Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.07.1929
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1929-07-20
- Erscheinungsdatum
- 20.07.1929
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19290720
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192907201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19290720
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1929
- Monat1929-07
- Tag1929-07-20
- Monat1929-07
- Jahr1929
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
A° 166, 20, Juli 1929, Redaktioneller Teil, Börsenblatt f. b.Dtschn.Vuchhandel. I buchartigen Charakter trägt und daher eine Beurteilung nach I der Gesamtwirkung des Heftes und nicht nach der Wirkung eines I jeden einzelnen Beitrages für sich rechtfertigt, das ist eine Frage, I die schwer grundsätzlich zu beantworten ist. Ich möchte an- I nehmen, daß es hier ganz auf den e in z e l n e n F a l l abgestellt I werden muß. Ich kann mir wohl Fälle denken, in denen die Ge- I schlossenheit solcher Zeitschriften eine derartige ist, daß sich eine I solche Beurteilung rechtfertigen würde. Aber selbstverständlich I ist das keineswegs. Es wird stets einer eingehenden Untersuchung I des Gesamtcharakters der Zeitschrift und näherer Begründung bedürfen, wenn man diese Konsequenz ziehen will. Trotz einer einheitlichen Tendenz können die einzelnen Beiträge einer solchen Zeitschrift doch in einem so losen Zusammenhang untereinander stehen, daß es sich nicht rechtfertigen würde, wenn man die Hefte einer solchen Tendenzzeitschrift anders behandeln würde als die Nummern anderer Zeitschriften, Diese Auffassung, daß Zeitschriftenhefte bei der Prüfung der Frage, ob sie auf die Liste der Schund- oder Schmutzschriften zu setzen sind, anders zu behandeln sind als Bücher, entspricht, wie gesagt, nicht der bisherigen Rechtsprechung der Oberprüsstelle. Sie hat sich allerdings bisher auch noch nicht in grundsätzlicher Weise mit diesem Problem auseinandergesetzt, ja das Problem vielleicht bisher noch nicht einmal klar erkannt. Dabei will ich nicht verhehlen, daß meine Ansicht inihrer praktischen Auswirkung in gar manchen Fällen höchst unerfreulich wirken kann. Es genügt nämlich ein einziger Bei trag, um diesen und damit tatsächlich, wenn auch nicht rechtlich, sämtliche anderen Beiträge des Heftes denjenigen Beschränkungen zu unterwerfen, denen Schund- und Schmutzschriften ausgesetzt sind. Ist dies vom Standpunkte des Jugendschutzes aus er forderlich, so kann man doch nicht verkennen, daß diese Wirkung für den Verleger und schließlich auch für die Verfasser der ein wandfreien Artikel dieses Heftes hart ist. Man denke beispiels weise daran, daß in einem Heft 2V Beiträge enthalten sind, von k denen nur einer zu Beanstandungen Anlaß bietet: Trotzdem stehen dann auch die anderen 19 Beiträge, selbst wenn sie Meisterwerke der Literatur sein sollten, unter den Wirkungen des Schundlite raturgesetzes. I Ganz besonders unerfreulich sind diese Konsequenzen meiner s Ansicht nach aber dann, wenn man sich auf den Standpunkt stellt, daß auch dieAnzeigen für sich als Schund- oder Schmutzlitera tur betrachtet werden können. Denn dann wäre die äußerste Konse quenz die, daß ein Zeitschriftenheft, in dem sich eine einzige anstößige Anzeige befindet, während alle anderen Bei träge durchaus einwandfrei sind, um dieser einen anstößigen An zeige willen auf die Liste der Schund- und Schmutzliteratur ge setzt werden müßte. Diese Konsequenzen, so unerfreulich sie auch sind, können mich allerdings an der Richtigkeit meiner grundsätzlichen Auf fassung der Rechtslage nicht irre machen. Vielleicht sind sie es aber gewesen, die, bewußt oder unbewußt, die Oberprüfstelle bis her veranlaßt haben, an ihrer Theorie der Gesamtwirkung auch für Zeitschriftenhefte festzuhalten. Dies um so mehr, als die Ober prüfstelle sich von Anfang an auf den Standpunkt gestellt hat, daß auch Anzeigen unter das Schundliteraturgesetz fallen. Ob diese Ansicht der Oberprüsstelle richtig ist oder nicht, kann fraglich sein. Neuerdings scheint die Oberprüsstelle selbst Bedenken be kommen zu haben, ob ihre bisherige Stellungnahme zu den An zeigen vom Standpunkt des Gesetzes aus aufrechterhalten werden kann. Bericht über die Duchhandlerfreizeit «Frau und Buch" in Prerow an der Ostsee. Die diesjährige Prerower Freizeit des Jungbuchhanbels vom 22. bis 30. Juni hatte als Thema »Frau und Buch« gewählt, weil, wie schon in der Einladung dazu gesagt, die Beziehungen der Frau zum Buch wichtig sind als eine Teilfrage nach der Neuschichtung heutiger Bllcherleser. Der Kursus begann mit 26 Personen, von denen jedoch einige vor zeitig abreisen mußten. Das Schwergewicht lag auf den nachmit täglichen Arbeitsgemeinschaften, die nach den Erfahrungen der frühe ren Prerower Buchhändlerfreizeiten das Thema von der allgemeinen, nichtsachlichen Seite her behandelten, während an den Vormittagen durch Rundgespräche die fachliche Anwendung geklärt werden sollte. Fritz Klatt führte eine Erscheinungslehre (Phänomenologie) der Frau durch. Das Thema wurde in vier Teile zerlegt. Zunächst wurde ge sprochen von den Erscheinungsmöglichkeiten der moder nen Frau. Hierbei gingen wir aus von modernen Typenlehren, wo nach wir im wesentlichen zwei große Gruppen gegenüberstellten, den aktiven und den passiven Menschen. Wir schilderten die Abwandlun gen des aktiven und des passiven Typus der Frau mit der Durch kreuzung von dem mütterlichen oder auf Selbständigkeit bedachten Wesen. Daraus ergaben sich vier Grundtypen, die wir eingehend darzustellen und an Beispielen von prominenten Frauenpersönltch- keiten unseres öffentlichen Lebens zu verstehen versuchten. Beson ders betont wurde dabei, daß innerhalb jeder dieser vier Typen minderwertige und hochwertige Menschen angetroffen werden können, die in der Behandlung durch den Buchhändler oder Pädagogen natür lich eine jeweils andere Einstellung erfordern. Er muß sowohl in der Lage sein, die typischen Unterschiede zu erkennen, wie auch bas ver schiedene Wertniveau zu begreifen. Als zweites wurden die gegenwärtigen Wanblungs Mög lichkeiten der Frau zur Darstellung gebracht. Hierbei wurde eine Übersicht gegeben über die moderne Perioden- und Generations lehre, wie sie sich seit Dilthey und Fließ in zahlreichen Büchern aus gebildet hat. Das tiefere Verhältnis der Frau zur zeitlichen Ab folge des Lebens stand hier im Mittelpunkt der Betrachtung. Die Frau als Generationsträgerin wurde behandelt. Wir legten bar, wie gerade heute die Frau die Ausgabe hat, für den periodischen Zu sammenhang des Lebens zu sorgen und auch dem Mann dazu zu ver helfen, da er allein wegen der Überspannung der heutigen Arbeits verhältnisse den Kontakt dazu häufig verloren hat. Die Wichtigkeit der Mitwirkung der Frau in unierem heutigen Erziehungswesen wurde daraus abgeleitet und zur Darstellung gebracht. Schließlich wurde das Fllhrertum der Frau in der Lebensalterfrage des moder nen Menschen behandelt. Die besonders von Amerika her herein brechende Verwirrung eines periodisch klaren Lebensaltersaufbaus der Frau wurde an dem Buch von Elizabeth Benson »Zwischen 17 und 20« deutlich gemacht. Im dritten Teil wurde von den gegenwärtigen Aufga- benderFrautnGesellschaftundStaat gesprochen. Hier bei wurde zunächst auf die soziologische Aufgabe der Frau als Träge rin der neuen Familie hingewiesen. Die Gedanken des Buches von Carl Mennicke »Schicksal und Aufgabe der Frau in der Gegenwart« (Alfred Protte Verlag, Potsdam) wurden hier stark mit berücksichtigt. Das moderne, etwas gelockerte, keinesfalls aber haltlose Wesen der zukunftsgerichteten Familie wurde dargestellt. Die Aufgaben der Frau in Beruf und Arbeitsverhältnis, die von vielen Frauen heute neben den Familienaufgaben durchgeftthrt werden müssen, wurden innerhalb der niederen und höheren Berufe in ihrer großen Ver schiedenartigkeit beschrieben. Auf eine Reihe von zeitwichtigen Ver öffentlichungen der Führerinnen der Frauenbewegung wurde dabet hingewiesen. Alice Salomon »Die Ausbildung zum sozialen Beruf« wurde besonders behandelt. Auch die Reihe der Selbstdarstellungen der prominenten Frauen der Gegenwart, z. B. in dem Buch von Elga Kern »Führende Frauen Europas« wurde benutzt. Schließlich wur den die Grenzen der Möglichkeiten weiblicher Mitarbeit beim Aufbau des Staates dargestellt. Ihre positive Mitarbeit bei den politischen Bestrebungen für Völkerverbindung wurde gegenübergestellt der not wendigen Zurückhaltung des weiblichen Willens bei dem nationalen Ausbau des einzelnen Staates, wo nach wie vor das männliche Wesen dominieren muß. Die letzte Arbeitsgemeinschaft behandelte die polare Span nung zwischen weiblicher und männlicher Wesens art in ihrer Bedeutung für die menschliche Kultur. Wir sprachen hier von den starken religiösen Kräften der Frau in der Gegenwart und stellten dieser weiblichen Fähigkeit gegenüber den männlichen Willen zu begrenzter und geformter Tätigkeit, die dieser völlig hingegebenen religiösen Demut stets gespannt gegenttberstehen muß und nur in dieser Polarität kulturerhaltend wirken kann. Es wurden gerade in dieser letzten Arbeitsgemeinschaft die Grenzen der Wirksamkeit des weiblichen Wesens in unserer Gegenwart deutlich gemacht. Grenzen, die bei einer Überschätzung der Frau und dem Gedanken der An gleichung der Geschlechter heute leicht verkannt werden können. Die Arbeitsgemeinschaft hat also herausgearbeitet, was an der gegenwärtigen Frau typisch und an ihr wesentlich ist, und infolge dessen heute zu führendem Ausdruck gelangen muß, und schließlich, was bei dem modernen Vorstoß der Frau in Begrenzung und Span nung gehalten werden muß zu dem männlichen Wesen, um eine neue Kultur heraufzubringen. 791
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder