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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.09.1884
- Strukturtyp
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- Band
- 1884-09-01
- Erscheinungsdatum
- 01.09.1884
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- Deutsch
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Nichtamtlicher Theil. 204, I, September. 3?.'s Art. Während Vieusseux als Verleger seine ganze Sorgfalt mit Erfolg aus die beiden großen eben erwähnten literarischen Unternehmungen verwandte, bedurfte die unruhigere, lebhafte Natur des strebsamen Franzosen eines vielseitigeren Feldes. Die geistige Richtung, welche Le Monnier seinem Verlage gab, war eine ähnliche, aber der Weg, den er dabei einschlug, war ein anderer. Der Verlag Vieusseux's übte einen großen Ein fluß auf die wissenschaftlichen und literarischen Kreise aus, ohne reformirend in den italienischen Buchhandel einzugreifen. Le Monnier erreichte durch seine Thätigkeit Beides. Der Ein fluß seiner Ausgaben ging weit über die wissenschaftlichen und literarischen Kreise hinaus; derselbe war Jahre lang maßgebend in der ganzen gebildeten Welt Italiens. Seine Art, den Buch handel zu betreiben, welche mehr nach französischem als nach deutschem Zuschnitt war, brachte vielfach Klarheit in die ver lotterte Geschäftsführung der italienischen Buchhändler. Als seine Ausgaben in jedem kleinsten Städtchen unentbehrlich wur den, dictirte er dem italienischen Buchhandel das Gesetz. Und dieses Gesetz hieß Ordnung und Pünktlichkeit. Um diese Macht Le Monniers richtig zu begreifen, muß mau vierzig Jahre zurückdenkcn, als Zoll- und Ccnsur- schranken wie ein Alp auf ganz Italien lasteten. Alle diese Schwierigkeiten siegreich zu überwinden bedurfte einer um so größeren Intelligenz, als der Mann, welcher bestrebt war, die italienische Literatur wieder zu Ehren zu bringen, ein Fremd ling war. Die scharfen Klippen eines leicht verletzten National gefühls, welches jedem Italiener angeboren ist, zu vermeiden, war eine außerordentlich schwere Aufgabe. Le Monnier hat es ver standen sie nicht allein meisterhast zu lösen, sondern auch mit Würde. Er hat seinen Weg mit hochgetragener freier Stirn zurückgelegt, das Wohlwollen der Italiener sür ihn beruhte aus der Achtung, welche ihnen der seltene Mann einflößte, nicht aber auf vulgärer Schmeichelei, welche seinem ganzen Wesen widersprach. Das Verlegerleben Le Monniers kann als das Ideal eines jeden Buchhändlers betrachtet werden, welcher seinen Beruf als einen wichtigen Factor in dem Kulturleben seines Volkes ansieht. Selten hat sich das geistige Können, das feine Ergreifen der Zeitströmung, die Erkenntniß der literarischen und politischen Bedürfnisse einer ganzen Nation so glücklich mit einer entschieden kaufmännisch-praktischen Begabung gepaart, wie in Felice Le Monnier, dem Gründer der „Uibliotsoa diurionals", dessen Name dem letzten Quartaner in Italien ebenso bekannt und ge läufig ist wie den Universitätsprofessoren. Felice Le Monnier wurde vom Zufall nach Italien ver schlagen. In Verdun in Frankreich am 1. December 1806 geboren, wurde er von seinem Vater für die militärische Lauf bahn bestimmt. Sein lebhaftes Wesen ließ ihn aber die Dis- ciplin in der Ecole de Saint-Cyr nur mit Ungeduld ertragen. Eines schönen Tages versetzte er einem Kameraden im Streit einen Stich mit dem Federmesser, der allerdings ohne gefährliche Folgen blieb, aber seinen Austritt aus der Schule nach sich zog. Zur Strafe machte sein strenger Vater aus dem Cadetten einen Setzerlchrling. Der neue Beruf mißfiel dem Jünglinge nicht, er war fleißig und geschickt, so daß sein Prinzipal später, als er seinen Sohn nach Athen zur Begründung einer Drnckcrei schickte, Felice Le Monnier aufsorderte, denselben zu begleiten und an dem Unternehmen mit thätig zu sein. Der Tod des Sohnes seines Chefs, welcher in Athen kurze Zeit nach Eröffnung der Druckerei unerwartet eintrat, war