Freundschaftsvcrtrages zwischen Frankreich und den Vereinigten Staaten ausgearbeitet. Die Sache ist deshalb so wichtig und interessant, weil man nicht wissen kann, was am Ende herauskommen wird. Eins ist jetzt schon sicher: so, wie Briand sich diesen Vertrag gedacht hat, wird er nicht werden. Die Vereinigten Staaten werden be stimmt kein Bündnis mit einer europäischen Macht abschließen, durch das sie irgendwie an den europäischen Hexenkessel ge bunden werden. Das haben sie bisher immer noch abgelchnt, und das werden sie bestimmt auch in diesem Fall tun. Erst im Frühjahr i§rS kristallisiert sich allmählich die end gültige Form dieser ganzen Aktion heraus. Briand wird nicht das erreichen, was er will. Der Außenminister der Vereinigten Staaten, Staatssekretär Rellogg, arbeitet den Entwurf eines Ver trages aus, der nicht nur zwischen Frankreich und den Vereinig ten Staaten, sondern »ach Möglichkeit zwischen allen Staaten der Welt geschloffen werden soll. Der i;. April i§rS, an dem dieser Vertragsentwurf bekanntgegeben wird, ist die Geburts stunde des Rellogg-Paktes, der in nur wenig abgeänderter Form am r?. August i§rS in dem berühmten Uhrensaal des (Quai d'Grsay feierlich unterzeichnet wird. Aber dieser Rellogg-Pakt ist und bleibt nun einmal nicht das, was die französische Politik gewollt hat. Briand wollte etwas ganz anderes mit seinem Bündnisangebot an Amerika. Ihm lax viel weniger daran, einen weltvertrag zu erhalten, der den An griffskrieg ächtet, als daran, durch ein besonders enges Ver hältnis zu Amerika eine neue Stützung der französischen Politik in Europa zu erhalten. Das war von vornherein klar und es ist nur Relloggs gewandter Taktik zu danken, daß dieser plan ver- eitelt wurde. Horan, der die politischen Strömungen in Paris ausgezeichnet kennt, hat diese ganze Entwicklung mit dem allergrößten Inter- esse verfolgt. Er weiß, wie groß unter der Decke die Verstim- mung ist, die über die Entwicklung der Briandschen Initiative in Paris herrscht. Horans Verbindungen sind so gut, daß er sehr bald darüber unterrichtet wird, daß nunmehr die französische Politik, nachdem der große Schlag mit Amerika fehlgegangen ist,, neue Fäden nach anderer Richtung anzuspinnen versucht. Horan ist in diesen Wochen geradezu fieberhaft tätig. Er spannt alle seine Beziehungen und Verbindungen an, um herauszu- kriegen, was los ist. Er läßt sich die Sache einen Tausendfrank schein nach dem andern kosten. Aber alle seine (Quellen versagen diesmal. Er ist nervös und reizbar. Aber selbst die längsten und grausamsten amerikanischen Flüche helfen ihm nichts. Er er fährt nicht das, was er erfahren will. ....... Der zehnte und der zwölfte Versuch, etwas herauszubekom men, ist nun schon fehlgeschlagen. Horan ist beinahe verzweifelt. Er weiß wirklich nicht mehr, welche Wege er noch gehen soll. Er weiß nur, daß es irgendeinen weg geben muß. Roger Delaplanque ist ein kleiner pariser Journalist. Er schreibt kleine Artikel und Feuilletons und wird dafür mehr schlecht als recht bezahlt. Und das Leben in Paris ist teuer. Man könnte in der Provinz irgendwo wesentlich billiger leben. Aber es hat noch keinen französischen Journalisten gegeben, der frei willig aus Paris in die Provinz gegangen wäre. Roger Delaplanque betreibt das nun schon eine ganze Zeit. Mal geht's ein wenig besser, aber meistens geht's ein wenig schlechter. Dabei ist es gar nicht wahr, daß es, in diesem Jahr wenig stens, dem Roger Delaplanque schlechter geht als im vorher gehenden. Das ist nur seine Redensart. In diesem Jahr hat er immerhin eine wenn auch mäßige so doch feste Einnahme. Da ist dieser amerikanische Journalist, der große Hearst-Vertreter, der Horan. Der zahlt ihm seit einiger Zeit monatlich dreitausend Franken, damit er ihm die laufenden Nachrichten gibt. Horan verlangt eine ganze Menge für sein Geld. Er verlangt, daß man schnell, pünktlich und zuverlässig arbeitet. Und außerdem soll man noch wissen, was diese Babbitts da drüben in den Staaten interessiert. Roger Delaplanque hat schon des öfteren einige Un annehmlichkeiten zu hören bekommen, warum er dieses oder jenes, was für die amerikanischen Leser besonders interessant sei, nicht gegeben habe. Er schüttelt sich dann wie ein Pudel und denkt: ein blödes Volk, diese Amerikaner. Anfang September sitzt Roger Delaplanque im Lafvhaus zu sammen mit seinem Freunde de hoblet und klagt ihm sein Leid.