Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.11.1897
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 11.11.1897
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18971111
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-189711110
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18971111
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1897
- Monat1897-11
- Tag1897-11-11
- Monat1897-11
- Jahr1897
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Die drei Kommunalvereine Eimsbüttels haben die Bibliothek mit jährlichen Beiträgen unterstützt, anfänglich größeren gegen Gewährung des Eintritts zu den Vorlesungen für ihre Mit glieder, später kleineren geschenkweise; seit 1895 haben zwei der Vereine ihre Beiträge leider eingestellt. Größere Zuwendungen hat die Bibliothek 1893 von den Erben des Herrn Th. Wille (500 H und von der Sparkasse von 1827 (2000 erhalten, wo durch sie schuldenfrei gestellt wurde. Durch die notwendige An schaffung einer größeren Anzahl von Büchern zum Ersatz -erlesener oder wenig geeigneter und durch die Drucklegung eines vollstän digen Katalogs der Bibliothek sind aber seitdem die Geldverhält nisse der letzteren wiederum sehr ungünstige geworden. Die Ein nahmen an Lesegeld wachsen allerdings stetig, aber die zunehmende Benutzung der Bibliothek bedingt auch zunehmende Ausgaben an Reparaturen u. s. w., die Mitgliedsbeiträge von Freunden der Sache nehmen, wie dies gewöhnlich der Fall ist, mit den Jahren mehr ab als zu, und größere Geschenke sind der Bibliothek seit 1894 nicht zugegangen. Eine Vermehrung deS Bücherbestandes ist in diesen fünf Jahren nicht erfolgt, da die neuen Erwerbungen durch die Ausmerzung alter Bücher ungefähr ausgeglichen wurden. Trotz der Geschenke und Ankäufe umfaßt die Bibliothek auch jetzt in runder Zahl 7000 Bände. Die Zahl der Entlehnungen ist im letzten Jahre auf 36 000 Bände gestiegen, es kamen also 5 Entlehnungen auf den Band, was einer guten Benutzung der Bibliothek entspricht. Nur wenige öffentliche Bibliotheken in Deutschland bringen es auf mehr als 3 Entlehnungen pro Band. Fast die Hälfte der Benutzenden wohnt außerhalb Eimsbüttels — ein Zeichen, wie dringend das Bedürfnis nach solchen Anstalten in Hamburg ist. » » * In Hamburg-Altona sind unseres Wissens, abgesehen von einigen kleineren, von der Inneren Mission geschaffenen Büchersammlungen, vier Volksbibliotheken, d. h. öffentliche, allen zugängliche Büchereien vorhanden, nämlich neben der Eimsbütteler: 1. die Altonaer im Schulhause Schauenburgerstraße 68 pt-, mit 4000 Bänden, die im Jahrs 1886 gegründet wurde und täglich von 6 bis 8 Uhr abends geöffnet ist; 2. diejenige des Arbeiter-Bildungsvereins in Hamburg, Neu stadt, Böhmkenstraße 4 mit ca. 15000 Bänden, deren Anfänge auf den Leseverein von 1847 und den Schillerverein von 1862 zurück gehen; sie ist abends von 8 bis 10 Uhr geöffnet, im Winter täglich, im Sommer Montags, Donnerstags und Sonnabends; 3. die des Hohenfelder Bürgervereins mit ca. 1400 Bänden, im Jahre 1883 gegründet und seit 10 Jahren bei Herrn G. Burchardi, Neustraße 42 untergebracht. Vereinsbibliotheken für den Gebrauch der Mitglieder giebt es in Hamburg zahlreiche. Eine Zusammenlegung derselben und Organisation nach amerikanisch-englischem Muster könnte schon jetzt eine großartige Bildungsanstalt für die ganze Bevölkerung abgeben. Bei dem Reichtum Hamburgs müßte zudem eine solche Anstalt, wenn erst das Verständnis für ihre Bedeutung geweckt ist, sich rasch zu Dimensionen