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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.04.1931
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1931-04-21
- Erscheinungsdatum
- 21.04.1931
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- Deutsch
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2596 91, 21. April 1931. Künftig erscheinende Bücher. Börsenblatt f. b. Dtschn Buchhandel. Erich Maria Remarque Der Weg zurück 10. Fortsetzung. Iupp hat es in der kurzen Zeit geschafft, Soldatenrat zu werden. Er hat sich einfach selbst dazu gemacht und bleibt es jetzt, weil ein solcher Wirrwarr in der Kaserne herrscht, daß keiner Bescheid weiß. Damit ist er fürs erste versorgt, denn seine Zivilstellung ist futsch. Sein Rechtsanwalt aus Köln hat ihm geschrieben, die weibliche Hilfskraft sei vor züglich eingearbeitet und billiger, Iupp aber wäre sicher den Büroanforderungen im Feld etwas entwachsen. Er bedauere herzlich, die Zetten seien hart. Beste Wünsche für die Zukunft! „Schöner Mist", sagt Iupp melancholisch, „all die Jahre hat man nur den einen Wunsch gehabt: weg von den Preußen, und jetzt ist man froh, daß man bleiben kann. Na, so kaputt oder so kaputt — ich reize achtzehn." Willy hat ein Bombenblatt in der Faust. „Zwanzig", antworte ich für ihn, „und du Valentin?" Er zuckt die Achseln. „DierundzwaNzig." Als Iupp bei vierzig paßt, erscheint Karl Bröger. „Wollte mal Nachsehen, was ihr macht", sagt er. „Da hast du uns hier gesucht, was?" schmunzelt Willy und setzt sich behaglich und breit hin. „Ja, die Kaserne ist doch nun mal die wahre Heimat des Soldaten. Einund vierzig!" „Sechsundvierzig", schnaubt Valentin herausfordernd. „Achtundvierzig", donnert Willy zurück. Verflucht, das wird ein hohes Spiel. Wir rücken näher. Willy lehnt sich genußreich an die Spindwand und zeigt uns einen haushohen Grand. Aber Valentin grinst gefährlich; er hat einen noch mächtigeren Null aus der Hand in der Flosse. Wunderbar gemütlich ist es in der Bude hier. Auf dem Tisch steht ein Kerzenstummel und flackert. Matt schimmern die Bettstellen aus dem Schatten. Wir fressen große Stücke Käse, die Iupp besorgt hat. Er teilt jedem seine Portion mit dem Seitengewehr zu. „Fünfzig!" tobt Valentin. Da fliegt die Tür auf, und Tjaden stürmt herein. „Se — Se —", stottert er und kriegt vor Aufregung einen mörde rischen Schluckauf. Wir führen ihn mit hochgehobenen Armen in der Stube herum. „Haben dir die Huren dein Geld geklaut?" fragt Willy teilnehmend. Er schüttelt den Kopf. „Se — Se —" „Stillgestanden!" kommandiert Willy. Tjaden fährt zusammen. Der Schluckauf ist weg. „Seelig — ich habe Seelig gesunden", jubelt er. „Mensch —", Willy heult auf, „wenn du jetzt lügst, werfe ich dich aus dem Fenster!" Seelig war unser Kompagniefeldwebel, ein Biest ersten Ranges. Zwei Monate vor der Revolution wurde er leider versetzt, so daß wir ihn bislang nicht fassen konnten. Tjaden erzählt, daß er in der Kneipe „König Wilhelm" Gastwirt sei und hervorragendes Bier habe. Oop^rißbt 1931 b? IMstsiu ä.6.. Lsrllu „Hin!" rufe ich, und wir drängen hinaus. „Aber nicht ohne Ferdinand", sagt Willy. „Der hat mit Seelig noch wegen Schröder abzurechnen." Wir pfeifen und lärmen vor Kosoles Haus, bis er miß mutig im Hemd ans Fenster kommt. „Was fällt euch ein, — am späten Abend", knurrt er. „Wißt ihr nicht, daß ich ver- heiratet bin?" „Das hat Zeit", schreit Willy, „komm rasch runter, wir haben Seelig entdeckt!" Ferdinand wird lebendig. „Tatsache?" fragt er. „Tatsache!" kräht Tjaden. „Gut, ich komme!" antwortet er, „aber wehe, wenn ihr mich angeschmiert habt —" Fünf Minuten später ist er unten und läßt sich berichten. Wir sausen los. Als wir in die Hakenstraße einbiegen, rennt Willy in der Aufregung einen Mann Uber den Haufen. „Rhinozeros!" brüllt der vom Boden aus hinter ihm her. Willy kehrt rasch um und pflanzt sich drohend vor ihm auf. „Pardon, haben Sie was gesagt?" fragt er und tippt an seine Mütze. Der andere rappelt sich auf und sieht an ihm empor. „Nicht daß ich wüßte", antwortet er mürrisch. „Ihr Glück", sagt Willy, „zum Schimpfen haben Sie nämlich nicht den nötigen Körperbau." Wir durchqueren einen Vorgarten und halten vor der Kneipe „König Wilhelm". Der Name ist bereits überpinselt. Sie heißt jetzt „Edelweiß". Willy greift nach der Türklinke. „Moment!" Kosole zieht ihm die Pfote zurück. „Willy", sagt er dann beschwörend, „wenn gehauen wird, haue ich! Hand drauf!" „Geht in Ordnung!" bestätigt Willy und reißt die Tür auf. Lärm, Qualm und Licht stürzen uns entgegen. Gläser klirren. Ein Musikapparat donnert den Marsch aus der Lustigen Witwe. Die Hähne der Theke blitzen. Ein Schwall von Gelächter wirbelt um die Wanne des Schanktisches, an dem zwei Mädchen die schaumigen Gläser spülen. Ein Haufen Kerle ist um sie herum. Witze knallen. Das Wasser schwappt über. Die Gesichter spiegeln sich zerfetzt darin. Ein Artillerist bestellt eine Runde Schnaps und greift einem Mädchen an den Hintern. „Das ist noch Friedensware, Lina", brüllt er begeistert. Wir drängen uns durch. „Tatsächlich, da steht er", sagt Willy. Mit hochgekrempelten Aermeln und offenem Hemd, schwitzend, mit nassem, rotem Hals zapft der Wirt hinter der Theke das Bier ab. Braun und golden fließen die Strahlen unter seinen dicken Fäusten in die Gläser. Jetzt sieht er auf. Ein breites Lächeln kriecht über sein Gesicht. „Mahlzeit! Auch da? Was soll's sein, hell oder dunkel?"
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