Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.05.1938
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- 1938-05-28
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- 28.05.1938
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konnte sich nur um wirkliche Interessenten handeln, denn um die noch größere Schar der nur Neugierigen abzuwehren, hatte die Ausstellungsleitung in Sofia z. B. die Vorsorge getroffen, von jedem Besucher ein, wenn auch nur geringes, Eintrittsgeld zu erheben. Keineswegs griffen die Besucher zuerst etwa nach den Bildzeitschristen, deren repräsentative Leistungen des Geschmacks und der technischen Vollkommenheit mit ehrlicher Bewunderung anerkannt wurden. Man konnte vielmehr auch beobachten, wie die Akademiker sich in die geisteswissenschaftlichen Zeitschriften, die Mediziner in die klinischen oder chirurgischen Blätter, die Techniker sich in die verschiedenen Blätter ihrer jeweiligen Arbeitsgebiete vertieften. Der kleine bulgarische Bienenzüchter, der vom Lande hereingekommen war, suchte und fand hier sein Fachblatt, das seinem Wissensdurst neuen Stoff bot, und eine Gruppe junger bulgarischer Offiziere diskutierte lebhaft beim Anblick deutscher militärwissenschaftlicher Zeitschriften. »Wir ler nen deutsch--, so sagte mir einer, »nur um die deutsche Militär wissenschaft aus Ihren Büchern und aus Ihren Zeitschriften zu lernen.» Wenn auch aus technischen Gründen und aus Rücksicht auf den Raum — für die deutsche Zeitschriftenausstellung in Sofia hatte liebenswürdigerweise die Universität den Schauraum ihrer Bibliothek und in Bukarest das Nationale Fremdcnverkehrshaus seinen prachtvollen modernen Ausstellungsraum zur Verfügung gestellt — der Umfang der Ausstellungen naturgemäß begrenzt bleiben mußte, so konnte dennoch wenigstens ein Querschnitt des deutschen Zeitschristenschaffens gezeigt werden, der dessen Viel falt in seiner ganzen Fülle und Buntheit belegte. Man begnügte sich ja nicht damit, die repräsentativsten deutschen Zeitschriften mit ihren geistigen und technischen Höchstleistungen zu zeigen, sondern man war verständigerweise auch bemüht, in eigenen Leseecken oder Leseräumen dem interessierten Besucher auch die Möglichkeit zu geben, sich in den Charakter der einzelnen Zeit schriften zu vertiefen. Daß der Grundgedanke dieser Ausstellun gen kein geschäftsmäßig werbender, kein spekulativer, sondern ein rein ideeller war, erwies sich nur als ersprießlich, indem der Be sucher sich ohne jede Hemmung mit dem Charakter des deutschen Zeitschriftenschasfens vertraut machen konnte. Der nachweisbare Erfolg dieser Ausstellungen, die nur ein erster Versuch waren, geben dem Reichsverband der deutschen Zeitschriftenverlsger das Recht und den Mut, auf dem beschrit- tenen Wege fortzufahren. So sind für den kommenden Herbst weitere Zeitschristcnausstcllungen zunächst in Belgrad, Istanbul und Athen vorgesehen. Das war wohl das beglückendste Erlebnis dieser Reise, die uns durch insgesamt sechs Staaten des Südostraumes geführt hat: an immer wieder neuen Zeugnissen und Begegnungen die einzig artige lebendige Wirkung der deutschen Zeitschrift im Ausland zu ermessen. Hier konnten im allerunmittelbarsten Eindruck von Auge und Ohr Verleger und Schriftleiter feststellen, welche Reichweite das Saatgut hat, das sie auf den verschiedensten Ackern unseres geistigen Lebens auszuwerfen gewohnt sind. An oft überraschenden Beispielen sahen wir, welche unerwarteten Früchte diesen Körnern entsprießen, welche Brücken des Ver ständnisses und, oft genug, der stillen Anerkennung und Be wunderung deutschen Wesens durch diese unermüdliche Arbeit der Zeitschriftenpresse geschlagen werden. Völlig abseits aller Politik und des Kampfes der Tagesmeinungen haben sich nicht nur uns, sondern auch allen unvoreingenommenen Männern des Auslandes die Lauterkeit und Zuverlässigkeit unseres Zeit- schriftcngutes als eines Kulturinstrumentes vornehmster Art er wiesen. Auch die Männer draußen, in welcher Sprache auch immer sie sprechen mochten, haben sich überzeugt und können sich täglich aufs neue überzeugen, daß mit unseren Zeitschriften, die über ihre Grenzen fließen, keinerlei Propaganda fremden Wesens verbunden ist, die der Ausländer so sehr fürchtet; daß sie nichts anderes sind und sein wollen, als der treue Spiegel unseres Fleißes und unserer Arbeit, unseres geistigen Denkens, unseres künstlerischen Wollcns, unseres technischen Fortschritts. Wenn auf diesem Boden der Erkenntnis neue feine Fäden zwischen uns und den bildungsosfenen Menschen der von uns besuchten Staaten geschlossen wurden, so ist das der reichste Ge winn dieser Reise, der zu wünschen wäre. Otto Schabbel, Berlin. Bibliophilentage in Stuttgart 20.—23. Mai 1938 Manches Mitglied der Gesellschaft der Bibliophilen war, wie man hören konnte, ungläubig und widerstrebend zu der nach Stutt gart einberufenen Jahresversammlung gekommen. Wo eine örtliche bibliophile Bereinigung fehle und der der Gesellschaft angeschlossene Graphische Klub andere Ziele verfolge, könne für einen Bücherfreund nicht viel herausspringen. Das war ein Irrtum. Die Stuttgarter haben den Bibliophilen gezeigt, was bestes Schmabentum ist, und haben ans dem Nichts eine Tagung entstehen lassen, wie sie schöner, anregender, behaglicher und ertragreicher kaum gedacht werden kann. Alles hatte sich in den Dienst -des Buches und seiner Freunde gestellt. Zuerst die Stadt mit ihrem Oberbürgermeister vr. Strölin. Sie gab einen Tee-Empfang in der Villa Berg, bei dem der Dichter Aug. L ä m m l e die Herzen für das schwäbische Volk zu erwärmen wußte, und überreichte zwei wertvolle Veröffentlichungen des Stadt archivars vr. K. Stcnzel zu Schillers Flucht und Wilhelm Hauffs Leben. Dann die Württcmbergische Landesbibliothek, deren Vorstand Ministerialrat Th. Frey, mit seinen Beamten vr. Meyer und Hammer, die Organisation übernommen hatte und in liebenswür digster Weise überall die Führung übernahm. Sein Institut zeigte seine Schätze: die berühmte Weingartner Liederhandschrift und andere herrliche Buchmalereien aus den Klöstern des Landes; zu Psalterien und Gebetbüchern gesellten sich farbige Holztafeldrucke, die »36-Zei lige« und Autographen von berühmten Männern. In der ehemaligen Karlsschnle mit Karl Eugens Hofbibliothek (seit 1919 Staatsbesitz) wie in Marbach fühlte man sich Schiller und seiner Zeit nahe, das überreiche Schiller-Nationalmuseum konnte aus Mangel an Zeit nur oberflächlich gewürdigt werden. Aber seine Bestände lieferten die Grundlage für zwei schöne Faksimilegaben: »Schwäbische Dichter handschriften« und »Schwäbischer Frühling«. Die Bibliothekare der Landesbibliothek hatten eine besondere Überraschung vorbereitet, ein Buch von 110 Seiten über den Grafen Eberhard, eine Gemeinschaftsarbeit, vorbildlich gedruckt und gebun den, die wertvollste Veröffentlichung der Tagung. Was die Stutt garter Verleger, Sortimenter, Drucker, Künstler, Binder, die Fach- und Kunstgewerbcschule, der Graphische Klub, die Papierfabrik Scheufelen sich für Verdienste erwarben, zeigen die vorbildlichen Gaben, mit denen sie in großzügiger Geberlaune die über zwei hundert Teilnehmer überschütteten. Wer cs noch nicht wußte, lernte es hier: das Stuttgarter Buchgewerbe gehört zum besten überhaupt. Die an den geistvollen, knappen und eindringlichen Fcstvortrag von Prof. Herm. Schneider über Goethes Verskunst sich an schließende kurze Hauptversammlung brachte mancherlei Erfreuliches. Der Präsident Börries Freiherr von Münchhausen, dessen Amtszeit abgelaufen war, wurde ohne Wahl stürmisch neu bestätigt. Er verkündete die Ernennung zweier Ehrenmitglieder, von denen jedes in seiner Art eine Richtung der Bibliophilie verkör pert: Wilhelm Schäfer, den die Bibliophilen gern lesen nnd oft in schönen Ausgaben herausgebracht haben, soll jene Bücher freunde symbolisieren, die ganz dem Inhalt ihrer Bücher verschwo ren sind, mit ihm ringen, um ihn leiden, ihn erforschen, ihn deuten. Karl Klingspor dagegen, der Bahnbrecher und Wegweiser des schönen Buches, steht für jene, die auch Schrift, Druck, Papier, Ein band und Illustration zu schützen wissen und die durch ihre bewußte Pflege des Buchäußern alle Herstellungsgewerbe wohl tätig beeinflußt haben. Nur Schäfer wohnte der Ehrung persönlich bei; er dankte bescheiden und gemütvoll, indem er von seinen frühe sten Erlebnissen mit Büchern erzählte. »Wandelhalle« und »Impri matur« werden weiterhin die Verbundenheit der Bücherfreunde nach außen hin sichtbar machen, nnd der geringe Jahresbeitrag, für den viel geboten wird, lockt hoffentlich manchen jüngeren Buchliebhaber, in den Kreis der Begeisterten einzutreten. Wenn, wie angedeutet wurde, eine Gesellschaft der Freunde der Landesbibliothek oder eine Biblio phile Ortsgruppe in Stuttgart als Folge der Tagung der Biblio philen sich bilden würde, so wäre das die schönste Bestätigung für die kulturelle Bedeutung, die echte Bibliophilie auch heute noch hat. München. vr. Annemarie Meiner. 433
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