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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.06.1938
- Strukturtyp
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- 1938-06-25
- Erscheinungsdatum
- 25.06.1938
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von den Werken selbst her am eindringlichsten die immer wieder kehrende Behauptung vom geistigen Abschließen Deutschlands von der Welt widerlegt. — Diese Übersicht wurde ermöglicht durch die Mithilfe der deutschen Bibliotheken und einer Reihe von staat lichen und Verlagsarchiven, denen auch an dieser Stelle für ihre Unterstützung nochmals gedankt sei. Als Mittelpunkt der ersten Gruppe erscheint das Buch des Führers in amerikanischen, brasilianischen, chinesischen, englischen, französischen, italienischen, norwegischen, spanischen und unga rischen Ausgaben. Daneben überrascht bei der Gegenwartslite ratur eine Reihe von achtzehn Übersetzungen Dwingerscher Werke, vor allem ins Dänische, Englische, Französische, Holländische, Pol nische, Russische, Schwedische und Spanische. Von Carossa erschei nen gleich drei Werke in japanischer Sprache: -Führung und Ge leit«, -Verwandlungen einer Jugend« und -Eine Kindheit«, wäh rend der »Arzt Gion- in englischem, französischem, italienischem und schwedischem Gewände austritt. Kolbenheyer zeigt sich in eng lischen, holländischen und tschechischen Übertragungen. Auch die Werke von Binding, Paul Ernst, Hans Grimm und Ina Seidel tauchen hier auf. Die ungeheure Weltwirkung Rainer Maria Rilkes wird dokumentiert durch mehr als fünfzig Übersetzungen seiner einzelnen Werke. An die Seite dieser Gegenwartsschöpfungen treten als Ver treter der deutschen Literatur- und Geistesgeschichte Friedrich der Große, Klopstock mit einer Reihe von Übertragungen seines -Mes sias«, Goethe mit mehr als dreißig -Faust«-Übersetzungen, Schil ler, Kant, E. T. A. Hoffmann, die Brüder Grimm mit zahlreichen Übertragungen ihrer Kinder- und Hausmärchen, Richard Wagner, Bismarck, Moltke und vor allem Friedrich Nietzsche, bei dem nicht nur die Gesamtausgaben in englischer, französischer, italienischer, polnischer und spanischer Sprache auffallen, sondern auch die zahl reichen Übersetzungen von Einzelwerken, vor allem des -Zara thustra«, ins Bulgarische, Estnische, Holländische, Japanische, Let tische, Norwegische, Russische, Serbische, Schwedische, Tschechische und Ungarische. An diese Ehrenhalle großer Deutscher schließt sich die zweite Hauptgruppe »Ausländische Bücher in deutscher Sprache« an, die nach Ländern und Ländergruppen in folgende Einzelkojen aufgeteilt wurde: Belgien und Niederlande, Nordische Staaten, Italien, Spanien, Frankreich, Klassisches Altertum, Osteuropa und Asien, Polen, Großbritannien. Hier ersteht eine lebendige Geschichte der Weltliteratur in deutschen Übertragungen, die in ihrer Reichhaltigkeit trotz der strengen Auswahl bei einem einmaligen Besuch der Ausstellung kaum auszuschöpfen ist und auch in diesem Bericht nur angedeutet werden kann. Neben der einfachen Darstellung aller großen Dich tungen der Welt, die von den Anfängen bis zu den jüngsten Schöpfungen der verschiedenen Völker reicht, ist noch versucht worden, bei den einzelnen großen Meistern die Aufnahmebereit schaft des deutschen Volkes in ihrer geschichtlichen Folge darzu bieten und so etwa die Übersetzungen eines Dante oder Shakespeare von den ersten Versuchen an bis zu den neuesten Meisterüber tragungen zu zeigen. Wenn dieser Versuch auch in keinem Falle irgendwelchen Anspruch auf Vollständigkeit erheben kann, so wird doch ein gewisses Entwicklungsbild sichtbar, das vor allem auch die großen Meister der Übersetzungskunst in Erscheinung treten läßt. — Um jedoch durch diese historische Darstellung, die bei dem materiellen Wert einzelner solcher Ausgaben nur in verschlosse nen Vitrinen erfolgen konnte, in der Gesamtschau eine Er müdung zu verhindern, hat man in den einzelnen Kojen für alle Gegenwartsschöpfungen neue Verlagsexemplare aus Tischen aus gelegt, um so jedem Besucher die Möglichkeit zu geben, darin zu blättern und sich gegebenenfalls auch in den zu diesem Zwecke ge schaffenen Sitzgelegenheiten in sie zu vertiefen. Aus der Fülle dieses Materials, das immer von neuem durch die Jahrhunderte führt vom Beowulf zu Galsworthy, vom Rolandslied zu Giono, von Dante zu d'Annunzio und von Mendoza zu Ortega y Gasset kann hier keine auch nur annähernd erschöpfende Übersicht gegeben werden. Es seien deshalb nur einige besonders bemerkenswerte Werke oder Zusammenstellun gen genannt: In der Koje -Belgien und Niederlande» fallen vor allem sehr schöne Ausgaben von de Costcrs -Eulenspicgel« auf, bei den »Nordischen Staaten« mehrere frühe Holberg-Ubertra gungen aus den Jahren 1744 und 1755 sowie eine Reihe von Andersen-Ausgaben. — Besonders reich vertreten sind die deut schen Übertragungen italienischer Werke. Bei Dante finden sich neben dem ersten Versuch in einer Handschrift aus dem Jahre 1476 die bedeutende Übertragung von Bachenschwanz aus dem 18. Jahrhundert, weiter die Übersetzungen von -Philalethes«, August Kopisch, Karl Streckfuß, Richard Zoozmann, Stefan George und anderen sowie eine Probe von zweiundzwanzig ver- Aufn.: F. A. Stenzel Blick in den Raum »Deutsches Schrifttum der Gegenwart« schiedenen Übertragungen des fünften Gesanges der -Hölle« aus den Jahren 1763—1865. Deutsche Boccaccio-Ausgaben beginnen in der Jnkunabelzeit: neben einer Ausgabe von 1480 erscheint ein Straßburger Druck aus dem Jahre 1509, weiter Übertragun gen aus den Jahren 1535, 1646, 1782/83 und so fort bis zu den modernsten Prachtausgaben und Pressedrucken des »Decame- rone«. — Bei Spanien steht natürlich eine Reihe von Cervantes- Drucken im Vordergrund, so eine Ausgabe des »Don Quichote« von 1648, eine große sechsbändige Übertragung von Friedrich Bertuch aus den Jahren 1775—1780 und vor allem die Erst ausgabe der Tierischen Übersetzung, die 1789 bei Unger er schien. — In der französischen Koje überrascht die Erstausgabe der freien Bearbeitung von Rabelais' »Gargantua« durch Jo hann Fischart, die mit einem Prachtvollen Titelblatt aus dem Jahre 1572 aufwartet. Daneben verdienen besondere Beachtung die verschiedenen frühen und neueren Ausgaben der französischen Klassiker sowie mehrere Erstübersetzungen Boltairescher Schrif ten. — Die Asien-Koje zeigt bei Persien und Arabien eine Reihe von schönen Ausgaben der »Märchen aus 1001 Nacht«, ferner mehrere Übertragungen der Sinnsprüche des Omar Chajjam sowie der Hafis- und Rumi-Ghaselen. — England endlich lockt vor allem mit seinen Shakespeare-Übertragungen, die selbst in zwei großen Schaukästen nur eine kleine Auswahl aus dem Gesamt stoff bilden. Hier sind neben den zahlreichen modernen Presse drucken die frühen Übersetzungen vorherrschend, die Wielandsche Erstausgabe aus dem Jahre 1763, die Eschenburgsche Über setzung von 1775, die Übertragung von Johann Heinrich Voß, die Erstübersetzung von August Wilhelm Schlegel von 1797 sowie die Schlegel-Tieck-Ausgabe aus dem Jahre 1825. Außer Shake speare sind noch zu erwähnen Miltons »Verlustigtes Paradeis<c aus dem Jahre 1682 und in der Übertragung von Johann Jacob Bodmer (1742) sowie ein Defoescher -Robinson« aus dem Jahre 1720 und Frühausgaben von Swifts »Gulliver« aus den Jah ren 1728—1752—1766. Nr. 148 Sonnabend, den 26. Juni 1938 513
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