Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.01.1890
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 20.01.1890
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18900120
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-189001204
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18900120
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1890
- Monat1890-01
- Tag1890-01-20
- Monat1890-01
- Jahr1890
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
15, 2V. Januar 1890. Nichtamtlicher Teil. 333 seine Leistungen sind, Sorge dafür trägt, daß er nicht vergessen werde. Es ist ganz sicher, daß die dekorative Buchbinderei im Hause des Aldus Manutius zu Venedig zwischen 1510 und 1520 sich entfaltete, wenn nicht gar dort entstand. Während der letzten zehn Jahre des fünfzehnten Jahrhunderts waren, wenigstens im nördlichen Teil von Italien, Bücher gebunden worden, deren Ornamentierung einem viereckigen Rahmen von vergoldeter Mctall- arbeit glich Die Bücher aus der Offizin von Aldus, wenn sie in seiner eigenen Buchbinderei gebunden sind, ans der Zeit von >195 bis 1502 oder 1503, sind alle von dieser Art Bald nachher wurden seine Pressen so beschäftigt, daß er es für nötig gehalten haben muß, seine Buchbindeiwerkstatt zu vergrößern und zu verbessern. Dazu kam ein neuer Stil der Ornamentierung. Einfache parallele Goldlinieu niit kleinen geschmackvollen Ver zierungen in den Ecken fingen an aufzukommen; die so ausge statteten Einbände zeigen große Aehnlichkeit mit den einfachere» Einbänden aller späteren Zeiten. Dieser Stil wurde in vielen vene- tianischen Arbeiten bis 1550 beibehalten. In der Zwischenzeit war die Schule entstanden, welche geometrische Muster erzeugte. (Hier dürfte zu erwähnen sein, daß der berühmte oder vielmehr berüchtigte Pietro Aretino, für den der auf Seite 13 meines Katalogs beschriebene Biringuccio in der Zeit seines grössten Glanzes gebunden zu fein scheint, ungefähr in der Zeit von >510 —1515 in Perugia selbst Buchbinder gewesen ist.) Aldus Manutius, der ällcre, starb 15 l 5, nachdem er un gefähr 170 bedeutende Werke, alle von innerem Werte, viele davon erste Ausgaben, gedruckt hatte. Im Jahre 1512 lernte er Jean Grolier kennen, den französischen Schatzmeister zu Mailand, das damals und für einige Zeit nachher in den Händen der Franzosen war. In der Akademie, die Aldus gegründet, traf Grolier mit Bembo, Majpli und anderen Männern zusammen, die jetzt als große Büchersnmmler genannt werden. Ans Mangel an allen thalsächlichen Nachrichten können wir nur vermuten (aber es ist sehr wahrscheinlich), daß ein edlerer Stil ornamen taler Buchbinderei bei jenen Versammlungen geplant wurde, und daß Aldus mit Hilfe seiner venetianischen und griechischen Arbeiter Zeichnungen ausführen ließ, denen ähnlich, welche seine Freunde aus den orientalischen Büchern bewunderten. Das Ergebnis war die Schöpfung der herrlichen geometrischen Muster, die aus kompliziertem, elegant in einander verflochtenem Bandwerk be stehen. Wir kennen Groliers Vorliebe für starkes weißes Papier, breite Ränder, schönen Druck; sie geht aus seinen eigenen Briefen hervor. Es ist daher in keiner Weise unwahrscheinlich, daß er diese ausgesuchte Art der Buchverzierung empfahl und verlangte. Grolier blieb wahrend seines übrigen Lebens der Wohlthäter und Freund der Familie des Manutius und der Aldinischen Druckerei, die er häufig mit großen Geldsummen unterstützte. Nach 1530 endigte seine Laufbahn als Schatzmeister zu Mailand; im Jahr 1534 kehrte er für kurze Zeit als Gesandter beim Papst nach Italien zurück. Die meisten von Groliers Büchern (über 4000) wurde» direkt für ihn gebunden; einige von ihnen kamen schon so gut gebunden in seine Hände, daß er nur die bekannte Inschrift auf beiden Seiten hinzufügen ließ. Diese bilden die eine Klasse; eine zweite bilden diejenigen, die für ihn in Venedig gebunden wor den sind; eine dritte begreift die Einbände, die in Frankreich ver mutlich zwischen 1540 und 1556 hergestellt sind. Letztere sind die schönsten Stücke der Grolierbände; die Zeichnungen sind freier und flüssiger, die Linien nicht doppelt sondern einfach, ihr an mutiges Flechtwerk durch Blumen und kleine schraffierte Orna mente (kers arurss) wirkungsvoll belebt. Trotzdem verließ er nicht ganz den älteren geometrischen Stil mit seinen Massen von dicken