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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.01.1890
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- Erscheinungsdatum
- 20.01.1890
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- Deutsch
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332 Nichtamtlicher Teil. 15, 20. Jannar 1890. Nichtamtlicher Teil. Lnrjc Geschichte »es knchcinliandrs?) Bon Bernard Quaritch. Ein Vorwort, aus dem Englischen im Auszuge wiedergegebcn von K> Burger. Mein Katalog von Bucheinbänden ist dem Dienste der Bibliophilie gewidmet. Wenn die Werke der modernen Kunst in der Sammlung vorherrschen, so möge das kein Grund zum Tadel sein. Die Namen von Traich und Bedford, Padeloup und Roger Pnyne, Lortic, Chambolle-Durch und Marius Michel bieten an sich hinreichende Garantie, daß die Bände unbestreitbar schön sind und eines Tages auch als alte Bücher werden ver ehrt werden. Deni lesenden Publikum ist fast gänzlich unbekannt, was man unter Buchbinderei versteht. Sie ist eine der gewerblichen Künste, hoher und glänzender Entwickelung fähig, und völlig unentbehrlich zur Bewahrung und Erhaltung der litterarischen Schätze früherer Jahrhunderte Die meisten Leute, die mit Büchern zu thun haben, sehen die Notwendigkeit ein, sie in solcher Weise zu beschützen, aber für gewöhnlich erwartet man nicht, daß das Werk des Buchbinders etwas Eleganteres und Dauerhafteres sei, als die vergängliche Decke, in die der Verleger seine gedruckte Ware hüllt. Und doch ist es Jahrhunderte lang das Entzücken der Bücherliebhaber gewesen, ihre geliebten Bände in Gold und Purpur zu kleiden, sie mit Steinen, Email und Elfenbeinschnitz werk zu verschönern, oder mit dekorativen Zeichnungen von -so hohem künstlerischen Wert, daß der dümmste Erbe einer Bibliothek die ungeschliffenen Diamanten um ihrer Fassung willen bewahren würde. Die Buchbinderei in dem Sinne, wie wir das Wort jetzt auwenden, stammt erst aus dem fünfzehnten Jahrhundert. Zwei. Arten des Einbindens waren fast tausend Jahre vorher schon geübt worden. In ihren Grundzügen waren sie mit der heutigen Kunst thatsächlich übereinstimmend; nur in ihrer äußeren Ver zierung zeigte sich ein wesentlicher Unterschied. Der vorbereitende Teil der Arbeit ist von Beginn an derselbe gewesen. Die Blätter wurden in der richtigen Ordnung auf Lederbünde geheftet, die guer über dem Rücken in Zwischenräumen angebracht waren und deren Enden einige Zoll hervorragten. Diese Enden wurden in Holzbretter befestigt, die die Seiten des Buches bedeckten, und schließlich wurde über das Ganze eine Umhüllung von Pergament oder Leder gezogen, um die Nacktheit des Rückens und die Außen seite der Holzdecke zu verkleiden. Die Ränder wurden über die Kanten der Bretter nach innen gebogen und mit Leim befestigt. Soweit ist das Einbinden zu allen Zeiten dasselbe gewesen, die Hauptveränderung seit dem, fünfzehnten Jahrhundert besteht in dem Ersatz der Holzbretter durch Pappe. In früherer Zeit benutzte man für wertvollere Bände, be sonders für solche zu kirchlichen Zwecken, selten eine Lederdecke. Das obere Brett wurde nur als Unterlage zu einer reichen Verzierung verwendet. Dieselbe bestand aus getriebenen und ciselierten Metallplatten, die mit Edelsteinen und antiken Gemmen besetzt oder mit Emails geschmückt wurden. Häufig bildeten Elfenbein schnitzereien mit der Darstellung der Kreuzigung oder einer an dern biblischen Scene den Mittelpunkt. Stücke dieser Art sind jetzt sehr selten, da der Wert des Aeußeren an sich sie zu allen *> Der Aussatz, den wir hier mit Erlaubnis des Verfassers in deutscher Ucbersctzung bringen, erschien als Einleitung zu dem ersten Supplemente von B. Quarilch's »xsneral eatalo^ue ok booltZ anä manu- NnVr besonderen Titel führt: »X eataloxno ok 1500 in-» ^ tvo boaut^ or tüs aA0 ok tbsir binel- orrner.bix b, 4°. I.oodon 1889. Eine Bewreckun^ - personaAS».. Herrn Quaritch Herausgeaebenen^atünm/L > ^«loges, sowie der von Wir uns für später vor ^ ^ ^ Bucheinbänden