die Ursache, daß das kaum begonnene Geschäft wieder aufgegeben wurde. Auf der Rückreise durchwanderte Le Monnier Italien. Florenz überraschte und fesselte ihn. Er nahm Arbeit in der Druckerei Borg hi L Passigli, in welcher er es bald zum Factor brachte, bis er im Jahre 1843 mit seinen Ersparnissen die Firma Le Monnier L Co. gründete. Dieses Compagniegeschäft wurde in Kürze sein Eigcn- thum. Der glückliche und für jene Zeit kühne Gedanke, des Dichters Niccolini herrliches, Freiheit athmendes Drama „Ar nolds da Brescia" herauszugeben, war der Grundstein seines Glückes. Das Buch in Florenz zu drucken, durfte man nicht wagen. Le Monnier reiste nach Marseille, und als er dort den Druck vollendet hatte, verstand er es, die ganze Auflage nebst den Platten zur See nach Toskana zu schmuggeln. In wenigen Tagen war die erste Auflage total vergriffen, trotz der polizei lichen Verfolgung. Auflage folgte auf Auflage, das Buch war ein Ereigniß, welches durch ganz Italien nachzitterte. Le Mon nier hatte dem Buche das unter dem Namen Charpentier bekannte Format gegeben. Statt des gelben Umschlages wählte er einen rosenfarbenen. Das war der erste Versuch und wurde gleich zeitig der Typus der berühmt gewordenen Sidliotsca. Uarionals, deren Bände bereits nach Hunderten zählen, und die immer neuen literarischen Kräften noch heutzutage zu Ruhm und An sehen verhilft. Von dem großen Erfolge ermuthigt, umgab sich Le Monnier mit einem Kreise von literarischen Rathgebern, deren Ansichten er gern hörte, aber nicht immer theilte. Er las die ange botenen Manuscriple selbst, ohne sich ganz auf seine gelehrten Freunde zu verlassen, welche er aber an sich zu fesseln wußte durch Aufträge der verschiedensten Art. In der Wahl der Werke, welche er seiner in wenigen Jahren populär gewordenen Biblioteca einverleibte, wechselte er ab zwischen der Wiederver öffentlichung älterer Werke und der Herausgabe zeitgenössischer Schriften. Le Monnier hatte das große Glück, daß die Schrift steller es für die höchste Ehre hielten, ein Werk in seiner Samm lung erscheinen lassen zu dürfen. Das Publicum wußte, daß der geschmackvolle Franzose nichts Schlechtes aus den Markt brachte; erschien daher ein Buch in seiner rosenfarbenen Ausgabe, so war der Autor sofort ein gemachter Mann, — wohlverstanden nur hinsichtlich des Namens! Anders stand es mit dem Honorar. Bezüglich desselben war Le Monnier unerbittlich; er hatte viele, viele Jahre hindurch nur einen einzigen Honorarsatz für jeden Band. Nie — mit Ausnahme vielleicht der allerletzten Zeit — zahlte er mehr als 500 Francs. Heutzutage wäre das ein Spottpreis; vor vierzig Jahren war derselbe in Italien gerecht fertigt. Der Nachdruck florirte daselbst fast in allen Staaten; jenseits der toskanischen Grenze war Le Monnier seines Eigen- thnms nicht mehr sicher. In Neapel namentlich wurden seine Ausgaben öffentlich und gehein, nachgedruckt. Einen Rechtsschutz gab cs nicht, oder derselbe war so kostspielig, daß man gern darauf verzichtete, ihn in Anspruch zu mehmen. Dabei herrschte im ganzen italienischen Buchhandel eine verheerende Schleuderwirthschaft. Die Sortimenter erhielten die neuesten Bücher von den Ver legern sofort nach Erscheinen mit 60—Rabatt. Der Laden preis wurde dadurch zur Chimäre. Le Monnier begegnete diesem Unsnge mit dem einheitlichen Rabatt von 50"/„, welchen er jedem Buchhändler ohne Unterschied gewährte; von Krebsen, den so genannten Remitteuden, wie sic im deutschen Buchhandel Sitte sind, wollte er nichts wissen. Was aus seinem Lager hinansging, war verkauft und zwar gegen Wechsel. Denkt man zuweilen an die Zeiten, in welchen Le Monnier dieses System einsührte, so muß man auch die geringe Honorirung der Verfasser erklärlich finden. Bei den vielen Grenzen, wohin Alles noch Per Achse gebracht werden mußte, stieß man jeden Augen blick aus eine andere Gesetzgebung, welche bei den zerrütteten Zu-
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