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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.11.1937
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- 1937-11-09
- Erscheinungsdatum
- 09.11.1937
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Unser Volk ist in einen politischen und geistigen Raum hinein gestellt, der es frühzeitig, schon am Beginn seines Werdens, vor Aufgaben gestellt hat, wie sie größer wohl kaum einem Volk der Erde gegeben sind. Hart — und manchmal bis an den tödlichen Astgrund gedrängt — haben wir Deutschen nicht nur immer in der Geschichte um die leibliche Existenz unseres Volkes gekämpft. Viel größer noch, leidenschaftlicher und erbitterter war vielmehr der Kamps um die Freiheit unserer Seele und unseres Geistes. Der Kamps um die Freiheit unserer Seele und unseres Geistes Kein Anlaß zur Klage soll es sein, wenn wir rückwärts schauend die Geschichte unseres Volkes überblicken. Denn all das Leid und all die Tragik und Verwirrung, die uns hier begegnet, hat wohl sein müssen, damit wir werden. Wir lieben die Ge schichte unseres Volkes und schließen in diese Liebe ein auch das, was uns Wunden zugesugt hat, denn da wir noch leben, hat es uns nicht umgebracht, sondern stärker gemacht. Aber wir wollen uns aus unserer Geschichte der Kraft er innern, die in unserem Volke sortwirkte bis auf unsere Tage, die immer da ivar, auch dann, wenn unsere Vorfahren scheinbar der Übermacht des fremden Ansturms erlagen. Die Woche des Deutschen Buches soll auch diesem Erinnern geweiht sein und sich in den Dienst an dieser Kraft stellen, denn diese Kraft ist nichts anderes als die Gewalt des deutschen Lebens willens, der durch die schristgewordene Sprache aus dem deut sche» Buche aus uns wirkt, uns anseuert, uns nimmer müde werden läßt und uns mahnt an die vielen Blutzeugen, die am Wege blieben, damit wir leben können. Früh schon in der Geschichte unseres Volkes begann die große Auseinandersetzung um die ursprünglichsten Grundlagen unseres Seins, deren Höhepunkt wir heute unter der Fahne des National sozialismus entgegengehen. Mag immer das erste Austreten der Zersetzung unseres Gemeinschaftswillens in seinen Anfängen verborgen sein, mag es vielleicht auch schicksalhaft sein, daß das Leben eines Volkes durch zogen wird von dem Gegensatz des einzelnen zur großen Gemein schaft, — auch solche Gegensätze sind notwendig und fruchtbar und tragen zur Entfaltung menschlichen Lebens bei, ja machen sie überhaupt erst möglich. Die aber haben ein Unrecht aus sich geladen und den Fluch vieler Generationen, die diesen naturgegebenen Gegensatz benutz ten, um ihn in eins Feindschaft zu verwandeln, aus der heraus allmählich die große Fremdheit wuchs, die den schlichten braven Mann des Volkes von den Gütern des politischen und kulturellen Lebens seines Volkes trennte. Es waren nicht die ersten Träger des Christentums, die sich mit dieser Schuld beluden, sondern unter diesen Trägern des Verderbens völkischer Lebenskraft befinden sich in vorderster Linie die Sendboten jener politischen Kirche, die sich anmaßte, die alleinseligmachende zu sein und — obwohl nur Sine Minderheit unter den Hunderten Millionen von Menschen der Erde — be hauptete, nur sie habe den Schlüssel zum wahren Seelenheil und bilde das einzige Tor, das zu Gott führt. Aus dieser Verblendung und Verkennung göttlichen Willens kamen dann auch die zerstörenden Ideen auf diese Männer, die sich wie ein Gift in die Gemeinschaft der deutschen Menschen ein fraßen und sie aufsprengten und zerbröckelten. Viel Blut klebt an den Händen dieser Männer, obwohl sie im Namen eines Mannes sprachen, der ihnen verboten hatte zu hassen und dessen ganzes Leben Hingabe und Opfer war. Anstatt in den von der Schöpfung gesetzten menschlichen Gemeinschaften und Rassen den Willen Gottes zu erkennen, machten sich jene zum Träger einer das wirkliche Leben verneinenden und erniedrigenden Lehre, und es wird ihnen niemals gelingen, das deutsche Volk glauben zu machen, daß dies der Wille Gottes sei. Gewaltig und tragisch zugleich ist der Anblick, den dieses Schauspiel der Auseinandersetzung orientalischen und germani schen Lebensgefühls mitten im deutschen Lebensraum uns bietet. Im Gegensatz und in unzähligen Kämpfen