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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.01.1931
- Strukturtyp
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- 1931-01-27
- Erscheinungsdatum
- 27.01.1931
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- Deutsch
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X- 22, 27. Januar 1931. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d.Dtschn.Buchhandel. erwiesen: Man schneidet aus steifem Plakatkarton die Form einer riesigen Arzneiflasche aus, ungefähr im Format 100 Zentimeter Höhe mal 40 Zentimeter Breite. Man beginnt alsdann mit der Bemalung der Flasche, als geeignete Schattierung halte ich grün für günstig. Der riesige braungemalte Korken muß oben halb herausstecken, von ihm herab führt eine lange Papierschleife, wie sie an vielen Medizinflaschen gebräuchlich ist. Dann schneidet man in die Mitte der Flasche eine viereckige Öffnung, und zwar gerade so groß, daß ein Buch in mittlerem Format darin Platz hat. Die Flasche stellt man aufrecht in die Mitte des Fensters, nachdem man vorher noch ein Plakat mit folgendem Text ange fertigt hat: »Die beste Medizin: Jeden Abend ein gutes Buch!« Auf die an der Flasche befestigte lange Papierschleife mall man in großen schwarzen Buchstaben den Titel des ausgestellten Buches und den Preis, mit dem Zusatz: »Bringt Erholung und Ablenkung!« Der Eindruck, den diese Dekoration auf das Pu blikum macht, ist ein ganz vorzüglicher. Es wird hierbei auch an den Humor des Betrachtenden appelliert, er lächelt seinem Tem perament entsprechend mehr oder weniger herzlich, und wir alle wissen, daß ein heiter gestimmter Kunde um ein bedeutendes leichter zu behandeln ist als ein Mann, der mit verdrießlichen Gedanken den Laden betritt. Es ist heute überhaupt nicht mehr angebracht, die Fenster allzu ernst zu gestalten, eine heitere Note in unseren Dekora tionen wird immer mehr Beachtung und auch Beifall finden. Einige dieser humoristischen Ideen führte ich bereits in meinem Börsenblattartikel vom 26. Oktober 1928 an, möchte jedoch dieser Gruppe von Dekorationen noch eine ganz neue beifügen, die sich kürzlich äußerst gut bewährt hat. Man setzt eine kleine, aber künstlerisch ausgesührte Puppe, wie man sie heute in jedem Warenhaus bekommt, in die Mitte des Fensters auf den Boden und gibt ihr ein für ihre Verhält nisse übergroßes Buch in die Hände. Links von der Puppe — wie zu ihrem Schutz — stellt man dann einen ungefähr einenMeter hohen Schild aus Pappkarton auf, den man vorher mit Tusche oder Buntstift grau und golden angemalt hat. Darauf hängt man an der Decke des Fensters an schwarzen Fäden einige Holz- speere auf, und zwar derartig, daß ihre Spitzen gerade den Schild berühren. Die Speere fertigt man am besten aus runden Holz stäben an und bemalt sie silbergrau. An jedem dieser Speere befestigt man noch ein kleines Kärtchen, z. B. »Sorge«, »Ärger», »Langeweile^, »Abspannung« usw. Schließlich bringt man in der Auslage noch ein Plakat mit folgendem Text unter: »Ein gutes Buch schützt gegen schlechte Laune«. Diese Dekoration wirkt, mit einigem Geschick ausgeführt, sehr amüsant. Wenn man sich ent schlossen hat, für solche Zwecke eine Puppe anzuschafsen, gibt es noch viele Möglichkeiten, sie zu verwenden, z. B. in Fenstern mit humoristischen Büchern, Bilderbüchern oder preiswerten Gelegen heitskäufen kann man solche Illustrationen der Auslage gar nicht oft genug bringen. Eine weitere Gelegenheit, die kleine Puppe als lustigen Blick fang zu benutzen, ist folgende Dekoration: Man setzt die Figur auf einen grau oder braun eingeschlagenen Sockel, der ungefähr die Form eines Felsblockes hat, und gibt ihr eine Angelrute in die Hand, die man leicht selbst aus einem dünnen Stock, einer Schnur und einer umgebogenen Aktenklammer als Haken Her stellen kann. Dann fertigt man aus gefaltetem Silberpapier, das in jeder größeren Papierhandlung erhältlich ist, einen ungefähr einen Meter lang herabrinnenden Bach an, oder besser die schmale Quelle eines Baches.' Der Angelhaken schwebt in der Mitte über diesem Wasser aus Silberpapier, und an seiner Spitze befestigt man ein Buch, das man gerade auffällig ausstellen möchte. Der Text »Ein guter Fang...