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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.04.1931
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- 1931-04-27
- Erscheinungsdatum
- 27.04.1931
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- Deutsch
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2742 x° 96, 27. April 1931. Künftig erscheinende Bücher. Börsenblatt f. d.Dtschn.Buchhandel. Erich Maria Remarque Der Weg zurück 16. Fortsetzung Nach einem Augenblick des Schweigens jedoch drängt Westerholt sich durch und pflanzt sich vor dem Direktor auf. „Sprechen wir über das Praktische", sagt er, „das ist jetzt am nötigsten. Wie haben Sie sich das mit uns gedacht? Hier stehen siebzig Soldaten, die wieder auf die Schulbänke zurück sollen. Ich sage Ihnen gleich: wir wissen fast nichts mehr von Ihrem Lehrstoff, aber wir haben auch keine Lust, noch lange hier zu sitzen." Der Direktor faßt sich. Er erklärt, daß über diese Dinge noch keine Anweisung von der Behörde vorliege. Einstweilen müßten wir uns deshalb wohl auf die Klassen verteilen, aus denen wir fortgegangen feien. Später würde man dann ja sehen, was zu machen wäre. Gemurmel und Gelächter antwortet ihm. „Das glauben Sie doch wohl selber nicht", sagt Willy ärgerlich, „daß wir uns zu Kindern, die nicht Soldaten waren, auf die Bank setzen und brav die Finger Hochhalten, wenn wir was wissen. Mr bleiben zusammen." Jetzt erst sehen wir richtig, wie komisch das alles hier ist. Jahrelang durften wir schießen, stechen und töten; — aber nun soll es wichtig sein, ob wir aus der zweiten oder dritten Klasse dazu aufgebrochen sind. Der eine konnte schon mit zwei, der andere erst mit einer Unbekannten rechnen. Das sind die Unterschiede, die hier gelten. Der Direktor verspricht, einen Antrag zu stellen, um Sonderkurse für die Soldaten zu erwirken. „Darauf können wir nicht warten", sagt Albert Troßke kurz. „Es ist bester, wir machen die Sache selbst." Der Direktor erwidert nichts; schweigend geht er zur Tür. Die Lehrer folgen. Wir trampeln ebenfalls hinaus. Vor her jedoch nimmt Willy, dem die Sache zu still abgegangen ist, die beiden Topfgewächse vom Rednerpult und schmettert sie auf den Boden. „Das Gemüse habe ich sowieso nie leiden können", sagt er grimmig. Den Lorbeerkranz stülpt er Wester holt auf den Schädel. „Koch dir Suppe draus —" * * » Die Zigarren und Pfeifen qualmen. Wir sitzen mit den Kriegsteilnehmern des Gymnasiums zusammen und beraten. Ueber hundert Soldaten, achtzehn Leutnants, dreißig Feld webel und Unteroffiziere. Westerholt hat ein Heft der alten Schulordnung mit gebracht und liest laut daraus vor. Er kommt nur langsam weiter, weil hinter jedem Absatz ein Gelächter ausbricht. Wir können nicht verstehen, daß das einmal für uns gegolten hat. Westerholt macht sich besonders darüber lustig, daß wir vor dem Kriege ohne Erlaubnis der Klassenlehrer nach sieben Uhr abends nicht mehr auf der Straße sein durften. Aber Willy dämpft ihn. „Sei ruhig, Alwin", ruft er ihm zu, ,-du hast deinen Klassenlehrer mehr blamiert als jeder andere. Wirst gefallen gemeldet, kriegst eine Gedenkrede des gerührten Ooy^rigüt 1931 bz? Ullstein O., Berlin Direktors, wirft darin als Held und Musterschüler gefeiert und hast die Unverschämtheit, nach alldem noch lebendig zu- rückzukommenl Der Alte ist jetzt in schöner Verlegenheit. Er muß nun alles zurücknehmen, was er dir als Leiche zugestan den hat — denn in Algebra und Aufsatz bist du bestimmt so schlecht wie früher." Wir wählen Schülerräte; denn unsere Lehrer mögen wohl gut sein, um uns ein paar Sachen für das Examen ein zutrichtern, aber regieren lassen wir uns von ihnen nicht mehr. Für uns wählen wir Ludwig Breyer, Helmuth Reiners- mann und Albert Troßke; — für das Gymnasium Georg Rahe und Karl Bröger. Dann bestimmen wir drei Vertreter, die morgen zur Provinzialbehörde und zum Ministerium reisen sollen, um unsere Forderungen für die Schulzeit und das Examen durch zusetzen. Willy, Westerholt und Albert werden dazu aus gesucht. Ludwig kann nicht mitfahren, denn er ist noch nicht gesund genug. Die drei erhalten Militärausweise und Freifahrtscheine, von denen wir ganze Blocks vorrätig haben. Leutnants und Soldatenräte zum Unterschreiben haben wir ebenfalls genug. Helmuth Reinersmann gibt der Sache auch äußerlich das richtige Gesicht. Er fordert Willy auf, seinen neuen Rock, den er auf der Kammer erwischt hat, zu Hause zu lassen und dafür einen geflickten, von Splittern durchlöcherten auf der Reise anzuziehen. „Wieso?" fragt Willy betroffen. „Auf Bürofritzen wirkt so was bester als hundert Gründe", erklärt Helmuth. Willy weigert sich, denn er ist stolz auf seinen Rock und möchte in der Großstadt damit in den Cafss paradieren. „Wenn ich bei dem Schulrat ordentlich auf den Tisch haue, wirkt das genau so gut", meint er. Aber Helmuth läßt nicht mit sich reden. „Wir können nicht alles in Klump schlagen, Willy", sagt er, „wir brauchen diese Leute nun mal. Wenn du bei denen im geflickten Rock auf den Tisch haust, holst du für uns alle mehr heraus, als in deinem neuen. Die Brüder find so, glaub's mir." Willy gibt nach. Helmuth wendet sich nun Alwin Wester holt zu und mustert ihn. Er sieht ihm zu kahl aus, deshalb bekommt er Ludwig Breyers Orden angesteckt. „Für einen Geheimrat redest du dann überzeugender", fügt Helmuth hinzu. Bei Albert ist das nicht nötig, er hat selbst genug auf der Brust klimpern. Die drei sind jetzt richtig ausgerüstet. Hel muth übersieht seine Arbeit. „Glänzend", sagt er, „und nun los! Zeigt den Rübenschweinen mal, was eine echte Front harke ist." „Worauf du dich verlassen kannst", erklärt Willy, der sich inzwischen wiedergefunden hat.
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