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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.10.1940
- Strukturtyp
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- 1940-10-31
- Erscheinungsdatum
- 31.10.1940
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Festsitzung des Gros-deutschen Dichtertreffens 1940 Begrüßungsansprache des Rcichsstatthalters Sauckel — Festvortrag des Dichters Hermann Burte Im festlich geschmückten Rund des Deutschen National theaters in Weimar wurde die Festsitzung des Großdeutschen Dichtertressens für die Dichtergäste aus dem Reich und die zahl- Aefn.i M. Büschel Fllhrerehrung ln der Festsitzung im Deutschen Nationaltheater reichen Ehrengäste aus Wehrmacht, Staat und Partei zu einem besonderen Erlebnis und zum eigentlichen Höhepunkt der Herbst veranstaltungen für das deutsche Schrifttum. Neben dem Leiter des Deutschen Buchhandels, den Vertretern des Reichspropa gandaministeriums und des Amtes Schrifttumspflege nahm der Kleine Rat des Börsenvereins an dieser Feier teil. Unter Leitung von Generalmusikdirektor Sixt bot das Orchester des Nationaltheaters zum Eingang den 1. Satz des Concerto grosso d-moll von G. Fr. Händel. Danach ergriff Reichs st atthalter und Gauleiter FritzSauckel das Wort zu seiner Begrüßungsansprache. Er gab seiner Freude darüber Ausdruck, an dieser Stelle »die hervorragenden Männer und Frauen des deutschen Schrift tums, alle schöpferischen Gestalter des deutschen Buches« be grüßen zu können. Die Zeit stehe im Zeichen des deutschen Schwertes. Somit seien wir die Zeugen der Vollendung eines großen und herrlichen Schicksals. Die heroischen Anstrengungen der deutschen Soldaten, der Männer und Frauen in der Heimat stellten den notwendigen Beitrag für die bessere Gesittung und ein höheres Lebensgesühl für alle Völker dieser Erde dar. Die schöpferischen Kräfte der deutschen Kultur und der deutschen Kunst seien die Voraussetzungen für den deutschen Befreiungs kampf. Sie haben alle Quellen freigemacht. Deshalb gelte es auch hier das Werk der deutschen Dichter zu ehren. Reichsstatthalter Sauckel wandte sich dann in von Beifall unterbrochenen Worten, gegen das üble Gerede gewisser demo kratischer Hetzer von der deutschen Unkultur. Dies sei jahrhun dertelang die gemeinste Lüge der Feinde Deutschlands gewesen. Heute machten noch manche Völker dieses Geschwätz mit, sie müßten sich bald eines Besseren belehren lassen. Hier gelte es zu zeigen, daß das Schwert und das Buch zur gewaltigsten Offen sive angetreten seien. Schon Walther von der Vogelweide habe in seinem unvergänglichen Lied »ich Han der laute vil gesehen» die Schönheit und die Herrlichkeit unseres Reiches gezeigt. Das Reich Adolf Hitlers sei die Pflegestätte echter Kultur. Das deutsche Schrifttum und das deutsche Buch sollten die Künder dieser Leistung sein. Der Largo-Satz aus dem Concerto grosso leitete über zur Festansprache Hermann Burtes. Es sei versucht, in weni gen kurzen Auszügen einen Eindruck von der umfassenden Wir kung dieser Rede zu geben. Die europäische Sendung der deutschen Dichtung Hermann Burte leitete seinen tiefgreifenden und weitaus holenden, von echter dichterischer Leidenschaft getragenen Vor trag ein mit der Feststellung, daß die Arbeit eines ganzen Lebens dazugehöre, um die mit dem Thema gegebenen Zusammenhänge zu bewältigen. Es käme aber hier weniger darauf an, zu sagen, was gewesen sei, sondern dem Laut zu geben, was als lebendig und ewig in die Gegenwart hinein nachwirke, vor allem aber sei darüber nachzusinnen, was werden soll und werden wird, nachdem Männer erschienen sind und ihnen nach Ereignisse von so ungeheurer Art, innere Umwälzungen und Neugestal tungen, die zwar nicht als dichterische, aber als politische Sen dung Deutschlands an Europa und die Welt nachhallen und auswellen werden. Hier in Weimar, so fuhr Burte fort, scheint es gut und fruchtbar, Goethe zum Mittelpunkt der Ausführun gen zu machen und an ihm die Macht und Sendung deutscher Dichtung zu betrachten. Der Dichter griff weit zurück in die Vergangenheit, um den Weg deutscher Dichtung aufzuzeigen. Glück habe er wenig ge habt, der Deutsche, auch nicht in seiner Dichtung. Seine groß artige, ursprüngliche Dichtung, sein herrliches germanisches Erbe, der heilige und heilende Gesang des Anfangs sei ihm ver loren gegangen. Karl habe die Heldenlieder gesammelt, der kleine fromme Ludwig habe sie vernichten lassen. Ein fremder Glaube sei ihm ausgezwungen worden. Er habe in diesen Glauben sein Wesen verwoben. Seiner eigenen Stoffe in der Dichtung be raubt, empfing er sie aus der Hand der Fremden. Es sei in die ser ersten hohen Zeit deutscher Dichtung gewesen, »als in weni gen Jahrzehnten eine Fülle riesiger herrlicher Epen, Lieder, Gedichte in Deutschland geschaffen wurden, aus Stoffen, die aus der Fremde kamen ... Damals erhob zum ersten Male, nach dem Götter- und Heldenmord durch die Frommen, die deutsche Dichtung ihre Wipfel gewaltig in den Sturm des Abendlandes, des eigentlichen Europas. Die heimatliche Enge und Befangen heit ward überwunden, das alte Blut begann zu singen.» Diesem mächtigen Berg, so äußerte sich Hermann Burte, sei ein langes dumpfes Wellental gefolgt, bis wieder aus der Tiefe des Volkes im unbewußten germanischen Drang nach Freiheit und Wahrheit im Schoß der Zeit ein Mann ausstand, in dem sich dumpf und dämmernd am Anfang, dann klarer und kühner der Wille regte, die frenide äußere Kulturform des Glaubens abzu- wcrfen, ein Mann, ein Dichter auch, aber viel mehr noch als ein solcher, verherrlicht, verehrt, umstritten und befehdet bis auf den Tag, Luther. Er sei freilich kein Dichter im strengsten Sinn dieses Wortes, seine schöpferische Tat, die Bibelübersetzung, sei jedoch für die deutsche Dichtung von unermeßbarem Einfluß ge worden und nicht überschätzbar: »Ohne ihn kein Leibniz, kein Kant, kein Klopstock, keine Klassiker, kein Wagner». In der Sprache der Bibelübersetzung sei ihm etwas gelungen, was dem Deutschen, auch Goethe versagt blieb: ein eigenes deutsches Sprachmaß, eine Dichtform zu finden. Wieder sei dann ein Geschlecht erwachsen, das aus dem Dunkeln in das Helle strebte, einen anderen Himmel des Glau bens über den Scheiteln: »Goethe erscheint, der menschlich voll kommenste Deutsche, der die Summen der Vorherigen zieht und als Vollendeter zu einer Wirkung durch die Dichtung auf die Dichter anderer Völler gelangt wie nie ein Deutscher zuvor. Er Nr. 255 Donnerstag, den 31. Oktober 1940 405
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