schwarzen Parallelbändern, die mit Gold kontnriert waren. Denn wir finden unter seinen Büchern solche von gleichem Datum wie die französischen Bände, die noch in italienischer Manier ver ziert sind. Wir sind nicht im stände festzustellen, ob er sie in Italien, oder in Lhon oder in Paris binden ließ. Aber die voll ständige Ucbereinstimmnng in der Behandlung dieser und der zu gleicher Zeit in Venedig für Majoli hergestellten Arbeiten macht es wahrscheinlich, daß bis an sein Ende alle reicher ver zierten Bände für ihn in Venedig gebunden wurden. Die erwähnte llebcreinstimmung bezieht sich hauptsächlich auf die Zeich nung; in Bezug auf die Belebung des Musters mit Farben und Gold sind Majolis Bücher entschieden reicher als die Groliers. Venedig darf somit den Vorrang vor anderen Stätten der Kultur im Hinblick auf die dekorative Buchbinderei beanspruchen. Doch ist nicht anznnehmen, daß Rom, Florenz, Ferrara die neue und schöne Kunst vernachlässigten. Herrliche Arbeiten, die in ihrem Charakter den Erzeugnissen der Aldinischcu Werkstätten ähnlnch sind, wurden für Leo X., Clemens VII. und andere Mit glieder der Familie Medici angefertigt. Die früheren Bände waren einfach im Stil, wie die der Aldinischcn Periode von 1495 bis 1515, aber diejenigen, welche sich den geometrischen Mustern von 1520 bis 1530 anschlossen, zeigen viel mehr eine Entfaltung von Prunk und Pracht als Feinheit des Geschmacks. Das geometrische Muster war halb unter der verschwenderisch darüber ausgebreitcten Vergoldung verborgen, welche, zuweilen die Seiten und den Rücken vollständig bedeckend, ihnen das Ansehen von Metallplatten gab; zuweilen wurden die Zwischen räume zwischen den farbigen Linien der Zeichnung mit Massen von Goldpunkten überfüllt. Diese übertriebene Pracht führte zu einem schnellen Verfall des Geschmacks in Italien, zu einer Zeit (1550—70), als Paris die anmutigsten und schönsten Muster dekorativer Buchbinderkunst hervorbrachte. Groß ist in der That der Abstand zwischen solchem glänzenden Flitterkram und de» einfachen Einbänden, die nur mit einer gepreßten Goldborte des älteren Stils als Nahmen und einer bescheidenen Camee oder Medaille als Mittelstück verziert waren, wie sie in Venedig zwischen 1520 und 1550 häufig hergestellt wurden. Zu der letzteren Art, die wir vor den venetianischen Grolier- bänden hätten erwähnen müssen, da sie mit dessen Auftreten gleichzeitig war, gehöre» verschiedene Bände, ans welchen das runde Mittelstück besonders schön ist; aber wir können sie hier nur nebenbei behandeln, da der Reiz der Camee nicht dem Buchbinder zu verdanken ist. Unter ihnen sind die Bücher der Canevari-Bibliothek zu nennen, obgleich sie früheren Beispielen dieser Art kaum gleichkommen. Die meisten derselben sind, wie es scheint, in Venedig zwischen 1540 und 1560 gebunden, und können daher nicht für Demetrio Canevari, die einzige bekannte Persönlichkeit dieses Namens, angefertigt worden sein, der im Jahre 1559 geboren ist. Doch scheint er sie in den ersten Jahren des 17. Jahrhunderts in seiner Bibliothek zu Rom gehabt zu haben; er mag sie vielleicht von einem Verwandten geerbt haben; aber wer dieser Verwandte war, wissen wir nicht, noch können wir sagen, ob der Name Mäcenas, auf den Libris Kauumonk hindeuten, sich ans eine bestimmte Person bezieht, oder nur ein Epitheton des Demetrio ist. Doch um zu Grolier zurückzukehren ^ so war er nicht allein der thatsächliche Gründer der unter seinem Namen bekannten Schule der Buchbinderkunst, sondern auch die Veranlassung ihres schnellen und plötzlichen Emporblühens in Frankreich und ander wärts. Seine Bücher erregten die Begeisterung des Hofes von König Franz I. Einige Bücher wurden nach 1540 für diesen König in einem üppigen und prächtigen Stil gebunden, mit reicher Vergoldung und Bemalung, die sich von den früher für ihn von Etienne Rosset gebundenen Werken scharf unterscheiden. Der Dauphin (Heinrich II.) und mehrere hohe -Adelige wurden von dieser Liebhaberei angesteckt, und Paris erzeugte eine Anzahl großartiger Stücke von dieser Art. Heinrich II. bestieg den Thron, und verschiedene Bände, die zwischen l550 und 1558 für ihn und seine schöne Geliebte Diana von Pouiers angefertigt wurden, zeigen den italienischen ! Grolierstil in seiner höchsten Vollendung; sie bekamen einen
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder