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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.04.1942
- Strukturtyp
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- 1942-04-14
- Erscheinungsdatum
- 14.04.1942
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Prof. Dr. G. Menz Zur Wirtschaftslage Kaufkraftüberhang — Papierwirtschaft und Buchgewerbe des Auslands Die vor kurzem mitgeteilten Zahlen über das Anwachsen der Sparguthaben in Deutschland zeigten, wie erfreulich sich die Dinge in dieser Hinsicht entwickelt haben. Sie beweisen die un gebrochene Wirtschaftskraft des deutschen Volkes trotz des Krie ges und trotz der damit unerläßlichen Anspannung der Steuer leistung. Die Kriegsfinanzierung hat damit eine sichere Grund lage. In glücklicher Weise begegnen sich dabei der traditionelle Sparsinn und -wille des deutschen Volkes und weitsichtige Maß nahmen der Führung, die nicht nur diesen Sparsinn und -willen fördern, sondern ihm auch Ansa^möglichkeiten eröffnen, die ihn erst effektiv werden lassen. In der ganzen Frage stecken aber doch auch Probleme, die auf lange Sicht eine noch eingehendere, teilweise auch vorsichtigere Behandlung verlangen. Spargut haben, in welcher Form immer, sind zunächst Geldkapital. Es ist selbstverständlich, daß die hier angestaute Kaufkraft einmal wieder zum Zug kommen will. Eine weitsichtige Wirtschafts führung muß deshalb dafür Vorsorge treffen, daß dann auch entsprechende Anlagemöglichkeiten vorhanden sind. Angesichts des großen Vermögenszuwachses, den das deutsche Volk tro§ alles Substanzverzehrs während des Krieges nach dessen glück lichem Ausgang erfahren wird, und angesichts der Leistungs fähigkeit der deutschen Wirtschaft, die dann auch dem Ver brauch wieder zugute kommen wird, braucht das keine über triebene Sorge zu machen. Zum Teil wird es sich nur um eine l rage der Lenkung und der technischen Organisation handeln. Immerhin verlangt es doch die Klugheit, zu verhindern, daß die Regelung durch unbeschränkte Überhöhung des Kaufkraftüber hangs unnötig erschwert wird. In diesem Sinne sind die Andeu tungen der lebten Zeit zu verstehen, daß das Ansammeln von Reserven in Grenzen zu halten sei und daß der Steuerzugriff auf die flüssigen Gelder gegebenenfalls noch erweitert werden müßte. Die Neuregelung der Gewinnerfassung, die ebenfalls im Zusammenhang damit soeben erfolgt ist, zeigt außerdem noch eine andere Wirkung der vorsorglichen Wirtschaftsführung, die Deutschland auszeichnet. Hier wie in andern gleichzeitigen Maß nahmen wird ein Streben erkennbar, die Wirtschaft mehr als bisher von bürokratischen Verwaltungseingriffen und -bevor- mundungen zu befreien. Nicht nur daß Menschen dadurch für andere Zwecke frei werden, es kann auch durch Einschränkung unproduktiver Leistungen die Bahn frei gemacht werden für wirkliche Leistungssteigerung. Der Gedanke der wirtschaftlichen Selbstverwaltung hat in letzter Zeit an vielen Stellen deutliche Fortschritte gemacht. Das ist im Hinblick darauf besonders zu begrüßen, daß eben der Kaufkraftüberhang auch für die Zeit nach Einstellung der Feindseligkeiten Wirtschaftsdisziplin noch lange in weitestem Ausmaß unerläßlich bleiben lassen wird. Papierwirtschaft und buchgewerbliche Produktion sind heute nicht nur in Deutschland nach kriegswirtschaftlichen Grundsä^en rationalisiert. Überall in der Welt hat man zu ähnlichen Maß nahmen greifen müssen. So hat auf Grund der gegenwärtigen Versorgungslage kürzlich der italienische Korporationsminister die Herstellung und den Verbrauch von Papier geregelt und be schränkt. Die wichtigste Bestimmung ist das Verbot für Papier- und Pappenfabriken, ferner für Holzstoffabriken, den ganzen Monat hindurch zu arbeiten. Die Verfügung sieht eine Arbeits pause von einer Woche im Monat zuzüglich der Sonntage vor. Die Herstellung nahezu aller der feineren Papiere und Pappen ist verboten worden. Von diesem Verbot sind jedoch einige Pa pier- und Kartonqualitäten ausgenommen worden, die für be sondere technische und industrielle Zwecke benötigt werden, und ebenso die gesamte Exportware. Weitere Beschränkungsbestim mungen beziehen sich auf den Verbrauch; so sind namentlich einschränkende Bestimmungen herausgekommen, welche die Verpackungspapiere betreffen. Ferner wird der Werbedruck stark eingeschränkt, vor allem, wenn es sich um die Herausgabe von Flugzetteln, Kleinplakaten und anderen Werbeschriften handelt. Die Presse und das Zeitschriftenwesen werden ebenfalls neue Einschränkungen in der Papierzuteilung erfahren. Das Herausbringen neuer Zeitungen und Zeitschriften ist verboten worden, während das Dekret dem Gesetzgeber die Möglichkeit der Einstellung von als überflüssig zu betrachtenden Zeitungen und Zeitschriften gibt. — Weit ernster ist die Lage in England, worauf hier schon verschiedentlich hinzuweisen war. Auch neuer dings wird aus London über wachsende Papierknappheit berich tet. Man bemüht sich, vor allem Zeitungspapier einzusparen. Die Leser werden aufgefordert, Zeitungen gemeinsam zu abon nieren, was in London eine Senkung der Auflagen um 1% Mill. Zeitungsexemplare gestatten würde. Eine Reihe Drudeschriften wird ihr Erscheinen wegen Papierknappheit einstellen müs sen. — In Frankreich stehen andere Dinge im Vordergrund. Über die Papierbeschaffung brauchte hier, wie die Zeitschrift für Deutschlands Drudegewerbe berichtet, bisher noch nicht so sehr geklagt zu werden, wenn schon selbstverständlich Einschrän kungen in Kauf genommen werden mußten. Ein besonderes Or ganisations-Komitee erhält jeden Monat vom „Office central de repartition des produits industriels“ ein Global-Kontingent an Papier zugewiesen, das dann auf die einzelnen Verarbeiter aufgeteilt wird. Dabei wird eine gewisse Verbrauchslenkung durchgeführt; so erhalten z. B. die Verleger, die Klassiker her ausgeben, mehr Papier zugewiesen als solche, die gewöhnliche Unterhaltungsliteratur erzeugen. Wirkliche Schwierigkeiten sind in der Beschaffung von Packpapier, vor allem für die Buchhand lungen, aufgetreten. Zu ihrer Behebung ist die Wieder gewinnung von altem Packpapier organisiert worden, und es ist gelungen, 80 v. H. des gebrauchten Packpapiers sicherzustellen. Die Bemühungen des Komitees gehen weiter dahin, die Aus gabe von bibliophilen Drucken wieder zu ermöglichen, die vor dem Krieg besonders gepflegt worden sind, und man hofft, in Bälde dafür die nötigen Rohstoffe bewilligt zu erhalten, zumal das Interesse an solchen Luxusdrucken sehr groß ist. — In der Schweiz kann nach dem Jahresbericht der Genossenschaft „Schweizerisches Papiersyndikat“ die Versorgungslage mit Roh stoffen der Papierindustrie und Papier im allgemeinen immer noch als gut bezeichnet werden; doch werde sie sich 1942 be trächtlich verschlechtern. Papier sei vielfach anderen Verwen dungsarten zugeführt worden. Die neue durch die Ersatzwirt schaft benötigte Papiermenge betrage in der Schweiz rund ein Sechstel der Gesamtproduktion. Der Prozentsatz des Anteils des Zeitungspapiers an der Gesamtpapiererzeugung sei allmählich auf ein Viertel gefallen. Zur Frage des Papierholzes wurde fest gestellt, daß qs sich seit Kriegsbeginn um rund 60 Prozent ver teuert habe und daß Papierholz aus der Schweiz vorläufig noch in gleichem Umfange den Fabriken zur Verfügung gestellt wer den könne. Die Holzmenge könne aber nicht gesteigert werden. Die gegenwärtigen Papierpreise sollen bis Ende September 1942 beibehalten werden, da auch die Zellulosepreise ungefähr bis zur gleichen Zeit vereinbarungsgemäß stabilisiert sind. Die Aufschläge bei Zeitungspapier betragen 25 v. H. gegenüber der Vorkriegszeit, bei Zeitschriftenpapier, satiniert in Rollen, 29 v. H., bei Hadernpapier 50 v. H. und bei den übrigen Papie ren rund 32 v. H. Über die Lage der schweizerischen Druckfar benfabrikation wird von einer Farbenfabrik mitgeteilt, daß die Rohstoffbeschaffung in letzter Zeit schwieriger gewor den ist. Leinöl als hauptsächlichstes Bindemittel ist kontingen tiert und kaum mehr erhältlich. Auch Mineralöl ist schwer zu beschaffen, so daß zu Ersatzerzeugnissen gegriffen werden muß. Harz, das ebenfalls der Bewirtschaftung unterliegt, darf nur zur Hälfte des früheren Jahresverbrauchs verarbeitet werden. Ruß für die Herstellung schwarzer Farben ist nur noch in gerin- 74 Nr. 76/77, Dienstag, den 14- April 1942
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