zwischen Kaiser und Papst ist es uns in der Geschichte sinnfällig geworden. Es war für uns Deutsche ein besonderes Verhängnis, daß der Erbe aus den Trümmern zweier Weltreiche ein auf Lebens- feindschaft und Lobentzfremdheit und orientalische Ekstase begrün deter Männerbund wurde, dem wir keineswegs abstreiten wollen, daß in seinen Reihen zahlreiche große Menschen aus bestem Glauben und bestem Wollen wirkten. Aber wir glauben, daß sie einer Verirrung und Verwirrung zum Opfer fielen, als sie sich lossagten von der blutsgebundenen Gemeinschaft ihrer Genossen um eines Jenseits willen, das in den Grundlagen seiner Ver kündung, die nicht auf den Schöpfer der christlichen Lehre zurück gehen, durchaus fragwürdig war und ist. So verband sich mit diesen Vorstellungen einer von Gott gesandten Befreiungs- und Errettungstruppe auf das unglück lichste jene Bindungslosigkeit, die aus den Trümmern des grie chischen und römischen Weltreiches auf die Nachfahren über kommen ist und die uns in einem marllosen Weltbürgertum be gegnet. Griechenland und Rom verdanken ihre Größe keineswegs der uns im Humanismus bekannten Vorstellungswelt, Sondern im Gegenteil, als die Schöpfer Griechenlands und Roms die festen Grundlagen der Gemeinschaft verließen und ihr Imperium so ausweiteten, daß die Blutskrast nicht mehr genügte, es mit lebendigen, Inhalt zu füllen, da erst zerbrachen sie. Und aus diesem Zerbrechen entstand dann jene tiefe Resignation, jener Defaitismus und jene Stimmung der Verzweiflung, die immer der günstigste Boden ist für die Kräfte der Auslösung, des Aber glaubens und der Flucht aus der Zeit in eine gedachte oder ge wünschte jenseitige Zeit. Weit spannt sich der Bogen der geistigen Auseinandersetzung, der seinen Ursprung in jenen größten Erschütterungen des euro päischen Lebens hat. Und wir stehen in unseren Tagen — das glauben wir — in der Endphase jenes Kampfes, der von diesen Menschen der Bindungslosigkeit des irdischen Lebens mit oder ohne Willen — wir wissen es nicht, sondern wir nehmen es als Schicksal —entfesselt worden ist. So verstehen und begreifen und bejahen wir den Ausstand des Nationalsozialismus aus den Tiefen des Lebenswillens unseres Volkes gegen die zerstörenden, das Mari unseres Volkes auslaugenden Kräfte des Liberalismus. Denn hier im Liberalis mus feiert und feierte die Bindungslosigkeit des einzelnen ihre höchsten Triumphe. Hier im Liberalismus war es nicht mehr unmoralisch und verächtlich, wenn der Volksgenosse um kargen Lohn sein Dasein fristen mußte und ein anderer Gewinn auf Gewinn häufte, den er doch nicht mit ins Grab nehmen konnte, aber zu weiterem Wucher und Zins und Zinseszins zurückließ. Im Liberalismus galt es als durchaus anständig, wenn man Vermögenswerte des eigenen Volkes mit Hilfe einer bis ins letzte abstrakten Auffassung des Judentums dem Zugriff auch des er klärten Feindes darbot. Es galt als keineswegs das Gewissen belastend, wenn sich all mählich auf Grund dieser verderblichen Auffassung von Recht und Unrecht aus der Schicht des Volkes einige Wenige abson derten und für sich Privat die Arbeitskraft, die Bodenschätze und das Vermögen der ganzen Nation sozialisierten. Es galt als durchaus in der Ordnung und als ein Zeichen vaterländischer, nationaler Gesinnung, wenn jene Vertreter des Privatsozialismus sich dann mit Verachtung und Schärfe gegen die berechtigten Wünsche des entrechteten und enterbten deutschen Volksgenossen wandten und zur Sicherung ihres Raumes sich in Kartelle, Zwangsvereinigungen und Schutzverbände zusammen schlossen. Was kümmerte die Vertreter dieser Auffassungen dann das Elend der von ihnen ausgebeuteten Volksgenossen! Was wog denn die Verelendung und die Versandung des nationalen Le bens, das immer nur aus der Bejahung des schaffenden Men schen erwächst! Zu allem Überfluß erhoben sie, nachdem sie durch ein art fremdes Recht sich — wie sie glaubten — in den dauernden Besitz der Vermögenswerte der Nation gesetzt hatten, noch den Anspruch, den Staat zu regieren, also auf diesem Wege dem Volk vollends die Haut vom Leibe zu ziehen; denn der Staat ist keine Angelegenheit von Ständen, Vereinigungen und Jnteressenten- 892 Nr. 280 Dienstag, den S. November 1SS7
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