Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.12.1937
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- 1937-12-31
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- 31.12.1937
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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Schrifttumsgruppen an neuen Büchern herauskam. Eine Son derausgabe der Zeitschrift «Buch und Volk«, die in einer Auflage von über 400 000 Exemplaren Verbreitung fand, stellte sich in den Dienst der Werbung für das deutsche Buch während der diesjährigen Buchwoche. Ebenfalls der Werbung für das deutsche Buch dient der neueingerichtete «Soldatische V o r t r a g s d i e n st«, der die Verbindung zwischen der Wehr macht und den Schaffenden Herstellen und wahren soll. * Wir haben in aller Kürze noch einmal die wichtigsten Er eignisse des Jahres 1837 in das Gedächtnis zurllckgerufen, die sich auf das gesamte buchhändlerische Leben nachhaltig ausge wirkt haben und noch auswirken werden. Aber selbstverständlich sind alle Anordnungen, welcher Art sie auch sein mögen, nur Mittel zum Zweck, dieser Zweck aber ist die Erhaltung eines kraftvollen Lebens innerhalb des deutschen Buchhan dels, der für den zukunftssichernden Neuaufbau des deutschen Volkslebens im ganzen so schöne Aufgaben zu erfüllen hat. Wir schreiten auch über die Schwelle des Jahres 1937 hinein in das Jahr 1938 mit einem ruhigen Vertrauen in die Führung unse res Volkes und mit dem Willen, unsere Kraft dort ohne Vor behalt einzusetzen, wo wir gebraucht werden. Lob des Buchhändlers Von O. E. K. Becker Das Wort Autodidakt hat wie sein Bruder, der Dilettant, einen Unterton von leiser Verächtlichkeit. »Er ist ein Auto didakt . . .«, klingt das nicht nach Halbem, Unfertigem, Unkla rem? Wittert man nicht sogleich verschrobene Ansichten, zusam menhangloses Wissen, systemlosen Wirrwarr; fühlt man sich nicht zu einem im vorhinein feststehenden Urteil berechtigt, das freund liches Mitleid, liebenswürdige Ironie, in einem Wort Abstand erfordert? Man nennt denjenigen einen Autodidakten, der sich durch eigene Arbeit eine Wissensbildung erworben hat, die sonst nur aus Hochschulen vermittelt wird, und es ergibt sich allerdings leicht bei solcher Bemühung, daß man zu einer sehr subjektiven Anschauung gelangt, die sich auf einem nach eigenstem Willen vollzogenen Teilausschnitt aus dem Kosmos menschlichen Wis sens aufbaut. Wohl kann es da leicht geschehen, daß diese An schauung dann seltsam aussieht, wohl lassen sich weitgehende Lücken bei diesem oder jenem Nachweisen — aber es braucht sich nicht so zu verhalten. Denn demjenigen Autodidakten, der auf seinem Erkenntniswege weit genug fortgeschritten ist, bietet sich ein Helfer dar: das Denken. Wieviel geistige Leidenschaft und Erkenntnishunger, wie viel Verzicht und Opfer, wieviel Verzweiflung und Hoffnungs losigkeit, wieviel Tapferkeit, ja Heroismus müssen an solch einem Menschen bauen und schleifen und schaffen, bis er sich endlich durchgerungen hat zu jener Welt des Lichtes, die er er sehnte, bis er sich jenes Werkzeuges und Führers bewußt wird, der über allem Wissen und über jeder Schulbegrenzung ist: des Denkens! Nun gibt es Autodidakten, die es von Berufs wegen sind — Menschen, deren Arbeit es mit sich bringt, daß sie sich einen Wissensschatz und eine Bildungsstufe erarbeiten, deren Umfäng- lichkeit und Tiefe oft genug höchst beachtenswert ist! Ja, man darf sogar rundheraus sagen, daß dieser Beruf den Autodidakten geradezu braucht und ihn dem akademisch Geschulten bei weitem vorzieht. Wir meinen den Buchhändler. Der glänzendste Ehrenretter des so viel ungerechtem Mißtrauen begegnenden geistigen Standes der Autodidakten ist niemand anders als der Buchhändler. Er hat Obersekundareife oder Abitur, und dabei obliegt es ihm, sich in der Literatur aller Wissensgebiete auszukennen, und