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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.02.1940
- Strukturtyp
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- 1940-02-27
- Erscheinungsdatum
- 27.02.1940
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Der Verlag im Weihnachtsgeschäft 1939 In unserem ersten Bericht über das Weihnachtsgeschäft 1989 (st Nr. 37), der die Stimmen des Sortiments wicdergab, hatten wir einen weiteren Aufsatz in Aussicht gestellt, der sich mit den uns von den Verlegern zugegangenen Berichten beschäf tigen sollte. Er fußt auf den Mitteilungen von über sechzig Ver lagen, deren Produktion ganz oder zum Teil eine Nolle im Weihnachtsgeschäft spielt. Diese Verlage hatten wir um ihre Äußerung über die im Weihnachtsgeschäft gemachten Erfahrun gen gebeten und besonders um eine Erklärung für das vor zeitige Vergrifsensein einer Reihe gangbarster Bücher. Wie aus den Weihnachtsberichten der Sortimenter hervorging, suchte man vielerorts für diesen Umstand den Verlag allein verantwortlich zu machen, der den voraussichtlichen Bedarf schlecht, d. h. viel zu niedrig cingeschätzt hätte. Da die Lieferschwierigkeiten des Berlages z. Tl. noch andauern und in einem gewissen Ausmaße auch in Zukunft mit solchen zu rechnen sein wird, sollen die im nachstehenden ausgewerteten Mitteilungen des Verlages zur Klärung beitragen und Verständnis für die gegenwärtige Situa tion schaffen helfen. Will man sich ein Urteil bilden über die Lage, in der sich der Verlag im November und Dezember vorigen Jahres be funden hat, so wird man sich vergegenwärtigen müssen, daß die letzten Vorbereitungen eines großen Teils des Verlages für seine Herbst- und Weihnachtsneucrscheinungen in eine Zeit fielen, die im Schatten des heraufziehenden und ausgcbrochenen Krieges stand. Nichts war natürlicher als eine — sich in der Hoch sommerzeit noch deutlicher bemerkbar machende — Unsicherheit, die sich im Sortiment bald dahin auswirkte, daß es mit neuen Aufträgen zurückhielt und dazu überging, bereits erteilte Reise aufträge rückgängig zu machen, sie zu kürzen oder in Bedingt- Bestellungen umzuwandeln. Das Sortiment versuchte, unter die sem Eindruck stand der Verlag in diesen Wochen, das gesamte Risiko ihm zuzuschieben; »es kennt nicht die Verlegersorgen und braucht zunächst nichts anderes tun als abzuwarten«. Die unaus bleibliche Folge davon war auch beim Verlag eine abwartende Haltung in den für die Fertigstellung seiner Neuauflagen und Neuerscheinungen entscheidenden ersten Wochen des Krieges. Ob gleich dieser Zustand nicht verallgemeinert werden darf und genug Fälle bekannt sind, daß Verlage entgegen allem Zögern des Sortiments und Großbuchhandels ihre Vorbereitungen nicht ins Stocken geraten ließen, ja bereits ihre Vorkehrungen für eine zu erwartende erhöhte Nachfrage nach Büchern trafen, oder die Herbstproduktion mancher Verlage zu diesem Zeitpunkt bereits fertig vorlag, konnten Rückwirkungen daraus nicht ausbleiben. Als sich die zögernde Haltung des Sortiments änderte und es allgemein sichtbar wurde, daß das Buch im Weihnachtsgeschäft eine große Rolle spielen würde, begann von seiten des Verlages ein Ansturm auf die Buchdruckercicn und Buchbindereien, dem diese unter den geänderten Verhältnissen nicht gewachsen waren. Konnte nochum Oktober in verschiedenen Buchbindereien die Arbeitszeit nicht voll ausgcnutzt werden, so häuften sich jetzt innerhalb kurzer Zeit die Aufträge derart, daß das verbliebene Personal bei weitem nicht ausreichte, sic in den von früher her gewohnten Fristen auszuführen. Wenn früher größere Nachbindungcn in vierzehn Tagen bis drei Wochen ohne weiteres möglich waren, wurden diese Termine unter den jetzi gen Verhältnissen weit überschritten. Wir erinnern dabei an die im Börsenblatt feiner Zeit veröffentlichte Verlautbarung der Fachgruppe Industrielle Buchbinderei der Wirtschaftsgruppe Papierverarbeitung, die auf die seit jeher auf den Betrieb der Großbuchbindereien sich ungünstig auswirkende Auftragshäu fung kurz vor Weihnachten und ebenso auf die durch die Kricgs- bewirtschaftung der Materialien bedingten Einschränkungen hin wies. Es wird übrigens vom Verlag ohne weiteres zugegeben, daß es den Buchbindereien selbst in normalen Zeiten schwerlich möglich gewesen wäre, die ihnen Ende vorigen Jahres erteilten Aufträge pünktlich auszusühren. Die Berlage, die über genügend Rohvorräte verfügten, sie aber wegen des bis in den Oktober