behalten Zeiten räuberischen Angriffen agssetzte, auch vielfach die Platten van einem Buch ans das andere übertragen wurden, bis sie schließlich verschwanden. Im zwölften Jahrhundert fing man an, die einfache Leder decke in ganz anderer Weise dekorativ zu behandeln. Es wurden mit eigens dazu angefertigten Platten ornamentale Muster in das Leder eingepreßt (Blinddruck, ä lors kroiäs). Die dekorativen Motive der Außenseite können immer in gewissem Sinne als verwandt mit der Art und Weise der Ornamenticrung innerhalb des Buches betrachtet werden; aber zu allen Zeiten hat es Spuren gegeben, die ans orientalischen Ursprung schließen ließen. Die frühe Vortrefflichkeit englischer Arbeit mag vielleicht über Anjou bis Toledo verfolgt werden, ebenso wie die italienische Arbeit des dreizehnten bis fünfzehnten Jahrhunderts den Einfluß sarazenischer und byzantinischer Vorbilder verrät, die durch die Levante nach Venedig, über Tunis und Palermo nach Neapel ge drungen waren. Frankreich und Deutschland zogen ebenso ihren Vorteil aus dem Eindringen fremder Elemente, und die Krenz- züge halfen ohne Zweifel das Wesen der Buchbinderei, wie so mancher höheren Dinge, zu gestalten. Gegen 1475 begann man die sarazenischen Muster auf venetianischen Buchdecken mit Goldpunkten zu verzieren, eine reizende Neuerung, die das Schicksal des Blinddrucks besiegelte und zu gleicher Zeit den Keim einer wirklichen Kunst dekorativer Buchbinderei in sich trug, mit der wir hier zu thun haben. Uebrigens verlor sich der Blinddruck sehr langsam und wurde in Deutschland noch mit großem Erfolg bis zum Anfang des letzten Jahrhunderts angewandt. In Blinddruck geprägte Bände ans der Zeit von 1200—1600 und vergoldete Verlegerbände des sechzehnten und siebzehnten Jahrhunderts gehören unzweifel haft zur dekorativen Buchbinderei, aber ihre mechanische Her stellung schließt sie von der hier ins Auge gefaßten Gattung kunstvoller Einbände aus, bei welchen der Buchbinder aus freier Hand mit ausgesprochen künstlerischer Fertigkeit jeden einzelnen Band bearbeitete. Was Künstlerisches bei den Zeichnungen auf geprägten Bänden vorhanden ist, verdankt seinen Ursprung dem Graveur und Zeichner, nicht dem Buchbinder. Dasselbe muß von allen modernen Verlegerbänden gesagt werden, seien sie in Leinwand oder in Leder gebttnden; sie müssen ebenso von unserer Betrachtung ausgeschlossen werden. Selbständigkeit des Charakters in der Verziernngsweise des Bucheinbands ist das einzige, worauf es hier ankommt; Kenntnis und Geschmack und zugleich geschickte Hände sind das unbedingte Erfordernis dazu. Man mag sagen, daß Trautz-Bauzonnet und seine Genossen in Frankreich, Bedford und seine Genossen in England beim Binden und Verzieren ihrer Bücher dieselbe Art von Ornament in häufiger Wiederholung angewendet haben; nichtsdestoweniger ist jeder einzelne Band ein selbständiges Kunstwerk; es wurden keine Stempel zur Vervielfältigung einer einzelnen Zeichnung ge braucht, die dekorativen Einzelheiten wurden jedesmal mit be sonderer Sorgfalt ausgearbeitet. Unter ihren Eisen besaßen sie einige, mit deren Hilfe sie gewisse kleine Teile des Musters ins unendliche wiederholen konnten; insoweit waren sie, vom Nütz lichkeitsstandpunkt aus betrachtet, den Meistern des sechzehnten Jahrhunderts überlegen, die bei Ausübung ihrer Kunst auf viel schwieriger zu handhabende Werkzeuge angewiesen waren. Zu besserer Erklärung sei gesagt, daß die wahren Künstler unter den Buchbindern des sechzehnten Jahrhunderts keine anderen Eisen gebrauchten, als Punkte, kurze gerade Linien und leichtgebogene Kurven. Mit solchen unscheinbaren Hilfsmitteln erzeugten sie ornamentale Muster, deren Schönheit und geistvolle Komposition niemals übertroffen worden sind. Es ist ein Jammer, daß wir in völliger Unwissenheit über die Namen der Männer sind, die Werke von so hohem künstlerischen Werte geschaffen haben, während jeder kleine Buchbinder der Jetztzeit, so bescheiden auch
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