« wird auch dieser klei nen Szene die Aufmerksamkeit der Vorübergehenden sichern. Wenn es sich darum handelt, ein auffälliges Fenster nnt ernster Literatur zu dekorieren, so empfiehlt sich hier immer die Zusammenfassung nach irgendwelchen Literaturgebieten. Ein guter Gedanke hiersür wäre vielleicht für eine Reihe von Ge schäften ein Svnderfenster mit dem Titel: »Der Nobelpreis«. Man stellt sämtliche Werke der Nobelpreisträger der einzelnen Jahre, soweit sie am Lager sind, im Fenster aus und bringt 74 bei jedem Autor auf einem Kärtchen das Jahr an, in dem er den Preis erhalten hat, und außerdem vielleicht noch einige kurze biographische Notizen, die allgemein immer sehr stark interessieren. Der Titel des Fensters muß nach Möglichkeit aus einem großen Plakat ersichtlich sein, überhaupt muß man be rücksichtigen, daß Schaufenster, die nach irgendeiner Richtung hin als Spezial-Ausstellung zusammengefaßt sind, eine weitaus stärkere Anzugskraft besitzen als eine Auslage, in der alle Lite raturgebiete bunt durcheinander gewürfelt sind. Diese Art von Ausstellung erscheint der Mehrzahl der Kunden nicht mehr interessant genug und vermag sie meistens gar nicht mehr vor dem Fenster sestzuhalten, dagegen veranlaßt sie ein geschickt und übersichtlich zusammengestelltes Sonderfenster in den meisten Fällen, trotz des Tempos unserer Zeit für wenige Augenblicke vor unserem Fenster zu verweilen. Und wenn erst das erreicht ist, wird der eine oder der andere doch den Laden betreten. Als bevorzugte Ideen für ein Sonderfenster halte ich folgende Titel: »Diese Bücher erzählen von der Frau . . .«, »Bücher, die wir nie vergessen . . .«, »Der Bücherschrank des Arztes«, »Die Bretter, die die Welt bedeuten . . .« (eine vielseitige Zusammen stellung von Theaterromanen), oder eine Ausstellung mit dem Motto: »Der biographische Roman«, in der man die bedeutend sten Romane über das Leben berühmter Männer zeigt. Be sonders dieses letzte Fenster wird immer sehr gute Erfolge er zielen, denn das Interesse für Biographien, Autobiographien und Lebensromane ist augenblicklich nicht gering. Auch Sonder fenster wie z. B. »Bank und Börse«, »Der Photograph und seine Bibliothek«, »Wintersport«, »Handwerk hat einen golde nen Boden« usw. werden, zur richtigen Zeit und an richtiger Stelle gebracht, stets Anklang finden. Ferner darf man nicht versäumen, stets in einem der Schaukästen oder in der Ecke eines Fensters Literatur über Sport, Technik, Radio, Psychoanalyse, Astrologie usw. auszu stellen. Dies alles sind bekanntlich Gebiete, die noch sehr oft aus dem Fenster verlangt werden. Der Kunde muß sie nur sehen, denn meistens weiß er von der Existenz des einzelnen Buches garnichts und wird erst durch seinen Anblick dazu ver anlaßt, näherzutreten und zu kaufen. Daß Fenster mit Romanen, die in bestimmten Städten spie len oder solchen, die einzelne Berufe schildern, große Anziehungs kraft besitzen, erwähnte ich bereits früher, aber auch Sonder fenster über Musik, Politik und Reklame unserer Zeit z. B. werden stets beachtet werden, besonders dann, wenn man sie mit irgendeinem Gegenstand auffällig illustriert, also z. B. mit einer Geige und einem Notenblatt im Musikfenster, im Reklame fenster mit einer riesigen aus Karton hergestellten Werbetrom mel oder im politischen Fenster mit den Bildern großer Staats männer. Daß Bilder, Landkarten und Photos in der Auslage immer Aufmerksamkeit von besonderer Stärke erregen, wird bekannt sein. Zum Schluß meiner heutigen Ausführungen möchte ich nun noch von einer Dekoration berichten, die zwar etwas be sonders kühn erscheinen wird, aber trotzdem die gewünschte Be achtung fand, als ich sie kürzlich zum" ersten Male ausführte: Man fertigt in diesem Falle aus steifer Plakatpappe drei große Spielkarten an, ungefähr im Format 100 Zentimeter Höhe mal 40 Zentimeter Breite, und zwar drei französische Asse, am besten Herz Aß, Caro Aß und Pique Aß. Diese Karten be festigt man an der Rückwand des Schaufensters, das man im übrigen am besten ganz schwarz oder blau ausschlägt, damit sich die Karten besser abheben. Vor jede der Karten stellt man darauf eine bedeutende Neuerscheinung und versieht die Deko ration alsdann mit dem Plakat »Drei Trümpfe . . .«. Der übrige Teil kann der besseren Wirkung halber frei bleiben, wenn man jedoch nur ein Fenster besitzt, kann man ihn auch mit Büchern ausfüllen, ohne die ausgezeichnete Wirkung des Mittel punktes zu beeinträchtigen. Dadurch, daß nur einige kräftige Farben im Fenster zu sehen sind und diese sich auch vom Hinter grund sehr markant abheben, erzielt man mit einfachen Mitteln eine großartige Wirkung und ein Fenster, das wochenlang immer neue Beschauer findet.
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