hinein nur zögernden Auftragseinganges bisher nicht hatten anfbinden lassen, waren also genau so schlecht daran wie die Berlage, die erst im letzten Augenblick ihre Neuerscheinungen a« vom Buchdrucker fertiggestellt erhielten. An Neuauflagen und die rechtzeitige Fertigstellung von Büchern, die bei Beginn der Wcihnachtsnachsrage zur Neige gingen, war im allgemeinen infolge der kurzen zur Verfügung stehenden Zeit schon gar nicht zu denken. Nur einige Verlage mit angeschlossenen graphischen Betrieben mögen in dieser Hinsicht etwas günstiger gestellt ge wesen sein, soweit das benötigte Papier sofort zur Verfügung stand. Die Stockung im Herbst, die nicht ohne weiteres vorauszu sehende erhöhte Nachfrage, der Mangel an Arbeitskräften ver bunden mit den sonstigen Auswirkungen des uns ungezwunge nen Krieges haben die hier geschilderte Lage geschaffen, nicht aber, das braucht wohl nicht mehr besonders betont zu werden, mangelnder Vorausblick des Verlages. Dabei ist notwendig zu betonen, daß cs in der Hauptsache schöngeistige, politische und militärische Bücher waren, auf die sich die Nachfrage richtete und deren gewiß reichlich bemessene Auflagen zur Deckung des Bedarfs nicht ausrcichten. Anderes Schrifttum hat, wie vom Verlag wiederholt festgestellt wird, nicht oder nur in geringem Maße an der erhöhten Kauffreudigkeit teilgenommen. Zum Teil wird die Schuld beim Sortiment gesucht, das viel zu einseitig auf Schöne Literatur eingestellt sei und andere Schristtumsgrnp- pen vernachlässige. Manches fachliche, geschichtliche, kulturpoli tische, lunstbetrachtende, naturkundliche und andere Buch würde nach Meinung des Berlages auch als Weihnachtsgeschenk mehr Beachtung finden, wenn vom Sortimenter nachdrücklicher darauf hingewicsen würde. Auch die guten älteren Bücher fanden nach den Angaben des Verlages zunächst nur zögernd Beachtung von seiten des Sortimenters. Der Verlag hofft aber, daß seine Be mühungen, das Augenmerk jetzt verstärkt auf früher erschienene Werke zu richten, nicht vergebens sein werden. Im letzten Weihnachtsgeschäft hörte man sehr oft, daß die Arbeit des Sortimenters durch die Unmöglichkeit, den Kunden genaue Auskünfte über die Liefermöglichkeit bestimmter Bücher zu geben, erschwert wurde, da die Verleger Benachrichtigungen über vergriffene Bücher zum größten Teil eingestellt hatten oder aber gegebene Meldungen nicht eingchalten wurden. Auch dazu äußert sich der Verlag und erklärt, daß es ihm, ganz abgesehen von der in jedem Betrieb herrschenden Arbeitsüberlastung, durch die Nichteinhaltung der Lieferfristen der Buchbindereien völlig unmöglich gewesen sei, genaue Auskünfte zu geben. So schreibt z. B. ein großer Verlag: »Termine wurden nicht um Tage, sondern um Wochen verschoben. Die Auslieferungen hat ten infolgedessen vermehrte unproduktive Arbeit. Sie kamen aus dem ,Abnoticren', dem Suchen und Ordnen von Bestellun gen nicht heraus. Eine Aufbewahrung der Bestellungen nach dem Alphabet der Firmen war unmöglich, sie mußten vielmehr nach Werken getrennt und nach dem Eingangstag geordnet auf bewahrt werden. Infolgedessen wurde es unmöglich, Auskünfte an das Sortiment zu geben, Bestellungen zu erhöhen oder zu streichen«. — Eine Erschwerung und Verzögerung der Versen dung entstand durch die oft wechselnden Bahnbestimmungcn und die zahlreichen telegraphischen Bestellungen, die außer der Reihe ausgeführt werden mußten, »dann aber die Bestellungen der weniger nervösen Firmen weiter verzögerten«. Eine weitere Be lastung der Ausliescrungsstellen entstand durch das Bestreben vieler Verlage, eine gleichmäßige und gerechte Verteilung der Bestände vorzunehmen. Als maßgebliche Richtlinie dafür galt, wie uns mitgeteilt wird, in erster Linie die Förderung des Exports und die Befriedigung der Wünsche der Soldaten im Felde. Bei der Veranstaltung von Neuauflagen gilt es als Selbstverständlichkeit, daß die lebenden deutschen Autoren zu ihrem Recht kommen. Wie sich das Weihnachtsgeschäft trotz nicht zu umgehender Verzögerungen zwischen Käufer und Sortimenter einerseits und Sortimenter und Verleger andererseits in befriedigender Weise abgewickelt hat, so spricht der Verlag die Erwartung aus, daß das Sortiment auch in Zukunft mit den durch den Krieg bedingten wirtschaftlichen Gegebenheiten rechnet und das Ver trauen hat, daß seitens des Verlages zur Erfüllung seiner Auf gabe alles, was möglich ist, geschieht. Wa.
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