Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.10.1940
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1940-10-29
- Erscheinungsdatum
- 29.10.1940
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19401029
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-194010297
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19401029
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1940
- Monat1940-10
- Tag1940-10-29
- Monat1940-10
- Jahr1940
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
ihm in einem Telegramm unser aller Wünsche zum Ausdruck gebracht. Gruß und Dank gilt in diesem Zusammenhang der Wehr macht, mit der uns seit Beginn des Krieges ein enges Band ge meinsamer zäher Arbeit verbindet. Die kameradschaftliche Ver bundenheit, die diese oft sehr schwierigen Arbeiten getragen hat, gab uns das beglückende Erlebnis der großen gemeinschaftlichen Sache des Führers, der wir alle dienen. Ich darf besonders dan ken den Vertretern der Abteilungen Wchrmachtspropagnda und Inland des Oberkommandos der Wehrmacht, die zu unserem Treffen gekommen sind. Mein besonderer kameradschaftlicher Gruß richtet sich an diejenigen deutschen Dichter, die die Feder mit der Waffe vertauscht haben und dem Reiche Dienst in seiner Wehrmacht leisten. Wir sind glücklich darüber, daß so viele dank des Ein satzes der Wehrmacht selber es möglich machen konnten, nach Weimar zu kommen. Wir haben uns ihnen wie ihrem Werk gegenüber in besonderem Ausmaß verpflichtet gefühlt und die Schrifttumsförderungsmaßnahmcn des Herbstes 1840 !m beson deren unter diesen Gedanken gestellt. Es ist mir ein besonderes Anliegen, neben unseren feld grauen Autoren die Dichter derjenigen deutschen Gebiete zu be grüßen, die im Anschluß an die Ereignisse des Krieges zum Reiche heimgekehrt sind, im besonderen Ausmaß gilt dieser Gruß den Dichtern des deutschen Ostens, die, vielfach im Reiche noch nicht genügend bekannt, erstmalig unter uns weilen. Nicht minder glücklich sind wir jedoch, auch die Dichter des deutschen Elsaß, des deutschen Lothringen und des deutschen Luxemburg in Wei mar willkommen zu heißen, seien sie aus Gründen der Ver folgung bisher mit ihrem Werk im Reiche für die Heimat tätig gewesen oder seien sie mit ihrer Heimat zu uns gekommen. Auch hier haben wir die besondere Pflicht empfunden, die ihr Einsatz für die Förderungsmaßnahmen mit sich bringt. Im Rahmen des Ostplanes der deutschen Schrifttumspropaganda und der Sonderförderung des deutschen Westschrifttums haben wir dieser Pflicht entsprochen. Ich heiße im übrigen alle deutschen Dichter willkommen, die es unter den erschwerten Umständen der Zeit möglich gemacht haben, zu uns nach Weimar zu kommen. So mancher, den wir 1938 hier sahen, ist durch Beruf, Pflicht und Bedingungen der Kriegszeit in diesem Jahre daran gehindert, die Reise anzu- tretcn. Die Briefe, die an uns auf Grund unserer Einladungen von diesen gekommen sind, bezeugen, daß das im Jahre 1938 in Weimar geflochtene Band der Bindung auch an dieses Treffen seitdem ein festes geblieben ist. Sie haben ihre Anteilnahme am Geschehen dieser Tage bekundet und ihr Bedauern zum Ausdruck gebracht, dem schönen und großen Erleben, das seit 1938 in ihnen schwang, fernebleiben zu müssen. Es ist insbesondere eine Reihe von Männern der älteren Generation, wie Strauß, Schäfer und Kolbenhcyer, die, durch gesundheitliche In Vertretung und im Aufträge des ebenfalls erkrankten Präsidenten der Reichsschrifttumskammer, i>-Brigadeführer Staatsrat Hanns Iohst, verlas Vizepräsident Wilhelm Baur die herzliche Ansprache Hanns Johsts als Gruß und Verpflich tung an die in Weimar versammelten Dichter: »Nach einer überkommenen Meinung ist nichts schwieriger, als Dichter zu einer gemeinsamen Feier aufzurufen, da deren Bedeutung, Wesen, ja Wert, in ihrer Eigenart, ihrer Besonder heit, ihrem ausgeprägten Individualismus beruhe. Die Stände sonst, in ihrer gesellschaftlichen, also sozialen Gegen-Ständlichkeit, leben im Rahmen einer allgcmeingültigen Ausgabe. Der Schriftsteller aber — so folgert man gern — trägt die Befehlsstelle in seinem Gewissen; seine Gewissenhaftigkeit allein entscheidet über ihn und vermag ihn zu bestimmen. Das Gegenständliche seines Berufes, vom Federhalter bis zum kapitalkräftigsten Verlag, hätte mit dieser Grundeinsicllung nicht das Geringste zu schaffen. So kommt es, daß die Interessen