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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.10.1940
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- 1940-10-29
- Erscheinungsdatum
- 29.10.1940
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oorgeahnten Schau kommender Dinge die Zukunft des leben digen Daseins als Ganzes erfaßt und formt.» Die Planung des diesjährigen Dichtertreffens erfolgte aus solcher Einsicht, den Forderungen des Tages und der Zukunft entsprechend. Schrifttum und Dichtung seien im Kriege als wir kender Faktor weit über das hinaus in Erscheinung getreten, was sie im Frieden waren. Die deutschen Bücher dienten dem deutschen Kampf. Die Wirkungsmacht der deutschen Dichtung sei Tatsache in einem Krieg geworden, dessen Siege und dessen Endsieg die unerhörte seelische Jugendkraft eines auferstandenen Volkes verbürge. Die Dichtung selbst aber sei zugleich ihren Weg der Gestaltung und Schöpfung unbeirrbar weitergcgangen, wie »wir überhaupt das Wunder des gesteigerten kulturellen Lebens mitten in einem großen Krieg staunend erfahren und um den Sinn dieser Tatsache wieder wissen». Im weiteren kennzeichnete vr. Erckmann das Wesen der volkhaften Dichtung und betonte, daß ihr stilles Wachstum als Zeugnis des Lebens ein Faktor der Überwindung des Unleben digen sei. Vor den Dichtern der Zeit erhebe sich die Ausgabe der Gestaltung des Lebens dieses Volkes mit all ihrer Größe und in ihrem gewaltigen Anspruch. »Sie steigert sich mit der Mis sion, die unserem Volk nach Abschluß dieses Krieges vorgezeich- nct ist, dieses Europa aus dem Geiste seines zukunststrächtigsten Volkes neu zu füllen und zu gestalten. Es sind große deutsche Dichter und Seher gewesen, die diese Entwicklung vorausgeschaut und angekündigt haben, die davon sangen, daß das Zeitalter Germaniens nach der Nacht des Zwischenrciches herauskäme, daß ,des Erdteils Herz die Welt erretten soll'.» Mit diesen Gedanken umschrieb vr. Erckmann den Kreis, innerhalb dessen sich die Bemühungen dieser Arbeitstagung be wegten. Er dankte weiter denen, die sich trotz der Arbeitslast bereitfanden, zu den hohen Gegenständen zu sprechen: Universi- tätsprofessor Oberstleutnant vr. Hesse, dessen unentwegtes Eintreten für das deutsche Schrifttum und die deutsche Dich tung uns allen das Bewußtsein verschaffe, daß die Wehrmacht im Schrifttum eine Wirkungsmacht des Kampfes sieht; Ludwig Tügel als dem Soldaten des Weltkrieges, der in seinen Bü chern die Lebensformen unseres Volkes zu unverwechselbar cigenwüchsigen großen Gestaltungen führte; Hermann Burte, dem dichterischen Vorkämpfer für deutsches Wesen, der sich bereit- gesunden habe, den Festvortrag zu halten. Der Beitrag des Schrifttums zur Leistung des Krieges Oberstleutnant vr. H e s s e, der Leiter der Pressegruppe im Oberkommando der Wehrmacht, übermittelte den Anwesenden die Grüße des Chefs des Oberkommandos der Wehrmacht, Generalfeld mar sch all Keitel, und des Chefs des Oberkommandos des H^res, Generalseldmarschall von Brauchitsch, ehe er zu seinem Bortrag »Der Bei trag des Schrifttums zur Leistung des Krieges« das Wort ergriff. Er begann seinen Bortrag mit der Feststellung, daß es gerade an dieser Stätte naheliegend sei, die Frage aufzuwerfen, ob und in welcher Weise das deutsche Schrifttum dazu beigetragen habe, daß der deutsche Soldat in so bewunderungswürdiger Weise handelte, kämpfte und starb. Dieser Beitrag des Schrift tums könne immer in einem dreifachen Sinn verstanden werden: »Entweder so, wie Goethe es im siebenten Buch von ,Dichtung und Wahrheit' ausdrückt: ,Jede Nationaldichtung muß schal sein oder schal werden, die nicht auf dem Menschlich ersten ruht, auf den Ereignissen der Völker und ihrer Hirten, wenn beide für einen Mann stehen', oder im Sinn seiner weiteren, mit dem Blick auf die Kriegslieder Gleims gemachten Ausführungen, von denen er sagt, sie behaupteten .deswegen einen so hohen Rang unter den deutschen Gedichten, weil sie mit und in der Tat entsprungen' seien und .und die vollkommenste Wirksamkeit empfinden' ließen. Schließlich im Sinn der geistigen und sitt lichen Vorbereitung auf den Krieg, der Erfüllung des Soldaten für seine Aufgabe auf dem Schlachtfeld.» Es müsse erkannt werden, welche außerordentliche und