Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.12.1937
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1937-12-31
- Erscheinungsdatum
- 31.12.1937
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19371231
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-193712310
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19371231
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1937
- Monat1937-12
- Tag1937-12-31
- Monat1937-12
- Jahr1937
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
unsere eigene Ansicht widerspiegelte, so würden wir ihn nicht so schätzen, daß wir ihn zu »unserem« Buchhändler erheben. Dieser Buchhändler nun, der alltäglich mitten im Meere des Schrifttums rudert und fischt, umtobt von allen litera rischen, geistigen, wissenschaftlichen Wettern: wie sollte er nicht zu einem Wettcrkundigen werden wie sein »Kollege« von der Water kant? Er wird ein »Kundiger» des Geistes seines Volkes — aber er wird es nur durch seinen eigenen Willen, durch seine eigene Anstrengung, durch sein eigenes Herz; ein unermüdlich Sich- selbst-lehrender, dessen Streben auf die wahrhaft »umfassende« libersicht geht, aus die sinnvolle Zusammenfassung aller Zweige des Wissens. Das Wissen des Autodidakten, sein Weltbild, ist notwendig anders gearbeitet als das des wissenschaftlichen Spezialisten, des akademisch Geschulten —: gerade die lockere, allen Anregungen, allen grüblerischen Versuchen, aller ehrlichen Bemühung ständig weit geöffnete Haltung des Autodidakten, seine Anteilnahme, die den gegensätzlichsten Richtungen gleichmäßig zugetan sein kann, weil sie bemüht sein muß, überall Stein um Stein zum Bau der eigenen Erkenntnis zusammenzutragen: gerade er und nur er ist für den schweren, opfervollcn, aber zutiefst befriedigenden Buchhändler-Beruf wie vorbestimmt. Die buchhändlerische Arbeit nämlich wirkt in einer Umwelt, die für die Ausbildung des Charakters nicht hoch genug einge schätzt werden kann. Die ungeheure Fülle von Anregungen, der gewaltige Chor von Stimmen, der Tag für Tag den Buchhänd ler umwogt, muß notwendig seinen Blick für deren zeitlichen oder überzeitlichen Wert schärfen. Er kann resignieren; aber er kann sich auch durchringen zu jenem stillen Abstand, der den Wert eines Buches an seinem inneren Wesen und nicht an der Begeisterung seiner Aufnahme mißt, die so oft nur Sache der Mode ist. So kann er allmählich jenen geistigen Rang erringen, der sich zuletzt in allen Punkten deckt mit demjenigen, der auch die Krönung des Akademikers ist, d. h. ein Wesensziel des Men schen überhaupt: geistiger Takt — das ist Weisheit. Welches menschliche Ziel aber ist größer als dieses? Die „Zahl" bei der Jahreswende! »Der Alte denkt nur in Zahlen!« — Das war die ein wenig naseweise Randbemerkung eines Lehrlings während der arbeits reichen Weihnachtswochcn! Vielleicht hat der »Alte«, als er selbst noch so ein junger Dachs in seinem Beruf war, dieselbe oder eine ähnliche Äußerung gemacht. Ja, was ist denn die Zahl? — Sie ist weiter nichts als das Maß an den Werten, die sich in irgendeiner realen Form zeigen, dis gemessen werden können. Man kann sogar noch einen Schritt weitergehen und behaupten, daß im Wirtschaftsleben die Zahl den Gradmesser bilden kann der geistigen Arbeit, die geleistet wird. — Dieser Maßstab bleibt jedoch völlig wertlos, wenn er gedankenlos an irgendwelche Werte angelegt wird und wenn es bei der einfachen Feststellung bleibt, daß diese oder jene Höchstzahl erreicht worden ist. Beim Ablesen von Zahlenwerten gilt auch die uralte Frage: »Ver stehst du auch, was du liest?