seine Kenntnisse dürfen sich wahrhaftig nicht auf die bloßen technischen Daten beschränken wie: Verfassername, Titel und Verlag. Es hat Stimmen gegeben, die für den Buchhändler zumin dest das Abitur forderten: diese Forderung aber läßt nur zu deutlich erkennen, daß man den Beruf des Buchhändlers noch immer nicht in seinem ganzen Umfang erkannt hat. Denn der Buchhändler-Beruf ist in jedem Falle ein Beruf des Herzens, das Herz aber ist durch kein noch so streng systematisches Wissen zu ersetzen. Das Wesen des Herzens ist Liebe — es gibt wenige Berufe, die freien ausgenommen —, die mehr Liebe verlangen, mehr Takt also, Menschenkenntnis, Einsatz, Begeisterungsfreu digkeit, Sinn für Echtheit und Schönheit, als der des Buch händlers. Was treibt denn den jungen Menschen dazu, Buch händler zu werden? Hoffnung auf Erfolg? Aussicht auf glän zendes Vorwärtskommen? Nichts von alledem: das Buch ist es, das ihn anzieht, die Welt des Geistes ist es, die ihn bannt, die Möglichkeit, unendlich zu lesen, den Strom des Schrifttums durch seine Hände rauschen zu hören, dicht am Herzschlag der geistigen Arbeit des Volkes zu stehen und unmittelbar tätig zu sein an dem gewaltigen Werk der Kultur — das sind die Aus sichten, die den jungen Menschen zwingen, Buchhändler zu werden. Aber eben: wenn er seinem Pflichtenkreis ganz gerecht wer den soll, dann darf er möglichst wenig »eingestellt« sein, »sest- gelegt« aus irgendeine bestimmte Lehrmeinung, sondern er muß ein offenes, immer empfangsbereites Herz besitzen. * Er weiß, daß er heute in einer Firma tätig ist, die Archi tektur bevorzugt Pflegt, daß er morgen in einem medizinischen Sortiment, später in einer technischen Buchhandlung arbeiten wird, um vielleicht schließlich in einem Unternehmen zu «lan den«, das über ein erlesenes Publikum von höchster Bildungs stufe verfügt. Seine Aufgabe also ist in diesen vier Fällen vier mal eine andere und doch zugleich immer dieselbe: sich nämlich in die jeweils im Vordergrund stehende Literaturgruppe mit lebendigem Verständnis hineinzuarbeiten, dergestalt, daß er sich nicht nur die Grundbegriffe des jeweiligen Gebietes aneignet, sondern gleichzeitig auch das Ganze zu übersehen vermag, die verschiedenen »Schulen« kennt, die Probleme, die Auseinander setzungen . . . Aber er muß noch weit mehr können: er muß den Intellek tuellen zu bedienen verstehen und gleich hinterher mit dem Ar beiter so sprechen können, daß der Vertrauen faßt und weiß, daß er verstanden wird. Er muß einen Roman lesen wie der Kunst betrachter ihn liest und genau wie dieser Inhalt und Wert in ein paar klaren, scharf umrissenen Worten wiederum dem Intellek tuellen sowohl wie dem Arbeiter Mitteilen. Und er muß schließ lich wie ein Literaturhistoriker das Ganze der Literatur in großen Zügen übersehen und einen ungeheuren ergänzten Schatz von Verfassernamen, Titeln und Verlegern besitzen, Pflegen und vervollständigen: wiederum aber beileibe nicht rein mechanisch, vielmehr erfüllt von einer Kenntnis der geistigen Strömungen, des Bedeutungsgewichtes, der Jnhaltszuordnung jedes dieser Titel. Er muß den Charakter jedes Verlages kennen, er muß den literarischen Wert des Erscheinungsortes jeder Besprechung kennen und demzufolge einen weitgehenden Überblick auch über die gesamte Zeilungs- und Zeitschriftenpresse besitzen. Und dennoch: darf er nicht etwa «anschauungslos-, also geistig neutral sein, darf er nicht zu einem wandelnden Lexikon entarten, in dem Begriff beziehungslos neben Begriff steht. Alles muß verbunden, wahrhaft zugeeignet, ver-»innerlicht« sein, die besondere geistige Färbung eben dieses Mannes besitzen, mit dem wir so gerne reden, wenn wir ihm ein Buch abkaufen wol len. Wäre er ein glatter Spiegelmensch, der immer nur genau 1088 Nr. 808 Freitag, den 81. Dezember 1987
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