wahr scheinlich sogar entscheidende Bedeutung das Weltkricgsschrifttum für die jetzige Kriegsleistung habe. Auch die zweite Art des Bei trages, der Widerhall des jetzigen Krieges im Schrifttum und in der Dichtung unserer Tage lasse sich nicht ohne weiteres dar stellen. Um so stärker richte sich die Aufmerksamkeit auf jenen Beitrag, der dem Krieg zeitlich vorangehe. Er erscheine auch im Hinblick auf seine Auswirkung auf das' Soldatentum für das Verständnis der soldatisch-kämpferischen Leistung unserer Zeit am wichtigsten. Es genüge hierbei zweifellos nicht, nur etwa an den Weltkrieg anzuknüpfen und sein Erbe sichtbar zu machen, den Nationalsozialismus wiederum nur in Verbindung mit dem Fronterlebnis der Jahre l914—19l8 zu sehen. Im weiteren behandelte vr. Hesse zwei Probleme: die heu tige Schlachtfeldleistung und die Frage, von welchem Schrifttum hier die Rede sein solle. Die Darstellung des ersten Problems schloß vr. Hesse mit den Worten: »Welcher Stolz erfüllt uns auf die Leistungen des deutschen Soldaten in diesem Kriege! Wie reihen sie sich würdig an die Taten der Vergangenheit! Wie steht die Führungslcistung einmalig da! Wie läßt sich sowohl der Sieg über das Polnische Heer wie die Niederwerfung Frank reichs mit keinem Krieg früherer Jahrhunderte vergleichen!» Um so mehr habe die Beantwortung der Frage Bedeutung, inwieweit das deutsche Schrifttum Führung und Truppe der drei Wchrmachtsteilc zu ihren großen Leistungen mitbefähigt habe. Es komme dabei keine Gesamtauswertung des Schrifttums in Frage, auch könne nicht ausschließlich die Beziehung von Dichter und Soldat gewürdigt werden. In überzeugender Weise brachte Oberstleutnant vr. Hesse dann zum Ausdruck, wie es für Soldat und Dichter um das Gleiche, um die Verbindung mit der Scholle, mit der Natur, mit dem Menschlich-Ersten gehe. Er zeich nete in wenigen Worten das soldatische Erlebnis der Natur, die besonderen Beziehungen des Soldaten zur Natur und ihren Vorgängen. Dem Kampf, dem Erleben des Feuers und damit des Schreckens und der Todesgefahr stehe aus der anderen Seite das verständliche Bedürfnis nach Ruhe gegenüber. Der Soldat suche sie häufig in doppelter Form: »Er nimmt schauend aus. Er schafft selbst. Das Bedürfnis nach Kunst, nach dem Dichter werk ist stark. Es kann angesichts des Schlachtfelderlebnisses nicht überraschen. Es muß sogar als eine notwendige Komponente zur kriegerischen Tat erscheinen. Auf der anderen Seite sind zahl reiche Dichter und Künstler aus den Reihen des Soldatentums hervorgegangen«. Auf eine besondere Seite dieser Betätigung des Soldaten, seinen schriftstellerischen Einsatz, müsse in dieser Untersuchung noch näher eingcgangen Werdens Zunächst untersuchte vr. Hesse aber die Beziehung von Soldat und Dichter, um darzustellcn, inwiefern die soldatische Erscheinung und das soldatische Han deln gerade für den Künstler und insbesondere den Dichter so anziehend sei. Soldat und Dichter berührten sich weit stärker, als dies bis heute vielleicht gesehen wurde: »Nur wenn dieser Zu sammenklang ein ganzer und voller ist, erscheint die höchste sol datisch-kämpferische Leistung möglich. Das große Vorbild dafür geben die Freiheitskriege ab, wo sowohl der Dichter den Sol datenrock anzog, wie andererseits herrlichste Kriegslieder aus den Reihen der Kämpfer entstanden«. Nach dieser grundsätzlichen Einleitung wandte sich Oberst leutnant vr. Hesse den Möglichkeiten des schriftstellerischen Bei trages zur soldatisch-kämpferischen Leistung zu. Er stellte fest, daß Zeitschriftenaufsatz, Broschüre und Buch, die Einzelarbeit und das Sammelwerk, die kleinen und die Massenauflagen ncbeneinanderstünden. Ohne auf die Bedeutung jeder einzelnen Erschcincnsart einzngchen, wies er auf einen häufig fcstzustellen- den Irrtum hin: nämlich, daß die Auswirkung einer literarischen Schöpfung nicht von der Zahl ihrer Auflagen abhänge. Reißer, die man lese, um sie dann in den Papierkorb zu Wersen, er reichten leichter die Hunderttausend als wertvolle Schöpfungen. Darauf gerade, inwieweit das Schrifttum zu einer tatsächlichen Auswirkung auf die soldatisch-kämpferische Leistung gelange, werde sich der Blick zu richten haben. 38« Nr. 25I Dienstag, -cn 29. Oktober 1940
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