nur gesehen haben, diese ein gefleischten Bücherliebhaber, wie sie, zu bestimmten Stunden aus den gelehrten Vierteln der linken Stadtseite kommend, sich an den antediluvianischen Kästen der Bouquinisten ein finden und mit schlecht verhehlter Begierde und beutesüchtigen Händen den Inhalt derselben durchwühlen — man muß sie gesehen haben, um zu begreifen, daß zwischen Bouquinist und Bouquineur ein inniges, durch Ort und Gelegenheit, Zeit und Stunde bedingtes Band besteht, das durch die lieblose Ein mischung der Orleans-Bahn gar leicht in die Brüche gehen könnte. Die mit Paris eng verwachsene Kaste der Bouquinisten hat einst bessere Tage gesehen und stand bei litterarischen Größen, 1130
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