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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.06.1938
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- 1938-06-23
- Erscheinungsdatum
- 23.06.1938
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aber auch sie befriedigten nicht ganz. Die Ausbeute der alten Matrizen brachte wohl einige kraftvolle schöne Schriften wieder zum Vorschein, aber sie gehörten doch einer anderen Zeit mit anderem Empfinden an. Was man brauchte, waren Schriften, die von 'dom starken, künst lerischen Wollen der Zeit getragen waren, die neu, anders, individuell waren wie das Kunstgewerbe, die Dichtung, die Menschen. Karl Klingspor war es, der 1900 die erste Schrtft herauszubringen wagte, die völlig mit der Tradition brach. Kein gewerbsmäßiger Schriftzeichner, sondern em Künstler, der Führer der neuen kunst gewerblichen Bewegung, Otto E ck m a n n, hatte sie geschaffen, mit dem Pinsel schwungvoll und dekorativ gezeichnet, in-dom er kühn Fraktur und Antiqua verschmolz. Diese »Eckmann« war ein beispiel loser Erfolg. Sie erregte ein Aufsehen wie keine andere Schrift. Sie bedeutete eine Wende. Ein großer Aufschwung des gesamten Gewerbes begann mit ihr. Von da an zogen, Klingspors Beispiel folgend, die Schriftgießereien Künstler zur Mitarbeit heran. Er aber war es, der es am planmäßigsten tat, und der am sichersten die herausfand, die er für die Durchführung seiner Ideen am geeignetsten hielt. König, Behrens, Hupp waren am Anfang unseres Jahrhunderts die tätigsten Mitarbeiter der Firma, die 1906 den Namen Gebr. Kling spor erhielt und als eine der künstlerisch führenden Schriftgieße reien in der Welt bekannt wurde. Besonders die Engländer bewun derten die Fähigkeit ihres Leiters, geschäftliche und künstlerische Grundsätze so in Einklang zu bringen, daß kaufmännischer und künst lerischer Erfolg sich die Waage halten. Als Klingspor 1906 den unbekannten Rudolf Koch und den aufstrebenden Walter T i e m a n n zu sich zog, leitete er eine neue, für die deutsche Schrift- und Buchkunst bedeutungsvolle Epoche ein. Die Namen Koch, des viel zu früh Geschiedenen, und Klingspor sind durch viele Fahre dienender Hingabe an das Werk untrennbar ge worden. Fhr Ergebnis sind die vielen charaktervollen Schriften mit ihrer Fülle neuer Lösungen, die dem Empfinden der Zeit entsprechen, ohne an den Tag gebunden zu sein, die künstlerische Individualität nicht verleugnen und doch dem tiefsten Wesen der Fraktur und Antiqua gerecht werden. Wenn heute den Druckern ein unerschöpflicher Vorrat edler Schriften zur Verfügung steht, Buchkultur bei uns zu den selbst verständlichen Begriffen gehört, und wir auf dem Gebiet künstlerischer Druckschrift führend in der Welt sind, haben wir es vor allem der Leistungsschau Druck Der Gedanke, mit der Reichsavbeitstagung Druck und Papier auch eine Ausstellung des Fachamtes zu verbinden, wurde diesmal in den neuen schönen Räumen des Buchgcwerbehaus-Neubaus zur Durchführung gebracht. Bei der Eröffnung in der Gutenberghalle gab der Vorsteher des Deutschen Buchgewerbevereins Carl Wagner der Überzeugung Ausdruck, daß wir heute zur guten handwerklichen Überlieferung in der Druckkunst zurückkehren, bei der jeder mit besten Leistungen aufzuwarten bestrebt ist. Die Ausstellung werde den Be weis erbringen, daß das deutsche Buchgewerbe einer neuen Blüte zeit zusteuert. Pg. Ebenböck dankte als Leiter des Fachamtes Druck und Papier für die Gastfreundschaft, die den Ausstellungen des graphi schen Sektors der Deutschen Arbeitsfront bisher gewährt und auch in Zukunft zugesichert worden ist. Die Ausstellung übertraf selbst hochgestellte Erwartungen. Sie war in den neuen Räumen im dritten Stock untergebracht, die in aller Kürze die Bestände des Buchmuseums aufnehmen sollen. Schon die schönen Spitzenleistungen der preis gekrönten Arbeiten der Weltausstellung Paris 1967 erregten allge meine Bewunderung. Die anschließenden Kojen zeigten die deutschen Gaue im Leistungswettbewerb. In einem weiteren Raume wurde ein aufschlußreicher Anschauungsunterricht über die Papierherstellung vom Rohstoff bis zum fertigen Erzeugnis gegeben. Dann sah man Leistun gen der verschiedenen Berufserziehungsstätten, man sah Lehrmittel für Druck und Papier, Arbeiten der Lehrgvmeinschaften für Hoch druck, Entwürfe und Skizzen für Arbeiten aller Art, Proben im Schriftschreiben und viele buchbinderische Leistungen. Die Erfolge des Berufsnachwuchses berechtigen zu den schönsten Erwartungen. Dasselbe gilt von den Ergebnissen mehrerer im Reichsberusswettkampf öurchgeführter Wettbewerbe. Große Beachtung fanden die Berufs erziehungstafeln für sämtliche Spezialberufe, die in systematischer Austeilung eine Ausrichtung der gesamten Lehrlingsschulung bringen. Neu und von besonderer Bedeutung für das Gesamtgewerbe war eine Werkstattmappe der graphischen und papierverarbeitenden Berufe, durch die in Zukunft die