« Es ist schon so, wir Sortimenter können in zweierlei Weise in den letzten Wochen und überhaupt unsere Bücher über den Ladentisch weitergegeben haben. Einmal etwa so, wie ein Hand langer an einem großen Bau, der die Steine dem nächsten Manne zuwirft, ohne den großen Bau zu sehen, der aufgefllhrt wird und wozu sein Handgriff einfach notwendig ist. Ein solcher Handlanger kann ohne weiteres jederzeit ersetzt werden. Ein anderer Arbeiter wird dieselben Handgriffe leisten in der Er kenntnis der Notwendigkeit seiner Arbeit und in dem Bestreben, wirklich mitzuarbeiten. Dieser Mann wird nicht immer Hand langer bleiben. Denkt der »Alte« wie der erste Arbeiter, so wird ihm sein Denken in Zahlen nichts nützen und er wird einmal sein Tun satt bekommen und verärgert sagen: »Ich mag nicht mehr!« — Wirkt er aber wie der andere, so werden seine Zahlen lebendig werden und sein alltägliches Schaffen wird ihn die wahren Werte seines Berufes mit innerer Befriedigung erkennen lassen. Wir Sortimenter können nun bei der Jahreswende mit Freuden feststellen, daß nicht nur während der Weihnachts wochen ein höherer Umsatz als im letzten Jahre erreicht worden ist, sondern daß fast in jedem Monat auf der Zahlenskala eine höhere Ziffer erreicht wurde. Sind nun unsere Bücher in dem Sinne durch unsere Hände gegangen, wie die Steine bei dem klugen Arbeiter, dann müssen die Werte, die wir unseren Volks genossen vermitteln durften, sich für alle unendlich segensreich auswirken. Jedes Buch, das Werte in sich trägt, muß beim Lesen neue Werte auslösen, es sei denn, der Leser sei ein stumpfer Handlanger in der Gemeinschaft unseres Volkes! Jawohl ihr Lehrlinge, die »Alten« denken gern in Zahlen, besonders gern bei der Jahreswende! überlegt einmal, wieviel Bücher im letzten Jahre aus dem Geschäft eurer Lehrherren in die weite Welt gegangen sind! Denkt darüber nach, was an Ge dankengut allein »zahlenmäßig« in diesen Büchern stecken mag! Überlegt den Wert und auch den Unwert jedes einzelnen Buches, das durch eure Hände geht. — Die Schlußfolgerung mag viel leicht doch lauten: »Es ist schon gut, wenn das deutsche Buch auch zahlenmäßig in seiner Verbreitung auf der ganzen Welt an erster Stelle steht!« Sind wir darin einig, ihr jungen Ka meraden? Glückauf ins neue Jahr! —rgl. Musik-Nachrichten Anordnung über unerwünschte und schädliche Musik Auf Grund des § 25 der Ersten Verordnung zur Durchführung des Neichskulturkammergesetzes vom 1. November 1933 (RGBl. I S. 797 ff.) hat der Präsident der Neichsmusikkammer zum Schutze des Kulturlebens des deutschen Volkes gegen die Einflüsse unerwünschter und schädlicher Musik unterm 18. Dezember folgende Anordnung er lassen: § 1. Alle ausländische Musik, die in Deutschland durch Musi- kalien-Verleger oder -Händler vertrieben werden soll, ist der Musik- prllfstelle des Neichsministeriums für Volksaufklärung und Propa ganda vorzulegen. Der Vertrieb von Noten, deren Verbreitung durch die Musikprüfstelle als unerwünscht erklärt wird, ist verboten. § 2. Um dem Unwesen der Verwendung von Freiexemplaren zu steuern, dürfen von einem Werk höchstens 600 Freiexemplare aus gegeben werden. Das öffentliche Musizieren aus Freiexemplaren ist verboten. Mißbräuchliches Abschreiben von Noten Der Deutsche Musikalien-Verleger-Verein gibt bekannt: »Der Rückgang des Absatzes deutscher Chormusik, namentlich in Österreich, erklärt sich nach uns zuteil gewordenen Informationen zu einem Teile dadurch, daß die einzelnen Vereine sehr häufig das benötigte Stimmenmaterial selbst Herstellen und sogar noch an befreundete Vereine weitervevleihen. Wir bitten alle Mitglieder des Deutschen Musikalien-Verleger-Vereins und des Neichsverbandes der Deutschen Musitalienhändler, ihnen bekanntgewordene Verstöße gegen die ur heberrechtlichen Bestimmungen hinsichtlich des Abschreibens geschützter Werke dem Deutschen Musikalien-Verleger-Verein zu melden unter Beifügung beweiskräftiger Unterlagen. Der Deutsche Musikalien- Verleger-Verein beabsichtigt, alle Fälle, die ein Einschreiten ermög lichen, mit den gesetzlichen Mitteln zu verfolgen, um dadurch dem Musikverlag und Musikalienhandel weitere Schädigungen fernzu halten«. 1029
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder