4274 x° 226, 28. September 1935. Künftig erscheinende Bücher. Börsenblatt s. t. Dtsch» Buchhantel. 4275 // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // // f////////////////////////////> Vor rwanrig ^akren au e r enseite S. Spätherbst 1915. Don Nordwesten stoßen die Österreicher vor, im Osten bedrohen die Bulgaren die Flanke des serbischen Heeres und im Norden hat die Armee Mackensens den Donauübergang erzwungen und Belgrad erobert. Don drei Seiten angegriffen, zieht sich das serbische Heer ins Innere des Landes zurück, im Süden den Anschluß an seine sehnsüchtig erwarteten Verbündeten suchend. Immer schärfer drängen die Verfolger nach, die Kraft des tapferen, durch Kamps, Hunger und Seuchen geschwächten, durch einen un geheuren Troß mitfliehender Kinder und Frauen behinderten Heeres erlahmt mehr und mehr. Der Rückzug wird Flucht, Flucht eines Heeres, eines ganzen Volkes. Nur ein Weg ist noch offen: über die während der Herbstregen fast ungangbaren Gebirge durch Montenegro und Albanien hinab zum Meer. Vielleicht sind dort die Schiffe der Verbündeten? Unter den sslücktlingen ist einer, der eigentlich auf die Segenseite gekört, ein Deutscher, Lehrer am Gymnasium in Belgrad. Der Krieg hat ihn dort überrascht, und als letztes Faustpfand führen die Gerben ihre Gefangenen mit sich. Lr muß den ganzen Weg des Todes und der Tränen, des Elends und der Not mitgehen, doch der Unterschied zwischen Wächter und Gefangenen geht mehr und mehr verloren. Seine Fluchtkameraden sind Bauern und Hirten, Professoren, Beamte und Studenten, Soldaten, Frauen Aus einem serbischen Tagebuch von Gerhard Gesemann und Kinder. Mit ihnen kampiert er in Scheunen und Ställen und auf freiem, herbstkaltem Felde, aber er wird auch gastlich ausgenommen von edlen serbischen Familien und frommen Mohamedanern. Flecktyphus und Ruhr bleiben ihm nicht erspart, und der Hunger ist der stete Begleiter der Flüchtlinge. Je schwerer aber die Lage und je härter der Kamps ums nackte Dasein, umsomehr tritt uns aus diesem Tagebuch das wis sende Herz und der fühlende Verstand eines Mannes entgegen, der sich trotz allem von den seltsamen Schönheiten des fremden Landes berauschen läßt und dem sich im gemeinsamen Unglück das wahre und innerste Wesen jenes oft mißverstandenen Volkes erschließt. Geradezu ergreifend ist es, wie er sich mit aller Kraft des Willens, ost mit grimmem Humor, gegen die Geist und Seele mordende stumpfsinnige Wirk lichkeit der Not wehrt, wenn er mit seinem serbischen Kollegen über scheinbar ganz abseitige Probleme diskutiert oder sich von der jahrtausendalten, durch lange Fremdherrschaft unterdrückten Kultur des Landes erzählen läßt. Im Tiefsten erschüttert aber wird man, als den Flüchtling am Ende des langen Weges das Grauen packt vor der Rückkehr in die Zivilisation, wie er beinahe der Versuchung unterliegt, «weg" zu gehen, allein, der Küste entlang, immer weiter und weiter, ein einsamer Wanderer. ?4ll das wird erräklt in jener natürlich «bewegten Sprache, die ein Reichen köckfter Vildung und stärksten Könnens ist. -4us ?iufretchnungen des vergänglichen ^ugenblichs ist ein buch geworden, das uns, wie selten eins, mit bildhafter Krass in fremdes l.and und Volk, in fremde Schichte und in vergangene leiten versetzt, nickt ru letzt kür die deutlcken und österreickilcken leilnekmer am sseldrug gegen 8erbien von köckltem keir und Wert, Erscheint am 10. Oktober (r) reigt es iknen doch, wie es auf der anderen Seite war. T Preis in Leinen 4.80 Mk. //I //l //I //I //I //I //I /I /////////////////////////////////////////////// /////////////////////////////////////////////// V5lrl.N6 nblZkiri kMLLklr jucittcnctt ///////////////////////////////////////////////I