gemeinschaft etwa in Honorarfragen, in Ehrungen, in Einord nungen des Schriftstellers in das Gefüge des Staates, Alters versorgung und was dergleichen mehr ist, vom Geistigen her als Rücksichten und Schwierigkeiten der Fährverbindungen ver anlaßt, absagen mußten und °>im Geiste« dabei sein werden. Max Halbe, der rüstige Senior unserer Dichter, trägt mir besondere Grüße von einer Reise auf, die zu Ehren seines Ge burtstages ihn in seine Heimat und nach Berlin geführt hat. Andere sind durch ihren Dienst bei der Wehrmacht — zum Teil in fernen Ländern — verhindert, unter uns zu sein. Andere wie Herybert Menzel liegen an schwerer Verwundung im La zarett und sind mit ihren Gedanken bei den Kameraden. Alle aber verbindet, ob hier oder fern, die große gemeinsame Sache der deutschen Dichtung, in deren Dienst wir hier versammelt sind. Bevor wir in die Arbeit des Dichtertreffens eintretcn, ge denken wir derjenigen deutschen Dichter, die in diesem Jahre von uns gegangen sind. Das deutsche Schrifttum und mit ihm die deutsche Nation haben Männer verloren, deren Scheiden be sonders schmerzlich empfunden werden muß. Es sind kämpfe rische Männer gewesen, die mit ihrer Person und mit ihrem Werk aktiven Einsatz geleistet haben für Lebensrecht und Lebens fragen unseres deutschen Volkes. Es erfüllt uns in dieser Zeit mit Stolz, im Kreise der in Weimar versammelten Kameraden ihren Namen nennen zu dürfen. Gottfried Rot Hacker, der stille und leidenschaftliche Kämpfer für die Befreiung seiner sudetendeutschen Heimat, der Dichter des »Dorfes an der Grenze«, in dem hunderttausende Deutscher zum ersten Male ganz stark die Not des Sudeten landes erlebten, ist mitten aus dem Schaffen uns entrissen wor den. Heinrich Eckmann, der Dichter-Gärtner, der Soldat des Weltkrieges, in dessen Büchern das entsagungsvolle, harte Leben des bäuerlichen Menschen eingefangen ist, mußte viel zu frühe von uns gehen. Josef Ponten, dessen großes Roman werk als ein Dokument Volksdeutschen Schicksals im Schrifttum der Zeit steht, mußte die Feder aus der Hand legen, ohne dieses, sein literarisches Vermächtnis vollenden zu können. Kurt Kluge, der Weltkriegskämpfer, hat uns mitten aus dem Er leben des neuen deutschen Sieges verlassen, über seinem Weg gang waltet besonders tragisches Dichterschicksal. Mit seinem wundervollen Buche »Die Zaubergeige« war ihm der Durchbruch zu makelloser Dichtung und der Durchbruch zum deutschen Volke gelungen. Schmerzlich berührt denken wir daran, was die Nation an zukünftigem Werk durch seinen Tod einbüßt. Hermann St ehr, der große Kämpfer um den Glauben aus deutschem Wesen, der Gestalter längst in den Kulturbestand der Nation eingegangener Bücher, ist zu den toten deutschen Dichtern ver sammelt worden, und vorgestern erreicht uns die Kunde, daß Hans Kyser, der westpreußifche Dichter und Gestalter deut scher Ostschicksale in Buch und Drama, gestorben ist. Wir gedenken dieser Männer als schöpferischer Persönlich keiten ihren Volkes, die diesem mit ihren besten Kräften gedient haben. Unser Volk wird sich der Verpflichtung bewußt sein, die aus diesem Dienst erwächst und die dem Werk gegenüber zu erfüllen ist. materielle Bindung abgegolten, zumindest als sehr sekundär empfunden wird. Der Schreibende will sich frei und unabhängig von diesen Ansprüchen der anspruchsvollen Welt erleben. Dieses unabhän gige Erlebnis seines Selbst, sein Einsamsein, sein Persönlichstes, seine Eigenart nimmt er als Gleichnis, als Urform und Keim zelle vom Dasein aller. Er sucht also, jeder auf seine ihm eigenste Weise, den Sinn des Lebens und im »Ich« findet er das Element seiner Aussage. Er ringt um die verschleierten Züge dieses »Jchs» nicht aus Gründen eines eitlen Egoismus, sondern er nimmt dieses, ihm überantwortete »Ich« als einziges glaubhafte und gewisse Objekt des Lebens überhaupt. Die Not und die Notwendigkeit dieses einzigen und einzigartigen Privatbesitzes müht er sich kristall klar, rein und hart darzuslellen, damit in diesem offensichtlichen, aus unbewußten Tiefen gcoffenbarten Kristall sich alle Welt zu spiegeln und zu erweisen vermag. Dichten und Denken ist dem Schöpferischen zunächst eine Einheit, die Umwelt und Gemeinschaft, Allgemeinheit und Gesetz, Ordnung und Umsturz von den Bedingungen des persönlichen »84 Nr. 253 Dienstag, den 26. Oktober 1640
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder