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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.10.1940
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- 1940-10-29
- Erscheinungsdatum
- 29.10.1940
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Von der Betrachtung des Inhalts her zeigt vr. Hesse fünf Schrifttumsklafsen auf, die in dieser Hinsicht Bedeutung haben: 1. das politisch-geschichtliche Schrifttum, 2. das militärisch-fachliche Schrifttum, 3. das wissenschaftlich-technische Schrifttum, 4. das philosophisch-ethische Schrifttum, 5. die Dichtung. Beim politisch-geschichtlichen Schrifttum steht zweierlei im Vordergrund: die Bildung der Anschauung und des geschicht lichen Bewußtseins. Der politische Ideengehalt des Friedens müsse feine Ergänzung auf dem Schlachtfeld finden. Der Soldat solle mit einem faßbaren Kriegsziel vor Augen hinausgehen, er solle Notwendiges begreifen und dafür sein Leben einsetzen. So habe das nationalsozialistische Schrifttum in Zusammenhang mit der von den Gliederungen der Partei geleisteten Erziehung ent scheidend zur kämpferisch-soldatischen Leistung unserer Zeit bei getragen. Heer, Luftwaffe und Kriegsmarine hätten auf diesen Grundlagen ausbauen können. Wichtige Voraussetzungen für die Erfüllung der soldatischen Aufgabe seien auf diese Weise ge schaffen worden. Es sei auch nicht möglich, politisches Schrifttum ohne Ver bindung mit der Fülle geschichtlicher Literatur zu betrachten. Daß dabei das Iriegsgeschichtliche Schrifttum eine besondere Stellung einnehme, verstehe sich von selbst. Als Kernstücke solchen Schrift tums bezeichnet vr. Hesse die Biographie und das Buch des Frontkämpfers. Es seien, um die Worte Friedrichs des Großen zu gebrauchen, doch »immer die großen Muster und Exempel, welche die Menschen ziehen und formieren». Zu welch bedeuten der Auswirkung sei aber gerade auch das Buch des Frontkämp fers des Weltkrieges gelangt. Hier wie schon bei den meisten guten Kriegsbüchern lasse sich aber die Grenze nicht mehr klar ziehen, ob es sich dabei um eine geschichtliche oder dichterische Darstellung handele. So viel ließe sich sagen, daß der Soldat für sie eine besondere Bereitschaft an den Tag gelegt habe. Unter drei Gesichtspunkten sollte man immer das soldatische Schrifttum würdigen: unter dem Blick auf die Leistung der Führung, der Truppe und der Waffen. Bei der Betrachtung der zweiten Schrifttumsklasse stellte vr. Hesse fest, daß es keinem Zweifel unterliege, daß gerade auch das militärische Schrifttum dazu beigetragen habe, die Führungs- leistung zu entwickeln. Die Beschäftigung mit den führenden militärischen Persönlichkeiten der Vergangenheit und ihrem geistigen Erbe habe dazu beigetragen, das Verständnis nicht nur für die betreffenden Feldherren, sondern für ihre Aufgaben im allgemeinen zu schaffen. Das sich an die breite Masse wendende militärische Schrifttum sei außerordentlich vielseitig. Es habe so wohl einen ideellen wie praktischen Wert. Man könne feststellen, daß dieses Schrifttum einem Zciibedürfnis entsprungen sei. Die Betrachtung der vierten Schrifttumsgruppe leitete vr. Hesse mit der Frage ein: »Wenn wir von der soldatisch-kämp ferischen Leistung sprechen, steht uns in erster Linie der kämpfe rische Einsatz auf dem Schlachtfeld vor Augen. Hat nicht hieran das Schrifttum philosophisch-ethischen Inhalts entscheidenden Anteil? Müssen wir nicht geradezu eine Fundierung des solda tischen Berufes von dieser Seite her scststellen?- Dabei nannte vr. Hesse eine Reihe von Schriften, die während des Krieges entstanden sind, die dabei das Ziel verfolgen, die soldatisch-kämp ferische Leistung zu erhalten und zu steigern. Der Schluß dieses Teiles der Betrachtungen von vr. Hesse war dem Schaffen des Dichters gewidmet. In einem Rückblick auf den Zeitraum seit dem Weltkrieg beantwortete vr. Hesse die Frage, was der deutsche Dichter zur soldatischen Leistung seiner Zeit beigetragen habe. Ausgehend von der Beobachtung, daß im Rahmen der Dichtung das Lied einen besonders starken Anteil ausmache, gedachte Hesse der entscheidenden Bedeutung des Kriegsliedcs. In Fortführung dieses Gedankens gab Oberstleut nant vr. Hesse einen überblick über die Liederschöpfungen von zwei Jahrhunderten, beginnend mit Gleims »Preußischen Kriegs liedern», Kleists «Ode an die preußische Armee», weiterführend über die Fülle dichterischer Kräfte und Schöpfungen der Be freiungskriege. Daß sich das dichterische Erlebnis während der Befreiungskriege in so reicher Fülle niedergeschlagen habe, könne von der Zeit her verstanden werden, wie auch die Tatsache, daß der Krieg 1870/71 nur wenige dichterische Äußerungen hervor- gcbracht habe. Um so stärkeren Ausdruck aber finde das Erlebnis des Weltkrieges. Hier, wie in fast jedem Krieg, berühre der Auf bruch den Dichter. An zahlreichen Beispielen erläuterte vr. Hesse die Vielgestaltigkeit der Inhalte und deren tiefe Bedeutung. Er gedachte der zahlreichen Bücher des Krieges, der Liedschöpfun gen und der dramatischen Leistungen. Das, was über den Welt krieg geschrieben wurde, stelle den stärksten Beitrag zur solda tisch-kämpferischen Leistung unserer Zeit dar. In der Beant wortung der Frage nach dem Beitrag des Schrifttums zur kämpferisch-soldatischen Leistung unserer Zeit müsse das Schwer gewicht aus das ethisch-sittliche Fundament gelegt werden. Dies sei ganz wesentlich die Sache des Dichters. Sein Appell sei der entscheidende. Er, der aus der Tiefe spreche, rühre an Herzen und Geister, vr. Hesse schloß seine weitgespannten Ausführungen mit folgenden Sätzen, die ihrer Bedeutung wegen hier wörtlich zitiert sein sollen: »Wie entscheidend erscheint gerade zu Beginn des zweiten Kriegswinters Arbeit und Einsatz des Dichters für den Krieg! Es ist zu erkennen, daß es auf die "Bereitschaft der Seelen, oder, wie es ein Dichter unserer Tage ausdrückt, ,auf den Willen der Herzen' mehr als auf alles andere ankommt. Ohne daß wir die Bedeutung der Ausbildung, der zweckmäßigen Ausrüstung, des Nachschubs oder etwa der Führungsaufgabe verkennen, so ist doch das beste Soldatentum nichts ohne die aus dem Kern kommende Bejahung von Pflicht, Kampf, Opfer und Verantwortung. Keiner ist davon ausgenommen, weder der oberste militärische Führer noch der letzte Musketier. Sie be dürfen jener Kraft, die der Dichter am stärksten sichtbar zu machen vermag. Soll man nun sagen, daß der Dichter bereits seine Aufgabe erfüllt hat, indem er v o r dem Krieg vom Schlachtfeld und vom Sterben für das Vaterland sprach? Heißt es für ihn, nun schon das Kommende, den Frieden und das größere Deutschland sehen zu lassen? Soll er nicht im besten geistigen Sinn Mitkämpfer des Soldaten draußen sein? So notwendig es erscheint, schon heute in die Fernen und Weiten zu blicken, so verlangt andererseits doch der Kampf, den wir zu führen haben, den Einsatz eines jeden und gerade auch des deutschen Dichters. Er kann nicht befohlen werden. Es gibt keine wirkliche Dichtung, die aus ein Kommando entsteht. Es kann nur der Wunsch und die Hosfnung zum Ausdruck gelangen, daß der Dichter in diesen Wochen und Monaten enger als jemals zuvor an der Seite des Soldaten gehen, seinen Schritt begleiten und ihm immer neue Kraft geben möchte. Was soll der Dichter dem Soldaten sagen? Er soll ihn wissen lassen: Du kämpfst einen guten und gerechten Kampf. Du stehst für Deutschland und für die Zukunft des deutschen Volkes. Du beweist jeden Tag aufs neue, daß es Begriffe und Werte gibt, die nicht mit dem Maß des Alltags zu messen sind. Du glaubst an den Führer und seinen Weg, an Deutschland und das deutsche Volk, an den Sieg und den gerechten Frieden. Wer vermöchte stärker und überzeugender als der deutsche Dichter den Soldaten empfinden lassen, was er im Schicksals gang seines Volkes darstellt? Wie notwendig ist es, dies sehen zu lassen, auf diese Weise immer aufs neue Vertrauen zur eige nen Sache, Selbstvertrauen gewinnen zu lassen! Wie bedarf es des erhebenden und mitreißenden Wortes nicht nur für den Sol daten, sondern für das ganze Volk, in dem jeder an diesem Kampf und seinem Ausgang beteiligt ist! Deutscher Dichter in diesem Kriege zu sein schließt eine ebenso hohe Verpflichtung wie Verantwortung in sich. Es gilt, dem Krieg und der Leistung von Volk und Wehrmacht Ausdruck zu verleihen. Es heißt, mitzuarbeiten, mitzumarschieren und mitzukämpfen. Es ist notwendig, den großen, unserem Volk ge wordenen Auftrag zu begreifen und in vielerlei Form verständ lich zu machen. Es ist wahrhaft eine Mission zu erfüllen. Es be darf des Bekenntnisses zum Soldatentum, zur Schlachtfcld- leistung, zum heiligen Sterben für Führer, Volk und Vaterland. Möge einmal über dem Werk des deutschen Dichters dieses Krieges stehen: Er glaubte an Deutschland und seine ewig junge Kraft!» Nr. 2W DUnStag. den 2». Ottobcr IR» SS7
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