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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1941-02-27
- Erscheinungsdatum
- 27.02.1941
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- Deutsch
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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aber daß er der richtige Mann war, ein solches Werk zu be ginnen, das sieht man aus der Vorrede zu I, 2, wo er den An fang mit 119 Mitarbeitern macht und sich auch nicht abschrecken läßt, als manche seiner Freunde nicht mitmachen wollen. Eine ähnliche Herausgebcrtätigkeit hatte Wissowa bei der Zeitschrift für klassische Philologie Hermes, die er 1915—2l mit Carl Robert, 1922 allein herausgab, und die bei Weidmann erschien. Von anderen Werken seien nur kurz aufgezählt die 1904 bei Beck erschienenen Gesammelten Abhandlungen zur römischen Religions- und Stadtgeschichte, die eine Ergänzung zu dem Hauptwerk über römische Religion bilden, und die Neubearbei tung der neunten Auflage von Ludwig Friedländers Darstel lungen aus der Sittengeschichte Roms, die 1919 ff. bei Hirzel erschien. Der Gelehrte behandelt aber in seiner Korrespondenz nicht nur seine eigenen Werke, sondern auch die anderer. Wissowa, der einen so weiten Blick, eine solche Menschenkenntnis, ein so treff liches Urteil, dabei so wenig Voreingenommenheit und persön liche Mißgunst zeigte, war naturgemäß der Vertrauensmann vieler Verleger. So sieht man denn, ohne hier auf Einzel heiten eingehen zu können, wie schon der junge Gelehrte um seinen Rat und seine Meinung angegangen wird über den Be ginn einer neuen Sammlung etwa von kommentierten Aus gaben der antiken Klassiker, über den Wert eines Wörterbuches, aber auch über bestimmte wissenschaftliche Persönlichkeiten, über deren Qualifikation und Befähigung zu einem bestimmten Werk er sich äußern soll. Bei diesen z. T. etwas heiklen Anfragen sicht man doch die Wertschätzung, die Wissowa allgemein genoß. Und immer findet er die Zeit und Muße, über alles sich ein gehend zu verbreiten, und seine Gutachten sind auch, rein stili stisch betrachtet, Muster deutscher an den alten Sprachen ge bildeten Prosa. - Ein einziges Mal ist Wissowa auch in Sachen des Buch handels an die Öffentlichkeit getreten und hat durch seine ge wichtige Stimme, die überall Gehör fand, und durch seine ver mittelnde Tätigkeit den Dank nicht nur der Buchhändler, son dern auch aller an der Wissenschaft interessierten Kreisen er worben. Die Sache ist so ausschluß- und lehrreich, daß es sich schon lohnt, etwas näher daraus einzugehen. Der Aussatz »Buch handel und Wissenschaft- erschien in Conrads Jahrbüchern für Nationalökonomie und Statistik Band 82, 1904, 218—229. An laß war der unglückliche Streit um den Akademischen Schutz verein, der den älteren Buchhändlern wohl noch in lebendiger Erinnerung, der jetzigen Generation aber kaum mehr als ein historischer Begriff sein wird. Er dauerte auch nur ein Jahr und endigte mit dem Sieg des Buchhandels. Am 14. April 1903 war der Akademische Schutzverein als Kampforganisation gegen den deutschen Buchhandel in einer Versammlung der Rektoren der deutschen Hochschulen gegründet worden, und zwar als Protest gegen zwei Maßnahmen des Buch handels, I. Sckrctierung des Börsenblattes und 2. Herabsetzung bzw. Abbau des Kundenrabattes. Der Kampf wurde durch eine rein sachliche, vornehm gehaltene Kontroverse zwischen dem Berliner Philosophieprofessor Rudolf Paulsen und dem Ver leger Wilhelm Ruprecht eröffnet, die in der Berliner National zeitung erschien. Im Gegensatz zu diesem sachlichen Meinungs austausch erschien von dem Leipziger Professor der National ökonomie Karl Bücher eine Schrift -Der deutsche Buchhandel und die Wissenschaft-. Hier wurde in z. T. wenig begründeten Äußerungen aber auch alles an dem Verlag — gegen den der Kampf hauptsächlich ging — ausgesetzt. Er wurde als Ausbeuter nicht nur des Sortiments, dessen Existenzberechtigung überhaupt in Frage gestellt wurde, sondern namentlich der Autoren hin- gestellt, und das Vertrauensverhältnis zwischen Autor und Ver leger wurde unter rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten behan delt. Von den vielen Gegenschriften, die erschienen, will ich nicht reden. Aber Wissowas kleiner Aufsatz ist doch so wesentlich, daß man näher darauf eingehen muß, wobei nur geraten werden