Für die, die es lesen wollen! Sieben Jahre besteht die Buchhändler-Sterbekasse, sie hat in diesen fahren an die Hinterbliebenen der isti verstorbenen Mitglieder 84600 Mark zahlen können, außer dem das Sterbegeld für die verstorbenen Frauen in einer Höhe von 14800 Mark. Ganz gewiß entsprechen diese Zahlen nicht den Wünschen der Gründer der Sterbekasse, denn diese hatten gehofft — und sie waren nach den ersten zustimmenden Äußerungen dazu berechtigt — daß alle Mitglieder des Börsenvereins auch Mitglieder der Sterbekasse werden würden. Leider, leider ist diese Hoffnung an der unglaublichen Gleichgültigkeit der Börsen- vereinsmitglieder zuschanden geworden. Was hätte geleistet werden können, wenn alle Mitglieder sich ihrer Pflicht, das Erbe der Väter zu hüten und zu mehren, bewußt gewesen wären, das mögen die folgenden Zahlen aus den amtlichen Berichten des B.-Vs. zeigen: In den Jahren 1924—1930 sind 491 Mitglieder gestorben, es wäre also ein Sterbe geld von 491000 Mark in dieser Zeit gezahlt worden, doch gewiß eine Summe, die jedem zu denken geben sollte, und außerdem wäre ein Reservefonds von 214000 Mark in Händen des Börsenvereins, ohne Zins und Zinseszins gerechnet. Wäre nicht die Gründung einer Alterskasse, überhaupt einer Kasse auch für diejenigen, die unverschuldet in Not geraten, sehr bald ins Auge zu fassen? Würde der B.-V. in Jahren nicht Mittel in die Hand bekommen, aus denen er großzügig schöpfen und Hilfe leisten könnte? Wenn man liest. was trotz der ungeheuren Not der Zeit die Gewerkschaften, die Angestelltenverbände, Logen durch freiwillige Beiträge aufbringen, um der Not der Mitglieder zu steuern, um einander zu helfen, diese Zeit zu überwinden, so ist es beschämend für den Buchhandel, daß drei Viertel der Mitglieder nicht imstande sind, 20 Mark im Jahr zu opfern. Nicht einmal ein Opfer ist es, sondern, ganz nüchtern gesagt, eine reine Kapitalsanlage, die sich vielfältig verzinst, denn es ist doch natürlich, daß nach 13 — 20 jähriger Beitragszeit das Sterbegeld verdoppelt werden könnte. Ich schäme mich nicht, es offen zu sagen: diese Gleichgültigkeit zweier Drittel aller Mitglieder des Börsenoereins einer großen Sache gegenüber, die keinem Verein — dank seiner Struktur — so günstig geboten wird wie dem Börsenverein, ist be schämend, ich fürchte, fast kennzeichnend für die große Interesselosigkeit, die in unseren Reihen herrscht. Alles schreit nach Hilfe, jeder verlangt Rettung vom B.-V., — wo aber bleibt der Wille zur Selbsthilfe, der einzig berechtigten? Sicher — die Not ist groß, und es gibt nur wenige, die sie nicht fühlen, aber so groß ist sie nicht, daß in den Wintermonaten nicht jeder 20 Mark einsenden oder in vier Monatsraten zu je z Mark zahlen könnte. Wir werden unseren Weg weitergehen wie das Gewissen es uns vorschreibt. Solange wir das Vertrauen des Börsenvereinsvorstandes genießen, sind wir auch gewiß, daß der Weg, den wir beschreiten, der richtige ist, und solange handeln wir auch in dem festen Glauben. Einmal wird doch der Augenblick "kommen, wo auch die jungen Mitglieder sich ihrer Pflicht bewußt werden: Ungewiß und vergänglich ist das Glück; gewiß und ewig bleibt die Pflicht. (Feuchtcrsleben) W. Hermann Bremen, April 19Z1. Am Wall 143 Vcrantwortl. Schriftleiter: Franz Wagner. — Verlag: Der Börsenvcrein Ser Deutschen Buchhändler zu Leipzig, Deutsches Buchhänblechaus. Druck: E. Hedrich N a ch f. Sämtl. in Leipzig. — Anschrift d. Schriftleitung u. Expedition: Leipzig, Gerichtsweg26 sBuchhändlerhauss, PostschAeßfach274/