entwickeln, die denen der Public Libraries jener Länder ebenbürtig zur Seite stehen. Denn obwohl Deutschland mit Recht auf seine Bildung stolz ist, sind ihm England und Amerika in Bezug auf öffentliche Lese anstalten, das Verständnis dafür und die Benutzung derselben zur Zeit noch weit voraus. Jahr für Jahr werden in Amerika von reichen Leuten neue öffentliche Bibliotheken gegründet oder vorhandene mit Schenkungen bedacht, die häufig ganz erstaunliche Dimensionen annehmen. Die New Dorker Free Library z. B. hat von der Familie Astor, die sie gründete, 6'/z Millionen -F, von zwei anderen Seiten je 3 und 8 Millionen ^ erhalten, außer den Grundstücken und Geschenken an Büchern. Die beiden öffentlichen Bibliotheken in Chicago wurden kurz nacheinander durch Legate von je 11 bis 12 Millionen Mark ins Leben gerufen. Eine Reihe anderer Bibliotheken hat Stiftungen von je 4 bis 9 Millionen Mark aufzuweisen. In England sind die Bibliotheken, die durch private Schenkungen geschaffen sind, seltener. Dagegen sind einige aus den großen Ver mögen alter kirchlicher Stiftungen gegründet worden. Die meisten aber sind dort von den Gemeinden geschaffen und unterhalten. Ein Gesetz, das schon aus dem Jahre 1850 stammt und später eine Reihe von Ergänzungen erhalten hat, bestimmt, daß in Gemeinden von mehr als 10000 Einwohnern auf Vorschlag von zehn Steuer zahlern eine Abstimmung erfolgen muß, ob eine Public Library zu errichten ist; stimmt die Majorität dafür, so ist eine Steuer für diesen Zweck zu erheben, die 1 ä auf jedes Pfund steuerpflichtigen Einkommens beträgt, also ca. 4-/^. Auch dürfen die Gemeinden Bibliotheksanleihen ausnehmen. Solcher Public Libraries giebt es jetzt ca. 300. Sie bestehen alle sowohl aus einer Abteilung zum Ausleihen von Büchern als aus einem Lesesaal, in dem Zeitungen. Zeitschriften und eine Auswahl nutz zur Benutzung am Platze be stimmter Bücher, die die sogenannte Reference Library bilden, ausliegen. Viel jünger als in England und Amerika ist die Bewegung für Volksbibliotheken in Frankreich; und doch bestanden in Paris, wo es deren 1878 erst 9 gab, 1890 bereits 64, von der Stadt verwaltung unterhaltene, mit einem Budget von 225000 Fr. und einer jährlichen Entlehnungszahl von 14/, Millionen Bände. Man wird vielleicht sagen: So etwas ist nur im reichen Eng land und Amerika und allenfalls in Paris möglich, Deutschland kann für den -Luxus- des Lesens nicht so viel ausgeben. Aber man hat dann keinen Begriff davon, was in unserem Vaterlande allein für schauerliche Kolportage-Romane ausgegeben wird, die die Phantasie der Käufer vergiften: in wenigen Monaten sollen z. V. für den Roman -Die Geheimnisse von Mariaberg-, der den Alejsi- aner-Skandal verwertet, 200000 Leser gesammelt worden sein, ob gleich der Roman in 200 Lieferungen erscheint, also jedem Leser, der ausdauert, 20 Mark kostet. Das macht 4 Millionen MarkI In Deutschland ist zwar die Bewegung für öffentliche Lese anstalten fast ebenso alt wie in England, nämlich über 50 Jahre; allein sie hatte vielfach den falschen Charakter von Wohlthätigkeits- Anftalten für das -niedere Volk- und hat nur langsame Fort schritte gemacht. Erst in der neuesten Zeit ist auch in Deutschland auf diesem Gebiete erfreulich viel geschehen. Wir können hier nur einige wenige Beispiele herausgreifen, die uns für Hamburg be sonders instruktiv scheinen. Thatsächlich giebt es jetzt nur wenige größere Städte in Deutschland und Deutsch-Oesterreich, die sich nicht mit Volksbibliotheken, freilich in höchst ungleicher Güte und Wirksamkeit, versehen hätten. In Bremen, dessen Einwohnerzahl '/§ jener von Hamburg beträgt, bestehen 5 Volksbibliotheken mit 15 OM Bänden, die jährlich 104 000 Entlehnungen bewirken und ca. 7M0 kosten. Hiervon hat die Sparkasse früher den tzauptteil getragen; im letzten Jahre betrug ihr Zuschuß nach ihrem kürzlich erschienenen Jahresbericht 3175 Dresden, das mit der Errichtung von Volksbibliotheken 1874 begann, hatte deren 1893 11 mit einem Bestände von 33 000 Bänden und mit 160 OM Entlehnungen jährlich. Die Kosten, etwa 15 000 ^ pro Jahr, werden großenteils von der Kommune getragen. In Berlin bestehen Volksbibliotheken zwar schon seit 1850 und sind seit ca. 1860 von der Stadt übernommen; sie waren aber durch Mängel in der Verwaltung Ende der 80er Jahre herunter gekommen und haben sich erst seit den letzten 6 Jahren gut ent wickelt. 1893 bestanden 27 Bibliotheken dieser Art mit ca. 100000 Bänden und 363000 Entlehnungen pro Jahr. Die Stadt zahlte für jede dieser Bibliotheken etwa 1100 ^ und lieferte ihnen freies Lokal in Schulhäusern. Herr Landrichter Aschrott bezeichnet in seiner Schrift -Volks- bibliothek und Volkslesehalle- als die notwendigsten Reformen für die Berliner Anstalten: 1) die Schaffung einer großen Central- bibliolhek, die das liefert, was im beschränkten Vorrat der einzelnen Ausgabestellen fehlt, und 2) vor allem die Einrichtung von Lese zimmern bei den Volksbibliotheken. Wer da wisse, wie viele Leute in Berlin lediglich durch die elenden Wohnungsverhältnisse in die Wirtschaften getrieben werden, der werde einen abends er leuchteten und erwärmten Raum zum Lesen an Ort und Stelle als eine Notwendigkeit anerkennen. Diese Lücke beginnt jetzt ausgefüllt zu werden. Die Deutsche Gesellschaft für Ethische Kultur hat am 1. Januar 1895 die erste öffentliche Lesehalle in Berlin eröffnet, die 5 Zimmer einnimml und täglich von 6—9 Uhr abends, Sonntags außerdem von '/,10 —1 Uhr mittags geöffnet ist. Am 1. Januar 1896 besaß diese Lesehalle 53 Zeitschriften, 43 politische und 36 Fachzeitungen, eine Reihe Nachschlagewerke und eine Büchersammlung von 3451 Bänden. Am 19. Oktober 1896 folgte die Stadtverwaltung mit der Errichtung einer Lesehalle bei der Volksbibliothek in der Mohrenstraße, die Wochentags von 6 bis 9 Uhr abends, am Sonntag von 11 bis 2 Uhr mittags geöffnet ist. In den ersten zwei Monaten ihres Be stehens ist die Lesehalle von 5885, die Volksbibliothek dabei von 4762 Personen besucht worden, 7269 Bände wurden nach Hause verliehen, d. i. mehr als das Vierfache der bis dahin gewöhn lichen Anzahl. * * * Ehe wir nun an die Darlegung unserer eigenen Pläne gehen, müssen wir die Frage nach dem Wesen einer Volksbibliolhek und ihrem Verhältnis zu den privaten Leihbibliotheken kurz berühren. Friedrich der Große soll einmal gesagt haben, das wertvollste Lernen fange erst an, wenn der Mensch 18 Jahre alt sei. Auch Goethe klagt: -Das Beste, was du wissen kannst, darfst du den Buben doch nicht sagen-, weil ihnen das Verständnis dafür noch verschlossen ist. Wir aber erwarten alles von der Schule. Die Weiterbildung des Menschen wird, von dem kleinen Häuslein derer abgesehen, die Hochschulen besuchen, nach dem 18. Jahre dem prak tischen Leben und der Zeitung überlassen. Beide bieten viel und höchst Wichtiges; aber was sie bieten, ist doch meist so zufällig, so einseitig und so oberflächlich, daß es dringend einer Ergänzung be-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder