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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1884-09-01
- Erscheinungsdatum
- 01.09.1884
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- Deutsch
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204, 1. September. 3957 Nichtamtlicher Theil. ständen des damaligen italienischen Buchhandels die unvermeidlichen Verluste nur noch erhöhten. In jenen Zeiten konnte in Italien Niemand von seiner Feder Arbeit leben; die meisten Autoren mußten ihre Werke, wenn es ihre Mittel erlaubten und sie ihre Schriften veröffentlicht sehen wollten, aus eigene Kosten drucken und vertreiben. Dabei erblühte ihnen weder Ruhm noch Ver dienst. Für sie war daher Felice Le Monnier ein Retter aus der Noth. Jede Geschäftsverbindung mit ihm war glatt und pünktlich; pecuniär wenig einträglich, aber für jeden Schriftsteller, namentlich für neu auftauchende von hohem moralischen Werthe. Blättern wir diesen langen reichhaltigen Katalog des Floren tiner Verlegers durch, so begegnen wir allen Namen ersten Ranges, welche Italiens Literatur in unserem Jahrhundert anfzuwcisen hat. Massimo d'Azeglio, Graf Balbo, Michele Amari, Cantü, Leopardi, Carcano, Dall'Ongaro, De Amicis, Föscolo, Massei, Giusti, Guerrazzi, Mamiani, Niccolini, Pellico, Ranalli, Zanella und viele Andere haben sich unter dem rosenfarbenen Umschlag der Le Monnier'schen Ausgabe Bahn gebrochen. Alle klassischen italienischen Schriftsteller und Dichter sind in neuer kritischer Bearbeitung in der berühmten Sammlung erschienen, in welcher auch die besten Uebersetzungen fremder Dichter, wie Shakespeare, Schiller, Goethe, Byron, Zedlitz, Grillparzer, Klopstock, Milton nicht fehlen. Nur Uebersetzungen französischer Dichter begegnet man in denselben merkwürdiger Weise gar nicht. Nur zweien seiner Landsleute, welche von einander grund verschieden sind, hat Le Monnier seine Thätigkeit als Verleger angedeihen lassen, nämlich Thiers und Napoleon III. Die italienische und französische Ausgabe, welche Le Monnier von der „Geschichte des Consulats und des Kaiserreiches" veran staltete, brachte ihm bedeutende Summen ein; denn in keinem Lande Europas, nur Frankreich ausgenommen, war das Werk von Thiers so populär, wie in Italien, welches mindestens ein halbes Dutzend verschiedene Ausgaben auszuweisen hat. Dagegen ver ursachte die italienische Ausgabe von Napoleons III. Uistoirs äe Ovsar Le Monnier einen enormen Verlust. Trotzdem Napoleons Sonne damals in Italien im Zenith stand, kam nicht einmal das Honorar heraus, welches sllr das Uebersetzungsrecht in Paris bezahlt wurde. Erwähnungswerth ist noch aus der langen Laufbahn Le Monniers der jahrelange Proceß, welchen Alessandro Manzoni, der Dichter der kromsssi sposi, gegen ihn wegen Nachdruck seines obengenannten Romans führte. Die Frage war streitig, wer von den Beiden nach den bestehenden Gesetzen Recht hatte. Die politischen Ereignisse von 1860 ver schoben dieselbe. In letzter Instanz unterlag Le Monnier, aus dessen Katalog der berühmteste aller italienischen Romane seit dem verschwunden ist. Persönlich war Le Monnier eine durchaus originelle Er scheinung. Bis zu seinem Todestage war er ewig jung und heiter. Schreiber dieser Zeilen ist viele Jahre in seinen sauberen geschmackvollen Räumen im Palazzo Pucci, den er käuflich er worben hatte, ein- und ausgegangen. Manche Stunde hat er in dem Bureau des Mannes verplaudert, der stets einen liebens würdigen Scherz in streng florentinischer Phrase, aber mit un verbesserlichem französischen Accent aus den Lippen hatte. Le Monnier war hochgewachsen und mager; sein joviales, leicht geröthetes Gesicht hatte etwas Caricaturartigcs, was wohl dem unter dem Kinn zugespitzten Bart, welcher sein Gesicht umrahmte, zuzuschreiben war. Sein halbdunkles Auge war freundlich und lachend. In seinen Worten, in seinen Bewegungen war er von beredter Raschheit; seine Antworten waren stets präcis und entscheidend. Seine Manieren waren sein und weltmännisch; sein ganzes Wesen machte den Eindruck der größten Loyalität. Er war Franzose geblieben mit Leib und Seele, aber dennoch ging ihm sein Florenz über Alles. Man liebte den seinen Mann, und er selbst fühlte sich wohl in der florentinischen Welt, in der er reich und berühmt geworden war. Es gab in der Arno stadt keine Notabilität, zu der Felice Le Monnier nicht in der liebenswürdigsten Beziehung gestanden hätte. Sein Bureau, in welchem er den ganzen Tag über bei der Arbeit anzutreffen war, war der Wallfahrtsort aller italienischen Literaten. Keiner von ihnen kam nach Florenz, ohne den berühmten Verleger auszusuchen. Seit länger als zehn Jahren hatte Le Monnier seine Druckerei und sein Vcrlagsgeschäst an eine Aktiengesellschaft abgetreten, welche aus den hervorragendsten Notabilitäten von Florenz — unter ihnen der Baron Ricasoli — bestand. Die selben führten die Firma Lucosssori I-o zionnisr; der Titular blieb aber trotzdem der Leiter, weil seiner Natur das Ausruhen von der Arbeit selbst in den spätesten Jahren zuwider war. Jenseits des Arno auf einem der lieblichsten Höhenzüge der Welt, wo eine berühmte Riesenpinie ihre Arme ausbreitet, besaß Le Monnier eine herrliche Villa, von der er auf die Stätte seiner vierzigjährigen Thätigkeit niederschaute. Dort ist er kinder los ohne langen Todeskamps achtundsiebenzig Jahre alt am 28. Juni gestorben. Einen wahren Schatz für Italiens Lite raturgeschichte hinterließ er indem ausgebreiteten Briefwechsel säst mit allen politisch oder literarisch berühmt gewordenen Ita lienern seiner Zeit. Oapitolinus. Mißcellen. Zum deutsch-italienischen Literarvertrag. — Die Beglaubigungsurkunden zum deutsch-italienischen Literarvertrage, (welcher aus früherer Zeit bestehende Separatverträge einzelner deutscher Staaten und Staatengruppen in einem Vertrage des Reiches vereinigen wird), sind am 23. August in Berlin aus gewechselt worden. Personalnachrichten. ff Henry G. Bohn. — Am 22. August starb hochbetagt der Londoner Buchhändler Henry G. Bohn. Er stand im neunund achtzigsten Lebensjahre und erfreute sich bis zu seinem Hinscheiden großer geistiger und körperlicher Frische, welche ihm noch in den letzten Jahren literarische Thätigkeit gestattete. — Bohn Ipar von deutschen Eltern geboren und lebte in seiner Jugend einige Zeit in Leipzig. — Aus seiner buchhändlerischen Thätigkeit in London ist der Verstorbene bekannt durch die Herausgabe einer großen Zahl namhafter und maßgebender Kataloge aus fast allen Fächern der Wissenschaft, welche von Fachmännern und Gelehrten geschätzt wurden. — Auch eigene wissenschaftliche Arbeiten beschäftigten ihn. So gab er i.J. 18.17 heraus: ?olz-xlott ol toreign xrovsrds; 1860: viotionarz' ok 1-s.tin anä 6rooü guotations; 1862: kivtorial banä- bootr ok moäoru gsoKraxb/. Sein ausgedehnter Verlag umfaßte alle Gebiete. Weltbekannt sind seine olaesionl librarz-, ptiilo- soppioa.I,Iiistorjcg.I, püilolvzical, stanckarck, koientitio, antigaarinn und andere tibrarios. Von seinem Londoner Geschäft, welches er an die Firma Bell L- Sons verkaufte, zog er sich im Jahre 1865 zurück und beschäftigte sich fortan ausschließlich zu Twickenham, seinem Wohnsitze, mit antiquarischen und literarischen Studien. Er besaß große kostbare Sammlungen von Gemälden, Miniaturen und Antiquitäten. Seine Bibliothek wies die werthvollsten und selten sten Drucke und Manuskripte aus. — Im Privatleben war Bohn ein äußerst liebenswürdiger und jovialer Gesellschafter. Er lebte mit seiner Gattin, der Tochter des Buchhändlers Simpkin, welche ihn überlebt, in glücklichster Ehe.
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