kann, ihn auch heute noch als durchaus wahrheitsgemäß und lesenswert zu betrachten. Es war natürlich für Wissowa als An gehörigen der Professorenschaft, also der Produzenten und Kon sumenten wissenschaftlicher Literatur eine etwas peinliche Sache, aber wie überall so faßte er auch hier seine Vermittlertätigkeit als das wichtigste auf. Zunächst die Frage der Sekretierung des Börsenblattes: »Gewiß, sachlich hängt gar nicht so sehr viel weder für die Bibliothekare noch für die Wissenschaft davon ab: aber Psycho logisch ist die Sache von größter Wichtigkeit für das Verständnis der Kampfbewegung gegen den Buchhandel ... Wenn ich einem Nachbar jahrzehntelang gestattet habe, seinen Weg über mein Grundstück zu nehmen und diese Erlaubnis plötzlich ohne an deren Grund zurückziehe, als weil das eben mein Grundstück ist, aus dem ich keinen Fremden zu dulden brauche, so wird der Nachbar das gewiß als Beleidigung ausfassen, und auch wenn ich mein Verbot nachher, zur besseren Einsicht gekommen, wieder zurücknehme, wird das Gefühl der erlittenen Kränkung noch lange in ihm nachzittern«. Der Verleger empfindet es natürlich als Kränkung seiner Ehre, daß man ihm Ausnutzung der Autoren vorwirst, und auch ein Professor von Ehrgefühl und Selbstbewußtsein wird sich nicht einen solchen Vertrag von einem gewinnsüchtigen Verleger aufzwingen lassen. »Eine Herabwürdigung kann ein Stand über haupt nicht von außen an ihn herantretende Zumutungen er fahren, sondern nur durch seine eigene Haltung, und ich sehe eine schwere Herabwürdigung des deutschen Professorenstandes darin, daß man die »Klinke der Gesetzgebung» ergreifen möchte, um den Schutz der.wirtschaftlich Schwachen' auf unsere Arbeit auszudehnen-... Das Honorar kann weder nach der aufge wandten Arbeit, Zeit, noch nach der Tragweite, welche die in ihm niedergelegten Gedanken für die betreffenden Wissenschaften besitzen, gemessen werden, sondern nur nach dem Marktwert, d. h. nach der Möglichkeit des Absatzes, und daran ist nicht der Verleger schuld. Unsere größeren Verleger haben es immer als ein nobile okkieium gehalten, von den aus gutgehenden Ver lagsartikeln erzielten höheren Gewinnen einen Teil anzulegen im Verlegen unrentabler, aber wissenschaftlich wertvoller Bücher derselben Wissenschaft. Die wissenschaftliche Leistung kann über haupt nicht entsprechend honoriert werden; es kann sich immer nur um die gerechte Verteilung des durch ein Buch erzielten Ge winnes zwischen Autor, Verleger und Sortimenter handeln. Die Ersetzung des festen Honorars durch eine prozentuale Beteili gung des Verfassers am Reingewinn scheint mir nicht wün schenswert, weil ein zu starkes Interesse des Autors an dem ge schäftlichen Erfolge seiner Werke ernste Gefahr für die Würde der Wissenschaft und ihrer Vertreter in sich schließt.- Dann wird für den Sortimenter eine Lanze gebrochen. Mit dem Verschwinden der Sortimenter — statt dessen sollte eine Einkaufsgenossenschaft gegründet werden — würden auch die Ansichtssendungen, überhaupt der persönliche Kontakt aufhören, und der Gelehrte bringt aus seiner persönlichen Anschaffungs politik Zahlen, die zu denken geben. Statt 500—600 RM, die er für Bücherkäufe jährlich ausgegcbcn hat, würden es höchstens 300—400 RM sein, wenn man ihm nicht die Bücher zur freien Ansicht ins Haus geschickt hätte. Der Rabatt ist bei Bibliotheken Im Gegensatz zu Privat käufen gerechtfertigt, weil sie eine Gegenleistung als Verbreiter der Kenntnis von den Büchern liefern, ferner sichere und stän dige Großabnehmer sind. Auch in der Rabattfrage gibt er Zahlen. Von den in einem Jahr gekauften 576 Büchern und Zeitschriften sind 306 mit, 270 ohne Rabatt gekauft. Der Kampf muß einwandfrei geführt werden; keine In diskretion darf Vorkommen. Die Hauptsache ist, daß die Würde der Wissenschaft und aller daran Beteiligter gewahrt bleibt. Was Wissowa aus seinen persönlichen Erfahrungen mit Verlag und Sortiment sagt, wird durch nichts mehr erhärtet als durch die Briefe, und es zeugt für den Weitblick der Buchhänd ler, daß sie dem Manne, der wie selten ein Gelehrter sich die Mühe gab, sich in alle, auch die schwierigsten Fachfragen des Buchhandels zu vertiefen und ihnen gerecht zu werden, ständig ihr Vertrauen schenkten und ihn als gern gesehenen Ehrengast zu ihren Kantateversammlungen luden. 71
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