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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.02.1931
- Strukturtyp
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- 1931-02-03
- Erscheinungsdatum
- 03.02.1931
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- Deutsch
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28, 3. Februar 1931. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. b.Dtschn.Buchhandel. verlockten zu längerem Bleiben. Aber schließlich siegte doch die Tu gend und mit einem dreifachen »Buch Heil« und dem »Zicke-Zacke- Lieü« entließ uns der so lieb gewordene Kreis. Die Ausführungen des Herrn Kiepenheuer über die Werbung des Verlages sollen gerade für die meist aus dem Sortiment stammenden Teilnehmer sehr instruktiv gewesen sein. Ferner bot die Anwesenheit eines Verlegers von billigen Volksausgaben will kommene Gelegenheit, das Problem der billigen Ausgaben aufzu rollen, bei der sich die Köpfe begreiflicherweise sehr erhitzten. Aber der »Lustige Abend« zum Beschluß der Woche vereinte friedlich alle Teilnehmer um eine alkoholfreie Bowle und gab mit seinen Über raschungen und den Knittelversen auf die Leiter einen fröhlichen Aus klang der arbeitsamen Tagung. Mit großer Freude empfingen die Preisträger der besten Werbebriefe ihre von den Verlagen Kiepen heuer, Berlin, und Cohen, Bonn gestifteten Bllcherpreise, ein Ansporn, nun im Alltag das Gehörte umzusetzen in zielbewußte Arbeit zur Förderung des deutschen Buches. Der Sonntag zerstreute die Teilnehmer in alle Winde, aber wenn die Freusburg wieder ruft, werden alte und neue Gäste freudig herbeiströmen, denn »Freusburg« ist für uns rheinisch-westfälische Buchhändler heute ein Programm. Otto Ern st Wülfing, Düsseldorf. Das deutsche Buchdruckgewerbe im Jahre 1930. Wie allgemein das deutsche Wirtschaftsleben, so stand auch das deutsche Buchdruckgewerbe im verflossenen Fahre unter keinem gün stigen Stern. Von Streiks u. dgl. blieb das Gewerbe im allge meinen verschont, aber die wenigen sogenannten wilden Streiks zeigten doch, daß auf Arbeitnehmerseite die früher immer so nach drücklich betonte Tarifdisziplin und Tariftreue mancherlei Lockerun gen erfahren haben. Die außertariflichen Forderungen usw. konnten jedoch mit Hilfe der Leitung des Deutschen Buchdrucker-Vereins ab- gewiesen werden, und die von radikalster Seite irregeführten Ar beitnehmer hatten das Nachsehen bzw. verloren ihre oft langjährig innegehabten Konditionen. Die Einigkeit auf Arbeit geber s e i t e hat überhaupt im Jahre 1930 in puncto Lohnange legenheiten eine erfreuliche Stärkung erfahren, die auch in Zukunft so dringend nottut. Die betrüblichste Angelegenheit innerhalb des Gewerbes war und ist in verstärktem Maße noch die Arbeitslosigkeit. Wäh rend Ende Dezember 1929 rund 11 000 Arbeitslose vorhanden waren, belief sich die Zahl Ende des vergangenen Jahres auf rund 20 000, also fast eine Verdoppelung. Ende 1928 wurden in Berlin 418 ar beitslose Buchdruckergehilfen ermittelt, Ende 1930 fast 4000. Der Rückgang der Aufträge aus Industrie, Handel und Gewerbe (einschl. Vcrlagsgewerbe), vor allem auch die erhebliche Mindererzeugung an Werbedrucksachen, das Ausbleiben vieler Inserate und der er schwerte Drucksachenexport verschulden in erster Linie das ständige Anwachsen der Arbeitslosigkeit im Buchdruckgewerbe. Die Betriebe hätten wohl auch die eine oder andere Entlassung nicht vorgenommen, wenn in den Großstädten, an der Spitze natürlich Berlin, die Gehilfen nicht so fanatisch an den hohen übertariflichen Zulagen festhielten, die an sich zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer als sog. Leistungszu lagen in jedem einzelnen Falle zu vereinbaren sind, aber im großen und ganzen als K o n j u n k t u r z u l a g e n zu einer Zeit »heraus geholt« wurden, wo der Arbeitsmarkt entvölkert war. Selbst bei der gegenwärtig so außerordentlich großen Arbeitslosigkeit werden z. B. in Berlin die Arbeitslosen mit aller gewerkschaftlichen Strenge an gehalten, Arbeit nicht zum Tariflohn, sondern zu den in der betreffen den Offizin bisher üblichen überspannten Löhnen anzunehmen. Man kann es daher wohl verstehen und als berechtigt erachten, wenn die Betriebe unter diesen Umständen möglichst von Neueinstellungen Abstand nehmen und eben nur noch so viel Personal beschäftigen, als unbedingt notwendig ist. Nun ist immer noch zu berücksichtigen, daß betreffs der Arbeitslosigkeit das Buchdruckgewerbe im Vergleich zum Steindruck- und Buchbindergewerbe noch etwas günstiger abschneidct, während ein Vergleich mit anderen Gewerben noch mehr zugunsten des Buchdruckerberufes ausfällt. Der Deutsche Buchdrucker-Verein, die seit 1869 be stehende Organisation der Buchdruckereibesitzer, war auch im ver flossenen Jahre mit Erfolg bemüht, alles zu tun, um den Mitgliedern in dieser schweren Zeit nach Kräften beizustchen. Auf preistarif lichem wie lohntariflichem Gebiet war der Verein der treue Sach walter; die Propaganda für allgemeine Einführung der Betriebs buchführung wurde nicht vernachlässigt, wie auch eine Gemeinschafts werbung durch mehrfarbig gedruckte Prospekte in die Wege geleitet wurde. Dem Schul- und A u s b i l d u n g s w e s e n wurde nach wie vor größte Aufmerksamkeit zu teil, die auch in materieller Be ziehung zum Ausdruck kam. Die Meisterschulen erfreuten sich im Jahre 1930 einer lebhaften Förderung durch den Deutschen Buch drucker-Verein, der ihnen namhafte Summen zuwandte. Die Durch führung der L e h r l i n g s o r d n u n g kann als ziemlich abge schlossen bezeichnet werden. Sic gewährleistet die unbedingt not wendige Sorgfalt und Vorsicht vor und bei der Einstellung von Lehr lingen in den Buchdruckerberus, die Überwachung der Ausbildung §urch Eignungs-, Zwischen- und Gesellenprüfung. Bis jetzt sind mit der Lehrlingsordnung die besten Erfahrungen gemacht worden. Zur Vorbereitung auf die Meisterprüfung sind an vielen Orten Kalku- lations- und sonstige Kurse eingerichtet worden. Den Vorsitz bei den Prüfungen führen in den meisten Fällen Mitglieder des Deut schen Buchdrucker-Vereins. Die Verbindungen mit dem Ausland konnten weiter gefestigt werden; das Sekretariat der international zusammengeschlossenen Buchdruckereibesitzer befindet sich im Buchdruckerhaus zu Berlin, Köthener Str. 33. In Zeiten wirtschaftlicher Nöte ist die Einigkeit mehr denn je am Platze; Absplitterungen vom großen Ganzen und Nebengrlln- dungen haben noch nie zur Gesundung des Buchdruckgewerbes bei- gctragen. Weil angeblich sich die kleineren Druckereien in ihrer In teressenvertretung benachteiligt glauben, ist in Berlin vor einiger Zeit eine Vereinigung Deutscher Buchdruckereibe- siyer und in Leipzig eine Freie Buchdrucker-Innung gegründet worden. Abgesehen davon, daß während der guten Kon junktur sich alle Sondervereinigungen aufgelöst und sich wieder mit dem Deutschen Buchdrucker-Verein vereinigt hatten, ist dasJnsleben- rufen von Innungen auch keine neue Erscheinung im Gewerbe. In Berlin wie in Leipzig hat man früher Zwangs- und dann freie In nungen eingeführt; sie erwiesen sich aber für das Buchdruckgewerbe als wenig zweckmäßig, sodaß sie bald aufgelöst wurden. Außer der neugegründeten freien Jnuung in Leipzig, die unter dem Vorsitz des Obermeisters Buchdruckereibesitzer Karl Thieme die Organisation der Klein- und Mittelbetriebe des Buchdruckgewerbes durchführen will, befinden sich nur noch in einzelnen Städten Zwangs- oder freie Buchdrucker-Innungen. Gerade in dieser schweren Zeit wurde es vom Gewerbe ange nehm und entlastend empfunden, daß die P r e i s e f tt r d i e m e i st e n Materialien und Gebrauchsartikel teilweise er heblich sanken, vor allem für Metall (Blei, Zinn und Anti mon), das ja von jeder Druckerei benötigt wird, und in vielen Fällen auch Kupfer. Die Schriftgießereien konnten sich dieser Ent spannung auf dem Metallmarkt nicht entziehen, und setzten ihrer seits die Preise für Schriften usw. etwas herunter. Die Papier preise sind gleichfalls gefallen, auch für Zeitungsdruckpapier. Be rechtigte Nachlässe bei entsprechenden Aufträgen sind wieder an der Tagesordnung. So ist doch— alles in allem genommen — die Pro duktion im Buchdruckgewerbe in mancher Hinsicht verbilligt worden und diese Tatsache erklärt zum Teil auch die oft sehr großen Unter schiede bei Drucksachenofferten. Diesen Entlastungen stehen natürlich auch gewisse Belastungen gegenüber, so u. a. die vorhin erwähnten übcrtariflichen Lohnzulagen, die dringend auf die im Lohntarif vor gesehenen Ausnahmen zurückgefllhrt werden müssen, wie überhaupt die Löhne im Buchdruckgewerbe, die bis Mitte Februar 1931 gelten, entschieden zu hoch sind. Der am 3. Februar fällig werdende neue Schiedsspruch setzt hoffentlich den Deutschen Buchdrucker-Verein in stand, sich mit einer Revision des Deutschen Buchdruck- Preistarifs zu beschäftigen, namentlich mit den Preisen für Formschließen, Text- und Bilderzurichtung, für Matrizieren, Aus gießen usw. Die bisherigen Erfahrungen haben bewiesen, daß diese und eine Anzahl andere preistarifliche Positionen in ihrer Preis festsetzung nicht mehr vertretbar sind und abgeändcrt werden müssen. Was nützen schließlich auch Preisfestsetzungen, die in der Praxis dem schärfsten Widerstand begegnen, den Wert und das Ansehen des Preis tarifs mindern und das Verhältnis zwischen Auftraggeber und Her steller unnötig erschüttern. Von Wichtigkeit ist auch das mit einer Anzahl namhafter Ma schinenfabriken der graphischen Branche abgeschlossene sog. Ber sch r o t t u n g s a b k o m m e n, durch das die mit unzulänglichen Mitteln vorzunehmenden Neugründungen oder Erweiterungen un solider Druckereien unterlmnden werden sollen. In den ersten vier Monaten seit Bestehen dieses Abkommens sind bereits 43 Druck maschinen unter Vergütung von Zuschüssen verschrottet worden. Trotz der allgemein schweren Wirtschaftslage und der besonderen Nöte im Buchdruckgewerbe muß erfreulicherweise fcstgestellt werden, daß die qualitative und k ü n st l e r i s ch e B e e i n f l u s s u n g des Buchdruckgewerbes keinen Stillstand erfahren hat. 97
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