0H0 ?^U8'7, ldauptscilnAeiter der ^eitscliriki „Das neue Deutschland", I^eip^iß, schichte am Z.Leptember folgende kespreclrunß an den Verlaß.- Hans Löschers Entwicklungsroman „Alles Getrennte findet sich wieder" ist die Geschichte eines schlichten Lebens; es ist die Landschaft eines deutschen Gebirges, es ist Sommer und Winter, Frühling und Herbst und ein kleiner Kreis von Men schen, worüber in diesem Buch geschrieben wird. Jawohl. Mehr nicht. Aber ich habe im Banne dieses Buches gestanden. Und als ich es aus der Hand legte, da war noch das Brausen der Orgel des seligen Gottfried Silbecmann in mir und schwang und schwoll und wollte nicht enden. Und will nicht enden. Denn alle Register des Lebens, der Liebe und des Lei des, des Glückes, der Güte und der Größe werden in diesem wunderbaren Werk gezogen. So wird aus dem Buche selbst eine Orgel; die hebt uns auf und trägt uns davon, hinein in das Land einer bunten, schönen Welt, in die wir uns immer hineinsehnten. Aus seiner Heimat, aus einem kleinen, sonnedurchfluteten oder sturmüberwehten oder schneeüberschüttcten Tal stellt Hans Löscher seine Menschen in unsere Gegenwart. Er tut es behutsam oder gemächlich, zornig oder gütig lächelnd. Und wir lieben diese Menschen und leiden mit ihnen. Wir verachten die Bösen und bangen um die Guten. Dorfschuster und Komödianten, Zigeuner und Pastoren, Schüler und Lehrer, Musikanten und arme Schnitzerseelen ziehen vorüber, spie len auf der Bühne ihres kleinen Daseins. Ein Marionettentheater des Lebens an den akkuraten oder wirren Fäden ihres Schicksals. Und mit einem Male erkennen wir uns selbst wieder. Und gehen mit und gehören zu ihnen. Und wollen schließ lich gar nicht Abschied nehmen von dem schönen, herrlichen, reifen Buch, das uns Heimat wurde und leuchtendes Erlebnis. Wie die harte Frau Gräfin,Herrscherin über Tal und Höhen, nachgiebig wird und fast gütig zuletzt, wie Knechte sich zu Rittern wandeln, wie das Leben die Menschlein beugt und bündelt und beutelt, wie der Wille sie aufrichtet oder der Sturm des Daseins sie knickt: das alles ist mit großer, gebender Güte, mit einer schenkenden Gnade ohnegleichen erzählt. Aber: die Bitternis ist gebannt und das Böse ist gebunden, der Glaube siegt, das Gute hält seine Hände segnend über allem. Ein weiser, großer und guter Mensch erzählt sein Leben und von den Menschen, denen er begegnete. Vieles ist mit meisterhafter Hand oft nur skiMert und dennoch vollendet dargestellt! Auffällig: diese wunderbare Zucht der Sprache, die klare Kraft der Schilderung und die dynamische Dramatik, die ohne irgendwelche Mittelchen sich ballt, in Atem hält und zu Steigerungen führt. Welch einen Erzähler hat der Verlag Rainer Wunderlich für uns entdeckt! Mit diesem guten Buche voll ehrlichen Gott vertrauens, mit diesem gläubigen Werke voll Vorbildern zur Pflicht gegen Heimat, Vaterland und Familie stellt Löscher sich in die Reihe der Dichter. Wer das Leben dieses schlichten und geraden Mannes kennt, der erst weiß, wie wahr sein Buch ist und daß er sein Leben so lebte, wie er es schilderte. keiner ^Vunäerlick Verlaß in 1H)inßen 4938 Nr. 244 Donnerstag, den 21. Oktober 1987