Zusammenarbeit von Lehrwerkstätte und Berufsschule gewährleistet wird. Es handelt sich um einen Arbeits bogen für jede Woche, für dessen sorgfältige Führung die Deutsche Arbeitsfront bemüht sein wird. Die Lehrmittel des Amtes für Be- unermiidlichen, unbeirrbaren Arbeit Karl Klingspors zu danken. Er kämpfte für die deutsche Schrift, als noch Mut dazu gehörte, er wider setzte sich den Wünschen der Zeit, als es aussichtslos schien, daß er einmal recht behalten würde, er stellte Fraktur um Fraktur her, als mit einem Absatz nicht zu rechnen war. Als echte Führernatur eilte er seiner Zeit voraus, und blieb zugleich der besten deutschen Tra dition treu. Um zeigen zu können, welche Ausdrucksmöglichkeiten in den Schriften schlummern, gliederte Klingspor seinem Betrieb 1904 eine Hausdruckerei an. Auch darin ein Neuerer; die größeren Gießereien folgten bald seinem Beispiel. Aus dieser Druckwerkstatt sind Fahr für Fahr Musterbeispiele der Typographie hcrvorgegangen, entzückende Liebhaberdrucke, reizend illustrierte Kalender, vornehme Adressen und Diplome, stattliche Einzelblätter, die alle zeigen, welche Höchst leistungen mit der Maschine bei einer bis ins kleinste durchdachten Arbeit zu erzielen sind, und wie viel Gesinnung und Charakter der hinter dem Druckwerk stehenden Persönlichkeit ausmachen. An der Spitze deutschen Buchdrucks stehend, haben sie das Gewerbe erzieherisch beeinflußt. Das schöne deutsche Buch der Gegenwart würde ohne Klingspors vorbildliches Schaffen kaum ein so gutes Durchschnitts niveau erreicht haben. Den Schriftgießern aber hat Klingspor als erster gezeigt, daß man auch die Musterhefte für den Kunden geschmackvoll, ja künst lerisch gestalten kann, uu>d daß ihre Werbewirkung um so größer ist, je vollkommener ihr typographischer und literarischer Gehalt ist. Die anderen sind ihm auch auf diesem Wege gefolgt, und so gehören heute die Schriftproben der deutschen Schriftgießereien zu den wohlabge wogensten, anregendsten Drucksachen, lehrreich für den Drucker wie für jeden Hersteller. Die Größe des Lebenswerkes Karl Klingspors, den die Tech nische Hochschule in Darmstadt 1919 wegen seiner kulturellen Ver dienste um die Schrift den Dr. Ing. e. h. verlieh, wird erst ganz ersicht lich, wenn wir bedenken, daß er als Außenseiter in ein ihm fremdes Schaffensgebiet kam, und daß er in mühsamer, zäher Arbeit fich erst die Kenntnisse erringen mußte, die andere bereits mitbringen. Wir grüßen den Siebzigjährigen, dem es stets um das Werk, um deutsche Kultur und Geltung ging, den Erneuerer deutscher Schrift- und Buch kultur, in Bewunderung und Dankbarkeit. vr. A. M. und Papier in Leipzig rufserziehung würden besonders sorgfältig ausgewählt und umfaßten Material für Vorträge, Schulungslehrgänge und ganze Lehrgangs folgen. Große Beachtung fand auch die Auswertung der neuen Kunst stoffe für das graphische Gewerbe. Hier handelt es sich um Neuland, und die Anzahl der verwendeten Stoffe wird mit jeder Ausstellung eine größere. Ob es sich um Kleister und Leim und die eng damit zusammenhängenden Kleisterpapiere handelt, ob man die neuen Kunststoffe für Schriften, Stege und Füllmaterial bewundert, ob man die Fortschritte in der Elektronverwendung für die Klischeeherstellung betrachtet oder ob man die vielseitige Verwendung von Kunstleder und Buna ins Auge faßt, überall tritt der Erfolg klar zu Tage. Daß bei dieser Ausstellung die Buchbinderei und Papierverar beitung nicht fehlte, ist verständlich. Es wäre nur zu wünschen ge wesen, daß sich an dieser Gruppe nicht nur das Leipziger Gewerbe, sondern das gesamte deutsche Buchbinderhandwerk beteiligt hätte. Und trodem wurde eine Fülle von Anregungen geboten, die nicht zuletzt von den Arbeiten der Lehrgemeinschaften der Buchbinderei von Leip zig und München ausgingen, die in einer reichen Anzahl von soliden und geschmackvollen Einbänden der verschiedensten Art die Früchte ihrer Erziehungsarbeit vorlegten. Einen breiten Raum nahm in der Ausstellung der Verlag der Deutschen Arbeitsfront mit seinen Lehr- und Fachbüchern, Fach kalendern usw. ein, wozu das Schrifttum der Büchergilde Guten berg kam. Werkzeitungen, Werbekalender und die umfangreiche Fach presse in ihrer mustergültigen Ausstattung rundeten das Bild einer imponierenden und erfolgreichen Tätigkeit des deutschen Buch gewerbes in allen seinen Sparten wirkungsvoll ab. Bei der Fülle des Gebotenen kann an dieser Stelle unmöglich auf Einzelheiten eingegangen werden. Jede Gruppe und jede Koje hatten ihren besonderen Reiz, und sowohl der Spezialfachmann als auch der mit der Gesamtentwicklung sich befassende Berufskamerad ist zu seinem Recht gekommen, wenn er sich nicht nur auf einen flüch tigen Durchgang beschränkte, sondern die Schönheiten, Verbesserungen und Erfolge durch eingehende Betrachtung in sich aufnahm. Schmidt. Nr. 143 Donnerstag, den 23. Juni 1938 507
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